Rezensionen - Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 15.11.2004
Mächtig geärgert hat sich Rezensent Friedrich Niewöhner über Hans Küngs knapp neunhundertseitiges Islam-Buch. Als Ziel des Buches macht er nicht die genaue Beschreibung des Islam für eine deutsche Leserschaft aus, sondern des Autors Wunsch, als Christ mit den Muslimen Frieden zu schließen nach dem Motto: "Kein Frieden unter den Religionen ohne den Dialog zwischen den Religionen".
Unklar bleibt für Niewöhner freilich, an wen sich Küngs Buch eigentlich richtet, zumal es Darstellungen des Islam von Orientalisten und Islamwissenschaftlern gibt, die wesentlich besser sind als die von Küng. An der nämlich lässt der Rezensent kein gutes Haar. "Beschämend" findet er etwa die "geschwätzige Intoleranz", mit der Küng in seinem Buch auftrete. Wenn irgendwo heute gesagt werde, dass es nur eine einzige Art von Christentum und eine einzige Art von Islam geben dürfe, dann in diesem Buch. Küng lehne alle "orthodoxen Traditionalisten" und alle "ideologischen Säkularisten" ab und träume von den "religiös wie politisch Innovativen". Niewöhner zufolge widerspricht das Buch "vollständig" dem Geist des Christentums wie dem Geist des Islam.
Er verdammt das Buch als "durch und durch unseriös". Dies zeigt sich für ihn schon in Aufmachung und Form: auf jeder Seite seien Wörter, Satzteile und Phrasen fett gedruckt. "Der Leser", schreibt Niewöhner, "soll sofort auf das fixiert werden, was dem Autor wichtig ist".