Zitat von
Kaltduscher
Hallo,
Welch eine Anmaßung!
kd
Alte Jacke. Trump-Unterstützer oder Anhänger "rechtspopulistischer" Parteien sind Nazis und / oder doofe Hinterwäldler, die dringen der Aufklärung durch weitgereiste Weltbürger des politmedialen Meinungskartells bedürfen. So stellen sie sich das vor und entsprechend arrogant und überheblich benehmen sie sich dann auch.
Inzwischen dämmert es manchen Linken, das die Wirklichkeit doch etwas komplizierter ist. Der in Internetkreisen nicht unbekannte Blogger Michael Seemann, der im Netz als "mspro" unterwegs ist, hat vor einigen Tagen dazu einen Artikel geschrieben. Money quotes:
"Die westliche Welt ist in heller Aufregung. Von überall her sprießen neue rechte Bewegungen aus dem Boden oder gewinnen an Fahrt. Von Trump, über AfD, FPÖ, Le Pen bis zu Brexit scheinen sie Leuten eine Stimme zu geben, die vorher glaubten nicht zu Wort gekommen zu sein. Seitdem wird abseits der ‘besorgten Bürger’ gerätselt, was die Ursachen für diesen Unmut sein könnte. (...)
Es ist vielleicht kein Zufall, dass gerade die Linke hier einen gespenstischen Wiedergänger ihrer Selbst gefunden haben zu glaubt. Und so sind auch die interpretatorischen Vereinnahmungsversuche nicht weit. Das seien alles Globalisierungsverlierer, vom kapitalistischen System abgehängte, die hier ihre politische Stimme finden. Die rüsten für den Klassenkampf, aber haben aufgrund ‘falschen Bewusstseins’ nur noch nicht realisiert, dass ihr eigentlicher Feind der Kapitalist ist. (...)
Ist das nicht ein merkwürdiger Klassenkampf, in der Arbeiter und Bürger Seit an Seit gemeinsam kämpfen?"
Was sie verbindet:
"Es gäbe gar keine echte Demokratie mehr, sondern nur noch die Einheits-Blockpartei CDUSPDFDPGRÜNELINKE. Auch die Medien (‘Lügenpresse’) steckten mit unter der Decke. Es ist leicht, diese Vorstellungen als Spinnerei abzutun, aber wenn man sich die drei wesentlichen Eckpfeiler der neurechten Programmatik besieht – Migration, Globalisierung und Political Correctness – dann ist nicht zu leugnen, dass es in diesen Bereichen tatsächlich einen gewissen Grundkonsens in den Medien und Parteien gibt."
Und schließlich:
"Hand aufs Herz! Ist es nicht erschreckend, dass man sich als Linker in so vielen politischen Fragen auf einmal an der Seite von Angela Merkel wähnt. Dass man anfängt, Projekte wie die Europäische Union zu verteidigen oder dass Yanis Varoufakis in pathetischem Ton verkündet, er wolle den Kapitalismus retten. Als genuin linkes Projekt!"
Allemal lesenswert, weil es die Narrative und Selbstversicherungen vor allem auf der linken Seite ein wenig aufzubrechen vermag. Wenn das linke Juste Milieu dann begreift, daß sein Wertekanon keineswegs mit dem gesamtgesellschaftlichen Grundkonsens an sich verwechselt werden darf, könnte sogar wieder eine Debatte beginnen.
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