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Thema: „Westliche Werte“ - Entmenschlichung des Feindes

Baum-Darstellung

  1. #8
    Ardalion Avantgarde
    Gast

    Standard „Westliche Werte“ - Entmenschlichung des Feindes

    Gruß an alle! - (Bin neu hier)

    Mein Anliegen ist relativ unspektakulär: Ich wollte eure Meinungen konsultieren, zu einem von mir verfassten Manuskript, das sich ausschließlich den Studien über psychologische Prozesse und Mechanismen bei medialer Manipulation widmet. Es trägt den Titel „Das entkertne Individuum“ und ist frei zugänglich und kostenlos auf meinem Blog präsent: [Links nur für registrierte Nutzer]


    Eine postulierte Hypothese im Folgenden:

    Kommt es nur mir so vor, dass die Wortgruppe „Verteidigung westlicher Werte“ augenblicklich Assoziationen auf Entmenschlung schließen lässt? Schließlich haftet uns noch ein alter Hut im Hinterkopf: Da, wo zu Zeiten des Ersten Weltkriegs die britische Propaganda die Meldung verbreitete, dass deutsche Soldaten beim Einmarsch in Belgien, dumm wie sie waren, ihren Proviant vergessen hätten, und daher kleine unschuldige Kinder über offenem Feuer gebraten und genüsslich verzehrt hätten. Dasselbe Spiel heute: Im steten Phrasendreschen, dass wir doch „Werte“ hätten, entsteht in der Rückkopplung die Implikation, dass „die da“ (=die nächsten Opfer der USA) keine Werte hätten. Dazu ein kleiner Auszug aus besagtem Buch:


    „[...] Blicken wir aber noch genauer in den Kontext, in dem die Massenmedien westliche Werte für propagandistische Zwecke vor den Karren spannen, beispielsweise in der Agitation gegen irgendeinen sogenannten „Schurkenstaat“, wie Russland oder den Iran, dann sehen wir folgende Rückkopplung: Wir haben „Werte“, folglich sind wir die Guten, undhaben das Menschsein an sich patentiert, - die hingegen haben keine Werte, wir achten uns, die achten gar nichts. Wir „entfalten“ uns in Freiheit, weswegen wir echte Menschen sind, während die „Restwelt“ falsch lebt, quasi als einziger, arrondierter Haufen seelischer Krüppel – nur diejenigen, die sich uns unterwarfen, sind auf dem „richtigen Weg“ (z.B. das Anarchie-Russland der 90er). […]

    Bei der zielgerichteten Entmenschlichung erhärtet sich der Verdacht:

    […] Es geht darum die Amoralität bezüglich des Feindes in der eigenen Bevölkerung zu züchten, sowie man mit einem Baukasten Kristalle züchtet. Wenn ich sage, dieses und jenes Land ist absolut diabolisch, "die achten keine Menschenrechte", und wenn dann noch im Nachgang gesagt wird, dass z.B. 80% der dortigen Bevölkerung den Regierungsstil unterstützen (sowar es in Syrien, Irak, Libyen, Russland...) – dann wird automatisch die Projektion getätigt, - aus „unmenschlich“, und wer das (unspropagierte) Unmenschliche unterstützt, ist ebenfalls kein richtiger Mensch. [...]

    Es tut mir wirklich leid, aber ich muss etwas ausholen (ich will euch wirklich nicht langweilen!) :

    […] Dementsprechend beginnt sich ein Novum unter den Zerrbildern zu etablieren: Da sonst in den Medien rein gar nichts über die Einwohner dieses und jenen Landes berichtet, greift das Bewusstsein vollkommen automatisch auf die vorhandenen, selektiv und fragmentarisch zurechtgerückten Informationen zurück: Und diese konstruieren lediglich ein Bild: Die Menschen des Landes, gegen welches der Propagandakrieg angesetzt wurde, sind nur noch schemenhafte, dunkle Schatten, welche „das Falsche“ unterstützen, sie sind nicht so wie wir, die das „richtige“ Leben führen. Mal im Ernst: Was wissen wir über Thailand, außer dass Phuket ein Pädophilen-Wallfahrtsort ist? Was wissen wir über den Iran, außer dass dort „böse Moslems“ ihr Unwesen treiben? Was wissen wir über Brasilien, außer der Jesusstatue auf dem Zuckerhut, Favelas und dem Regenwald? Folglich ist diese Desinformation sehr zuträglich, da sich optimal Ressentiments heranzüchten lassen: Bezüglich Russland „weiß“ man hierzulande auch nicht mehr, als dass dort militante, „putinhörige“ Alkoholiker und Prostituierte um die Basiliuskathedrale herumrennen, und „Böses“ im Schilde führen. Die Suggestion besagt fatalerweise, dass man mit ihnen umgehen könne,- wie man will, es spielt keine Rolle, da sie ja keine Menschen im westlichen Sinne sind, - haben sie demzufolge auch keine Gefühle. Erst wenn sie sich der „europäischen Familie“ angeschlossen, also ihr Haupt vor dem Westblock geneigt haben – dann haben sie die Chance, sich zum Menschsein zu rehabilitieren, - ich meine; „unsere Werte“ zu teilen.[...]

    Letzter Einwurf (ich habe es gleich!) :

    Unsere
    Werte ist da auch so eine dubiose Floskel – sie soll Zusammenhalt innerhalb der US-Vasallen schüren, und sie psychologisch in eine ausweglose West-gegen-Rest Situation treiben:

    […] Es gibt kaum noch legitimierende Floskeln, also wie früher "Gott" oder "die Monarchie", es gibt auch keine Tugenden, oder nennenswerte nationale Identitäten. Die Kultur ist doch weitestgehend abgewrackt – was bleibt, ist die einzige Floskel, die irgendwie, mit sehr viel blindem Glauben, ganz nach Le Bon, ein einigendes Band in der Masse aus entkernten Individuen stiften kann: Die ominösen „Werte“. […]


    Was haltet ihr davon? Und vor allem: Falls ihr beliebige psychologische Muster entdeckt habt, und sie teilen würdet, lasst es mich wissen!


    Beste Grüße!
    Geändert von Ardalion Avantgarde (20.10.2014 um 17:41 Uhr)

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