"Wir sind nicht Charlie"-Demonstrationen in Tschetschenien
Im Zentrum von Grosny, der Hauptstadt der Republik Tschetschenien, kam es am Montag zu großangelegten Demonstrationen gegen Mohammedkarikaturen. Die Demonstranten sagten, dass sie damit ein Zeichen gegen den "vergammelnden" und die traditionellen Werte vergessenden Westen setzen wollen.
Nach Medienangaben gingen in Grosny bis zu 350.000 Menschen auf die Straße. Das russische Innenministerium bewertete die Teilnehmerzahl mit mehr als 800.000 Menschen. Die lokalen Behörden dagegen bezifferten die Zahl der Demonstranten sogar auf über eine Million.
Nach Angaben der Einwohner von Grosny wurden die Demonstranten organisiert in Bussen von anderen Städten und Dörfern Tschetscheniens zur Demonstration in die Hauptstadt gefahren. Darüber hinaus waren auch Delegationen aus anderen muslimischen Republiken des russischen Kaukasus angereist.
"Der Beste aller Menschen"
Bei der Demonstration erschienen nicht nur Muslime, sondern auch orthodoxe Christen aus Tschetschenien, die die Beleidigung des muslimischen Propheten verurteilen.
Die Teilnehmer hielten in tausendfacher Auflage abgedruckten Plakate mit den Aufschriften "Hände weg von unserem gebliebten Propheten Muhammad", "Wir lieben den Propheten Muhammad" und "Der Prophet Muhammad - der Beste aller Menschen". Die Plakate waren dabei dreisprachig: Tschetschenisch, Russisch und Englisch.
Zu Beginn der Demonstration ergriff Tschetscheniens Präsident Ramsan Kadyrow das Wort und sagte, dass die Muslime Russlands sich nicht dazu benutzen lassen werden, um die Situation im Land zu eskalieren.
"Wir waren schon immer zuverlässige Verteidiger Russlands, und heute sind wir dazu in der Lage, gegen jeden Feind unseres Vaterlandes Widerstand zu leisten!", so Kadyrow.
Danach riefen die Demonstrationsteilnehmer mehrfach laut: "Allahu Akbar!"
Vorige Woche hatte Kadyrow jeden als Feind bezeichnet, der "das Recht von Charlie Hebdo auf Beleidigung der religiösen Gefühle von 1,5 Milliarden Muslimen" unterstütze.
"Der vergammelnde Westen"
Zuvor hatte Kadyrow den Ex-JUKOS-Chef Michail Chodorkowski als "Feind aller Muslime der Erde" bezeichnet, nachdem er Journalisten dazu aufgerufen hatte, Karikaturen über den Propheten Muhammed zu veröffentlichen. Während der Demonstration verbrannten die Teilnehmer ein Porträt von Chodorkowski.
Auch beschuldigten die Demonstranten den Westen, den Islam zu attackieren und traditionelle Werte zu beseitigen.
"Die westliche Welt vergammelt, leider! Sie verlieren ihre moralischen Werte! Sie führen Gesetze ein, die gleichgeschlechtliche Ehen erlauben! Sie erziehen ihre Kinder so, dass sie nicht einmal selbst mehr wissen, welches Geschlecht sie haben!", rief einer der Demonstranten von der Tribüne.
"Schon unsere moderne Generation bezeichnet Achmad-Hadschi Kadyrow und Ramsan Achmatowitsch Kadyrow als große Söhne des tschetschenischen Volkes und große Söhne unseres Russlands!", sprach der Operator und fuhr fort: "Lieber Bruder, Ramsan Achmatowitsch. Die Muslime schauen mit Stolz auf Sie. Sie hören Ihnen zu, sie lieben Sie, sie glauben an Sie".
In Russland sind Mohammedkarikaturen nicht verboten. Allerdings hatte die Medienaufsichtsbehörde "Roskomnadsor" ein Rundschreiben an alle lizensierten Medien des Landes geschickt, in dem die Behörde die Verleger darum bat, aus Respekt vor den religiösen Gefühlen der Muslime von der Ablichtung von Mohammedkarikaturen Abstand zu nehmen.
pravda.ru