Nun zur kommunistischen Lüge Nr. 2:
Auch hier ist es schwierig, eine "kommunistische Lüge" zu erkennen, denn es handelt sich um ein absolutes begriffliches Durcheinander.
Erklären wir, wie die Familie Engels zu ihrem Kapital kam, das ist ja bekannt. Uropa Engels war ein selbständiger Textilhandwerker, vermutlich ein geschickter und unternehmungslustiger, der wie alle im Raum Barmen ansässigen Garnhersteller und Garnbleicher von einem großherzoglichen Edikt profitierte, das diesen Orten im Herzogtum Jülich das Monopol in Herstellung und Handel von Garnen sicherte. Wie überall in Europa war es die Textilherstellung, bei der als erstes die Mechanisierung gelang, und Uropa Engels hatte offensichtlich genug Geld beiseite legen können, um die erste Maschine zu kaufen, um den ersten kleinen Betrieb zur fabrikmäßigen Herstellung von Spitze zu gründen. Dadurch wurde seine Textilproduktion effizienter, entsprechend konnte er billiger anbieten, wodurch zum Beispiel die Arbeit eines frisch selbständig gewordenen Gesellen "entwertet" wurde, d.h. der freie Handwerker konnte trotz größtem Geschick bestenfalls noch von seiner Arbeit leben, aber KEINE Überschüsse mehr bilden, um irgendwann eine Maschine zu kaufen. Irgendwann in dieser Zeit lag der (begriffliche) Übergang vom Handwerker Engels mit Gesellen und Lehrbuben zum Kapitalisten, von Besitz zu Kapital, d.h. wenn, im Beispiel, der Besitz der Maschine genügte, seinen Lebensunterhalt als Unternehmer zu bestreiten während die ehemals freien Handwerker gezwungen waren, entweder "umzuschulen" (har har) oder nur noch als abhängige Angestellte des Maschinenbesitzers Engels zu arbeiten. Ohne jemals die Möglichkeit zu haben, "die eigenen Produkte" in nennenswerter Menge nachzufragen, was ein Unsinn. Und kein ins Proletariat abgesunkener Handwerker war irgendwann wieder in der Lage, Kapital anzuhäufen oder sich selbst auszubeuten, was ein Unsinn.
Diese Entwicklung ist nicht "gut" oder "böse", Tatsache bleibt aber, daß die Differenz zwischen dem den Arbeitern gezahlten Lohn und dem von den (inzwischen 300) Arbeitern erwirtschafteten Wert der Waren, der auf dem Markt erzielt werden konnte, groß genug war, daß Opa Engels bereits sozusagen "ins Baugewerbe diversifizieren" konnte und, im Gegensatz zu kleineren Unternehmen, auch Krieg und Embargo überleben konnte. "Unternehmerisches Risiko" ist ab einer gewissen Größe eben relativ. Papa Engels gründete schließlich mit einem englischen Fabrikanten ein Joint Venture, das schlußendlich aber selbst irgendwann in den 1960ern den Betrieb einstellen mußte, weil es von noch größeren Konkurrenten verdrängt wurde, die festgestellt hatten, daß es effizienter ist, Textilien von asiatischen Hungerleidern fertigen zu lassen, und für eine Produktionsverlagerung reichte wiederum das Kapital von Ermen & Engels nicht mehr aus. (Die asiatischen Näher häufen vermutlich auch ungemein viel Kapital an um dann über die eigene Zukunft zu entscheiden und sich selbst auszubeuten...)
Auch dieser Prozeß ist vom Grundsatz her weder gut noch schlecht, nur steht am Ende der Kapitalkonzentration immer das Monopol. (Nicht im engen, betriebswirtschaftlichen Sinn.) Also bspw. VW, wo jetzt in den Händen von ein paar zerstrittenen Erben und einem Scheich monopolisiert ist, was einmal den Tüftlern und Unternehmern Laurin, Klement, Horch, Rasmussen, Ernst, Cramer, Klett, Winklhofer, Porsche, Versen, Eriksson, Lamborghini, Ducati, Bugatti und dem spanischen Staat gehörte. Während 600.000 Menschen direkt für den Konzern arbeiten und vermutlich ebenso viele indirekt, also praktisch die "workforce" eines kleinen Staates, einer ganzen Gesellschaft, während sich eine Handvoll Großaktionäre den Profit privat aneignen.
Letzteres ist und bleibt der eigentliche Kritikpunkt am Kapitalismus, der Widersinn aus gesellschaftlicher, sozusagen "gemeinsamer", solidarischer Produktion und der privaten Aneignung der Profite. Egal ob in der Engel'schen Klitsche oder im VW-Konzern.