Europas größte Industrienation sucht neuen Kommissar für die Europäische Union - Dienstort Brüssel - Gehalt: 14 000 Euro plus Zulagen - Eintrittstermin: Oktober 2009 - Englische, französische, italienische, spanische, polnische usw. Sprachkenntnisse von Vorteil - Einstellungsvoraussetzungen: Leidensfähigkeit, Machtwille, Parteibuch."
Falls sich Bundeskanzlerin Angela Merkel für eine Zeitungsannonce entscheiden sollte: So ähnlich könnte das Stellengesuch aussehen für die Nachfolge des langjährigen EU-Industriekommissars Günter Verheugen. Nach zehn Jahren in Brüssel wird der Sozialdemokrat nächstes Jahr in Ruhestand gehen. Obwohl die Personalie erst im Sommer 2009 ansteht, ringen Union und SPD schon heute erbittert um den einflussreichen Posten. Die Fronten sind verhärtet: Beide Seiten wollen ihren Anspruch auf das EU-Amt nicht aufgeben.
Aus Sicht der CDU ist die Sache entschieden: "Der nächste EU-Kommissar muss von der Union gestellt werden", sagt Volker Kauder, Fraktionschef im Bundestag. Seit 20 Jahren habe die CDU keinen Kommissar mehr nach Brüssel entsandt. Es sei "guter, demokratischer Brauch", dass sich die Parteien abwechseln, meint auch der CDU-Politiker Gunther Kirchbaum. Sein CSU-Kollege Peter Ramsauer bekräftigt: "Die CDU hat einen legitimen Anspruch auf das Amt und verfügt über exzellente Kandidaten." Die Forderungen der SPD seien nichts als "Träumereien".