Meinungspolizisten
Du bist anderer Meinung als ich, und ich werde dein Recht dazu bis in den Tod verteidigen.“ Das flammende Bekenntnis Voltaires zur Meinungsfreiheit ist fast 300 Jahre alt, aber es hat nichts an Aktualität eingebüßt. Vielleicht hätten die Studenten, die verhindert haben, dass Erika Steinbach an der Potsdamer Universität spricht, mal bei dem französischen Philosophen nachschlagen sollen, bevor sie das Audimax blockierten. Dann wären sie womöglich auf die Idee gekommen, dass es klüger gewesen wäre, die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen und CDU-Bundestagsabgeordnete erst mal zu Wort kommen zu lassen. So aber wurden eine völlig legitime Veranstaltung der Historischen Fakultät gesprengt und die eingeladene Referentin verunglimpft – das ist peinlich für die Uni und ein Armutszeugnis für die Studentenvertretung Asta.
Man muss nicht alles, was die Chefin der Vertriebenenorganisation sagt, gutheißen. Aber was, bitteschön, ist gegen einen Vortrag zur Siedlungsgeschichte der Deutschen in Ostmitteleuropa zu sagen? Wer das von vornherein als „Geschichtsrevisionismus“ verunglimpft, dem sind längst die Argumente ausgegangen. Dass sich die Linkspartei dem Protest anschließt, wirft kein gutes Licht auf ihr Demokratieverständnis.