"Da wäre ich lieber tot!"

So beschrieb eine Userin in einem anderen Forum, was sie als Frau vom "Leben" in einem islamistischem System hält.

Sie hat damit in Worte gefasst, was für jedes totalitäre System gilt: früher oder später fordert es einen "Menschen", der mit dem Menschen, wie er an sich sein mag, nichts mehr gemein hat.
Entweder passen die Menschen sich an und werden Teil des Wahns oder sie versuchen, sich ihm zu entziehen. Schlimmstenfalls ziehen sie den Tod der Entfremdung vor.

Das gilt für

- Liberalismus / Kapitalismus pur
- Faschismus, Nazismus
- Stalinismus
- religiösen Fundamentalismus

Alle Systeme arbeiten in der einen oder anderen Form mit Propaganda, Indoktrinierung und Konditionierung. Ihr jeweiliger "neuer Mensch" ist die Antithese vom Menschen, wie er von Natur aus ist und vom Menschen, wie er sein könnte. Die Serie "Star Trek" hat mit den entstellten und ihrer Individualität beraubten Borg nur den "Menschen" im Totalitarismus beschrieben. Was bei den Borg die Drohne ist, ist

- im Kapitalismus der Marktteilnehmer, der ggfs. für Hungerlöhne rund um die Uhr arbeitet
- im Faschismus der "Volksgenosse", der sich für die Machtträume seiner verbrecherischen Führer in sinnlosen Kriegen opfern lässt
- im Stalinismus der "Genosse", der ihm von einer unfähigen und verbrecherischen Führung aufgezwungene Opfer und Entbehrungen in Kauf lässt
- im Fumdamentalismus der Gläubige, der willig jeden Unfug schluckt, der von Kanzel oder Minbar kommt und nicht einmal danach fragt, was das noch mit seiner Religion und ihrem eigentlichen Sinn zu tun hat

Das Zauberwort, dass die Mensch-Monade im Totalitarismus mit einem Wort kennzeichent, ist "Leidensfähigkeit". Weil die Herrscher in allen vier Spielarten des Totalirismus mehr oder weniger gierig und unfähig sind, bringen sie unnötiges Leid über die von ihnen hörig gemachten Menschen.

- im Kapitalismus sinnlose Krisen, Elend sogar im Überfluss
- im Faschismus sinnlose Kriege+
- im Stalinismus Massenmord an der eigenen Bevölkerung und Entbehrungen, weil die Genossen von Wirtschaft noch weniger Ahnung haben als die Kapitalisten
- im Fundamentalismus Leid wegen absolut hirnrissiger Sittengesetze und Welterklärungen ("Kreationismus")

Die ideale Mensch-Monade sieht da so aus:

- wird sie getreten, dankt sie auch noch dafür und huldigt dem, der sie tritt
- sie setzt haufenweisen Kinder in die Welt, auch wenn die zu einem Leben in Armut und Perspektivlosigkeit verurteilt sind
- sie buckelt nach oben und tritt nach unten (der "Untertan")
- sie kontrolliert ihre Mitmenschen darauf, dass sie sich auch brav unterwerfen und wird ihrerseits von ihnen kontrolliert
- für alles, was ihr im Leben nicht glückt, gibt sie sich selbst die Schuld
- sie ist absolut leichtgläubig und anfällig für jede Art von Propaganda

Doch immer wieder bestätigt sich der Spruch von Abraham Lincoln:

"Man kann ein Volk eine gewisse Zeit belügen.
Mann kann einen Teil des Volkes für immer belügen.
Man kann nicht ein ganzes Volk für immer belügen."

Egal ob in Berlin oder Teheran, in Tel Aviv oder Riad - irgendwann merken die Menschen, wie sie von ihren Führern getäuscht werden und auf was für Lügen ihr System basiert. Ob Vaterland oder Umma, Sozialismus oder Demokratie - alles nur verschiedene Versionen von Orwells "Farm der Tiere".

Derzeit ist es so, dass nationalen und religiösen Lügenbarone die Masse der Menschen noch fest im Griff haben. Der stalinistische Pseudo-Sozialismus ist zwar gescheitert, dafür lügt es sich im Namen von Kapitalismus, Demokratie und "Freiheit" um so besser.

Bleibt nur die Verweigerung und die scheint mir weltweit zu sein. Sie ist zwar partiell und die Verweigerer sind sich ihrer ganzen Tragweite nicht bewusst, aber sie ist da.
Die Frau, der in Riad jede Chance auf ein selbstbestimmtes Leben verweigert wird, geht nach Dubai. Der Schüler, dem nach der Schule Hartz IV winkt, geht nicht mehr hin. Über die Gören, die in der S-Bahn saufen, ärgere ich mich zwar, aber was sollen sie anderes machen?
Die Frau in Russland, die keine Zukunft sieht, kriegt auch keine Kinder mehr. Der Wähler in Deutschland, der nur verarscht wird, geht nicht mehr wählen. Die Iraner, die vor dem Glaubensterror aus ihrer Heimat geflüchtet sind, werden zu noch strammeren Atheisten als ich eine bin. Die Lokführer, die für harte Arbeit einen Hungerlohn kriegen, streiken Die Israelis, die von ihrer Führung immerzu verarscht werden, demonstrieren für den Rücktritt ihrer Regierung ...

... wie gesagt, alles sehr partiell und isoliert, aber es ist da.

Vielleicht bereitet die latente Verweigerungshaltung den herrschenden Menschenschindern mehr Sorge, als sie zugeben wollen. Widerstand kann man brechen. Eine Demonstration kann man zusammenschießen lassen. Doch was tun, wenn keine da ist, auf den man schießen kann? Was tun, wenn das Menschenvieh vielleicht irgendwann sogar die Produktion neuer Mensch-Monaden verweigert?

Werden sich die herrschenden Unmenschen ihre Untertanen irgendwann klonen? So aus riesigen Fabriken, wie man das bisher nur aus der Science-Fiction kennt. Damit dann unter den Mensch-Monaden keine aufrührerischen Gedanken mehr aufkommen, wird ihnen ein Implantat verpasst. In dem Romanzyklus um die "Dreibeinigen Herrscher" von John Christopher machen das noch Außerirdische. Doch die, die uns jetzt beherrschen, würden davor auch nicht zurückschrecken.