Zeugnisse antik-nordischer Kultur belegen, daß die immer noch weit verbreitete Meinung, im Norden lebten zu antiken Zeiten nur „Barbaren“, falsch ist und gemäß neuerer Forschungen sogar das Gegenteil richtig zu sein scheint, nämlich, daß im Norden vor mehr als 3000 Jahren Hochkultur geschaffen wurde. Dieser Strang widmet sich den wichtigsten Artefakten und Zeugnissen antik-nordischer Kultur unter Berücksichtigung aktueller Forschungsergebnisse und ärchäologischer Funde. Diese Funde belegen nicht nur eine hohe gesellschaftlich-technische Stufe der nordischen Völker zur damaligen Zeit, sie stellen auch klar, daß die Sichtweise der ausschließlichen Kulturdiffusion vom Süden in den Norden falsch ist. Vielmehr scheint es richtig zu sein, daß sich im Norden gleichzeitig zum Süden Gesellschaften erhoben, die über ein großes technisch/kultisches Repertoire verfügten und auf ihre besondere Weise den klassischen Hochkulturen ebenbürtig waren.
------
1. Schifferstadter Hut
Vergoldete Spitzhüte, auch Goldblechkegel genannt, spielten bei nordischen Völkern für zeremonielle und astronomische Aspekte eine große Rolle. In Europa wurden 4 aufwendig gearbeitete Exemplare aus der Bronzezeit gefunden, deren ältestes Exemplar vor ca. 3300 Jahren gefertigt wurde - zur Zeit, als in Ägypen Pharao Tutanchamun regierte. Direkte Funde fanden in Rheinland-Pfalz (Schifferstadt), Westfrankreich und Bayern statt. Ein weiteres Exemplar (Berliner Goldhut) wurde 1996 ohne Wissen des Herkunftsortes aus dem Kunsthandel erworben. Laut Spiegel vom 11.03.2002 gibt es zudem Hinweise auf irische Goldhüte, die bei Torfstecharbeiten entdeckt wurden, seit dem aber verschollen sind. Die Artkefakte bestehen aus hauchdünner Goldschicht (0,25 - 0,078 mm), die aus einem einzigen Klumpen Gold getrieben wurde. Die Größe beträgt 29 bis 88 cm. Die aufwendigen Ornamente auf den Hüten dienten offenbar auch Kalenderfunktionen und des Ablesens von Mond- und Sonnenzyklen inkl. Schaltjahren. Mit diesem Kalender lassen sich für die Vergangenheit und die Zukunft Sonnen- und Mondphasen bestimmen, Aussaat und Ernte, bewegliche und unbewegliche Feste [1].
Somit waren die Goldhüte im bronzezeitlichen Nordeuropa zentrale Machtinstrumente, die Priestern zudem einen kultische Überhöhung ermöglichten. - Vielleicht lebt dieser „Hut-Kult“ in den sog. Zauberhüten der mittelalterlichen Vorstellungswelt weiter und findet Verwendung bei der Beschreibung Odins in der Edda. Es könnte sich um sog. „versunkendes Kulturgut“ handeln.
(Schifferstadter Hut, hergestellt 1300 v.Chr)
(Priester-Rekonstruktion mit dem Schifferstadter Hut und rekonstruiertem Umhang, Sabine Gerloff/ Uni Erlangen)
(„Zauberhut, Hexenhut“, frappierende Ähnlichkeit)
[1] Prof. Wilfried Menghin vom Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte gelang die Entschlüsselung der Ornamente auf den Goldhüten.
[Links nur für registrierte Nutzer]
----