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Thema: Deutsche Diplomatie und Wehrmacht gegen Hitler? (5.11.1937 Hossbach-Zeugnis)

  1. #1
    Freigeist Benutzerbild von Nereus
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    Standard Deutsche Diplomatie und Wehrmacht gegen Hitler? (5.11.1937 Hossbach-Zeugnis)

    Warum wollte die preußische Reichswehrgeneralität und der Reichsaußenminister nicht Hitlers Ziele in der Zusammenkunft am 5.11.1937, laut Hossbach-Niederschrift, unterstützen?

    General Hossbach
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    Friedrich Hossbach
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    F. Hossbach „Zwischen Wehrmacht und Hitler - 1934 - 1938“, Hannover, Wolfenbütteler Verlagsanstalt, 1949

    1949



    Beilage III.
    Die Entstehungsgeschichte der Niederschrift vom 10. November 1937.

    (Bei den Verhandlungen vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg und in Veröffentlichungen als “Hoßbach-Protokoll" bezeichnet.)

    Die Niederschrift über die Sitzung ist durch mich einige Tage nach dem 5. November 1937 im Gebäude des Reichkriegsministeriums vorgenommen und mit dem Datum des 10. November 1937 versehen worden. Es ist mir nicht mehr erinnerlich, ob ihre Anfertigung an einem oder an mehreren Tagen erfolgt und ob sie daher am 10. November 1937 begonnen und beendet worden ist. Mit Gewißheit ist die „Niederschrift" eine nachträgliche schriftliche Aufzeichnung des Inhaltes der Besprechung, aber kein während dieser geführtes Protokoll gewesen. Mit Absicht habe ich s. Zt. von der Bezeichnung „Protokoll" als formal und sachlich unzutreffend abgesehen. Als Grundlage dienten mir meine während der Besprechung gemachten stichwortartigen Notizen und mein Gedächtnis. Da ich über keine stenographischen Fertigkeiten verfüge, war ich zu einer wortgetreuen und vollinhaltlichen Wiedergabe der Sitzung nicht in der Lage.

    Es lag in der Natur der Sache, daß mit der Niederschrift in erster Linie die möglichst vollständige Erhaltung der Hitlerschern Ausführungen bezweckt war, während die Diskussion nur kürzere Erwähnung fand und zwar nicht zuletzt deswegen, weil ich sie in ihrer zeitweisen Erregtheit und in der Folge von Rede und Gegenrede nicht so zuverlässig in Stichworten festzuhalten vermochte, daß ihre spätere Wiedergabe wahrheitsgetreu möglich gewesen wäre. Die Niederschrift nahm ich aus eigener Entschließung, nicht auf Veranlässung eines anderen Menschen vor. Sie ist nach bestem Wissen und Gewissen sowie im vollen Bewußtsein der damit übernommenen Verantwortung, aber auch in der Erwartung erfolgt, daß sie gegebenenfalls Abänderungen oder Ergänzungen durch Hitler selbst erfahren würde. Das wesentliche der Hitlerschen Ausführungen festgehalten zu haben, davon war ich überzeugt. Sie ist durch mich handschriftlich in einem einzigen Exemplar angefertigt worden. Es sind von ihr weder durch mich noch auf meine Veranlassung durch andere Abschriften hergestellt worden.

    Dagegen hat - wie ich erst später erfuhr - ein Offizier meine Originalniederschrift vom 10. 11. 1937 beim Sichten von Akten der Wehrmacht im Winter 1943/44 in Liegnitz gefunden, eine Abschrift von ihr anfertigen lassen und sie einem Verwandten zu treuen Händen übergeben; von dieser Seite ist sie einer Besatzungsmacht ausgehändigt worden. Es ist mir unbekannt, ob die Abschrift oder mein handschriftliches Original, das ich seit November 1937 nicht wieder gesehen habe, dem Internationalen Militärgerichtshof zu Nürnberg als Anklagematerial gedient hat. Die Original-Niederschrift vom 10. 11. 1937 trug als Unterschrift nur meinen Namen. Sie ist auch von keinem der Sitzungsteilnehmer durch Unterschrift anerkannt gewesen, sie war ferner mit Ausnahme von Blomberg keinem der Sitzungsteilnehmer durch mich zur Kenntnis gebracht worden.

    Ich habe sie dem Generalfeldmarschall von Blomberg persönlich übergeben. Dieser hat sie gelesen und, soweit mir erinnerlich, mit seinen Anfangsbuchstaben „Bl" abgezeichnet und endgültig in seinen Gewahrsam genommen. Aus einer mir gemachten Äußerung des damaligen Generals der Artillerie Wilhelm Keitel, des ersten Ratgebers Blombergs, glaubte ich entnehmen zu können, daß letzterer mit der inhaltlichen Abfassung einverstanden gewesen ist. Ob ich die Niederschrift dem Generalobersten v. Fritsch vorgelegt habe, wie es bei seiner Anwesenheit in Berlin mit Sicherheit geschehen wäre, ist fraglich, da er am 10. 11. 1937 eine längere Erholungsreise nach Ägypten angetreten hatte.

    Sicher dagegen ist, daß ich sie dem General der Artillerie Beck, dem damaligen. Chef des Generalstabes des Heeres, zur Einsicht übergeben habe, obwohl er nicht an der Sitzung teilgenommen hatte. Auf Beck, mit dem ich den Verlauf und Inhalt der Besprechung vom 5. 11. 1937 mündlich erörterte, hatte der Inhalt meiner Niederschrift einen „niederschmetternden" Eindruck hervorgerufen, dem er auch in längeren kritischen schriftlichen Bemerkungen Ausdruck gegeben hat.

    Hitler meldete ich das Vorhandensein der Niederschrift und habe ihn angesichts ihrer Bedeutung zweimal in einem Abstand von mehreren Tagen gebeten, sie durchzulesen, was er zu meiner Überraschung jedoch mit der Begründung ablehnte, er habe vorderhand keine Zeit. Mit seinem Einverständnis blieb die Niederschrift nunmehr endgültig im Besitz des Reichskriegsministers. Das ablehnende Verhalten Hitlers fiel mir sofort auf, hatte er doch noch kurze Zeit zuvor, am 5. 11. 1937, seinen Ausführungen die bedeutsame Bezeichnung eines „politischen Testaments" beigelegt, und nun schien ihm die Abfassung und der Verbleib des „Testaments" gleichgültig zu sein.

    Die Besprechung am 5. 11. 1937 verlief in der Reihenfolge, daß Hitler an Hand von vorher durch ihn selbst niedergeschriebenen Notizen seine politischen Ansichten ruhig und leidenschaftslos entwickelte, daß daran eine Diskussion und zum Schluß eine verhältnismäßig kurze Erörterung rüstungstechnischer Belange sich anschloß. Durch den am Anfang und im Vordergrund stehenden politischen Teil trat eine unerwartete Änderung und Ausdehnung der Sitzung ein, so daß die in der Reichskanzlei wartenden Sachverständigen auf dem Rüstungsgebiet gar nicht mehr zu der Besprechung - wie beabsichtigt - hinzugezogen und unverrichteter Dinge entlassen wurden. Hitler nahm seine eigenen Notizen nach Schluß der Besprechung mit sich fort; ich habe sie nicht einsehen und daher auch nicht als Grundlage für die Niederschrift vom 10. 11. 1937 verwenden können.

    Aus den vorher erwähnten Gründen habe ich es leider unterlassen müssen, die Diskussion in ihrer Vollständigkeit festzuhalten. Es besteht aber kein Zweifel, daß sie weit ausgedehnter war, als ich sie am 10. 11. 1937 ausgeführt habe.

    Die Diskussion nahm zeitweilig sehr scharfe Formen an, vor allem in einer Auseinandersetzung zwischen Blomberg und Fritsch einerseits und Göring andererseits, an der Hitler sich vorwiegend als aufmerksamer Zuhörer beteiligte. Der Anstoß der strittigen Fragen ist mir nicht mehr erinnerlich. Mit Genauigkeit ist mir jedoch im Gedächtnis haften geblieben, daß die Schärfe des Gegensatzes in der Sache und in der Form ihren Eindruck auf Hitler nicht verfehlt hatte, wie ich aus seinem Mienenspiel entnehmen konnte. Seiner ganzen Einstellung nach mußte das Verhalten Blombergs und Fritschs dem Führer deutlich gemacht haben, daß seine politischen Gedankengänge nur nüchterne, sachliche Gegenäußerungen anstatt Beifall und Zustimmung gefunden hatten. Und er wußte zur Genüge, daß die beiden Generale jeder unsererseits herausgeforderten kriegerischen Verwicklung ablehnend gegenüberstanden. Es ist vor der Geschichte eine Unterlassungssünde meinerseits, daß die Stellungnahme Blombergs und Fritschs bei der Besprechung am 5. 11. 1937 nicht im vollständigeren Umfange und nicht in der tatsächlich erfolgten dialektischen Schärfe in meiner Handschrift vom 10. 11. 1937 aufgeführt worden ist.

    Inwieweit der in Beilage II aufgeführte Wortlaut des sogenannten „Roßbach-Protokolls" mit der am 10. 11. 1937 verfaßten Original-Niederschrift übereinstimmt, kann ich aus der Erinnerung heute mit Sicherheit nicht mehr feststellen. Die Methode des inneren und äußeren Aufbaus der Abhandlung, der Stil, einzelne Redewendungen und beträchtliche Teile des mir noch gegenwärtigen Inhaltes lassen mich nach reiflicher Prüfung zu der Ansicht gelangen, daß in summa die Beilage II eine Wiedergabe des Originals darstellt. Bei der Bewertung der Niederschrift vom 10. 11. 1937 als zeitgenössisches Dokument bleibt zu berücksichtigen, daß sie kein während der Verhandlung aufgenommenes wortgetreues Protokoll, sondern eine nachträgliche, inhaltliche Darstellung ist, die der Anerkennung der Sitzungsteilnehmer entbehrt.
    -------

    Die Hoßbach-Niederschrift
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    DOCUMENT 386-PS
    (im IMT-Prozeß vorgelegtes deutsches Dokument von 1943: Abschrift vom Original aus dem OKW-Archiv durch Graf Kirchbach, deponiert beim Schwager Martin, der es den Westalliierten 1945 übergab)
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    Niederschrift über die Besprechung in der Reichskanzlei am 5. November 1937 von 16.15-20.30 („Hoßbach-Protokoll“), 10. November 1937, in: 1000dokumente.de
    Faksimile. Bundesarchiv Berlin (BArch) 2004: 7 Seiten.
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    Walter Bußmann: Zur Entstehung und Überlieferung der „Hoßbach-Niederschrift“. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 16, 1968, S. 373–384.
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    Bradley F. Smith: Die Überlieferung der Hoßbach-Niederschrift im Lichte neuer Quellen.
    In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 38, 1990, S. 329–336 (PDF; 494 kB):
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    Rechte Dokumentenkritik
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    Geändert von Nereus (24.10.2014 um 12:52 Uhr)
    Gehöre zu den Scharen, die zwischen Maas und Memel, Etsch und Belt, immer schon hier waren!

  2. #2
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    Standard AW: Deutsche Diplomatie und Wehrmacht gegen Hitler? (5.11.1937 Hossbach-Zeugnis)

    Zitat Zitat von Nereus Beitrag anzeigen
    Warum wollte die preußische Reichswehrgeneralität und der Reichsaußenminister nicht Hitlers Ziele in der Zusammenkunft am 5.11.1937, laut Hossbach-Niederschrift, unterstützen?

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    F. Hossbach „Zwischen Wehrmacht und Hitler - 1934 - 1938“, Hannover, Wolfenbütteler Verlagsanstalt, 1949

    1949



    Beilage III.
    Die Entstehungsgeschichte der Niederschrift vom 10. November 1937.

    (Bei den Verhandlungen vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg und in Veröffentlichungen als “Hoßbach-Protokoll" bezeichnet.)

    Die Niederschrift über die Sitzung ist durch mich einige Tage nach dem 5. November 1937 im Gebäude des Reichkriegsministeriums vorgenommen und mit dem Datum des 10. November 1937 versehen worden. Es ist mir nicht mehr erinnerlich, ob ihre Anfertigung an einem oder an mehreren Tagen erfolgt und ob sie daher am 10. November 1937 begonnen und beendet worden ist. Rechte Dokumentenkritik
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    In der durch Fhr Greim geäußerten Kritik an dem HOSSBACH Dokument wird u. a. die Frage aufgeworfen, welchen Zweck die Zusammenkunft vom 5.11.1937 eigentlich haben sollte.
    >>>
    So fehlt z. B. die Debatte zwischen Göring, V. Blomberg und V. Fritsch.Prof. Alan Taylor : ,,Warum hielt Hitler die Konferenz ab? Diese Frage wurde in Nürnberg nicht gestellt. Sie wurde auch nicht von den Historikern gestellt. . . . Diese Konferenz am 5. 11. 1937 war eine seltsame Versammlung. Nur Göring war ein Nazi. Die anderen waren Konservative alten Stils, die in ihrem Amt geblieben waren, um Hitler unter Kontrolle zu halten. Alle, mit Ausnahme von Raeder, sollten innerhalb von drei Monatenvon ihren Posten entlassen werden. Hitler wui3te, dai3 alle, mit Ausnahme von Göring, seine Opponenten waren. . . .Warum offenbarte er seine inneren Gedanken Männern, denen er mißtraute und die er kurz darauf entlassen sollte? Diese Frage hat eine einfache Antwort: er offenbarte nicht seine inneren Gedanken. Es gab keine außenpolitische Krise, die eine breite Diskussion oder klärende Entscheidung herausgefordert hätte. Die Konferenz war ein Manöver in inneren Angelegenheiten."
    Die Frage nach dem "Warum" für diese Konferenz ist sehr interessant. Historiker stellen diese Frage nie, und natürlich beantworten sie sie auch nicht. Außer Göring waren keine Nazis anwesend, und auch Hossbach selbst gehörte eher zum Kreis "der Widerständler" durch seine Nähe zu Beck.

    Meine eigene Vermutung habe ich bereits geäußert, in dem ich die zeitliche Nähe dieser Konferenz vom 5.11.37 in Verbindung gebracht habe zu Roosevelts "Quarantänerede" 4 Wochen zuvor am 5.10.1937. Diese war eine klare Kampfansage an die "Schurkenstaaten" Italien, Deutschland und Japan. Es ist also immerhin möglich, dass Hitler diese Rede ernster genommen hat als dies in der Geschichte dargestellt wird. Für einen Macher wie ihn, der immer auch in militärischen Optionen dachte, ist es nur selbstverständlich, dass er konkret wissen wollte, wie seine Befehlshaber im Falle militärischer Auseinandersetzungen dachten, um ggflls. Auswechselungen in der Führung vornehmen zu können.

    Deshalb gehe ich auch nicht einig mit von Greims Bemerkung, dass "es keine außenpolitische Krise gab, die Handeln erforderte". Zwar war eine solche Krise nicht immanent, aber die ständigen Anwürfe seitens Roosevelts - hier besonders auch dessen Rede vom 5.10.1937 - ließen doch erkennen, welche Gefahr sich offensichtlich anzubahnen schien.

    Dass Hossbach's Niederschrift an einigen Stellen von den Alliierten "abgeändert" und passend gemacht wurde, darf vermutet werden.

  3. #3
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    Standard AW: Deutsche Diplomatie und Wehrmacht gegen Hitler? (5.11.1937 Hossbach-Zeugnis)

    Zitat Zitat von RUMPEL Beitrag anzeigen
    ....Meine eigene Vermutung habe ich bereits geäußert, in dem ich die zeitliche Nähe dieser Konferenz vom 5.11.37 in Verbindung gebracht habe zu Roosevelts "Quarantänerede" 4 Wochen zuvor am 5.10.1937. Diese war eine klare Kampfansage an die "Schurkenstaaten" Italien, Deutschland und Japan. Es ist also immerhin möglich, dass Hitler diese Rede ernster genommen hat als dies in der Geschichte dargestellt wird. ....
    Theaterrede. Beim Poleneinmarsch erklärte die USA ihre Neutralität in diesem Konflikt. Kein Aufschrei wegen "deutscher Friedensstörung". Das kam erst in Nürnberg.


    Noch am 20 1.1941 sah Hitler keine große Gefahr von Amerika ausgehend, jedoch von Russland. Daher Begründung und Einstimmung für Barbarossa für noch nicht Eingeweihte des geplanten Ostfeldzuges.

    Auszug aus dem Halder Tagebuch:

    GEHEIME KOMMANDOSACHE / CHEF-SACHE / NUR DURCH OFFIZIER
    Ausführungen des Führers am 20.1. 1941.

    II. Um 12 Uhr entwickelt der F ü h r e r vor größerem Kreise seine Gedanken und Auffassungen über die Lage.
    Anwesend u.a. Duce, Ciano, Der R. A. Minister, Chef OKW, Chef WFSt.

    Inhalt der Ausführungen des Führers in Stichworten:
    Große Bedeutung F i n n l a n d s für uns wegen des einzigen Nickelvorkommens in Europa.
    Russen sagen zwar zu, uns die benötigte Nickelmenge auch zu liefern, aber nur so lange sie wollen.
    Finnland darf daher nicht mehr angetastet werden.

    Demarche der Russen wegen unseres Aufmarsches in R u m ä n i e n hat stattgefunden und wird entsprechend abgewiesen werden. Russen werden immer unverschämt in den Zeiten, zu denen man ihnen nichts anhaben kann (Winter).

    Der Aufmarsch in Rumänien verfolgt einen dreifachen Zweck:
    a) eine Operation gegen Griechenland
    b) Schutz Bulgariens gegen Rußland und Türkei
    c) Sicherstellung der Garantie Rumäniens.

    Für jede dieser Aufgaben ist eine eigene Kräftegruppe nötig, im ganzen daher sehr starke Kräfte, deren Aufmarsch weit von unserer Basis entfernt lange Zeit in Anspruch nimmt.
    Erwünscht, daß dieser Aufmarsch ohne feindliche Einwirkung zu Ende geführt wird. Deshalb die Karten so spät als möglich aufdecken. Tendenz wird sein, so spät als möglich über die Donau gehen und darnach so früh als möglich zum Angriff antreten.
    Deshalb ist es auch - neben den Überführungsschwierigkeiten, die in den gestrigen militärischen Besprechungen zu tage getreten sind - nicht zweckmäßig, j e t z t einen deutschen Verband nach Albanien zu überführen. Bliebe er hinter der Front stehen, so ergäben sich psychologisch unerwünschte Rückwirkungen: »Italiener im schweren Kampf - Deutsche sehen hinter der Front zu.«
    Wird der deutsche Verband aber eingesetzt, so lösen wir den Krieg auch im Südosten vorzeitig aus.

    Die T ü r k e i wird aller Voraussicht nach neutral bleiben; sehr unangenehm könnte es werden, wenn sie sich mit England solidarisch erklären und ihre Flugplätze England zur Verfügung stellen würde. Gesamtlage im Osten aber nur richtig zu beurteilen von der Lage im W e s t e n.

    Der Angriff gegen die britischen Inseln ist unser letztes Ziel.
    Hier sind wir in einer Lage wie jemand, der nur mehr einen Schuß in der Büchse hat; geht er fehl, so ist die Situation viel schlimmer als vorher. Man kann die Landung nicht wiederholen, da im Falle eines Mißerfolges zu viel Material verloren geht. England braucht dann keine Sorge mehr zu haben und kann die Masse seiner Kräfte an der Peripherie, wie es will, einsetzen. Solange der Angriff nicht stattgefunden hat, müssen die Engländer immer mit ihm rechnen.
    Nur bestimmte Voraussetzungen lassen die Landung zu, die uns im Herbst nicht gegeben waren: Keine 3 Tage hintereinander schönes Wetter. Gesamtaufgabe im Westen außerdem aber Schutz unserer Basis von Kirkenes bis an die spanische Grenze, wobei eine Kräftegruppe in Südfrankreich immer bereit bleiben muß, um einzugreifen, wenn England sich in Portugal festsetzen sollte.
    Die Sperrung der Sizilien-Straße durch die Luftwaffe ist nur ein schwacher Ersatz für den Besitz von G i b r a 1 t a r . Wir hatten Vorbereitungen so getroffen, daß Erfolg sicher gewesen wäre. Im Besitz von Gibraltar wären wir aber auch in der Lage, uns mit starken Kräften in Nordafrika festzusetzen und damit den Erpressungen Weygands ein Ende zu machen. Wenn es daher Italien gelingen würde, Franco doch noch zu bewegen, in den Krieg einzutreten, so wäre das ein großer Erfolg und würde in kurzer Zeit die Lage im Mittelmeer grundlegend ändern.

    Von A m e r i k a , auch wenn es in den Krieg eintritt, sehe ich keine große Gefahr.

    Die größere ist der riesige Block R u ß l a n d. Wir haben zwar sehr günstige politische und wirtschaftliche Verträge mit Rußland, aber ich verlasse mich lieber auf meine Machtmittel. Von diesen würden daher sehr erhebliche Teile an der russischen Grenze gebunden und hindern mich, eine ausreichende Zahl von Menschen in die Rüstung zu geben, um dadurch die Rüstung der Luftwaffe und der Kriegsmarine auf das Höchste zu steigern.
    Solange Stalin lebt, ist wohl keine Gefahr: er ist klug und vorsichtig. Aber wenn er nicht mehr da ist, können die Juden, die jetzt nur in der 2. und 3. Garnitur vorhanden sind, wieder in die 1. Garnitur vorrücken.
    Man muß also vorsichtig sein. Die Russen suchen immer nach neuen Forderungen, die sie aus den Verträgen herauslesen. Deshalb wollen sie in diesen auch keine festen und präzisen Formulierungen. Man muß also den Faktor Rußland immer im Auge behalten und sich abdecken mit Kraft und diplomatischem Geschick. Früher wäre Rußland überhaupt keine Gefahr gewesen denn zu Lande sind sie uns ganz ungefährlich. Jetzt, im Zeitalter der Luftwaffe aber kann von Rußland und vom Mittelmeer aus das rumänische Ölgebiet in ein rauchendes Trümmerfeld verwandelt werden, und dieses Ölgebiet ist für die Achse lebenswichtig.
    Quelle: H.-A. Jacobsen, 1939-1945 Der Zweite Weltkrieg..., Wehr und Wissen, Darmstadt 1959, S. 189

    Auffällig: In der Hossbach-Niederschrift werden Raum, Lebensmittel, bestimmte Metalle und sonstwas erwähnt, was für das Volkswohl notwendig wäre und einen Krieg rechtfertigen würde, aber kein Erdöl!
    Gehöre zu den Scharen, die zwischen Maas und Memel, Etsch und Belt, immer schon hier waren!

  4. #4
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    Standard AW: Deutsche Diplomatie und Wehrmacht gegen Hitler? (5.11.1937 Hossbach-Zeugnis)

    Zitat Zitat von Nereus Beitrag anzeigen
    Theaterrede. Beim Poleneinmarsch erklärte die USA ihre Neutralität in diesem Konflikt. Kein Aufschrei wegen "deutscher Friedensstörung". Das kam erst in Nürnberg.


    Noch am 20 1.1941 sah Hitler keine große Gefahr von Amerika ausgehend, jedoch von Russland. Daher Begründung und Einstimmung für Barbarossa für noch nicht Eingeweihte des geplanten Ostfeldzuges.

    Auszug aus dem Halder Tagebuch:


    Quelle: H.-A. Jacobsen, 1939-1945 Der Zweite Weltkrieg..., Wehr und Wissen, Darmstadt 1959, S. 189

    Auffällig: In der Hossbach-Niederschrift werden Raum, Lebensmittel, bestimmte Metalle und sonstwas erwähnt, was für das Volkswohl notwendig wäre und einen Krieg rechtfertigen würde, aber kein Erdöl!
    Das ist in der Tat auffällig.

    Zu Halders TB-Eintrag: Ich habe keinen Zweifel, dass Halder Hitler korrekt wiedergibt. Aber Hitlers Aussagen im Januar 1941 beziehen sich ausschließlich auf die unmittelbare Gefahr durch Russland nach Molotovs Besuch im Nov 1940 und den russisch-finnischen Ereignissen. Dass sich Hitler zu dem Zeitpunkt nicht direkt mit Amerika beschäftigt, ist nachvollziehbar. Sein Problem war die europäische Situation nach Englands Absage an einen europäischen Frieden mit Deutschland usw. Er, Hitler, befürchtete ein Zusammengehen Englands mit Russland, und das völlig zu Recht.

    Dass er Amerika spätestens seit dem 5. Okt 1937 ständig beobachtete - weshalb es m. E. nach auch zum "Hossbach"-Treffen kam - darf man getrost unterstellen. So war die amerikanische Außenpolitik bzw ihr Wandel unter Roosevelt seit 1937 durch entsprechende Presseberichte, Verhalten der Abgeordneten im Parlament, weitere öffentliche Reden Roosevelts und seiner Leute in der Zeit nach dem 5.10.1937 durchaus erkennbar. Es war ja nicht nur die "Quarantäne-Rede" und die damit verbundene, ich sag mal Hetze gegen die totalitären Staaten D, IT und JPN, die die Weltöffentlichkeit aufrüttelte und auch aufrütteln sollte, sondern die diversen öffentlichen Aussagen und Reden der amerikanischen Politiker in jener Zeit und natürlich die Medienberichte. Roosevelt verfolgte konsequent eine starre Haltung gegenüber Japan und Deutschland, und wir wissen aus den - hier oft verpönten - Weißbüchern des AA, in denen div. Berichte des polnischen Botschafters nach dem Einmarsch der Wehrmacht im Sept 1939 in Polen sichergestellt und veröffentlicht worden waren, welche Haltung Roosevelt nicht nur gegenüber Hitler, sondern insgesamt gegenüber Deutschland einnahm. Das alles war Hitler selbstverständlich im Jan 1941 alles bekannt. Wenn er also seinen Generälen gegenüber lt Halders TB-Eintrag nicht/wenig über Amerika sprach, dann hat das nur den einen Grund: RUSSLAND ZUERST. Fällt Russland, dann würde GB sicherlich nachgeben und zu einem Friedensschluss bereit sein.

  5. #5
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    Standard AW: Deutsche Diplomatie und Wehrmacht gegen Hitler? (5.11.1937 Hossbach-Zeugnis)

    fast alle äusserungen zu kriegsabsichten hitlers sind aufzeichnungen von militärs was er ihnen gesagt hätte.

    einerseits konstatieren die "historiker" ein starkes spann ngsverhältnis zwischen hitler und den generälen und andererseits tun sie immer so als ob vor den generälen seine wirklichen ziele offenbart hätte.

    sie sind halt auch nur stümper die vor diesen zetteln sitzen.
    backward never.

    ignore: Lichtblau

  6. #6
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    Standard AW: Deutsche Diplomatie und Wehrmacht gegen Hitler? (5.11.1937 Hossbach-Zeugnis)

    Hatte nicht auch Admiral Raeder Zweifel an vielen Passagen der Niederschrift gehabt?Die interessanteste Frage bleibt warum hat Hossbach diese Niederschrift gemacht,niemand hat ihm beauftragt.Das es für das IMT mal wichtig wird hat er doch bestimmt nicht geahnt.
    Der FC Bayern München halten sich nicht für etwas besseres, sie sind es!

  7. #7
    forward ever Benutzerbild von Lichtblau
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    Standard AW: Deutsche Diplomatie und Wehrmacht gegen Hitler? (5.11.1937 Hossbach-Zeugnis)

    Zitat Zitat von herberger Beitrag anzeigen
    Hatte nicht auch Admiral Raeder Zweifel an vielen Passagen der Niederschrift gehabt?Die interessanteste Frage bleibt warum hat Hossbach diese Niederschrift gemacht,niemand hat ihm beauftragt.Das es für das IMT mal wichtig wird hat er doch bestimmt nicht geahnt.
    auch komisch das niemand selbst bis zum ende des krieges ein problem damit das ein solches die staatstäson belsstendes papier irgendwo rumkullert.
    backward never.

    ignore: Lichtblau

  8. #8
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    Standard AW: Deutsche Diplomatie und Wehrmacht gegen Hitler? (5.11.1937 Hossbach-Zeugnis)

    Zitat Zitat von htc Beitrag anzeigen
    fast alle äusserungen zu kriegsabsichten hitlers sind aufzeichnungen von militärs was er ihnen gesagt hätte.

    einerseits konstatieren die "historiker" ein starkes spann ngsverhältnis zwischen hitler und den generälen und andererseits tun sie immer so als ob vor den generälen seine wirklichen ziele offenbart hätte.

    sie sind halt auch nur stümper die vor diesen zetteln sitzen.
    Soweit es sich um Geschichts-"Beamte" handelt, darf sich niemand wundern, wenn solche Historiker stets nur politisch korrekte Werke abliefern. Stümper wäre wohl zu weit gegriffen - sie sind ja nicht blöd - , aber "abhängig Beschäftigte" trifft es sicher.
    Auch von Aussagen der höheren Militärs, soweit diese nicht gefallen waren, ist nicht unbedingt viel zu halten. Vielen gelang es gerade mal noch so, durch das Raster der Entnazifizierung zu schlüpfen. Da hängt man sich doch nach dem verlorenen Krieg nicht auch noch unnötig aus dem Fenster.

  9. #9
    Mitglied Benutzerbild von herberger
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    Standard AW: Deutsche Diplomatie und Wehrmacht gegen Hitler? (5.11.1937 Hossbach-Zeugnis)

    Zitat Zitat von htc Beitrag anzeigen
    auch komisch das niemand selbst bis zum ende des krieges ein problem damit das ein solches die staatstäson belsstendes papier irgendwo rumkullert.
    So wie ich gelesen habe,soll er es diversen Leuten vorgelegt und warum kam so etwas wertloses überhaupt in die Akten,niemand in der Wehrmacht hatte Nutzen von so einer Niederschrift.Ich glaube es handelt sich bei der Niederschrift um Halbwahrheiten.

    Es gab ein Dokument,im anderen Zusammenhang nur mal jetzt als Beispiel,das Dokument war auch echt nur das Datum wurde verändert da durch bekam das Dokument einen ganz anderen Sinn,es war ein Dokument so weit ich mich erinnere im Zusammenhang mit dem Krieg gegen Polen.

    Ausserdem Hossbach ruderte bei seiner Niederschrift zurück,das könnte bedeuten das ein Zwang aus ihm ausgeübt wurde.
    Der FC Bayern München halten sich nicht für etwas besseres, sie sind es!

  10. #10
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    Standard AW: Deutsche Diplomatie und Wehrmacht gegen Hitler? (5.11.1937 Hossbach-Zeugnis)

    Zitat Zitat von herberger Beitrag anzeigen
    Hatte nicht auch Admiral Raeder Zweifel an vielen Passagen der Niederschrift gehabt?Die interessanteste Frage bleibt warum hat Hossbach diese Niederschrift gemacht,niemand hat ihm beauftragt.Das es für das IMT mal wichtig wird hat er doch bestimmt nicht geahnt.
    Ob Raeder Zweifel geäußert hat, weiß ich nicht. Die Frage, warum Hossbach eine derartige Niederschrift Tage nach der Sitzung verfasste, bleibt unbeantwortet. Große Zweifel habe ich an seiner Darstellung, er habe Hitler nach Erstellung des Papier 2 mal um Unterschrift bzw Ab- (Gegen)-zeichnung gebeten. Beide Male habe Hitler ihm gegenüber erklärt, dass er momentan dafür keine Zeit habe, das Script durchzulesen. DAS glaube ich nie und nimmer. Es war Hitlers Angewohnheit, ein derartiges Papier, was immer auch an Wichtigem drauf stand, entgegenzunehmen, um dann eines Tages bei passender Gelegenheit hierauf zurück zu kommen. Wenn dieses Papier wirklich so wichtig war wie beim IMT offenbart, dann hatte Hitler offensichtlich eine Gelegenheit nicht genutzt, das durch Hossbach verfasste Dokumente noch nachträglich entweder zu revidieren oder es als Arbeitsunterlage zu nutzen für weitere Entscheidungen.

    Weiters hatte Hitler offenbar einen stundenlangen Monolog gehalten und war auf sehr viele Themen bzw Punkte zu sprechen gekommen. Nun weiß man, dass er tatsächlich "so a Goschn hatte", um stundenlang reden zu können. So etwas ist aber ohne Manuskript nicht leicht. Gab es ein solches Skript, von dem er, Hitler, ablesen konnte? Wir hören hier nichts von Hossbach. Andererseits verfasst ER, Hossbach, aber eine Niederschrift, um die ihn niemand, auch der Führer nicht, gebeten hatte und die er, Hossbach, vom Führer abgezeichnet erhalten wollte. Das ist für mich nicht glaubwürdig, vor allem weil wir wissen, dass Hitler bei wichtigen Entscheidungen, Besprechungen o. ä. meistens sogar Steno-Verbot verordnete.

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    Von Apollon7 im Forum Geschichte / Hintergründe
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    Letzter Beitrag: 04.09.2005, 21:38
  3. Wer war der beste deutsche Feldherr der Wehrmacht?
    Von Nibelung im Forum Geschichte / Hintergründe
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  4. Freispruch für die Deutsche Wehrmacht
    Von !TwIx! im Forum Kunst - Literatur - Architektur - Musik - Film
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    Letzter Beitrag: 21.04.2005, 00:44

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