Daß es der westlichen Haltung gegenüber Rußland ziemlich an historischer Expertise, gegenwärtiger Sachkenntnis und tragfähiger Zukunftsorientierung gebricht, wurde ja schon des öfteren thematisiert. Jetzt haben sich mit 100 hohen Offizieren der verblichenen DDR-Armee kompetente Leute zu Wort gemeldet, was die Beurteilung der Position Moskaus betrifft:
"Etwa 100 Generäle der vor 25 Jahren aufgelösten Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR haben sich angesichts der Ukraine-Krise mit einem Friedensappell an die Öffentlichkeit gewandt. Unmittelbarer Anlass sind die Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Befreiung vom deutschen Faschismus. Zu den Unterzeichnern gehören zwei ehemalige Verteidigungsminister, drei Generaloberste, 19 Generalleutnante sowie 61 Generalmajore sowie etliche Admiräle.
»Die Mehrheit der Unterzeichner hat noch den Zweiten Weltkrieg an der Front erlebt«, erklärte der frühere DDR-Verteidigungsminister Theodor Hoffmann am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung des Aufrufs »Soldaten für den Frieden«. »Wir Militärs wissen sehr gut, dass Krieg kein Mittel der Politik sein darf, von unserer Erfahrung her können wir sehr gut die Folgen für ganz Europa einschätzen.« Die militärische Stärke des Warschauer Vertrages habe mit dafür gesorgt, dass aus dem kalten Krieg kein heißer geworden sei. Seit der Auflösung des Bündnisses akzeptiere der Westen aber immer häufiger militärische Stärke als Mittel der Politik – Beispiele seien die diversen Kriege um den Irak, auf dem Balkan, in Afghanistan, Libyen und anderswo. (...)
Der Aufruf soll nicht nur allen Bundestagsabgeordneten, sondern auch den wichtigsten Botschaften, einschließlich denen der NATO-Staaten, zugestellt werden. Der Text wurde schon in russischer Sprache anlässlich einer Festveranstaltung in Moskau Angehörigen der früheren Sowjetarmee übergeben, am 9. Mai soll er in Prag einer Bürgerkundgebung überreicht werden. (...)
Begrüßt wurde der Aufruf von dem CDU-Politiker Willi Wimmer. »Die Angehörigen der Nationalen Volksarmee gehörten als Speerspitze der Streitkräfte des Warschauer Pakts zu denen, die die Folgen einer militärischen Auseinandersetzung in Europa und damit in Deutschland beurteilen können«, erklärte der ehemalige Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium in einer Stellungnahme. »Es zeichnet die Verfasser aus, dabei die historische Entwicklung und die daraus resultierende Verpflichtung deutlich anzusprechen.«
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