Abolitionismus
Eine Welt ohne Polizei und Gefängnisse
Anhänger des heutigen Abolitionismus treten für die Abschaffung von Polizei und Gefängnissen ein. An deren Stelle sollen emanzipatorische Umgangsformen treten, die einen Ausgleich zwischen Opfer und Täter ermöglichen. Kann das funktionieren?
Was ist Abolitionismus?
Verbunden wird der Begriff Abolitionismus oft mit einer Bewegung von christlichen und aufgeklärten weißen Männern, die im 18. und 19. Jahrhundert für die Abschaffung der Sklaverei eintraten. „Abolitio“ ist Lateinisch und bedeutet genau das: „Abschaffung“ oder „Aufhebung“. Einflussreicher Gründer der London Society for the Abolition of the Slave Trade und Vorkämpfer der Bewegung war Thomas Clarkson. Die Hauptinspiration für ihn war nach eigenen Angaben jedoch ein afrikanischer Muslim.
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Denn lange vor der christlich geprägten Bewegung gab es bereits in Westafrika Theologen, Herrscher und Juristen, die sich mit ihrer Interpretation des Islam für ein Ende der Sklaverei einsetzten – und sie konnten sich auf keinen Geringeren als den Religionsstifter selbst, den Propheten Mohammed, berufen. Dieser Aspekt der Geschichte der Sklaverei wurde lange Zeit kaum beleuchtet.
Heute geht es um die Abschaffung von Gefängnissen
Spricht man heute von Abolitionismus, meint man meist eine Welt ohne strafende Institutionen, ohne Polizei und ohne Gefängnisse. Dazu muss man diese Denkrichtung im US-Kontext verorten und verstehen, wie einer der deutschen Hauptvertreter dieser Bewegung, der Sozialwissenschaftler und Philosoph
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Demnach wird die Masseninhaftierung in den USA als Fortsetzung der Sklaverei mit anderen Mitteln gesehen. Möchte man den Kampf gegen Sklaverei fortführen, muss man auch das Gefängnissystem bekämpfen, so die Argumentation. In den USA sitzen
[Links nur für registrierte Nutzer] (Stand Juni 2023) – mehr als in irgendeinem anderen Land auf der Welt. Auf 100.000 US-Einwohner kommen demnach
[Links nur für registrierte Nutzer]. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 67. Außerdem sitzen überproportional viele Schwarze und People of Color in US-Gefängnissen.
Wer sind die Hauptvertreter dieser Bewegung?
Die Schwarzen Aktivistinnen und Sozialwissenschaftlerinnen
[Links nur für registrierte Nutzer] und
[Links nur für registrierte Nutzer] setzen sich seit Jahrzehnten für die Abschaffung von Gefängnissen ein. Von Letzterer stammt der Slogan: „Abolitionismus setzt voraus, dass wir eine Sache ändern: nämlich alles.“ Damit bringt sie auf den Punkt, wie schwer und wie umfänglich dieses Unterfangen ist.