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Thema: Statistik: Her mit den niedrigen Arbeitslosenzahlen!

  1. #1
    Freiheitsstatue Benutzerbild von Rutt
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    Standard Statistik: Her mit den niedrigen Arbeitslosenzahlen!

    Statistik: Her mit den niedrigen Arbeitslosenzahlen!

    Von Jörg Wellbrock alias Tom W. Wolf

    Gibt’s eigentlich wieder aktuelle Arbeitslosenzahlen? Und wo befinden wir uns gerade? In der Winterbelebung? Was kommt das als nächstes? Das Frühlingshoch?
    Gefolgt vom Sommermärchen und dem Herbstaufschwung?

    Die Bundesarbeitsagentur jedenfalls ist zuversichtlich, nachzulesen in ihrem Monatsbericht für November 2014.
    Da steht:

    „Eine nachhaltige Aufwärtsbewegung ist noch nicht in Sicht. Der Arbeitsmarkt entwickelt sich – weitgehend unabhängig von der Konjunktur – weiterhin günstig. Der Beschäftigungstrend bleibt deutlich aufwärtsgerichtet.“

    Trends sind ja immer gut, oder? – erst recht, wenn sie aufwärtsgerichtet sind. Nein, nicht nur das, sogar deutlich aufwärtsgerichtet. Und das losgelöst von der Konjunktur!
    Klingt ein bisschen, als betrage die Regenwahrscheinlichkeit zwar 90 Prozent, mit dem Wetter habe das aber nichts zu tun.

    Trotzdem stimmt es, was die BA schreibt. Denn die Zahl der Arbeitslosen – also, der Erwerbsuntätigen, Schmarotzer, Faulenzer und Behördenabzocker – hat mit der Konjunktur im
    Speziellen oder der Wirtschaft im Allgemeinen herzlich wenig zu tun.
    Sie entspringt der kranken Fantasie begabter Statistiker, die so lange mit der Säge an den Zahlen sägen, bis sie stimmen und einigermaßen hübsch aussehen.

    Gucken wir uns die Sache doch einmal genauer an.

    Die Bundesarbeitsagentur teilte für der Dezember 2014 folgende Zahl von Arbeitslosen mit: 2.763.521.
    Das ist ja nun wirklich nicht so wild, oder? Grad mal ‘ne Quote von 6,4 Prozent, da lachen doch die Hühner!

    Allerdings ist diese offizielle Zahl doch ein recht peinlicher Fehlgriff, denn den einen oder anderen hat die Agentur doch glatt vergessen.
    Nicht so schlimm, so was passiert eben hin und wieder.
    Wir helfen gern weiter.

    Aaaaaalso:

    *Glatt durchs Raster gefallen sind Bezieher von ALG I oder II, die älter als 58 Jahre sind: Immerhin 172.521.
    Ebenso unerwähnt bleiben ein 1-Euro-Jobber: alles in allem 94.144.
    9.765 Menschen erhalten Förderungen von Arbeitsverhältnissen, 95.831 Fremdförderungen und 175.879 sind in sogenannten beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen.
    Da gibt es noch 7.912, die sich in der Beschäftigungsphase Bürgerarbeit befinden (klingt echt süß!), all jene, die durch Dritte vermittelt werden sollen, da kommen
    wir auf 182.042 und zusätzlich 3.985 schwer vermittelbare Arbeitslose. Unerwähnt lassen wollen wir nicht die kranken Arbeitslosen, die offiziell 92.456 Menschen ausmachen. Offiziell, wohlgemerkt!

    Rechnet man den Kladderadatsch mal zusammen, kommt man auf 3.598.098 Arbeitslose. Wir erinnern uns:
    Die Arbeitsagentur hat 2.763.521 ausgerechnet, was eine winzig kleine Abweichung ergibt.

    Ahhh, Moment, da fehlt doch noch was: Die Nichterwerbspersonen!

    Nichterwerbspersonen, das sind Menschen, die nicht erwerbstätig sind, aber auch nicht arbeitslos gemeldet. Die sind nicht zu unterschätzen,
    denn von denen würden rund 2 Millionen Menschen gern arbeiten. Wir sind dann also jetzt bei rund 5.600.000 Arbeitslosen.

    Wir wollen nicht kleinlich sein, aber bei genauerer Betrachtung könnte man durchaus weitere Personengruppen in die Statistik reinrechnen.
    Zum Beispiel Bezieher von Wohngeld, Sozialgeld, vom Kinderzuschlag oder der Grundsicherung im Alter.
    Und da sind ja auch noch die Unterbeschäftigen, die ganz gepflegt aus der Statistik rausfliegen.
    Nicht zu vergessen all jene, die aus Angst und Scham nicht zur Behörde gehen, oder jene, die zu stolz sind und keine Almosen annehmen wollen.

    Böse Zungen behaupten, dass, wenn man ALG-1 und Hartz-VI-Empfänger, Langzeitarbeitlose, Erkrankte, Unterbeschäftigte,
    Menschen in Fördermaßnahmen, 1-Euro-Jobber, Aufstocker und alle andere Leistungsempfänger zusammen addiert – dass wir dann auf
    10 Millionen Arbeitslose kommen, die mit Abstand bösesten Zungen sprechen gar von 15 Millionen Arbeitslosen.

    Aber mal ehrlich: Ist das wichtig?
    Ist nicht vielmehr das Prinzip hinter diesen Statistiken pervers?

    Die Frage ist doch ganz einfach: Kann ein Mensch von seiner Arbeit ohne zusätzliche Hilfe leben oder nicht?
    Kann er das, gehört er nicht in die Statistik. Kann er das nicht, muss er berücksichtigt werden.


    Die Politik des Aufschwungs, des Weiter-so! und des Es-geht-uns-gut! hat alles getan, um die offizielle Zahl der Arbeitslosen zu senken.
    Sie hat aber nichts getan, um die Arbeitslosigkeit abzubauen.

    Das nenne ich ein Lügengebäude. Und zwar ein mächtig großes. Egal, wie man rechnet.

    Hier geht’s zum denkfunk-Video:
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    mfg
    rutt
    Geändert von Rutt (28.01.2015 um 10:45 Uhr)
    Johann Christoph Friedrich von Schiller 10. November 1759 - † 9. Mai 1805
    "Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen"

    Mitglied der Linksfraktion

  2. #2
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    Standard AW: Statistik: Her mit den niedrigen Arbeitslosenzahlen!

    ... die Gewerkschaften und Sozialverbände sprechen von fast 3 Millionen im ALG 1 Bezug und ca 7 Millionen die ALG 2 also Hartz4 beziehen-also von Menschen, die keine Arbeit haben bzw. von ihrer Arbeit nicht leben können. Was mich daran immer wundert ist die Tatsache, wenn Merkel von den Erfolgen auf dem Arbeitsmarkt und damit von unter 3 Millionen Arbeitslosen spricht , dann kommt hier kein Widerspruch der Opposition. Muss die Opposition jetzt schon mit lügen, damit sie auch weiterhin pünktlich ihr Diäten erhält?! Oder wird dieser Widerspruch von den Medien auf "Befehl" der Regierung einfach weggelassen?

  3. #3
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    Standard AW: Statistik: Her mit den niedrigen Arbeitslosenzahlen!

    Als menschenverachtendes neoliberales Arschloch habe ich gelernt, dass es eigentlich keine Arbeitslosigkeit gibt, sondern nur Faulpelze und Schmarotzer. Wer in den vielen strukturschwachen Regionen lebt, soll halt umziehen. Also: alle Arbeitslose nach Oberbayern, Raum Stuttgart und ins Ausland. Wer arbeiten will, findet auch Arbeit.

    Dieser Beitrag könnte Sarkasmus enthalten.
    Angebot und Nachfrage...das ist es, worauf ihr Menschen des nächsten Jahrhunderts stolz sein werdet. Friedrich Nietzsche

  4. #4
    Schaf im Wolfspelz
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    Standard AW: Statistik: Her mit den niedrigen Arbeitslosenzahlen!

    Zitat Zitat von Bettmaen Beitrag anzeigen
    Als menschenverachtendes neoliberales Arschloch habe ich gelernt, dass es eigentlich keine Arbeitslosigkeit gibt, sondern nur Faulpelze und Schmarotzer. Wer in den vielen strukturschwachen Regionen lebt, soll halt umziehen. Also: alle Arbeitslose nach Oberbayern, Raum Stuttgart und ins Ausland. Wer arbeiten will, findet auch Arbeit.

    Dieser Beitrag könnte Sarkasmus enthalten.
    Fettung durch mich!

    Nimm Deine Kennzeichnung als Sarkasmus zurück!

    Bei den reGIERungsamtlichen Zahlen ist der Zynismus schließlich auch nicht gekennzeichnet!



    Wenn Du in der Fremde bist, fühl Dich wie zu Hause - aber benimm Dich nicht so!


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