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Thema: Die Idee des soldatischen Wesens

  1. #51
    Mitglied Benutzerbild von Klopperhorst
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    Standard AW: Die Idee des soldatischen Wesens

    Ja, der schopenhauerische Wille, der in Jüngers Werk mitschwingt. Nietzsche schrieb während eines Naturerlebnisses folgendes: Wie anders der Blitz , der Sturm, der Hagel, freie Mächte ohne Ethik! Wie glücklich, wie kräftig sind sie, reiner Wille, ohne Trübung durch den Intellekt!

    Jünger scheint mir soetwas ähnliches ausdrücken zu wollen und hat aufgrund seiner praktischen Erfahrung mit dem totalen Krieg mein vollstes Vertrauen in seine Einsichten. Gründe, wie sie Rheinländer immer im Krieg sieht, gibt es im Endeffekt nicht, die sind nur intellektueller Natur.


    ---
    "Groß ist die Wahrheit, und sie behält den Sieg" (3. Esra)

  2. #52
    Hемецкий
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    Standard AW: Die Idee des soldatischen Wesens

    Zitat Zitat von Klopperhorst Beitrag anzeigen
    Gründe, wie sie Rheinländer immer im Krieg sieht, gibt es im Endeffekt nicht, die sind nur intellektueller Natur.


    ---
    Eben. Die Gründe, um derentwillen man einen Krieg beginnt, spielen im Krieg keine Rolle mehr. Aus welchem Grunde wurde der 1. Weltkrieg begonnen und aus welchen Gründen der 2. geführt? Was war der Grund für den Irakkrieg? Vernunft spielte in keinem Krieg eine Rolle.

    Ironisch sei angemerkt, dass die oberlehrerhafte Art des Rheinländers im Prinzip mehr Gründe für einen Krieg hergibt, als er selber ahnt. Es ist bedrückende Enge der bürgerlichen Welt, ihre unsäglichen Gängeleien, kleinlichen Reglementierungen, Bevormundungen, Belehrungen, die mit Ihren täglichen Demütigungen und Zumutungen, in mir eine blinde, unbändige Wut wachsen lassen, die, wenn Sie aufbricht, dafür sorgen wird, dass kein Stein auf dem andern bleibt. Wir würden diesen Akt der Zerstörung, falls er gemeinsam begangen wäre, als Befreiung feiern.

  3. #53
    Hемецкий
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    Standard AW: Die Idee des soldatischen Wesens

    Zitat Zitat von Rheinlaender Beitrag anzeigen
    Genau das ist das, was ic als die Bestie im Menschen irgentwo hier mal gezeichnet habe. Es ist Aufgabe jedes Menschen sich ihrer bewusst zu sein und sie baendigen - zum Wohle seiner selbst und aller.

    Ich bin mir dieser Bieste sehr wohl bewusst, auch meiner eigenen (ich will nicht Details gehen)..
    Ja.



    Zitat Zitat von Rheinlaender Beitrag anzeigen
    Doch - mit Ruhe, Gelassenheit und der absoluten Herrschaft der Vernunft ueber seine Handlungsweisen..
    Das mag in intakten Gesellschaften funktionieren. Aber die Bürgerliche ist so dekadent, amoralisch, doppelbödig und bigott, dass sie auf Dauer nicht nur ihre Legitimation verliert, sondern auch die Mittel hervorbringt, die sie schließlich selbst vernichtet.

    Zitat Zitat von Rheinlaender Beitrag anzeigen
    Es war aber am Ende, weder bei Shakespeare noch in der Realitaet, nicht der Heisssporn Antonius der gewonnen hat, sondern der kuehle Berechner Octavian.
    Es ist unwichtig wer gewinnt. Der Kampf zählt und der Wille, ihn um nichts weniger, als den Preis des eigenen Lebens führen und dazu, dass beschreibt Shakespeare, auch andere mit in den Abgrund zu ziehen.

  4. #54
    Mitglied Benutzerbild von Klopperhorst
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    Standard AW: Die Idee des soldatischen Wesens

    Zitat Zitat von Mcp Beitrag anzeigen
    Ironisch sei angemerkt, dass die oberlehrerhafte Art des Rheinländers im Prinzip mehr Gründe für einen Krieg hergibt, als er selber ahnt. Es ist bedrückende Enge der bürgerlichen Welt, ihre unsäglichen Gängeleien, kleinlichen Reglementierungen, Bevormundungen, Belehrungen, die mit Ihren täglichen Demütigungen und Zumutungen, in mir eine blinde, unbändige Wut wachsen lassen, die, wenn Sie aufbricht, dafür sorgen wird, dass kein Stein auf dem andern bleibt. ....
    So ist es. Diese Korinthenscheisser unterschätzen die Kraft des Lebens, welche sich in keine Paragraphen zwängen lässt.


    ---
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  5. #55
    in memoriam Benutzerbild von Rheinlaender
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    Standard AW: Die Idee des soldatischen Wesens

    Zitat Zitat von Klopperhorst Beitrag anzeigen
    Gründe, wie sie Rheinländer immer im Krieg sieht, gibt es im Endeffekt nicht, die sind nur intellektueller Natur.
    Krieg ist ein Geschaeft - mit klaren, zumeist hohen, Einsatz und einer Gewinnerwartung. Der zweite Weltkrieg war eine Ausnahme, weil hier zwei (eigentlich drei) antagonistische System aufeinandertrafen, aber die meisten Kriege begannen mit dem Probelm eine Forderung nicht politsch oder wirtschaftlich durchsetzen zu koennen, man waegte das Risiko ab und begann einen Krieg, wenn das Risiko vertretbar war und im Verhaeltnis zum Nutzen stand. Diese Risikoabwaegung passiert auch waerend des Krieges, wenn nicht passiert und die politische Fuehrung die Kontrolle verliert (Musterbeispiel 1. Weltkrieg auf dt. Seite).

    Diese nuechterne Kosten-Nutzen-Rechnung wird natuerlich mit allerlei paritoritischen Brimborium verkleidet, aber am Ende wird die geschichte doch wieder in den Kassenbuechern geschrieben.

  6. #56
    in memoriam Benutzerbild von Rheinlaender
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    Standard AW: Die Idee des soldatischen Wesens

    Zitat Zitat von Mcp Beitrag anzeigen
    Niemanden wird, wenn der Acheron über Ufer die tritt, interessieren, was hinterher ist oder wird. Es wird auch keine Politik gemacht, es geht nicht um Zukunft oder Gerechtigkeit. Nicht um eine angeblich bessere Gesellschaft. Darum ging es nie und wird es nie gehen. Sondern einzig und allein um das, was Jünger, Teilnehmer zweier Weltkriege, Autor der Stahlgewitter und im Besitze des Pour le Mérite, an meiner absoluten Lieblingsstelle in seinem Werk beschreibt. Den puren, aller äußeren Rechtfertigungen entkleideten, reinen Kampf. Nichts sonst:

    "Wir müssen einsehen, daß wir in eine Landschaft aus Eis und Feuer geboren sind. Das Vergangene ist so beschaffen, daß man an ihm nicht haften, und das Werdende so, daß man sich in ihm nicht einrichten kann. Diese Landschaft setzt als Haltung ein Höchstmaß an kriegerischem Skeptizismus voraus ...

    Es gibt keine Fahnen außer denen, die man auf dem Leibe trägt. Ist es möglich, einen Glauben ohne Dogma zu besitzen, eine Welt ohne Götter, ein Wissen ohne Maximen und ein Vaterland, das durch keine Macht der Welt besetzt werden kann? Das sind Fragen, an denen der Einzelne den Grad seiner Rüstung zu prüfen hat. An unbekannten Soldaten ist kein Mangel; wichtiger ist das unbekannte Reich, über dessen Existenz keine Verständigung nötig ist. Nur so erscheint der Schauplatz dieser Zeit in seiner rechten Beleuchtung: als ein Kampfgelände, spannender und an Entscheidungen reicher als je ein anderes für den, der es zu würdigen weiß. Der geheime Anziehungspunkt, der den Bewegungen ihren Wert erteilt, ist der Sieg, dessen Gestalt die Anstrengungen und Opfer auch der verlorenen Abteilungen repräsentiert. Allein hier ist niemand zu Hause, der nicht Krieg zu führen gedenkt."


    Quelle: Ernst Jünger; Der Arbeiter; 2. Teil; Kap. 29
    Was Juenger hier beschreibt ist Verselbstaendigung des Krieges - das bedeutet aber eine gefaehrliche Haltung. Ein Krieg ist "die Fortsetzung der Politk mit anderen Mitteln". Wenn das aus dem Auge verlohren wird, wird der Krieg zum Selbstlaeufer. Die Ordnung die im Westfaelischen Frieden errichtet wurde (um kommt um ihn einfach nicht herum) ist der Versuch diese selbstlaeuferschaft des Krieges zu verhindern. Der Krieg wurde zu einer ausschliesslichen Sache der interagierende Souveraene, die Armee zu deren Instrumenten. Die Gedanken des Soldaten sind nur bedingt gefragt, er hat sein Handwerk auszufuehren, so wie ein Polizist oder eine Krankenschwester.Das die beiden Weltkriege dieses Konzept teilweise entwerteten konnte nur durch die Verhidnerung grosser Kriege geloest werden.

    Zitat Zitat von Mcp Beitrag anzeigen
    In diesen Zeilen erklärt sich die ganze menschliche Geschichte besser, als in allen Büchern von Marx zusammen. Einige Männer hier werden wissen, von was hier die Rede ist.
    Das sehe ich anders - ein soldat des 1. Weltkriegs oder ein moderner Soldat, der von seiner Regierung zur Friedensicherung mit einem klar beschriebenen UN-Mandat eingesetzt oder ein Kreuzritter agiertn und agieren in ihren politisch-geselschaftlichen Rahmen - und den beschreibt wohl Marx besser als Juenger.

  7. #57
    in memoriam Benutzerbild von Rheinlaender
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    Standard AW: Die Idee des soldatischen Wesens

    Zitat Zitat von Mcp Beitrag anzeigen
    Das mag in intakten Gesellschaften funktionieren. Aber die Bürgerliche ist so dekadent, amoralisch, doppelbödig und bigott, dass sie auf Dauer nicht nur ihre Legitimation verliert, sondern auch die Mittel hervorbringt, die sie schließlich selbst vernichtet.
    Das hat mit der Gesellschaft nichts zu tun - ich kann die Gesellschaft nur hoechst bedingt beeinflussen; meine Reaktion schon.

    (Das ich diese Einschaetzung nicht teile duerfte klar sein).

    Zitat Zitat von Mcp Beitrag anzeigen
    Es ist unwichtig wer gewinnt. Der Kampf zählt und der Wille, ihn um nichts weniger, als den Preis des eigenen Lebens führen und dazu, dass beschreibt Shakespeare, auch andere mit in den Abgrund zu ziehen.
    Viel Heroismus, aber Ende zaehlt das Resultat - ob man einen Maharashtra bestochen oder ihn auf Schlachtfeld besiegt hat ist zweitranig, wichtig, dass der Handelsvertrag steht und die Oberherrschaft anerkannt ist. Im Zweifel ist die friedliche Loesung die Beste, weil auch die billigste.

  8. #58
    Mitglied Benutzerbild von Klopperhorst
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    Standard AW: Die Idee des soldatischen Wesens

    Du bleibst mal wieder auf der halben Wegstrecke stehen. Der Kampf an sich hat keinen Grund, aber er kann, wie jede Energie und Kraft, genutzt werden. Die Nutzung des Krieges für einen Zweck steht auf einem ganz anderen Blatt. Wir aber reden hier über den Krieg an sich, die Urkraft des Krieges, der Gewalt, der sozialen Tabula Rasa usw.

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  9. #59
    Hемецкий
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    Standard AW: Die Idee des soldatischen Wesens

    Zitat Zitat von Klopperhorst Beitrag anzeigen
    Du bleibst mal wieder auf der halben Wegstrecke stehen. Der Kampf an sich hat keinen Grund, aber er kann, wie jede Energie und Kraft, genutzt werden. Die Nutzung des Krieges für einen Zweck steht auf einem ganz anderen Blatt. Wir aber reden hier über den Krieg an sich, die Urkraft des Krieges, der Gewalt, der sozialen Tabula Rasa usw.

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    Das ist, was ich meine. Es ist auch kein politisches Soldatentum. Man kämpft für keine Idee. Man ist Krieger und wendet sich dem Kriege zu. Das ist das Handwerk, was bis zur Kunst entwickelt werden muss. Nicht als archaischer Barbar, sondern durch den Geist inspiriert und deshalb in der Lage die Urgewalt des Acheron im entscheidenden Moment zu entfesseln. Alles andere ist nur das Mühlrad, welches sich im Strom des Hades dreht. Ein schöne Metapher Klopper. Danke.

  10. #60
    Mitglied Benutzerbild von Klopperhorst
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    Zitat Zitat von Mcp Beitrag anzeigen
    Das ist, was ich meine. Es ist auch kein politisches Soldatentum. Man kämpft für keine Idee. Man ist Krieger und wendet sich dem Kriege zu. Das ist das Handwerk, was bis zur Kunst entwickelt werden muss. Nicht als archaischer Barbar, sondern durch den Geist inspiriert und deshalb in der Lage die Urgewalt des Acheron im entscheidenden Moment zu entfesseln. Alles andere ist nur das Mühlrad, welches sich im Strom des Hades dreht. Ein schöne Metapher Klopper. Danke.
    Mittlerweile habe ich mal Jüngers Werk "In Stahlgewittern" gelesen.
    Aus diesem Werk spricht diese ganze Idee.

    Doch, was sind nun die BRD-Soldaten, die heute Drohnen lenken oder Brücken für soziale Zwecke in fremden Ländern bauen?

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