Beethovens Neunte ist im Scherzo auch obsessiv, aber verbunden mit phantastischer Inspiration, einer großen Prise Frechheit (Verwendung der Pauken) und natürlich meisterhafter Kunstfertigkeit.Reseau international: "Die einzige Perspektive ist das Überleben in einer Welt des Missbrauchs. Für diesen Moment werden die Palästinenser mit verbundenen Augen und auf dem Rücken gefesselten Armen in demütigende Positionen gebracht und sind der Willkür der Soldaten ausgeliefert, die sie schlagen können, wann immer sie wollen. Sie werden dieser in der israelischen Armee wohlbekannten Folter ausgesetzt, nämlich stundenlanger, obsessiver Musik."
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Als Kompositionen, die sich an das große Publikum richten, haben Beethovens Sinfonien meist etwas Plakatives. Ihre Faktur ist fast immer kompakt, was der Verständlichkeit hilft und ihnen mehr Durchschlagskraft verleiht.
Davon grenzen sich Streichquartette notwendigerweise ab, in dieser Gattung gibt es keine Möglichkeit, demagogisch oder populistisch zu werden. Populistisch vielleicht noch, aber nur in sehr vorsichtiger Dosierung und als Kontrast zu den komplizierten, meinetwegen intellektuell gehaltenen Abschnitten.
Diese Gattung hat andere Vorzüge auf. Ich hole wieder das Menuett aus op 59/3 heraus, das schon ausführlich behandelt worden ist, aber nicht vollständig, alleine deshalb, weil das gar nicht geht. Die Werke der Klassiker sind wie Goethes Faust zu vielschichtig.
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In diesem Satz ist überhaupt nichts aggressiv und obsessiv. Das Menuett kennzeichnet neben einer gewissen Rückwärtsgewandtheit eine Differenziertheit, die Beethoven in seinen Sinfonien nur selten angestrebt hat.
Die große Besonderheit dieses Satzes besteht darin, daß die menuetthafte Kompaktheit immer wieder aufgelöst wird, indem Beethoven unterschiedliche Elemente übereinander schichtet und gleichzeitig ablaufen läßt. Er verwendet dafür vor allem zweite Geige und Bratsche, die in diesem Quartett exzellent besetzt sind.
Die japanische Bratscherin ist eine Klasse für sich. Wenn sie spielt, wird nicht gebrummelt und genuschelt, jeder Ton kommt klar und deutlich heraus, als würde ein hochkarätiger Geiger spielen, nur eben mit dunklerer Färbung.