Die zeitliche Nähe lässt diese Vermutung zu. In Anbetracht der kriminellen Energie, die gewisse (ehemalige) DB-Angehörige damals im Handel mit komplexen Kreditderivaten entwickelt haben, erscheint mir der Grund für diesen Vorgang eher bei den damaligen Verantwortlichen der DB zu liegen. Die großen US-Banken haben für ihre Betrügereien in diesem Feld bereits Milliarden gezahlt. Prinzipiell lässt sich ein Großteil des damaligen Geschäftsgebahren der DB im Hinblick auf komplexe Kreditderivate als äußerst berechnend und äußerst Hemmungslos im Bezug zu Gesetzen und Vorschriften. Insbesondere in Nordamerika wurden in großem Volumen Risikokredite(d.h. an Kreditnehmer mit durchwachsener bis schlechter(subprime) Bonität) vergeben. Diese wurden wiederum in komplexen Modellen, die jedoch erhebliche tail-risks offenbarten, modelliert und auf eine Art und Weise risikomäßig vermeintlich vereinheitlicht, dass sie als frei handelbare Kreditderivate mit scheinbar intrinsischen Sicherheitsmechanismen ausgestattet waren und somit als sichere festverzinsliche Anlage vermarktet. Die Risiken behielt die DB jedoch nicht in den Büchern, sondern, was auch ein Zweck dieser Kreditderivate war und teilweise noch ist, sie gab das Risiko an institutionelle Anleger weiter.(Pensionskassen, dt. Landesbanken etc.) Obwohl die DB, und übrigens besonders auch Goldman, die Exposure an Unwissende verkauft hat, wurden intern CDS-Positionen (weitgehend ohne Gegenposition, die war bereits beim Kunden) von riesigen Ausmaßen aufgebaut; gegen den Ausfall der Kreditnehmer, deren Zahlungsströme in den Kreditderivaten abgebildet wurden. Es ist völlig klar, dass die Verantwortlichen für den ( OTC) Handel von Kreditderivaten wussten, dass ihre Produkte entgegen der gängigen Vermarktung erhebliche inhärente Risiken aufwiesen. Sie waren sogar so sehr von dem Scheitern dieser Produkte überzeugt, dass sie ungedeckte CDS-Positionen gegen ihre Produkte und ihre Kunden aufbauten. (In der Größenordnung werden nur Positionen eröffnet, wenn das Chance-Risiko Verhältnis und die Eintrittswahrscheinlichkeit als überdurchschnittlich günstig bewertet werden.) Als das eintrat, worauf viele bei DB und Goldman hofften, nämlich, dass ihre Produkte durch Kreditereignisse wertlos werden, musste nun der Emittent der CDS, die Goldman und DB weitgehend ohne Gegenposition hielten, imaginäre Kreditausfälle von großem Volumen abdecken, was er nicht konnte. Also musste er(AIG) von US-Steuergeldern "gerettet" werden. Ungefähr zeitgleich haben auch die Landesbanken in Deutschland gemerkt, dass diese sichere Anlage in Papiere der vertrauenwürdigen Institution Goldman Sachs weitgehend wertlos und illiquide wurden. Während Ackermann sich stolz vor der Kamera präsentierte, um zu verkünden, dass seine Vorzeigebank keine Hilfen benötigen würde. Dabei hatte er es wohl nicht erwogen, die tatsächlich für die DB das Überleben sichernde AIG-Rettung aus Steuergeldern zu erwähnen, oder auf die milliardenschweren Bilanzmanipulationen nach 2008 hinzuweisen. Das überließ er, nachdem er seine standesgemäßen Boni erhalten hatte, lieber seinen Nachfolgern.
Insofern lässt sich deutliches Fehlverhalten nachweisen. Allerdings ist es wie immer so, dass Aktionäre und Steuerzahler die Rechnung übernehmen. Die wirklichen Urheber sind mittlerweile schon bei ihrer nächsten Wirkungsstätte angestellt.
Allerdings sind die direkt Verantwortlichen auch nur ein Teil des Problems. Vielmehr hat auch das vorherrschende Klima aus stetig steigenden Gewinnerwartungen und Akteuren ohne persönliche Haftung dazu beigetragen.
Erst heute hat die FT eine weitere McKinsey-Studie vorgestellt, die an Lächerlichkeit kaum zu überbieten ist. Die Autoren der Studie sind der Auffassung, ihre von Kompetenz durchsetzte Pfadfindergruppe könne Expertise in der Finanzindustrie liefern. In aller Regel ist es jedoch so, dass die Senior Führungskräfte ihre Entscheidungen legitimieren wollen und dazu die frisch aus der Uni entflohenen Kompetenzkünstler beauftragen, sich für die gewünschte Entscheidung gute Gründe, die hübsch auf PP-Seiten drapiert sind, an den Haaren herbeizuziehen. Zu allem Überfluss sind auch noch Millionenhonorare für die Beratungsfirmen an der Tagesordnung. Insbesondere auch die merkwürdige Ausdrucksweise("modern und innovativ") widert mich nach meiner überschaubaren Zusammenarbeit mit der genannten Berufsgruppe an. Es war insbesondere unvergesslich, damals im Frühjahr 2007 (!) von diesen Experten beraten zu werden. Sie legten uns nahe, in den neuen und hochprofitablen Kreditmarkt und insbesondere den subprime Kreditmarkt stärker einzusteigen. Die erfahrenen Experten hatten bemerkt, dass die Renditen(genauer: alpha) in dem neuen Markt größer sind, als in anderen Bereichen, d.h. prinzipiell war das Ergebnis dieser umfassenden Untersuchung ein betragsmäßiger Vergleich von bewährten Geschäftsmodellen und diesem neuen Wundermittel. Auch dadurch hatte der Konzern erstmals in seiner Geschichte ein negatives Jahresergebnis erzielt. Die mitverantwortlichen Beratungsfirmen konnten aus dem damaligen Klima der wirtschaftlichen Unsicherheit sogar noch zusätzliches Auftragsaufkommen generieren.