Energiegipfel in Polen ohne Vertreter Kasachstans - Putin bespricht Pipelinepläne

Beim Kampf um zentralasiatische Rohstoffe ist Russland soeben dabei, seine osteuropäischen Nachbarn auszustechen.

Kurz vor dem EU-Russland-Gipfel geht derzeit der Wettkampf um zentralasiatische Rohstoffquellen in eine entscheidende Phase. Heute findet der Energiegipfel in Polen statt, wo die Präsidenten Polens, Georgiens, Litauens, Aserbaidschans und der Ukraine die Pipeline von Odessa über die ukrainisch-polnische Grenze bis ins nordpolnische Danzig diskutieren. Geplant war, kaspisches Öl unter Umgehung Russlands in die osteuropäischen Staaten zu liefern. Damit der Plan aufgeht, braucht es Öl aus dem zentralasiatischen Kasachstan.

Dass Kasachstan Präsident Nursultan Nazarbaev seine Teilnahme am Gipfel plötzlich absagte und stattdessen schon gestern mit Russlands Präsident Vladimir Putin zusammentraf, gilt als Vorentscheidung für den großen Nachbarn. "Kasachstan bleibt seiner Maxime, den größten Teil seines Öls, wenn nicht überhaupt das gesamte Öl über Russlands zu exportieren, absolut treu", sagte Nazarbaev, der Putin auch die Beteiligung am Bau eines Atomkraftwerkes in Kasachstan zusicherte.

Zentralasienreise

Putins beispiellos lange (fünf Tage) Zentralasienreise, die in auch nach Turkmenistan führt, zielt vor allem darauf ab, den Bau einer transkaspischen Gaspipeline in Umgehung Russlands zu verhindern. Eine solche Pipeline, die von den USA bereits 1996 angedacht worden ist, würde Russland nicht nur Einkommensverluste bescheren, sondern auch die Position in Zentralasien und im Dialog mit Europa schwächen. Laut Plan der USA hätte die Pipeline Gas aus Turkmenistan und Kasachstan durch das kaspische Meer in die Pipelines Baku-Tbilisi-Erzerum (Richtung Türkei) bzw. in die Pipeline Nabucco (Richtung Österreich) leiten sollen. Kasachstan hatte seine Teilnahme bereits Ende April abgesagt. Turkmenistan überlegt noch.

Putin will Turkmenistan überzeugen, lieber die Pipeline entlang des Meeres von Turkmenistan über Kasachstan nach Russland, von wo Gas weiter nach Europa strömen kann, auszubauen. Im Raum steht auch die Gründung eines Gastransportkonsortiums zwischen Russland, Kasachstan und Turkmenistan, um die Transportkapazität von den jetzigen maximal 50-60 Milliarden m3 zu erhöhen.

Was Öl betrifft, sucht Kasachstan, dessen Exporte sich bis 2015 verdoppeln, nach neuen Exportmöglichkeiten. Putin und Nazarbaev kamen überein, dass der Ausbau des Kaspischen Pipelinekonsortiums und der Bau von Burgas-Aleksandropulos (BA) parallel - heißt eilig - zu erfolgen haben. (Eduard Steiner aus Moskau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.5.2007)

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