Für die kommende Generation der Deutschen wird es in Zukunft knüppelhart werden - und womöglich auch sehr gewalttätig. Sozialstaat und Wohlstand sind kurz vor dem Exitus, ganze Regionen in Europa werden vollständig zusammenbrechen. Außer es ändert sich etwas in den Machtverhältnissen, aber auch dafür braucht es wiederrum schwere Umwälzungen. Momentan geht es allen noch gut. Zumindest so weit, dass so gut wie keiner in der BRD hungern muss, denn die Wirtschaftskraft und die Arbeitswut der Deutschen sind noch immer gewaltig. Aber das wird sich ändern.

Anbei ein Gespräch aus dem dystopischen Roman "Beutewelt", das die Sache ganz gut auf den Punkt bringt (die Geschichte spielt im Jahre 2056):

"Wilden spazierte mit Frank durch den schneebedeckten Wald, der Ivas wie ein Ring umschloss, und sie plauderten beinahe unbeschwert. Kohlhaas hatte die Vorträge seines
Schwiegervaters, die ihm früher nicht selten auf die Nerven gegangen waren, inzwischen regelrecht vermisst. Und der ehemalige Unternehmer aus Westfalen ließ es sich auch diesmal nicht nehmen, seinen jungen Freund ein wenig zu belehren.
„Artur Tschistokjow und seine politische Bewegung sind ein Produkt, eine Ware, die die Menschen kaufen oder auch nicht. Natürlich ist das nicht alles, aber so kann man es sich in gewisser Hinsicht vorstellen“, sagte Wilden.
„Wie meinst du das denn jetzt, Thorsten?“, wunderte sich Frank.
„Ganz einfach! Stell dir einfach vor, dass du einem Fisch, der im Meer schwimmt, ein Glas Meerwasser verkaufen willst. Was würde der Fisch sagen, wenn du ihn ansprichst?“
„Ich verstehe nicht, was du meinst. Keine Ahnung, was der Fisch sagen würde. Vielleicht: „Verschwinde mit deinem Glas Meerwasser! Siehst du denn nicht, dass ich mitten im Meer schwimme und von Millionen Kubikmetern Meerwasser umgeben bin?“, erwiderte Kohlhaas mit einem Achselzucken.
Wilden grinste. „Genau! Genau das würde der Fisch sagen! Er hat doch genug Meerwasser um sich herum und braucht dein Glas mit Sicherheit nicht.“
„Ja, und?“
„Nun stelle dir aber einmal vor, dass eine hohe Welle den Fisch an Land gespült hätte und das arme Tier am Strand liegen würde, mit dem Tode ringend, nach Wasser lechzend“, erklärte der ältere Herr.
„Tja, dann würde der arme Fisch mich wohl anbetteln, ihn in das Glas mit Meerwasser zu stecken, damit er nicht verreckt“, gab Frank zurück.
„Richtig! Du wärst sein Lebensretter. Der Fisch würde alles dafür geben, dass du ihm das lebensnotwendige Meerwasser beschaffst. Verstehst du, was ich damit sagen will?“
„Mehr oder weniger …“, brummte Kohlhaas.
„Artur Tschistokjow, seine Rus und wir alle hätten Millionen Flugblätter verteilen können, jeden Tag Hunderte von Demonstrationen durchführen können, ohne dass irgendwer uns zugehört oder uns gebraucht hätte, wenn es
den Leuten weiterhin materiell gut gegangen wäre. Sie hätten uns alle wie der Fisch im Meer behandelt und gesagt: „Egal, ob ihr die besseren Ideale habt oder nicht, uns geht es gut, wir brauchen euch nicht.“
Vor einigen Jahrzehnten war der Wohlstand in Europa noch so groß, dass alle wohlgenährt in ihrer Konsumwelt gelebt haben und es die Masse der Europäer nicht sonderlich interessiert hat, ob sich drohende Schatten am Horizont
zusammenbrauten oder nicht. Die Masse denkt nicht und ist auch nicht durch gute Argumente zu überzeugen, so lange es ihr gut geht. Sie musste erst wie der Fisch an Land geschwemmt werden, um Hunger, Leid und Mangel
am eigenen Leib zu erfahren. Erst dann benötigte sie einen Retter, dann schrie sie sogar nach einem Retter, und nur so konnte Artur Tschistokjow überhaupt politische Macht erlangen“, dozierte Wilden.
„Da hast du Recht!“, meinte Frank.
„Unsere Feinde haben in der Vergangenheit alle ihre Pläne verwirklichen können, weil die Masse fettgefüttert war. Selbst wenn sie nicht mit der Politik einverstanden war, so hat sie doch nichts dagegen getan. „Uns geht es
doch noch gut!“ war früher immer der allgegenwärtige Spruch der Leute. Ich kann mich noch daran erinnern. Die schweren Wirtschaftskrisen der Vergangenheit waren gleichzeitig unsere Rettung. Die träge, feige Herde wurde
vom Schicksal aus ihrer Ignoranz gepeitscht und wir müssen Gott danken, dass er uns die Not geschenkt hat. Nur die Not hat die Leute wachgerüttelt, keine Ideen oder Programme. Allein der leere Magen, die Angst vor Schmerz und Tod, der wachsende Mangel und die Unzufriedenheit haben uns geholfen. Nur wenige Menschen sind wirklich in der Lage, eigenständig zu denken oder machen sich überhaupt die Mühe, es zu tun. Die Masse aber reagiert immer nach Instinkt, niemals nach Vernunft. Wäre ein Artur Tschistokjow zum Beispiel im Jahre 2010 aufgetaucht, so hätten ihn die wohlgenährten Bürger verlacht und niemand hätte auf ihn gehört. „Verschwinde mit deiner Revolution! Wir wollen fressen, konsumieren und unterhalten werden! Du störst unseren Frieden und unsere Wohlstandsruhe!“, hätte man ihm vorgeworfen und ihn verjagt.
Der Zerfall der Zivilisation, der Zusammenbruch der Sozialsysteme und der Wirtschaft waren Gottesgeschenke. Ohne sie hätte der neue Morgen niemals einen Nährboden gefunden“, sprach der Außenminister."