Meisner-Kritik
Wort vom „Hassprediger“ treibt Grüne um
Zuerst hat Grünen-Politiker Volker Beck Kardinal Meisner als „Hassprediger“ bezeichnet. Später tat es ihm leid, wenn auch nur ein bisschen. Dann schimpfte Parteichef Bütikofer mit Beck, war ihm aber nicht wirklich böse.
Der Bundestagsabgeordnete Volker Beck rudert vorsichtig zurück. Er bedauere, dass die Verwendung dieses Begriffs Missverständnisse hervorgerufen habe, erklärte er am Montag in Berlin. Der Grünen-Politiker hatte Meisner im „Spiegel“ wegen dessen Äußerungen über nichteheliche Lebensgemeinschaften einen „Hassprediger“ genannt. Der Grünen-Fraktionsgeschäftsführer hatte damit auf eine
Predigt des Kardinals reagiert, der eheähnlichen Gemeinschaften kritisiert hatte: „Die sogenannten alternativen Modelle menschlichen sexuellen Zusammenlebens sind aber unwahr und darum für den Menschen im Kern verderblich. Die Menschheit richtet sich hier selbst zugrunde.“
Beck betonte nun, dass Meisners Äußerungen keine Aufforderung zu Gewalt enthielten. „Nichts liegt mir ferner, als ihn in die Nähe von Terroristen oder Selbstmordattentätern zu rücken“, versicherte er. Er würde „den Begriff ´Hassprediger´ in diesem Zusammenhang nicht mehr benutzen, weil er – wie mir durch die Reaktionen nunmehr klar geworden ist – von vielen ausschließlich im Zusammenhang mit der Aufstachelung zu Gewalttaten und Morden in Verbindung gebracht wird“. Dies habe er Meisner zu keinem Zeitpunkt unterstellen wollen.
Beck: Meisner empfindet „Hass“
Zugleich betonte Beck, dass er an der inhaltlichen Kritik an Meisners Predigt nichts zurückzunehmen habe: „Kardinal Meisner mag keine Frauen, die abgetrieben haben, Homosexuelle und alle anderen Menschen, die außerhalb der Ehe Sexualität leben oder zusammenleben. Im Gegenteil, er empfindet gegenüber solchen Menschen eine leidenschaftliche Abneigung und Verachtung. Für gewöhnlich nennt man eine solche leidenschaftliche Abneigung Hass. Ausschließlich auf diese Herabwürdigung wollte ich mit meiner Äußerung aufmerksam machen.“
Bütikofer: „Durchgeknallter Oberfundi“ war nicht beleidigend gemeint
Auch Parteichef Reinhard Bütikofer schaltete sich ein: „Ich persönlich bedauere diese Wortwahl.“ In der Sache gebe er Beck freilich „völlig Recht“.
„Es entspricht nicht den Standards unserer Gesellschaft, dass den Lebensgemeinschaften Homosexueller die Existenzberechtigung abgesprochen wird“, sagte Bütikofer. Für Meisner und den Augsburger Bischof Walter Mixa gelte, dass Äußerungen „in exquisiter Art und Weise“ oder „extreme Positionen“ auch „Antworten verdienen“. Co-Parteichefin Claudia Roth, die Mixa einen „durchgeknallten, spalterischen Oberfundi“ genannte hatte, habe den Bischof aber nicht beleidigen wollen.
Bütikofer betonte aber, er fände es „schade“, wenn die Grünen ihren „konstruktiven Dialog“ mit der Kirche nicht fortsetzen könnten. Wachsende Übereinstimmungen zwischen Grünen und Kirchen gebe es etwa bei den Themen Stammzellforschung, Entwicklungspolitik, Umwelt- und Klimapolitik, sagte Bütikofer. Angesichts dessen bestehe nicht die Gefahr, dass die Gespräche zwischen beiden Seiten beendet würden.