Es ist also mit einer Überbetonung von Egozentrik und Verdinglichung auf Kosten von Solidarität und Verinnerlichung zu rechnen.
Deutlicher ausgedrückt: die postmoderne westliche Gesellschaft wird charakterisiert durch Materialismus und Rücksichtslosigkeit.
Das hat Auswirkungen auf alle Bereiche des Lebens, gesellschaftlich wie auch privat. An dieser Stelle soll jetzt aber nur erörtert werden, welche Konsequenzen für eine Wirtschaftspolitik zu erwarten sind, insbesondere für die Wirtschaftspolitik der Bundesrepublik Deutschland und der Euro-Zone.
Es ist kein Geheimnis, daß wir in einer kapitalistischen Wirtschaftsform leben, was kurz gesagt darauf hinausläuft, daß die Besitzer des Kapitals mit ihren Interessen Vorrang vor den Interessen der Nichtbesitzer von Kapital, also der Arbeitnehmer, haben.
Unsere Eigentumsordnung begünstigt die Kapitalisten, die ständige Geldvermehrung ist wichtiger als der Mensch.
Es gibt nun aber große Unterschiede in den kapitalistischen Systemen, je nachdem wie weit diese Begünstigungen der Kapital-Seite bzw. Benachteiligungen der Arbeitnehmer-Seite gehen.
: Die Kulturrevolution der 68-er Studentenbewegung (nicht nur in Deutschland) mit ihrer Zuspitzung im Terrorismus der RAF hatte bei den herrschenden Eliten das dringende Bedürfnis nach einer roll-back-Strategie geweckt
Helmut Kohl verkündete dann in den 80-er Jahren zusammen mit der inzwischen wirtschaftsliberal gewendeten FDP die "geistig-moralische Wende" und damit wurde das "Goldene Zeitalter" eines etwa 30 Jahre andauernden Wohlfahrtskapitalismus der Nachkriegszeit definitiv beendet.
Deutlicher ausgearbeitet wurden die Veränderungen in Deutschland während der Regierungszeit von Rot-Grün unter Kanzler Schröder von 1998 bis 2005.
Damit wurden im politisch-wirtschaftlichen Leben wieder Materialismus und Rücksichtslosigkeit zu den beherrschenden Prinzipien.
Der Sozialstaat wurde zu einem Auslaufmodell erklärt, wie es kürzlich noch der Präsident der EZB, Mario Draghi, direkt ausgesprochen hat. Und im vereinigten Deutschland machte der "Rheinische Kapitalismus" dem "Berliner Kapitalismus" Platz. In kritischen Kreisen sprach man allerdings eher vom "Turbokapitalismus" bzw. vom "Raubtierkapitalismus".
Die Abschaffung des Sozialstaates
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