Mit schwängern geht auch Scheinehe einher.
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Ich heirate einen Flüchtling
VON LOVIS SCHMITZ
suche: taz archiv scheineheSchlage ich dieser Tage die Zeitung auf, ärgere ich mich. Nein, Ärger ist zu schwach. Ich bin wütend und fassungslos und denke: Wie können deutsche Politiker angesichts dieser Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer so gnadenlos sein?
Als ich Friedrichs Worte las, war ich sprachlos, aber nur kurz. Dann fasste ich einen Entschluss: Wenn die Politiker in meinem Land den Asylsuchenden nicht helfen wollen, dann mach ich es selbst: Ich heirate einen Flüchtling. Damit er hierbleiben kann. Auch wenn das verboten ist. Als Akt des zivilen Ungehorsams.
Wir werden uns gemeinsam in einer Wohnung anmelden und dort eine zweite Zahnbürste, Kleidung und persönliche Gegenstände deponieren, falls jemand vom Ordnungsamt vorbeikommt, um zu überprüfen, ob wir auch wirklich zusammenleben. Und wir werden hoffen, dass jemand zu Hause ist, wenn das passiert, damit die Beamten nicht die Nachbarn befragen. Drei ganze Jahre lang. Erst danach erhält mein Mann eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis, und wir können das Theater beenden.
Weil ich will, dass Europa seine restriktive Flüchtlingspolitik lockert und beginnt, Asylsuchende nicht mehr als Last, sondern als Bereicherung zu begreifen, breche ich das Gesetz, muss mich verstecken, und mache dies öffentlich. Aus Protest, gegen die Gleichgültigkeit der Politik.
Manche Leute sind dann Jahrzehnte verheiratet und trennen sich nur, wenn es gar nicht mehr geht. Und manche nutzen das Wort "Scheinehe" auch nur, denn vielleicht haben sie sich sogar in die Person verliebt. Alles ist möglich.
Der Begriff "Schutzehe" wurde erwähnt, aber wer will mit jemandem verheiratet sein, mit dem er oder sie nie lebt - das blockiert doch wirklich echte Bindungen.