User in diesem Thread gebannt : Nikolaus |
Ich habe Weihnachten bzw. die Adventszeit in Italien, England, in den USA und in einigen asiatischen Ländern miterlebt. Kein Vergleich zu dem, was in Deutschland zelebriert wird.
Nirgendwo sonst gab es Adventskränze, lichtergeschmückte Schwippbögen aus dem Erzgebirge, Mutters wochenlanges Plätzchenbacken und Verstecken (damit wir Lausejungs nichts mopsen konnten), Räuchermännchen aus dem Erzgebirge, die Heimlichtuereien mit dem Geschenke besorgen, verstecken und verstohlen einpacken, und in der ganzen Wohnung liegt der Duft von Bratäpfeln, Zimt und Tannenzweigen.
Wie hättest du das jemals in deinem Kulturkreis erleben können, wo euch doch solche Dinge fremd sind?
Und nein, die früher geübte Höflichkeit beim Türaufhalten wurde nirgends so zuvorkommend ausgeübt wie früher mal in Deutschland (heute lässt man dem Nachfolgenden die Tür ins Gesicht knallen).
Wie ich schon geschrieben habe, sind es unzählige kleine Facetten, die die deutsche Kultur ausmachen, und die in den meisten Fällen zwar auch anderswo ansatzweise gepflegt werden, aber nirgends mit der Inbrunst wie in Deutschland.
Italienische Weihnachten: Ein üppiges Abendessen und für die Kinder einen Geldschein unter dem Teller. Das war's. Später (so um Dreikönig herum) kommt die Hexe Bephana, ein Pendant zu unserem Knecht Rupprecht.
Englische Weihnachten: Ein feuchtfröhliches Besäufnis. "We wish you a merry christmas" - und dann - "Cheers", hoch die Tassen.
Nee nee, hier ist (war) es viel feierlicher mit Gedichte aufsagen, Vater kratzte auf der Violine "Stille Nacht, heilige Nacht" und dann kam das Christkind....
Selbstverständlich ... weil ich es sage. Das ist meine Erfahrung. Auch in Wien hält man mir die Türe auf und vor ein paar Jahren half mir immer jemand den Kinderwagen in die Straßenbahn zu heben ... was ja heute nicht mehr notwendig ist, da die alten Strassenbahnen mittlerweile fast vollständig ausgetauscht werden. Man ist auch heutzutage höflich ... und die andere Seite der Medaille, also die Unhöflichkeit, gab es auch schon immer. Zu allen Zeiten gibt höfliche und unhöfliche Menschen.
Servus umananda
Überzeugen ist unfruchtbar.
Walter Benjamin
(1892 - 1940)
Überzeugen ist unfruchtbar.
Walter Benjamin
(1892 - 1940)
Wir dürfen nicht dem Irrtum anheim fallen, das heutige Deutschland sei immer noch repräsentativ für die wahre deutsche Kultur. Heute leben wir in einem Konglomerat aus unzähligen Einflüssen, und bei den meisten davon in unheilvollen.
Sicher gab es zu allen Zeit schon unhöfliche Menschen, aber sie waren eine verschwindende Minderheit.
Hätte früher einmal jemand jemandem die Türe vor der Nase zuknallen lassen, wäre ein nicht zu überhörender Ruf "Sie ungehobelter Flegel" hinterher geschallt und der betreffende Rüpel hätte sich entschuldig oder zumindest still vor sich hin geschämt.
Heute? "Stell dich nicht so an, du Idiot" - oder etwas ähnliches in dieser Preislage....
Es werden wohl deine Erfahrungen sein, die ich nicht bestreiten will. Vielleicht ist es so, dass die Menschen weniger höflich sind als früher ... ich kenne nur diese Zeit und empfange und gebe Höflichkeit. Es ist ausreichend um angenehm leben zu können. Meine beiden Töchter sind altersgemäß ebenfalls höflich und freundlich zu anderen Menschen. Mehr kann der Mensch in dieser Sache nicht leisten.
Servus umananda
Überzeugen ist unfruchtbar.
Walter Benjamin
(1892 - 1940)
Verstehe ich sehr gut! Wenn sogar ich überzeugter Lokalpatriot in meinem doch gesetzteren Alter schon ernsthaft übers Auswandern nachdenke....
Ich bin als Nachkriegskind in einem Deutschland aufgewachsen, das brummte, prosperierte und noch die alten Werte pflegte und hochhielt, und muss nun mitansehen, wie das Land in atemberaubendem Tempo verkommt - kaum noch auszuhalten.
Geändert von Pillefiz (27.10.2015 um 09:01 Uhr) Grund: Blafasel
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)