Zitat von
Cruithne
Jede Sprache hat einen etwas anderen Satzbau, das ist völlig normal beim Sprachenlernen. Was mich am deutschen Satzbau besonders fasziniert, ist, dass er sich so krass von dem anderer europäischer Sprachen unterscheidet. Zum einen gibt es im Deutschen die Regel, dass das finite Verb im Hauptsatz an Position 2 stehen muss.
"Morgen gehe ich ins Kino."
"Ich gehe morgen ins Kino."
"Ins Kino gehe ich morgen."
Das ist eine Eigenschaft, die das Deutsche unter anderem mit dem Niederländischen ("Morgen ga ik naar de bioscoop.") und einigen nordgermanischen Sprachen (z.B. Schwedisch: Imorgon ska jag gå på bio.) teilt. In den meisten anderen europäischen Sprachen gilt jedoch strikt SVO, also Subjekt Verb Objekt.
"Tomorrow I will go to the cinema." (EN)
"Demain j'irais au cinéma." (FR)
"Mañana (yo) iré al cine." (SP)
"Zavtra ja pojdu v kino." (RU)
Noch eine Besonderheit des Deutschen ist, dass Infinitive und Partizipien am Ende stehen. Wir sagen also "Ich will ins Kino GEHEN." oder "Ich habe das Ticket schon GEKAUFT." Vergleicht das mal mit anderen Sprachen (viele davon sind Pro-Drop, d.h. Subjektpronomen werden in der Regel weggelassen, aber ich schreibe sie der Vollständigkeit halber auf):
I want to go to the cinema. (EN) - Je veux aller au cinéma. (FR) - Yo quiero ir al cine. (SP) Io voglio andare al cine. (IT) - Ja chcę pójśc do kina. (PL) - Ja hochu pojti v kino. (RU)
Der Oberhammer im Deutschen sind aber die Nebensätze. Anders als in quasi allen europäischen Sprachen steht das konjugierte Verb immer am Ende:
Ich liebe dich.
Ich tue das, weil ich dich liebe.
Ich weiß, dass ich dich liebe.
Ich weiß nicht, ob ich dich liebe.
Ich tue das, obwohl ich dich liebe.
...
Man könnte sagen, dass Deutsch im Nebensatz ganz klar eine SOV-Sprache wie z.B. Türkisch, Koreanisch oder Japanisch ist. Interessant ist auch, dass man im Deutschen Entscheidungsfragen bildet, indem man die Position von Subjekt und Verb tauscht. Das ist auch keineswegs üblich in anderen Sprachen.
Ich habe Zeit.
Hast du Zeit? (VSO)