Ehrenmorde – neuer Streit um "Tatort" droht
Quelle: [Links nur für registrierte Nutzer]Wieder spielt ein "Tatort"-Krimi im Migrantenmilieu, diesmal ermittelt Kommissarin Lena Odenthal am Sonntag. Es geht um den Mord an einem türkischen Restaurantbesitzer, seine Frau wurde zwangsverheiratet. Wie bei der "Tatort"-Folge „Wem Ehre Gebührt" scheinen Proteste programmiert.
In diesem Sinne wäre es gerade dem jüngsten „Tatort“ aus Ludwigshafen zu wünschen, wenn er mehr als Einladung zum offenen Disput denn als polarisierende Reibungsfläche oder gar als Präludium zu einem Kampf der Kulturen verstanden würde. So würde Martin Eigler es begrüßen, wenn „Schatten der Angst“ das Augenmerk der Muslime auf „Verstöße gegen die Menschenrechte wie die Missachtung der Gleichberechtigung von Mann und Frau“ lenken würde, die nicht durch einen familiären, kulturellen oder religiösen Hintergrund zu rechtfertigen seien.
Großer Anlass zu einer solchen Hoffnung besteht allerdings nicht, wie unlängst am heillos überzogenen Echo auf die Konstanzer „Tatort“-Folge „Der Kormorankrieg“ festzustellen war. Wenn schon Bodenseefischer gegen ihre nur ein bisschen ruppig geratene Darstellung in einem Spielfilm zu Felde ziehen, scheint es immerhin vorstellbar, dass mit „Schatten der Angst“ ein neues Kapitel in einem Glaubenskrieg aufgeschlagen wird, in dem es um mehr geht als bloß um das Mischungsverhältnis von Fiktion und Realität.
Man mag seinen Augen kaum trauen, aber die ARD sendet am kommenden Sonntag erneut einen Tatort, der die Problematik von Parallelwelten, strengen Familienhierarchien, muslimischen Männerritualen, ehernen Ehrenkodizes, hermetischen Kommunikationswegen und Inländerfeindlichkeit anspricht.
Welch Zufall, der besagte Tatort spielt in Ludwigshafen. Wenn das kein gutes Omen ist.
Sendetermin ist am Sonntag um 20:15 in der ARD.