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Thema: Die Geschichte von Henry Ford und seinen Kindern

  1. #1
    SchwanzusLongusGermanicus Benutzerbild von ABAS
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    Standard Die Geschichte von Henry Ford und seinen Kindern

    Man muss sich dazu zwingen alle Vorgaenge und Ablaeufe auf den
    Finanz- und Wirtschaftsebenen nicht als komplex sonder als einfach,
    wie mit Kinderaugen zu begreifen und zu verstehen. Politiker und
    manche Wissenschaftler sind genau am Gegenteil interessiert damit
    das Volk von Politik-, Finanz- und Systemversagen abgelenkt wird.

    Den Strang eroeffne ich mit dem Essay in Form eines Kunstmaerchens
    von Erhard Gloetzl welches ich in drei Volltextabschnitte von A bis D
    aufteile weil auf einen Link ohnehin kaum jemand klick und moeglichst
    wenigen Usern dieses Essay entgehen soll.

    Erhard Gloetzl ist Vorstandsdirektor der LINZ AG i.R. und ist heute u.a.
    als Lektor fuer Finanzwirtschaft an der Donau-Universitaet Krems taetig.

    Die Geschichte von Henry Ford und seinen Kindern / Teil A

    Für Erhard Glötzl sind die Argumente für eine keynesianische Marktwirtschaft so einsichtig, dass sie auch ein Kind verstehen könnte. Wohl auch deshalb hat er für seinen Essay die Form eines Kunstmärchens gewählt, um zu demonstrieren, welch katastrophale Folgen es hat, wenn man den Unterschied zwischen Mikroökonomie und Makroökonomie nicht versteht, die Brisanz von Konsumkrediten unterschätzt und wenn man nicht weiß, wie man aus einem Gefangenendilemma herauskommt.

    Henry Ford war ein kluger Mann. Darum baute er mit Hilfe seiner Arbeiter seine Autos sehr effizient. Und weil er sehr klug war, verstand er – im Gegensatz zu vielen anderen – vor allem auch den Unterschied zwischen Mikroökonomie und Makroökonomie. Daher wusste er vor allem zwei Sachen:

    1. Ich muss meine Arbeiter gut bezahlen, denn sonst haben die Arbeiter kein Geld, um meine Autos zu kaufen.

    2. Ich muss dem Staat ordentlich Steuern zahlen, denn sonst hat der Staat kein Geld, um Straßen für meine Autos zu bauen.


    Henry Ford und seine Arbeiter waren ein Team und bauten daher immer bessere und immer mehr Autos. So lebten sie glücklich und zufrieden bis Henry Ford starb und die Kinder des Henry Ford seine Firmen übernahmen. Die Kinder des Henry Ford waren aber nicht so klug wie ihr Vater, dafür aber umso gieriger. Vor allem aber verstanden sie nicht den Unterschied zwischen Mikroökonomie und Makroökonomie.

    Sie dachten: Warum sollen wir eigentlich unsere Arbeiter gut zahlen? Warum sollen wir eigentlich dem Staat so viele Steuern zahlen? Das hat unser Vater doch nur getan, damit die Arbeiter seine Autos kaufen können und der Staat Straßen für die Autos bauen kann. Es ist doch viel besser für uns, wenn wir dem Staat das Geld zum Bauen der Straßen und den Arbeitern das Geld zum Kaufen der Autos nicht als Steuer und Lohn geben sondern nur als Kredit leihen. Dann kann doch der Staat die Straßen mit dem geliehenen Geld bauen und die Arbeiter können unsere Autos mit dem geliehenen Geld kaufen! Und wir sparen uns viel Geld und bekommen zusätzlich noch Zinsen dafür.

    Gesagt getan. Sie bauten Autos, aber

    – sie zahlten ihre Arbeiter so schlecht, dass die Löhne nicht reichten, um damit auch Autos kaufen zu können. Die Arbeiter aber murrten nicht, weil sie ja mit dem geliehenen Geld trotzdem weiter Autos kaufen konnten und sich ihr Lebensstandard daher eigentlich gar nicht verschlechterte. Und – sie zahlten dem Staat keine Steuern für den Bau der Straßen. Der Staat murrte freilich auch nicht, weil er ja mit dem geliehenen Geld trotzdem weiter Straßen bauen konnte.

    Und wegen des 1. Hauptsatzes der Volkswirtschaftslehre waren die Schulden von Staat und Arbeitern gleich hoch wie die Guthaben der Kinder des Henry Ford. So lebten die Kinder des Henry Ford, die Arbeiter und der Staat glücklich und zufrieden bis die Kinder eines Tages die Schulden ihrer Arbeiter eintreiben wollten, weil sie sich jeweils Schlösser statt ihrer schönen Häuser bauen wollten.

    Als sie aber an die Arbeiter herantraten und ihr Geld zurückforderten, sagten diese wegen des Fundamentalunterschieds zwischen Konsum- und Investitionskrediten:

    – „Wir haben kein Geld dafür, weil ihr uns zu wenig Lohn zahlt und deshalb können wir die Schulden nicht zurückzahlen.“


    Da sagten die Kinder des Henry Ford:

    „Wir sind die Leistungsträger. Ohne uns gäbe es keine Fabriken und ihr hättet keine Arbeit und keine Autos. Ihr habt über eure Verhältnisse gelebt und darum seid ihr selbst schuld an euren Schulden.“

    Die Arbeiter antworteten:

    „Wir waren es doch, die die Autos gebaut haben und ohne uns hättet ihr niemanden gehabt, der eure Autos gekauft hätte“,


    Diese Antwort wollten die Kinder des Henry Ford nicht hören.
    Sie sagten vielmehr:

    „Wir haben ein Recht auf unser Geld. Und wenn ihr kein Geld habt, um die Schulden zu bezahlen, dann machen wir eben eine Sparpolitik:

    – Wir zahlen euch noch niedrigere Löhne und wenn das nicht reicht
    – nehmen wir euch eure Häuser weg und wenn das nicht reicht
    – müsst ihr uns euren Körper geben und als Sklaven dienen.“


    Gesagt getan, denn sie hatten ja die Macht dazu. Weil die Arbeiter aber nun wegen der Sparpolitik noch weniger Geld hatten, konnten sie dann gar keine Autos mehr kaufen. Infolgedessen konnten die Kinder des Henry Ford dann aber auch keine Autos mehr verkaufen und deshalb bauten sie daraufhin auch gar keine Autos mehr. Das alles nannte man Deflationsspirale.

    Die Guthaben der Kinder des Henry Ford und die Schulden von Arbeitern und Staat wuchsen aber durch die Zinseszinsen und wegen des Hauptsatzes über die Instabilität dynamischer Systeme trotzdem weiter.

    Weil sie aber nun durch den Bau von Autos ihr Geld nicht weiter vermehren konnten, gingen sie ins Casino und versuchten ihr Geld, also ihre Guthaben, durch Wetten zu vermehren. Dies führte aber nur dazu, dass einige noch mehr Guthaben anhäuften und andere sich tief verschuldeten.

    Aber letztlich waren alle ihre Guthaben uneinbringlich, weil weder die Arbeiter noch die Verlierer der Wetten genug Geld hatten, um ihre Schulden zu begleichen. Da erkannten die Kinder des Henry Ford mit einem Mal, dass sie alle pleite waren.

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    Geändert von ABAS (22.06.2015 um 17:15 Uhr)
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  2. #2
    Antichrist Benutzerbild von Ruepel
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    Standard AW: Die Geschichte von Henry Ford und seinen Kindern

    Er fuhr Ford und kam nie wieder.
    Warum soll ich ehrlich sein,wenn ich von Banditen regiert werde?!

  3. #3
    Selberdenker Benutzerbild von FranzKonz
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    Standard AW: Die Geschichte von Henry Ford und seinen Kindern

    Und sie sündigten in einem Ford.
    „Die Windflügel sind Sakralbauten für ein neues Glaubensbekenntnis.“ (Hans-Werner Sinn)

  4. #4
    SchwanzusLongusGermanicus Benutzerbild von ABAS
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    Standard AW: Die Geschichte von Henry Ford und seinen Kindern

    Die Geschichte von Henry Ford und seinen Kindern / Teil B

    All das stürzte das Land in eine tiefe Krise, große Verzweiflung machte sich breit und das Volk begann zu murren

    Das Volk murrte so lange, bis Maharadscha, sein ältester Sohn, seinen Priestern befahl, das Volk durch Gehirnwäsche und mit psychischer Gewalt zu besiegen. Daher erfanden die Priester eine neue Religion und sagten dem Volk:

    „Ihr seid in die Kaste der Unberührbaren geboren worden, weil ihr in eurem vorhergehenden Leben gegen den großen Gott gesündigt habt.Deshalb müsst ihr in diesem Leben ohne Lohn arbeiten, dann erst wird es euch in eurem nächsten Leben besser gehen.“


    Das Volk hatte Angst vor dem großen Gott, obwohl es eigentlich nichts mehr zu verlieren hatte. Es fügte sich seinem traurigen Schicksal und baute fortan für die Maharadschas immerfort die gleichen Schlösser. Nichts änderte sich über die Jahrtausende, die Schlösser wurden nicht besser und die Unberührbaren lebten in unsäglichem Leid.

    Anderswo murrte das Volk solange, bis ….

    Cäsar, sein zweitältester Sohn, seinen Truppen befahl, dem Volk nicht das Hirn zu waschen sondern mit Waffen-Gewalt zu besiegen. Statt seine Arbeiter gut zu bezahlen, zahlte Cäsar seine wenigen Söldner gut und kaufte die besten Waffen. Das Volk dagegen musste allein mit seinen bloßen Händen kämpfen, dafür aber hatte es sehr viel mehr Kämpfer. Weil die Kräfteverhältnisse somit ausgewogen waren, erstickten letztlich alle im eigenen Blut.

    Wieder anderswo, da murrte das Volk solange, bis die Arbeiter Tertius, seinen drittältesten Sohn, verjagten. Sie versuchten alsdann, die Fabrik von tertius auf alle Arbeiter aufzuteilen, sodass jeder einzelne Arbeiter für sich alleine Autos bauen konnte. Sie nannten das „Zunftwesen“. Ohne die Arbeitsteilung in der Fabrik aber war das sehr mühsam und sie konnten nur wenige Autos bauen. Später erkannten sie diesen Fehler, verjagten wieder einen Sohn und behielten die großen Fabriken für sich selbst. Weil sie den Sohn aber verjagt hatten, hatten sie niemanden mehr für die Leitung ihrer großen Fabriken und planten daher den Bau der Autos und aller anderen Dinge selber. Sie nannten das „Planwirtschaft“. Weil es dann aber keinen Wettbewerb mehr zwischen den Fabriken gab und niemand mehr einen Anreiz hatte, etwas besser zu machen und die Planung aller Abläufe sie überforderte, bauten sie nur wenige und schlechte Autos und über die Jahre verbesserte sich nichts.

    Wiederum anderswo, da murrte das Volk, solange bis Sophia, seine jüngste Tochter sah, was ihre Brüder angerichtet hatten. Da erinnerte sie sich an ihren Vater und sprach mit den Arbeitern. Die Arbeiter sagten:

    „Mach es doch wie dein Vater und zahle uns gute Löhne, damit wir deine Autos kaufen können“

    Sie aber sagte:

    „Was nützt es mir, wenn ich euch gut zahle. Ihr werdet dann wohl nicht meine Autos mit diesem Geld kaufen, sondern die Fernseher, die mein Bruder produziert?“


    Und ihr Bruder sagte das gleiche zu seinen Arbeitern:

    „Was nützt es mir, wenn ich euch gut zahle. Ihr werdet dann wohl nicht meine Fernseher mit diesem Geld kaufen, sondern die Autos, die meine Schwester produziert?“


    Da waren alle ratlos ob dieses Dilemmas. Sophia wurde von ihrem Vater aber nicht ohne Grund Sophia genannt, denn Sophia ist der Name der Göttin der Weisheit. Und so war Sophia so klug zu wissen, dass sie nicht alles selber wissen könne. Sie berief daher den Rat der Weisen ein, ihr eine Lösung für dieses Dilemma zu vorzuschlagen.
    Nach langen Beratungen sprach der Weisenrat zu Sophia:

    „Ihr seid alle in einem Gefangenendilemma. Wenn in einem Gefangenendilemma jeder nur an sich selbst denkt und nur das tut, was für ihn selber das Beste ist, dann kommt für jeden Einzelnen insgesamt die schlechteste Lösung heraus. Denk nur daran, was deine Brüder in der Vergangenheit angerichtet haben.“

    Sophia fragte:

    „Aber wie komme ich aus diesem Gefangenendilemma heraus? Wie kann ich es erreichen, dass nicht nur ich, sondern auch meine Brüder ihre Arbeiter gut zahlen?“


    Da sprach der Weisenrat:

    „Um aus einem Gefangenendilemma herauszukommen, müssen zu allererst alle begreifen, dass sie sich in einem Gefangenendilemma befinden und dann müssen Kooperationsverträge geschlossen werden. Und für diese Verträge gibt es in eurem Fall zwei Möglichkeiten. Sie können abgeschlossen werden über: eine ‚produktivitätsorientierte Lohnpolitik‘: Das heißt, ihr zahlt so viel Lohn, dass die Arbeiter die Autos und die Fernseher auch ohne Kredit kaufen können. Oder ihr beschließt ‚progressive Vermögenssteuern‘: Das heißt, wenn deine Brüder aus „Wettbewerbsgründen“ eine solche Vereinbarung nicht treffen wollen, dann muss eben der Staat ein Gesetz beschließen, dass er das Geld, das eigentlich die Arbeiter bekommen sollten, von dir und deinen Brüdern als Steuer einhebt, und dieses Geld dann an die Arbeiter in der Form von direkten Zuschüssen oder Lohnsteuersenkungen weitergibt.

    Dann haben die Arbeiter wieder genug Geld, deine Autos und die Fernseher deiner Brüder ohne Kredite zu kaufen. Progressiv müssen die Vermögenssteuern sein, damit der Wohlstand in eurem Land wieder gerechter verteilt wird.

    Darüber hinaus müsst ihr alle begreifen, dass Wohlstand nur durch den Bau von Autos (also in der Realwirtschaft) geschaffen werden kann und nicht durch Wetten um Geld (in der Finanzwirtschaft). Verbiete daher das Wetten um Geld, denn es treibt nur eine Kluft zwischen die Gewinner und Verlierer der Wetten.“


    Sophia war froh und sagte:

    „Ja, das wollen wir so machen. Aber was geschieht mit meinen Guthaben und den Schulden der Arbeiter. Wie werden sie mir die Schulden zurückzahlen?“


    Die Weisen antworteten:

    „Die hohen Priester des Kapitals haben euch allen durch geschickte Wahl der Worte glauben gemacht, dass derjenige, der GUThaben hat, GUT ist und derjenige, der SCHULDEN hat, SCHULDIG ist.“


    Und dann brachten sie ein Gleichnis:

    „Vor 2600 Jahren gab es in Athen 10 000 hochverschuldete Bauern und Sklaven und nur mehr 200 „freie Bürger“. Um den drohenden Bürgerkrieg zu vermeiden, hat damals Solon der Weise einen Guthabenschnitt in friedlicher Form durchgesetzt, was gleichzeitig (wegen des 1. Hauptsatzes der Volkswirtschaftslehre) einen Schuldenerlass bedeutete. Darüber hinaus hat er alle Sklaven in die Freiheit entlassen und mit einer Landreform das Vermögen neu und gerechter verteilt. Gehet hin und tut seinesgleichen.“


    Und dann brachten sie noch ein Gleichnis:

    „Wenn dein Auto wegen überhöhter Geschwindigkeit droht, ins Schleudern zu geraten, dann weißt du ganz genau was du im Krisenfall auf keinen Fall machen darfst: Niemals darfst du alle 4 Räder gleichzeitig blockieren. Das wäre dein sicherer Tod, denn schockartige Maßnahmen führen in Krisensituationen zu noch schlimmeren Situationen. (Gerade um dies zu verhindern, haben die Konstrukteure in Autos ja ein Antiblockiersystem (ABS) eingebaut.

    Niemals darfst du auch nur mit dem linken Vorderrad allein bremsen. Das wäre dein sicherer Tod, denn einseitige Maßnahmen führen in Krisensituationen immer zu noch schlimmeren Situationen. Gerade um dies zu verhindern, haben die Konstrukteure in Autos ja ein elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) eingebaut.
    Und wenn du deine Geschwindigkeit soweit reduziert hast, dass du wieder sicher unterwegs bist, dann passe deine Geschwindigkeit an die Geschwindigkeit der anderen Autos an. Gerade um dies zu erreichen, haben die Konstrukteure in Autos ja einen dynamischen Tempomat (DTM) eingebaut."


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  5. #5
    SchwanzusLongusGermanicus Benutzerbild von ABAS
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    Standard AW: Die Geschichte von Henry Ford und seinen Kindern

    Die Geschichte von Henry Ford und seinen Kindern / Teil C

    Da waren Sophia und das Volk froh und dankbar für diesen weisen Rat.

    Gesagt getan:

    Alle Spielcasinos wurden geschlossen und die Spielschulden und Spielguthaben für null und nichtig erklärt. Alle Schulden der Arbeiter und des Staates und alle Guthaben von Sophia und ihren Brüdern wurden friedlich und in geordneter Weise durch einen nach Art des ABS auf viele Jahre verteilten, kontinuierlichen Guthabenschnittes/Schuldenerlasses abgebaut. Sophia und das Volk nutzten ihre Mehrheit in den nationalen Parlamenten, um nach Art des ESP progressive Vermögenssteuern für alle Formen von Vermögen und Einkommen aus Vermögen zu beschließen.

    Sophia und das Volk nutzten ihre Mehrheit in den nationalen Parlamenten auch, um nach Art des DTM eine produktivitätsorientierte Lohnpolitik zu beschließen. Als dadurch die Wirtschaft wieder wie bei Sophias Vater, dem alten Henry Ford, erblühte und alle in Frieden und Wohlstand miteinander leben konnten, waren auch ihre Brüder, die sich am Anfang sehr dagegen gewehrt hatten, froh und dankbar.

    Um die Krise ihres Euro-Geldes zu verhindern, nutzten Sophia und das Volk auch im europäischen Parlament ihre Mehrheit und beschlossen eine produktivitätsorientierte Lohnpolitik für ganz Europa. Denn in den Nordstaaten zahlten die Brüder von Sophia ihre Arbeiter so schlecht, dass die Arbeiter nicht genug Geld hatten, um damit alle Autos und Fernsehapparate, die in den Nordstaaten produziert wurden, auch zu kaufen. Weil die Brüder Exportweltmeister werden wollten, gaben sie aber nicht ihren Arbeitern in den Nordländern Kredite, um die überschüssigen Autos und Fernseher zu kaufen, sondern gaben den Bewohnern der Südländer Kredite, um die überschüssigen Autos und Fernseher zu kaufen und in Wohlstand leben zu können.

    Der kurzfristige Wohlstand der Südländer stand aber auf wackeligen Beinen. Denn die Kredite waren weniger eine Hilfe als vielmehr ein Danaer-Geschenk an die Südländer. Dadurch sind nämlich die Schulden der Südländer und die Guthaben der Nordländer immer weiter gestiegen, bis die Nordländer und die Südländer beinahe wie zu Cäsars Zeiten im eigenen Blut ertrunken wären. Die produktivitätsorientierte Lohnpolitik aber führte nunmehr zu höheren Löhnen in den Nordländern, sodass die Arbeiter alle Autos und Fernseher, die sie produziert hatten, auch kaufen konnten und die Schulden der Südländer und die Guthaben der Nordländer nicht noch weiter wuchsen.

    Um den Südländern tatsächlich zu helfen, nutzten Sophia und das Volk im europäischen Parlament ihre Mehrheit, um einen Marshallplan für die Südländer zu beschließen, damit diese ihre Produktivität steigern konnten, genauso wie dies Amerika für das nach dem großen Krieg zerstörte Europa getan hat.

    Dazu beschlossen sie eine Steuer für die vermögenden Nordstaaten und nannten das Transferunion. Die Einnahmen aus dieser Steuer verwendeten sie aber ausschließlich für direkte Investitionskredite und nur für ganz konkrete produktivitätssteigernde Maßnahmen in den Südländern.

    Ganz besonders wichtig dabei aber war, dass diese Gelder nicht direkt in das Staatsbudget flossen, keinesfalls an Banken flossen und keinesfalls für Konsumkredite vergeben wurden.

    Als dadurch die Wirtschaft in ganz Europa erblühte und alle Länder Europas miteinander in Frieden und Wohlstand leben konnten, waren auch die Nordländer, die sich alle am Anfang sehr dagegen gewehrt hatten, froh und dankbar.

    Und wenn Europa nicht gestorben ist, dann lebt es wohl noch heute. Und die Moral aus der Geschicht´? Wer aus der Geschichte nicht lernt, muss sie wiederholen!

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    Geändert von ABAS (22.06.2015 um 17:28 Uhr)
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  6. #6
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    Standard AW: Die Geschichte von Henry Ford und seinen Kindern

    Die Geschichte von Henry Ford und seinen Kindern / Teil D (Zusammenfassung)

    – „Wir sind die Leistungsträger. Ohne uns gäbe es keine Fabriken und ihr hättet keine Arbeit und keine Autos.“– „Ihr habt über eure Verhältnisse gelebt und darum seid ihr selbst schuld an euren Schulden.“

    • Die Antwort der Arbeiter aber,

    – „Wir waren es doch, die die Autos gebaut haben und ohne uns hättet ihr niemanden gehabt, der eure Autos gekauft hätte“,

    • diese Antwort wollten die Kinder des Henry Ford nicht hören.

    • Sie sagten vielmehr:

    „Wir haben ein Recht auf unser Geld. Und wenn ihr kein Geld habt, um die Schulden zu bezahlen, dann machen wir eben eine Sparpolitik5:

    – Wir zahlen euch noch niedrigere Löhne und wenn das nicht reicht
    – nehmen wir euch eure Häuser weg und wenn das nicht reicht
    – müsst ihr uns euren Körper geben und als Sklaven dienen“


    • Gesagt getan, denn sie hatten ja die Macht6 dazu. Weil die Arbeiter aber nun wegen der Sparpolitik noch weniger Geld hatten, konnten sie dann gar keine Autos mehr kaufen. Infolgedessen konnten die Kinder des Henry Ford dann aber auch keine Autos mehr verkaufen und deshalb bauten sie daraufhin auch gar keine Autos mehr. Das alles nannte man Deflationsspirale7.

    • Die Guthaben der Kinder des Henry Ford und die Schulden von Arbeitern und Staat wuchsen aber durch die Zinseszinsen und wegen des Hauptsatzes über die Instabilität dynamischer Systeme8 trotzdem weiter.

    • Weil sie aber nun durch den Bau von Autos ihr Geld nicht weiter vermehren konnten, gingen sie ins Casino9 und versuchten ihr Geld, also ihre Guthaben, durch Wetten zu vermehren. Dies führte aber nur dazu, dass einige noch mehr Guthaben anhäuften und andere sich tief verschuldeten.

    – in der Vergangenheit an den verheerenden Wirkungen der Sparpolitik des deutschen Reichskanzlers Brüning (1930-1933, „Ich werde mich bis zum letzten dagegen wehren, irgendeine inflatorische Maßnahme irgendeiner Art zu treffen…“)

    – in der Gegenwart an den verheerenden Auswirkungen der Sparpolitik der Troika in Südeuropa


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  7. #7
    SchwanzusLongusGermanicus Benutzerbild von ABAS
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    Standard AW: Die Geschichte von Henry Ford und seinen Kindern

    – in der Vergangenheit an den verheerenden Wirkungen der Sparpolitik des deutschen Reichskanzlers Brüning (1930-1933, „Ich werde mich bis zum letzten dagegen wehren, irgendeine inflatorische Maßnahme irgendeiner Art zu treffen…“)

    – in der Gegenwart an den verheerenden Auswirkungen der Sparpolitik der Troika in Südeuropa

    Anknuepfung:

    Ursachen der Krise in Griechenland (Teil A)


    Der Euro-Raum ist schnell gewachsen. Er startete 1999 mit 11 Ländern, seit dem 1. Januar 2015 sind es bereits 19. Neben Griechenland leiden auch die Euro-Länder Portugal, Spanien, Irland und Italien ebenfalls akut unter großen Defiziten. Selbst die Wirtschaft in Frankreich schwächelt, die Neuverschuldung lag 2014 bei 4,3 Prozent.

    Aber nicht nur die Euroländer leben über ihre Verhältnisse. Das Haushaltsdefizit 2010 von Großbritannien hat z.B. die Größenordnung Griechenlands. Das Defizit der USA liegt ebenfalls bei über zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts.


    Seit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise wurden die Regierungen weltweit gedrängt, Schulden zu machen, um der Rezession entgegenzuwirken.


    Die Summen konnten gar nicht hoch genug sein. Dabei waren die Folgen klar: Eine dramatische Erhöhung der öffentlichen Verschuldung. Griechenland war davon nach Irland unmittelbar nach der Lehman-Pleite am stärksten betroffen.

    Die Staatsverschuldung von Griechenland hat sich vor allem seit 2008 stark erhöht und betrug 2014 rund 318 Milliarden Euro. Die Staatsschuldenquote stieg im gleichen Zeitraum von 112 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf 174 Prozent. Griechenland steht damit auf Rang zwei der Länder mit der höchsten Staatsverschuldung weltweit, nur Japan ist noch stärker verschuldet. Die Gründe dafür sind vielfältig:

    Internationale Wettbewerbsfähigkeit


    Griechenland hat seinen immensen Wohlstandszuwachs seit 1990 auf einem riesigen Schuldenberg aufgebaut. Athen hatte sich, im Gegensatz zu anderen hochverschuldeten Ländern, überwiegend für Konsum und nicht für Investitionen verschuldet. Bis zur Wirtschaftskrise hatte sich das Pro-Kopf-Einkommen des Landes fast verdreifacht (Quelle Weltbank). Die Lohnstückkosten waren in den letzten Jahren enorm gestiegen. Die Griechen haben sich einen Lebensstandard geleistet, der über ihrer Produktivität liegt, obwohl sie länger arbeiten, als z.B. Deutsche. Um bei den Lohnstückkosten auf das deutsche Niveau zu kommen, müssten die Griechen die Löhne um 25 Prozent reduzieren. Griechenland hatte dadurch seine internationale Wettbewerbsfähigkeit verloren. Durch eine sehr großzügige Ausgabenpolitik hatte Griechenland das lange überdeckt. Über Lohnerhöhungen im Staatssektor wurde zum Beispiel der private Konsum stimuliert. Dank der Vetternwirtschaft früherer Regierungen arbeiten über ein Viertel der griechischen Beschäftigten im öffentlichen Dienst.

    Die Exporte Griechenlands bei Waren und Dienstleistungen beliefen sich 2013 nur auf 12,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (Deutschland 42,8 Prozent). Das ist der geringste Wert aller EU-Staaten. Der EU-Durchschnitt liegt bei 33,6 Prozent. Dafür waren die Importe mehr als doppelt so hoch wie die Exporte.

    Steuerhinterziehung

    Steuerhinterziehung hat sich in Griechenland zu einem konstanten und ständig wachsenden Phänomen entwickelt, mit verheerenden Auswirkungen auf die öffentlichen Einnahmen. Die Steuermoral ist eine der großen Krankheiten des Landes, die Steuerhinterziehung ist ein Volkssport der Griechen. Milliardenbeträge wurden ins Ausland transferiert. Die Steuerquote, also der Anteil der Steuern am Bruttoinlandsprodukt lag in Griechenland 2013 bei 22,9 Prozent (statista). Im EU-Durchschnitt liegt die Steuerquote hingegen bei 40 Prozent.

    Vor allem Selbständige wie Ärzte oder Anwälte rechneten sich bei ihren Steuererklärungen arm, Taxifahrer, Handwerker oder Gärtner gaben ungern Quittungen. 2011 sind in Griechenland etwa geschätzte 30 Milliarden Euro hinterzogen worden. Die rechtskräftigen Steuerschulden sind in Griechenland Anfang 2015 auf den historischen Rekordstand von 70 Milliarden Euro gestiegen. 6.000 juristischen Personen wie Aktiengesellschaften und GmbHs stehen beim Fiskus mit weiteren 30 Milliarden Euro in der Kreide. So haben alleine die Griechischen Staatsbahnen (OSE) rund 1,6 Milliarden Euro Steuerschulden.

    Keine Regierung hat es bisher geschafft, die Steuerhinterziehung effektiv zu bekämpfen.

    Finanzen

    Jahrelang gab es nur mangelhafte Statistiken, die von Athen auch noch systematisch frisiert wurden. Das hängt auch mit den innergriechischen Strukturen zusammen. Ein großes Problem ist, dass die Regierung ihre Finanzen nicht im Griff hat. Es gelingt ihr nicht, Einnahmen und Ausgaben richtig zu planen, zu überwachen und vorherzusagen. Bis heute gibt es keine funktionierenden Finanzbehörden.

    Über Nacht zeigte sich, dass das griechische Haushaltsdefizit nicht ein-, sondern zweistellig ist und bei über 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegt. Das hat damit zu tun, dass der Vollzug des Haushalts bislang nicht wirklich überwacht wurde - weder von griechischen noch von externen Institutionen wie Eurostat oder der EU- Kommission. Noch immer weiß kein Außenstehender, wie prekär die Lage wirklich ist.

    Korruption

    Dazu kommt die Korruption: Sie ist in Griechenland allgegenwärtig. Beim Arzt, im Krankenhaus, auf dem Bauamt, in der Fahrprüfung: Oft kommt man nur mit "Fakelaki", ein "Umschläglein" voller Geldscheine weiter. 13,5 Prozent der Griechen haben in einer Umfrage offen eingeräumt, Fakelaki zu zahlen, rund 1.450 Euro im Jahr. Oft erleichtert die Korruption den Bürgern das Leben im Kleinen - doch gleichzeitig hat sie mit dazu beigetragen, das Land als Ganzes in den Ruin zu treiben.

    Problematisch ist die Korruption für die Gesellschaft als ganze: Wie soll sich eine Volkswirtschaft stabil entwickeln, wenn jeder einzelne Akteur immer wieder auf das Wohlwollen anderer Menschen angewiesen und ihrer Willkür ausgeliefert ist? Wie soll sich der marode Staat sanieren, wenn er sich auf seine Finanzbeamten nicht verlassen kann und die Steuern nicht eintreibt?

    Die schlechte Bezahlung - der griechische Durchschnittslohn beträgt 1.600 Euro - mag ein Grund sein, warum sich so viele bestechen lassen. Ein anderer ist der Mangel an positiven Vorbildern: Warum sollte dem kleinen Mann verwehrt sein, was in der großen Politik und Wirtschaft Griechenlands gang und gäbe ist?

    In ihrem Bericht von 2012 stellt "Transparency International" fest, dass Griechenland beim Korruptionsindex (Corruption Perception Index, CPI) von Platz 78 auf Platz 94 von insgesamt 174 Ländern abgerutscht ist und damit innerhalb der EU-Länder den letzten Platz einnimmt, d.h. Griechenland hat die höchste Korruptionsrate in der EU.

    Vetternwirtschaft

    Die Einstellungspolitik im öffentlichen Sektor mittels der Partei- oder Günstlingsnetze bleibt der größte Skandal der modernen griechischen Geschichte. Die Familien Papandreou, Karamanlis und Mitsotakis regierten in Griechenland, von einer siebenjährigen Militärregierung unterbrochen, seit dem Ende des 2. Weltkriegs. Sie haben Griechenland mit einem dicht geknüpften Netz von Patronage und Vetternwirtschaft überzogen.

    Jahrzehntelang wurden Parteigänger in Griechenland mit Beamtenposten belohnt. Unter dem Stichwort "Rousfeti" (Gefälligkeit) versorgten Abgeordnete, Bürgermeister, Präfekten und Gemeindevorsteher ihre Wahlhelfer mit Arbeitstellen inklusive Frührentengarantie.

    Nicht Leistung, sondern Loyalität war das Kriterium bei Einstellungen. Das Ergebnis ist ein übermäßig aufgeblähter öffentlicher Dienst, der Dank Inkompetenz jeden wirtschaftlichen Aufschwungsversuch wirksam abwürgt und jede Reform zunichte macht. In jahrelanger Kleinarbeit konnte ein Bürokratiemonster aufgebaut werden, das den griechischen Etat über Gebühr belastet, das chronisch ineffektiv und das für einen Uneingeweihten nicht mehr durchschaubar ist. Zudem beschert die schlecht organisierte Administration dem Land eine gigantische Verschwendung von Haushaltsmitteln.

    Der durch Vetternwirtschaft aufgeblähte öffentliche Dienst in Griechenland ist ein riesiges Problem: Ein Viertel aller Beschäftigten, etwa eine Million Menschen, arbeitet beim Staat, in Deutschland jeder siebte (Quelle: Auswärtiges Amt). Die Zahl von Personen in Führungspositionen in den Ämtern ist dabei auch noch unverhältnismäßig groß und ineffektiv im Verhältnis zu den unter ihrer Aufsicht arbeitenden Personen. Damit der Staat überhaupt funktionieren kann, mussten oft weitere Bedienstete eingestellt werden.

    Schattenwirtschaft


    In Griechenland boomt die Schattenwirtschaft. Jeder vierte Euro wird schwarz erwirtschaftet. Das ist ein europäischer Spitzenwert. Geschätzt gehen dem griechischen Staat so jährlich mehr als 30 Milliarden Euro Steuereinnahmen flöten. Wegen des Benzinschmuggels verliert Griechenlands Staatskasse ein Vermögen durch illegalen Kraftstoffhandel und Spritpanscherei.

    Sozialpolitik

    Weiterhin werden griechische Rentnerinnen und Rentner in einem Rentensystem versorgt, welches sich Athen ohne zusätzliche Schulden nicht leisten kann. Insgesamt gibt Griechenland 17,5 Prozent seiner Wirtschaftsleistung für Renten aus, das ist mehr als die 13,2 Prozent, die EU-Staaten durchschnittlich ausgeben (Quelle: Eurostat 2014). Im Zuge der Sparprogramme der letzten Jahre wurden viele öffentlich Bedienstete nicht entlassen, sondern in Rente geschickt. In Griechenland liegt die Durchschnittsrente bei 960 Euro, was 63 Prozent des Durchschnittseinkommens entspricht. In Deutschland z.B. lag die Durchschnittsrente im Westen Ende 2013 bei 734 Euro und im Osten bei 896 Euro.

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    Ursachen der Griechenlandkrise (Teil B)

    Spekulation

    Tatsächlich macht Griechenland gerade einmal 2,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes der Eurozone aus. Zwar hat Athen massive Schulden angehäuft, bei der Aufnahme in den Euro-Club getrickst und die Statistiker der europäischen Behörde Eurostat seit Jahren an der Nase herum geführt.

    Doch verschärft wurde die Krise durch Spekulanten, die die Situation nutzten, um gegen Griechenland und gegen den Euro zu spekulieren. Dabei trieben sie die Kosten für die Aufnahme neuer Kredite an den Finanzmärkten dermaßen in die Höhe, dass Griechenland die Waffen strecken musste.

    Über neun Prozent Rendite musste Griechenland 2010 Anlegern bieten, damit Athen seine Staatsanleihen los wurde. Zwei Jahre zuvor waren es noch rund sieben Prozent. Jeder Prozentpunkt, den Griechenland mehr an Zinsen zahlen muss, um Geld an den Kapitalmärkten aufzunehmen, verschärft die angespannte Finanzsituation weiter. Doch kaum ein Investor leiht den Griechen nach der Einstufung "Ramsch" durch die Ratingagenturen noch Geld und wenn nur noch gegen exorbitante Zinsen.

    Spekulation ist zwar ein Teil der Marktwirtschaft. Die Situation beförderte aber Übertreibungen. Deshalb verstärkten die Spekulanten auch die Prozesse, die auf eine Pleite Griechenlands setzten.

    Mit gut 30 Milliarden Euro hatten sich allein Deutschlands Banken - darunter die verstaatlichte Hypo Real Estate, die WestLB und die Commerzbank - in Griechenland engagiert.

    Deutsche Banken, Versicherer und Industriefirmen wollten sich zunächst mit freiwilligen Hilfen in Höhe von 8 Milliarden an einem Rettungspaket für Griechenland beteiligen, indem sie z.B. griechische Staatsanleihen kaufen. Ein Beitrag der Banken zu dem Hilfspaket wäre der Bundesregierung entgegen gekommen. Sowohl Union und FDP als auch die Opposition forderten eine Beteiligung der Banken an der Griechenland-Hilfe. Die Idee war, dass Griechenland nicht von den Finanzmärkten abgeschnitten wird, sondern sich zu einem kleinen Teil weiter bei privaten Gläubigern verschuldet. Dazu war es allerdings notwendig, dass diese Geldgeber Kapital zu einem ähnlich günstigen Zins zur Verfügung stellen wie die Euro-Zone und der Währungsfonds - also zu rund fünf Prozent.

    Auf dem freien Markt muss Griechenland zur Zeit 16 Prozent Zinsen für Anleihen bezahlen. Nicht nur dem Steuerzahler sollten die erheblichen Risiken der Griechenland-Kredite aufgebürdet werden, auch die Finanzindustrie, die in den vergangenen Jahren prächtig verdient hatte, sollten ihren Solidarbeitrag leisten.

    Die privaten Gläubiger Griechenlands hatten am 9. März 2012 dem Forderungsverzicht zugestimmt und damit den Weg für das zweite Rettungspaket freigemacht. Banken, Fondsgesellschaften und Versicherer hatten nominal auf 53,5 Prozent ihrer ursprünglichen Forderungen verzichtet und Athen damit 107 Milliarden Euro Schulden erlassen.

    Der Weg in den Schuldenstaat

    Auf der Suche nach den Ursachen der Krise muss man weit zurückgehen. Ein Schicksalsjahr der Griechen war 1967, das Jahr des Obristenputsches. Griechenland blieb gefangen im Korsett der Militärdiktatur. Den sieben verlorenen Jahren der Obristenherrschaft verdankt das Land auch sein antiquiertes Bildungssystem, das heute einer der Gründe für die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Wirtschaft ist.

    Die Zeitrechnung eines souveränen, demokratischen Staatswesens in Griechenland beginnt erst 1975. Seitdem sind zwar schon 40 Jahre vergangen - doch in dieser Zeit gelang es nicht, das alte System zu überwinden. Im Gegenteil: Es ist nach wie vor für den überdimensionierten Staatsapparat, die ineffektive Verwaltung und das Versanden öffentlicher Gelder verantwortlich. Der durch Vetternwirtschaft aufgeblähte öffentliche Dienst in Griechenland ist ein riesiges Problem: Ein Viertel aller Beschäftigten, etwa eine Million Menschen, arbeitet beim Staat, in Deutschland jeder siebte (Quelle: Auswärtiges Amt). Die Zahl von Personen in Führungspositionen in den Ämtern ist dabei auch noch unverhältnismäßig groß und ineffektiv im Verhältnis zu den unter ihrer Aufsicht arbeitenden Personen.

    Schon kurz nach dem Ende der Militärjunta beantragte der konservative Premier Konstantin Karamanlis in Brüssel 1975 Griechenlands Aufnahme in die damalige Europäische Gemeinschaft (EG). Doch die EG-Kommission riet im Januar 1976 von einer schnellen Aufnahme ab: Griechenlands landwirtschaftlich geprägte Wirtschaft sei nicht konkurrenzfähig, Inflation, Arbeitslosigkeit und Handelsdefizit seien problematisch hoch. Am 9. Februar 1976 stimmte der Ministerrat der damals neun EG-Länder dennoch zu, mit den Griechen über den Beitritt zu verhandeln. Athens Versprechen, Ordnung in die eigenen Staatsfinanzen zu bringen, blieb aber auch nach dem formellen Beitritt zur EG 1981 unerfüllt.

    1981 kam der Sozialist Andreas Papandreou an die Macht. Er sprach sich zunächst gegen eine Mitgliedschaft in der EG aus. Papandreou erkannte aber schnell die Vorzüge der EG als lukrative Geldquelle. Vor allem mit den Überweisungen aus Brüssel finanzierte Papandreou in den 80er-Jahren seine sozialen Wohltaten - und mit immer neuen Krediten. Nach Angaben der EU-Kommission erhielt Griechenland zwischen 1981 und 2006 rund 52 Milliarden Euro aus dem EU-Strukturfonds, in der Finanzperiode bis 2013 weitere 20,6 Milliarden Euro.

    Löhne und Sozialleistungen stiegen kräftig in der Regierungszeit Papandreous. Bei seinem Amtsantritt 1981 betrug Griechenlands Staatsverschuldung knapp 30 Prozent des BIP, 1990 hatte sie 80 Prozent erreicht. Auch die Nachfolgeregierungen sorgten bis heute für ein Wachstum der Schulden, unter anderem durch eine Aufblähung des öffentlichen Dienstes, eine Folge der Klientelpolitik der jeweils regierenden Parteien, die Vettern, Freunde und Wähler in Behörden und Ämtern unterbrachten.

    Anfang der 90er-Jahre sah es kurz so aus, als würde Griechenland sich besinnen. Nach einem Wahlsieg der Konservativen begann die Regierung damit, radikal Ausgaben zu streichen. Bald aber hatten die Griechen genug vom Sparen und wählten 1993 Papandreou zurück an die Macht. Schon bald musste er das Feld Kostas Simitis überlassen. Simitis begann mit Reformen und kürzte scheinbar erfolgreich die Staatsausgaben. Das Defizit, das noch 1993 bei 13 Prozent der Wirtschaftsleistung lag, schmolz wundersam. 1998 ließ Simitis nur noch 2,5 Prozent Haushaltsdefizit nach Brüssel melden. Im Jahr 2000, dem Jahr der Entscheidung über die Aufnahme in die Eurozone, gab es gar nur noch ein Prozent Defizit. Eurostat-Fachleute bezweifelten bereits seit Jahren die Zahlen aus Athen. Doch trotz der Warnungen nickten die europäischen Finanzminister die griechischen Berichte im Frühjahr 2000 ab. Griechenland wurde in die Eurozone aufgenommen. Die Aufnahme Griechenlands in den Euro war letztendlich eine politische Entscheidung.

    Im Mai 2004 platzte die Illusion solider griechischer Finanzen wieder. Der neue, konservative Premier Kostas Karamanlis rechnete im Parlament mit seinem sozialistischen Vorgänger ab. Simitis habe das griechische Haushaltsdefizit nur mit "kreativer Buchhaltung" unter die für die Eurozone entscheidende Drei-Prozent-Grenze gerechnet. "Der Haushalt war von Anfang an eine Fiktion", gab Karamanlis zu.

    Dennoch ließen die EU-Regierungen, die selber die Drei-Prozent-Grenze nicht einhielten, Athen weiterhin Schulden machen. Ein Vorstoß der Kommission, den Eurostat-Inspektoren echte Prüfungsvollmacht zu geben, scheiterte 2005 im EU-Ministerrat. Doch auch Karamanlis setzte den Weg der "kreativen Buchführung" seiner Vorgänger fort.

    Die nächste Bombe platzte 2009 nach einem erneuten Machtwechsel in Athen. Auch der neue Regierungschef Giorgos Papandreou (der Sohn von Andreas Papandreou) führte seine Vorgänger vor: Wieder sei Brüssel jahrelang belogen worden, stellte er fest. Und wieder wurde das Haushaltsdefizit für mehrere Jahre nach oben korrigiert - für 2009 gar von 3,7 auf 12,5 Prozent. Jetzt kann Griechenland seine Schulden nicht mehr bedienen.

    (Financial Times Deutschland: Zehn Gründe für die griechische Tragödie)

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  9. #9
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    Standard AW: Die Geschichte von Henry Ford und seinen Kindern

    Mal ein paar Punkte zum guten alten Henry Ford, die weniger öffentlich gemacht werden, weil sie nicht ins verlogene ideologische Propagandabild passen, das hierzulande sozialdemokratisch von diesem gezeichnet wird, um sozialistische durchgepeitschte Ideologien zu rechtfertigen:

    1. Ford warb Arbeiter aus anderen Fabriken ab aufgrund seiner Investitionen, musste ihnen deshalb höhere Löhne zahlen. Selbstbeweihräuchernd stellte er dies dann als persönlich gute Tat gegenüber der bösen Konkurrenz dar: "Autos kaufen keine Autos".

    2. Erfand Ford die Fließbandfertigung, welche die Arbeiterschaft stark rationalisierte und aufgrund der somit geringeren Kosten, KFZs erschwinglich werden ließ, für die breite Masse.

    3. Versuchte sich Ford auch in der Literatur, um Einfluß aufs Weltgeschen zu nehmen, mit "The international jew".
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    4. War Ford einer der ersten Förderer des NS, indem er den Völkischen Beobachter alleine finanzierte, unter der Bedingung, daß sein Werk ins Deutsche übersetzt wird und über diesen Verlag vertrieben.
    Hitler kupferte selbst viele Passagen in MK von Ford ab, den er sehr bewunderte. Gibt auch ein Foto des frühen Hitlers in der Parteizentrale der NSDAP an einem Schreibtisch hinter dem Ford an der Wand hängt.

    5. Produzierte Ford sowohl auf Seiten der Deutschen, wie auf der der Russen Kriegsgerät, vornhemlich LKWs
    Heizerist in Ben Ephraims Gemeinde.

  10. #10
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    Standard AW: Die Geschichte von Henry Ford und seinen Kindern

    Ford ließ in seinem Werk in Köln-Niehl auch bis Kriegsende zu, daß dort für die Wehrmacht Fahrzeuge und Motoren gebaut wurden. Die Abrechnung erfolgte über die Schweiz. Der Lohn: Nihl wurde von der Royal Air Force und der USAAF praktisch vollständig ausgespart. Kaum eine Bombe fiel auf das Werk. Kölner Bürger versteckten sich während der über 200 Bombenangriffe auf die Stadt auf dem Werksgelände. Während der Angriffe fuhren die Schichten ungerührt weiter.

    Ebenso verfuhr auch Coca Cola in seinem Werk in Essen, IBM oder Opel (GM). Coke produzierte bis 1943 weiter - bis der Grundstoff ausblieb. Die Geburtsstunde von Fanta (Molkelimonade mit Orangenschalen-Aroma) übrigens, um die Anlagen weiter am Laufen zu halten. Heute ist Fanta in den USA weit verbreitet. Ich schmunzle immer, wenn ich die Flasche mit den Ringen um den Hals sehe. Eigentlich ist Fanta der einzige NS Eroberer, der je amerikanischen Boden betreten hat.

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