Churchill wäre in Berlin erschossen worden, über Schloß Windsor weht die Hakenkreuzfahne, der König sitzt im Tower. Alle wehrfähigen Engländer zwischen 17 und 45 werden auf dem Kontinent als Fremdarbeiter für den Wiederaufbau zwangsverpflichtet.
Wenn Deutschland denn Krieg gewonnen hätte , hätte der Führer seine Bau-Pläne für Berlin mit Hilfe des Architekten Albert Speer verwirklichen können.
Das prägnanteste, weil größte Bauwerk, das im Zuge der Neugestaltung Berlins entstehen sollte, wäre die sogenannte „Große Halle“ gewesen, deren Skizze von Hitler schon Mitte der Zwanziger Jahre angefertigt worden war , vielleicht in Anlehnung an die romantischen Walhalla-Vorstellungen und Umsetzungen Anfang des 19. Jahrhunderts.
Der Innenraum der Halle erschien in Speers Plänen genauso einfach, wie der des Zeppelinfeldes: „Um eine Kreisfläche von hundertvierzig Metern Durchmesser stiegen in drei Rängen Tribünen zu einer Höhe von dreißig Metern an, die sich kreisförmig um die Innenfläche erhoben. Ein Kranz von hundert rechteckigen Pfeilern aus Marmor, die mit vierundzwanzig Metern Höhe fast noch menschliches Maß besaßen, wurde dem Eingang gegenüber durch eine fünfzig Meter hohe und achtundzwanzig Meter breite Nische unterbrochen, deren Grund mit Goldmosaik ausgekleidet werden sollte. Vor ihr stand als einziger bildlicher Schmuck auf einem marmornen Sockel von vierzehn Metern Höhe ein vergoldeter Reichsadler mit dem eichenlaubumkränzten Hakenkreuz in den Fängen“
Dieser gewaltige Bau, der bis zu 180 000 stehende Zuhörer hätte fassen können, war trotz seiner ursprünglichen Funktionszuweisung als „Kongresshalle“ auch als „Kultraum“ mit innewohnender mythischer Atmosphäre erdacht.
Die Große Halle sprach in ihrer megalomanen Dimension für sich selbst. Sie erschien somit als die zu Stein gewordene „Bewegung“. In ihr, so könnte es dem Betrachter der Pläne heute vorkommen, manifestierten sich alle noch unerfüllten Sehnsüchte Hitlers. Hier sollte ein Endzustand symbolisiert werden, in dem es keinen Kampf mehr gibt, nachdem „innerer“ und „äußerer“ Feind vernichtet worden war und der „Arier“ den führenden Platz in der Welt eingenommen hat, der ihm gebührt - ein Wallhall-Denkmal, das an den „Lichtdom des Kampfes“ erinnerte. Hier brauchte auch die Masse nicht mehr durch Illusionen verzaubert zu werden. Der Bau hätte nicht mehr einer Chimäre entsprochen ,sondern er wäre Realität gewesen (ebenso wie der gewonnene Krieg).
Hierbei war auch der Stil des großen Gebäudes egal. Speer betonte später, dass es eine Ideologie nationalsozialistischer Architektur nicht gab. „Gefordert war lediglich das Übermaß. Hitler wollte durch riesige Proportionen das Volk beeindrucken, auch einschüchtern, und auf diese Weise seine Herrschaft und die seiner Nachfolger psychologisch sichern.“
Das größte Gebäude in der „Welthauptstadt Germania“ sollte auf der Kuppel zunächst den Adler beheimaten, der das Hakenkreuz in den Fängen hält, wie dies auch im Innenraum vorgesehen und in dieser Kombination Standard im nationalsozialistischen Symbolsystem war. Mitte 1939 verlangte Hitler jedoch: „Das hier wird geändert. Hier soll nicht mehr der Adler über dem Hakenkreuz stehen, hier wird er die Weltkugel beherrschen! Die Bekrönung dieses größten Gebäudes der Welt muß der Adler über der Weltkugel sein.“
Vor allem der letzte Punkt war für Hitler wichtig: „Das sage ich Ihnen, Speer, diese Bauten sind das Wichtigste ! Sie müssen alles daransetzen, sie noch zu meinen Lebzeiten zu fertigzustellen. Nur wenn ich selber noch in ihnen gesprochen und regiert habe, bekommen sie die Weihe, die sie für meine Nachfolger brauchen.“
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