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Thema: Huntingtons Clash der Kulturen

  1. #1
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    Standard Huntingtons Clash der Kulturen

    In den USA hatte sich nach dem Kollaps der SowjetU. die Überzeugung breit gemacht, es sei nur eine Frage der Zeit, bis die westliche Demokratie den Globus erreichthat und das von Francis Fukuyama prophezeite, friedliche "Ende der Geschichte" eingeläutet habe. Globale Harmonie unter westlicher Flagge.

    Huntington hielt das für naiv. "Provenzielle Einbildung" - sei die Idee einer universellen Weltkultur. Statt dessen entwickelte er in seinem Essay die Gegenhypothese: Konflikte werden die Welt auch weiterhin erschüttern, nur sind diese nicht mehr ideologischer, sondern vor allem kultureller Art: "Die Verwerfungen zwischen Kulturen werden die Kampflinien der Zukunft sein".

    Huntington unterteilt den Globus in acht große, religiös geprägte Weltkulturen, die er Zivilisationen nennt: die westliche, die islamische, die hinduistische, die slawisch-orthodoxe, die sinisch-konfuziamische, die japanische, die afrikanische und die lateinamerikanische Zivilisation.

    Er vermutet, der Westen werde darunter besonders mit zweien Probleme haben: einerseits der sinisch-konfuzianischen" Kultur und ihrer expandierenden Wirtschaft. Zum anderen und vor allem aber die Gefahr eines Konflikts mit einer wachsenden, schwer zu kontrollierenden und tendenziell gewaltbereiten islamischen Kultur, die weltweit auf dem Vormarsch sei. Seite 17 und 18 der neuen "Cicero" Ausgabe
    Insofern hat Huntington recht und er weist diejenigen zurück, die sich zwar Frieden wünschen, ewigen Frieden, aber ich glaube, den wird man wohl erst im Jenseits haben. Solange der Mensch auf der Erde lebt, wird es wohl immer Kriege und andere Unarten menschlichen Zusammenlebens geben.

    "Die Grenzen des Islam sind in der Tat blutig, und das Innere ist es ebenfalls."
    "Kampf der Kulturen" , Seite 420


    Aber wie, bitte schön, soll es nun weitergehen ?
    Huntington schreibt auch:

    "In der kommenden Ära ist es also zur Vermeidung großer Kriege zwischen den Kulturen erforderlich, daß Kernstaaten davon absehen, bei Konflikten in anderen Kulturen zu intervenieren."
    "Kampf der Kulturen" -, Seite 522


    Und doch - siehe Konflikt Ukraine.

  2. #2
    Sjard
    Gast

    Standard AW: Huntingtons Clash der Kulturen

    Huntington irrt meiner Meinung nach, die slawisch-orthodoxe und sinisch-konfuzianische Kultur wurde 1918 und 1949 durch den
    Kommunismus in Etappen zerstört und dem dialektischen Materialismus untergeordnet.

  3. #3
    sieht auf euch herab Benutzerbild von -jmw-
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    Standard AW: Huntingtons Clash der Kulturen

    Zitat Zitat von Sjard Beitrag anzeigen
    Huntington irrt meiner Meinung nach, die slawisch-orthodoxe und sinisch-konfuzianische Kultur wurde 1918 und 1949 durch den
    Kommunismus in Etappen zerstört und dem dialektischen Materialismus untergeordnet.
    Weder die Russen noch die Chinesen verhalten sich derzeit sonderlich kommunistisch.
    China hat eine nationalkonfuzianische Entwicklungsdiktatur, Russland....Tja, weiss ich, wie ich Russland nennen soll. Jedenfalls nicht "sozialistisch".
    Aktueller Kalenderspruch: We have to choose between the freedom of a few professional politicians to talk and the freedom of the people to live.
    (Oswald Mosley, Fascism: 100 Questions)

  4. #4
    Verloren Benutzerbild von Brathering
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    Standard AW: Huntingtons Clash der Kulturen

    Die aktuelle Lage in der Ukraine ist das stärkste Argument gegen Huntington.
    Auf dem Balkan ging das noch scheinbar auf aber ab jetzt nicht mehr.
    Gehst du zum Griechen, vergiss die Peitsche nicht!

  5. #5
    Bundeskanzler Björn Höcke Benutzerbild von Leseratte
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    Standard AW: Huntingtons Clash der Kulturen

    Einige Auszüge aus einem Artikel über Huntington

    Bruchlinienkrieg: Samuel Huntington, neu gelesen

    Eine der zentralen Thesen Huntingtons ist die Definition des zeitgenössischen Krieges als Bruchlinienkrieg. Sein Merkmal ist der Kampf zwischen“Gemeinschaften, die Staaten oder Gruppen aus unterschiedlichen Kulturen angehören”. Solche Kriege sind tendentiell endlos und von extremer Gewaltintensität. Der Unterschied wird im Vergleich zwischen den Kriegen in der Ost-Ukraine und im Mittleren Osten deutlich. Im Gegensatz zu Syrien und dem Irak orientieren sich bisher alle Kriegsparteien in der Ukraine rhetorisch an den humanitären Ansprüchen des Kriegsvölkerrechts. Der [Links nur für registrierte Nutzer] tobt gerade darum, dem Feind dessen Verletzung [Links nur für registrierte Nutzer]. Davon kann in Syrien oder dem Irak nicht die Rede sein. Dort wird die Verletzung des Kriegsvölkerrechts von ISIS ausdrücklich als Teil der eigenen Kriegsstrategie betrachtet.


    Das war auch das Hauptargument seiner Kritiker: Den Islam als Feindbild zu beschreiben – und nicht den Islamismus. Heute ist diese Kritik durch die Entwicklung obsolet geworden. Angesichts des Konflikts zwischen Schiiten und Sunniten, des Zerfalls der arabischen Staatenwelt in Libyen, Syrien und Irak, kommt niemand mehr auf die Idee, den Islam als einen homogenen Block zu [Links nur für registrierte Nutzer].
    Huntington stellte in seinem Buch von 1996 eine interessante Frage. Wie lassen sich Bruchlinienkonflikte zum Stillstand bringen? Er differenziert zwischen “Primär-, Sekundär- und Tertiärbeteiligten”, die aber eines auszeichnet: Ihre kulturelle Nähe zu den Konfliktparteien.
    “Bruchlinienkriege werden nicht durch unparteiische Indivduen, Gruppen oder Organsationen beendet, sondern durch eigennützige Sekundärparteien, die sich hinter ihre kulturellen Verwandten gestellt haben und in der Lage sind, einerseits mit den Sekundär- und Tertiärparteien der anderen Seite Vereinbarungen auszuhandeln und andererseits ihre kulturellen Verwandten zur Annahme dieser Vereinbarungen zu bewegen. Der kulturelle Schulterschluß verschärft und verlängert zwar den Krieg, ist aber in der Regel auch eine notwendige, wiewohl nicht hinreichende Bedingung für die Begrenzung und Einstellung des Krieges.”
    Er beschreibt die Rolle dieser Sekundär- und Tertiärparteien im Sinne des klassischen westlichen Realismus:

    Als die von Ordnungsmächten, die ein übergeordnetes Interesse an Stabilität haben. Später benennt er die Bedingungen, um in einem solchen hochkomplexen Bruchlinenkrieg (als
    “Drei-Ebenen-Krieg mit mindestens sechs Parteien und mindestens sieben Beziehungen zwischen ihnen”) die Einstellung der Kämpfe zu erreichen.

    “- aktives Engagement der Sekundär-und Tertiärparteien

    - Verhandlungen zwischen den Tertiärparteien um die Rahmenbedingungen für eine Beendigung der Kämpfe
    - eine Zuckerbrot-und-Peitschen-Politik der Tertiärparteien, um die Sekundärparteien zur Annahme dieser Bedingungen zu bewegen und auch die Primärparteien zu deren Annahme zu drängen
    - Entzug der Unterstützung der Primärparteien und letzten Endes deren Verrat durch die Sekundärparteien; und
    - infolge diesen Druckes Annahme der Bedingungen durch die Primärparteien, die selbstverständlich gegen sie verstoßen werden, wenn dies in ihrem Interesse liegt.”
    [Links nur für registrierte Nutzer]
    Björn Höcke:

    Sie müssen sich mal Bundesjustizminister Heiko Maas angucken, als ich die Nationalflagge, dieses zentrale nationale Symbol, herausgeholt habe. Es war so, als ob man Graf Dracula ein mit Knoblauchknollen geschmücktes Kreuz in die Visage gehalten hätte!

    Leseratte gehört der Rechtsfraktion an.

  6. #6
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    Standard AW: Huntingtons Clash der Kulturen

    Zitat Zitat von Brathering Beitrag anzeigen
    Die aktuelle Lage in der Ukraine ist das stärkste Argument gegen Huntington.
    Auf dem Balkan ging das noch scheinbar auf aber ab jetzt nicht mehr.
    Naja auf dem Balkan geht die Rechnung auch nicht wirklich auf, die Völker die dort wohnten waren sich sehr ähnlich. Lediglich die Albaner sind kulturell Romano-Illyrer. Doch Kroaten, Serben, Bosnier etc. sind alle Kulturell Südslawen/Balkanslawen....

  7. #7
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    Standard AW: Huntingtons Clash der Kulturen

    Zitat Zitat von Sjard Beitrag anzeigen
    Huntington irrt meiner Meinung nach, die slawisch-orthodoxe und sinisch-konfuzianische Kultur wurde 1918 und 1949 durch den
    Kommunismus in Etappen zerstört und dem dialektischen Materialismus untergeordnet.
    Finde ich nicht, er schrieb in seinem Buch schon 1996, dass die Ukraine an ihren kulturellen Grenzen auseinanderbricht, die Orthodoxie und die Chinesen sind ernste Rivalen gegen die EUSAische Sebstzerstörung, die einzigen intelligenten Kulturen mit Zukunft.
    Mein Geschlecht : Kämpfer
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  8. #8
    Des Flügels Geflügel Benutzerbild von Sathington Willoughby
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    Standard AW: Huntingtons Clash der Kulturen

    Zitat Zitat von Efna Beitrag anzeigen
    Naja auf dem Balkan geht die Rechnung auch nicht wirklich auf, die Völker die dort wohnten waren sich sehr ähnlich. Lediglich die Albaner sind kulturell Romano-Illyrer. Doch Kroaten, Serben, Bosnier etc. sind alle Kulturell Südslawen/Balkanslawen....
    Aber nicht religiös-schriftlich. Daher die Differenzen.
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  9. #9
    Verloren Benutzerbild von Brathering
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    Standard AW: Huntingtons Clash der Kulturen

    Zitat Zitat von Efna Beitrag anzeigen
    Naja auf dem Balkan geht die Rechnung auch nicht wirklich auf, die Völker die dort wohnten waren sich sehr ähnlich. Lediglich die Albaner sind kulturell Romano-Illyrer. Doch Kroaten, Serben, Bosnier etc. sind alle Kulturell Südslawen/Balkanslawen....
    Doch, das was passierte passt sehr gut zu Huntington der zwischen orthodoxen und katholischen Slawen stark unterschied und die religiöse Komponente wichtig nahm.
    edit: ja und auch Schriftlich, besonders das, da hat Zaphod recht. Latein-Kyrilisch aber das ist mit Religion vermischt, Katholiken benutzen lateinische Schrift und Orthodoxe die Kyrilische.

    Mit Kyrilisch bist du in Kroatien ein Volksfeind.
    Gehst du zum Griechen, vergiss die Peitsche nicht!

  10. #10
    LOL
    Gast

    Standard AW: Huntingtons Clash der Kulturen

    Zitat Zitat von Zaphod Beeblebrox Beitrag anzeigen
    Finde ich nicht, er schrieb in seinem Buch schon 1996, dass die Ukraine an ihren kulturellen Grenzen auseinanderbricht, die Orthodoxie und die Chinesen sind ernste Rivalen gegen die EUSAische Sebstzerstörung, die einzigen intelligenten Kulturen mit Zukunft.
    Auffällig ist dass es bei ihm "Orthodoxie" heisst, statt gleich klipp und klar "Christentum", denn dem "Westen" traut er sowieso kein kulturelles Christentum mehr zu und selbst Südamerika bezeichnet er, warum auch immer, nicht weiter als christlich.

    Im Grunde genommen macht Huntington damit Russland zum Kern- und damit Führungsland des Christentums...

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