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Thema: Stalins Rache

  1. #1
    Champagner für alle Benutzerbild von franek
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    Standard Stalins Rache

    Heute vor 70 Jahren begann in der Sowjetunion die beisspiellose Säuberung von Führungskräften der Roten Armee.

    Vor 70 Jahren wurde der sowjetische Vize-Verteidigungsminister Michail Tuchatschewski aus fadenscheinigen Gründen von einem Moskauer Sondergericht zum Tode verurteilt. Mit der Liquidation seines Widersachers begann Josef Stalin eine bis heute unvergleichbaren Massenmord von Offizieren der Roten Armee.


    Michail Tuchatschewski, Marschall der Roten Armee, Vizeverteidigungsminister, wurde am 11. Juni 1937 neben weiteren hohen Militärs von einem Sondergericht in Moskau zum Tode verurteilt. Sie waren angeklagt worden, sich zur Beseitigung der sowjetischen Machtspitze im Interesse eines anderen Staates verschworen zu haben. Beweise gab es nicht, stattdessen "Geständnisse", die den Beschuldigten während der Haft abgepresst worden waren. Die Verurteilten wurden in der Nacht zum 12. Juni erschossen.

    Für diese Entwicklung hatte es Wochen vorher schon Anzeichen gegeben. Die Deutsche Botschaft Moskau telegrafierte Anfang Mai 1937 nach Berlin.

    "Tuchatschewski angeblich erkrankt, war aber bei der Maiparade noch anwesend. Durch diese Erkrankung erhalten Gerüchte, dass Stellung Tuchatschewskis erschüttert, neue Nahrung."

    Außer einem sehr kleinen Kreis Eingeweihter konnte damals noch niemand wissen, dass Hitler Dokumente hatte fälschen lassen, die ein Komplott Tuchatschewskis gegen die Kreml-Führung belegen sollten. Diese Dokumente waren aus Berlin dem ohnehin argwöhnischen Stalin geschickt zugespielt worden.

    Im Juni 1937 konnte die Öffentlichkeit ohne diese Kenntnis nur die Eile des geheimen Gerichtsverfahrens wie die offizielle, wenig konkrete Begründung, nämlich Sabotage und Landesverrat, überraschen. Schier unfassbar war für Beobachter am Fall Tuchatschewski aber das Sicherheitsrisiko, dem sich Moskau mit der "Enthauptung der Armeespitze" aussetzte.

    "Tuchatschewskis Verhaftung kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Er war unser glänzender Stellvertretender Volkskommissar für die Verteidigung. Er verstand etwas von militärischen Neuerungen, und ich bin überzeugt, dass unsere Armee viel besser ausgebildet und ausgerüstet Hitler hätte entgegentreten können, wäre Tuchatschewski nicht hingerichtet worden."

    Das sagte Nikita Chruschtschow, Chef der Kommunistischen Partei, der im Jahre 1956 die Vorwürfe gegen Tuchatschewski für unbewiesen erklärte. Tuchatschewski wurde voll rehabilitiert.

    Michail Tuchatschewski,1893 als Kind eines verarmten Landadligen und einer einfachen Bäuerin geboren, nahm am Ersten Weltkrieg in einem traditionsreichen Regiment des Zaren teil, geriet in Gefangenschaft, kehrte nach Sowjetrussland zurück, das nach Lenins Oktober-Umsturz durch Aufstände und ausländische Truppen tödlich bedroht war. Früh Mitglied der Kommunistischen Partei stellte er sich zeitlebens, selbst wenn es gegen notleidende Bauern und enttäuschte Arbeiter ging, widerspruchslos als Militär in den Dienst der Sowjetmacht. Tuchatschewskis Name war verbunden mit dem Scheitern eines Feldzugs, der die Revolution 1921 nach Westen tragen sollte. Freilich ging dieser Misserfolg Tuchatschewskis in Polen zurück auf eine Befehlsverweigerung Stalins, der daraufhin von Lenin abkommandiert wurde. Das hieß: Ende der militärischen Laufbahn Stalins, der das nie verwunden hat.

    Tuchatschewski betrieb später die Modernisierung der Roten Armee, warnte seit Hitlers Machtantritt vor einer deutschen Bedrohung nachdem er unkonventionell noch mit der Reichswehr zusammengearbeitet hatte. Das Ausland respektierte Tuchatschewski, er war anerkannt in der Armee, kultiviert, sah gut aus, und er war in der Bevölkerung sogar populär.

    Stalin war nicht nur eifersüchtig, sondern er fürchtete in Tuchatschewski den einzigen, der die Macht gehabt hätte, ihn selbst zu stürzen. (...)

    Die gefälschten - übrigens nicht erhaltenen - Dokumente über ein Komplott Tuchatschewskis müssen für Stalin den Ausschlag gegeben haben. Vor der Entscheidung, seine eigene Macht zu schützen oder die Sicherheit der Sowjetunion aufs Spiel zu setzen, zögerte er nicht. Er befahl die Beseitigung der Militärführung.

    (...)
    Am 22. Mai 1937 wurde Tuchatschewski auf direkten Befehl Stalins und des [Links nur für registrierte Nutzer]-Chefs [Links nur für registrierte Nutzer] ohne gerichtliche oder staatsanwaltliche Grundlage verhaftet und der "Leitung antisowjetischer und trotzkistischer Organisationen innerhalb der Roten Armee" sowie der "Spionage für eine fremde Macht" (Deutschland) angeklagt. Nach dem geflohenen GPU-Agenten [Links nur für registrierte Nutzer] soll der NKWD mit Hilfe der Armee Stalins Sturz geplant haben, da dieser Agent der [Links nur für registrierte Nutzer] gewesen sei. Laut [Links nur für registrierte Nutzer] lieferte der deutsche Geheimdienst gefälschtes Belastungsmaterial gegen Tuchatschewski und seine Mitarbeiter. Am 11. Juni wurden ihm im vierten [Links nur für registrierte Nutzer] von einem Militärtribunal, dem unter anderem die Marschälle [Links nur für registrierte Nutzer] und [Links nur für registrierte Nutzer] angehörten, seine militärischen Ränge und Titel aberkannt und er wurde zum Tode verurteilt.
    Der Prozess gegen Tuchatschewski war der Auftakt der blutigen Säuberungen innerhalb der Roten Armee, in deren Verlauf drei Marschälle, 13 Generäle sowie ca. 5000 Offiziere hingerichtet wurden. Im Falle Tuchatschewskis soll diesem unter anderem die Niederlage der von ihm geführten Roten Armee im [Links nur für registrierte Nutzer] vorgeworfen worden sein, die schließlich zur Unterzeichnung des Friedens von Riga 1921 führte.
    Vermutlich ausgelöst durch ein geschickte Intrige Berlins, stellte Stalin somit sein Landesverteidigung bloß. Der Russlandfeldzug Hitlers hätte mit einer erfahrenen Rote-Armee-Führung durchaus anders ausgesehen.

    [Links nur für registrierte Nutzer]

    In Erinnerung an Michail Tuchatschewski, der in der Nacht zum 12.7. hingerichtet wurde.

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  2. #2
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    Standard AW: Stalins Rache

    Zitat Zitat von franek Beitrag anzeigen
    Heute vor 70 Jahren begann in der Sowjetunion die beisspiellose Säuberung von Führungskräften der Roten Armee.





    Vermutlich ausgelöst durch ein geschickte Intrige Berlins, stellte Stalin somit sein Landesverteidigung bloß. Der Russlandfeldzug Hitlers hätte mit einer erfahrenen Rote-Armee-Führung durchaus anders ausgesehen.

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    In Erinnerung an Michail Tuchatschewski, der in der Nacht zum 12.7. hingerichtet wurde.

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    Stalin war in seiner Paranoia durchaus in der Lage, auch ohne Intrige so ein Gemetzel auszulösen.
    Aber Hitlers Anfangsefolge wären mit einer vernünftigen, erfahrenen Führung der Roten Armee nicht so einfach möglich gewesen. Als die Rote Armee ihre Lernphase hinter sich hatte, wars mit Hitlers Erfolgen ja eh vorbei.
    Es kennzeichnet die Deutschen, dass bei ihnen die Frage »was ist deutsch?« niemals ausstirbt.
    Friedrich Nietzsche

  3. #3
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    Standard AW: Stalins Rache

    Oder: Als Stalin endlich anfing, auf die Experten zu hoeren.

    Und abgesehen von den eigentlichen Kriegs- und minlitaerischen Entscheidungen hat Stalin vor allem ueberhaupt gar nicht geglaubt, dass die Deutschen so frueh angreifen wuerden - vollkommen schnurz, dass er von allen Seiten das gegenteil hoerte.

  4. #4
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    Standard AW: Stalins Rache

    "Stalins Rache"

    primitivste personalistische Geschichtsschreibung
    backward never.

    ignore: Lichtblau

  5. #5
    Hup holland hup! Benutzerbild von Biskra
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    Standard AW: Stalins Rache

    Zitat Zitat von Tschuikow Beitrag anzeigen
    "Stalins Rache"

    primitivste personalistische Geschichtsschreibung
    Du willst damit bestimmt sagen, daß wir Stalin als Handlanger des Großkapitals begreifen müssen.

    Godwin's Law: As an online discussion grows longer, the probability of a comparison involving Nazis or Hitler approaches one.

  6. #6
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    Standard AW: Stalins Rache

    Zitat Zitat von Biskra Beitrag anzeigen
    Du willst damit bestimmt sagen, daß wir Stalin als Handlanger des Großkapitals begreifen müssen.
    Macht ist eine zweiseitige Sache, sie wird immer vergeben so lange sie gesellschaftlich nützlich ist. Ein Herrscher kann wohl kaum seine privaten Gefühle ausleben.
    backward never.

    ignore: Lichtblau

  7. #7
    Hup holland hup! Benutzerbild von Biskra
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    Standard AW: Stalins Rache

    Zitat Zitat von Tschuikow Beitrag anzeigen
    Macht ist eine zweiseitige Sache, sie wird immer vergeben so lange sie gesellschaftlich nützlich ist. Ein Herrscher kann wohl kaum seine privaten Gefühle ausleben.
    Da täuschst du dich aber gewaltig. Ein Staat ist kein direktdemokratisches Wählerkollektiv.

    Godwin's Law: As an online discussion grows longer, the probability of a comparison involving Nazis or Hitler approaches one.

  8. #8
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    Standard AW: Stalins Rache

    Zitat Zitat von Biskra Beitrag anzeigen
    Da täuschst du dich aber gewaltig. Ein Staat ist kein direktdemokratisches Wählerkollektiv.
    Es gibt keine Macht ohne Gefolgschaft.
    backward never.

    ignore: Lichtblau

  9. #9
    Preuße aus Vernunft Benutzerbild von Stechlin
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    Standard AW: Stalins Rache

    ...und er hat den Krieg dennoch gewonnen.
    "Wir sind nicht in die Welt gekommen, um glücklich zu sein,
    sondern um unsere Pflicht zu tun."

    Otto von Bismarck. Schmied des Deutschen Reiches

  10. #10
    Hup holland hup! Benutzerbild von Biskra
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    Standard AW: Stalins Rache

    Zitat Zitat von Tschuikow Beitrag anzeigen
    Es gibt keine Macht ohne Gefolgschaft.
    Ja und? Du solltest mal zwischen gezwungener und freiwilliger Gefolgschaft unterscheiden lernen.

    Godwin's Law: As an online discussion grows longer, the probability of a comparison involving Nazis or Hitler approaches one.

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