Der Vater meiner Oma war ein Deutschnationaler, allerdings hat er schon den zukünftigen Ärger gerochen, der indirekt durch Hitler entstehen würde.
Er war halt kein begeisterter Nationalsozialist und sein Schwiegersohn, mein Opa väterlicherseits, war natürlich ein glühender Anhänger des NS.
Eines Tages war er mit dem Hanauer Landrat Löser auf der Jagd, viele andere waren auch dabei. Mein Uhropa war preußischer Reviermeister oder wie sich das schimpft, muss meinen Vadder nochmal fragen.
Auf jeden Fall kam es dann so, dass der Landrat Löser sagte: "Du, Dedolph, der Hitler ist wie Gott." Mein Uhropa ganz trocken darauf: "Warum? Der ist doch auch nur ein Mensch!"
Daraufhin hat der Löser meinen Uhropa bei der Gestapo angeschwärzt und er kam in Haft.
Dann ist seine Tochter (Oma väterlicherseits) mit dem Zug nach Berlin gefahren und ja, da ihr Cousin Viktor Brack [Links nur für registrierte Nutzer] war, kam dann in der Gestapozentrale Hanau oder Frankfrut (weiß nicht mehr genau, muss nochmal nachfragen ) der Anruf: "Reichskanzlei Berlin, Brack hier! Der Dedolph ist ein anständiger Deutscher, sofort frei lassen, sonst knallts!"
Natürlich haben die kleinen Gestapojungs sofort die Hosen voll gehabt und keinen Furz mehr von sich gegeben.
Mein Opa war ab dem Frankreichfeldzug dabei. Frankreich, Russland, Balkan (Malaria hat er sich da eingefangen aber überlebt, hatte von da an ab und zu Malariaschübe) Italien.
Wurde mehrfach angeschossen, einmal hat sein Notizheft ihn gerettet, welches er in der Brusttasche hatte.
Viel gutes, einiges schlechtes berichtet. Besonders berührend waren die Briefe die er den Frauen seiner gefallenen Soldaten geschrieben hat... Aber auch die Briefe, die seine Soldaten ihn während des Heimaturlaubes oder Zeit im Sanilager geschrieben haben.
Einmal gabs Ärger mit nem "Politischen"... das war im Osten, in irgend einem KL. Da war ein "Offizier", der meinte, mit Frontsoldaten feiern zu können, obwohl er doch selber so ein Sitzarsch war, der nur im KL rumlungerte. Er lud meinen Opa zum Feiern ein, mit Frauen und Alkohol. Er forderte meinen Opa auf, den Ehering abzulegen, nachdem er sagte: "Nein, ich bin verheiratet, keine andere Frau." Daraufhin kams zur Schlägerei, blieb aber zum Glück ohne weitere Folgen.
Sagt dir Ursula Herkling was? Die war ganz heiß auf meinen Oppa, als sie zur Truppenbetreuung auf Sizilien (?) war.
Am Ende des Krieges bekam er schlechte Beurteilungen, weil er seine Jungs schonen wollte. Vorher in höchsten Tönen gelobt aber als er offen sagte, der Krieg sei verloren und er will nicht seine Jungens sinnlos opfern gabs nur Negativbewertungen. Es ging so weit, dass Schörner persönlich mit meinem Opa redete und anscheinend ist dann etwas vorgefallen was ihn so gewurmt hat, dass er noch einmal schnell nach Hause ist, sich von meiner Oma mit den Worten:"Ich werde nicht wiederkommen" verabschiedete und zur Front ging. Dort ist er dann am 22.04.1945 oder 27.04.1945 gefallen.
So kurz vor Kriegsende zu sterben...