Bei "Amoklauf" haben wir ein aktuelles Beispiel, wie ein Wort gerade durch die Presse (nicht "das Regime", das ist eine unrealistische Vorstellung) umgedeutet wird.
Vom Wortsinn her bedeutet Amoklauf ja eigentlich nur, daß einer durchdreht und wahllos andere Menschen, mit welchen Mitteln auch immer, verletzt. Es wurde sogar manchmal im übertragenen Sinn gebraucht, also z.B. "verbaler amoklauf": wenn einer verbal um sich sich schlägt usw.
Duch die aktuellen Ereignisse in München erfuhr der Bergiff "Amoklauf" eine Umdeutung. Die Vorgehensweise der Medien war folgendermaßen: Sie konstruierten einen inhaltlichen Gegensatz zwischen "Amoklauf" und "Terroranschlag". Das ist von der Sache her natürlich Unsinn, denn die Begriffe schließen sich gegenseitig ja keinesfalls aus: ein Terroranschlag kann ja z.B. in Form eines Amoklaufes stattfinden, bzw. jeder Amoklauf kann einen terroristischen Hintergrund haben.
Die Medien setzten bei ihren Lesern dabei auf folgendes Denkschema: ein Amoklauf ist immer dann, wenn ein Schüler aus privaten Problemem durchdreht. Also waren Amokläufe Winnenden und Erfurt, nicht aber Orlando und Nizza.
Sachlich und von der eigentlichen Wortdefinition her ist das freilich falsch, denn Orlando und Nizza waren natürlich auch Amokläufe. Der Sinn dieser Wortumdeutung liegt aber auf der Hand: der Leser (Bürger) soll erleichtert sein, daß es sich eben nur um einen "Amoklauf" und nicht um einen viel schlimmeren "Terroranschlag" gehandelt hat, den es ja in Deutschland bekanntlich nicht geben darf, denn dann wäre die Regierung tatsächlich am Ende (falls sie das nicht jetzt schon ist). Der Begriff des Amoklaufs wurde verengt auf einen bestimmten Fall und dadurch gleichzeitig verniedlicht, so daß man ihn in seiner neuen Bedeutung schon fast als Euphemismus bezeichnen kann.