Am ehesten wird es vielleicht in der Mode und im Design bewusst. Da braucht man nur 10 Jahre zurück sehen. Neulich z.B. sah ich ein Foto in der Zeitung von der Eröffnung eines Messegeländes hier in München. Auf dem Foto waren einige Würdenträger der Stadt und Politiker zu sehen. Ohne, daß ich das Datum und den Hintergrund des Artikels kannte, wusste ich instinktiv, daß es nicht von heute oder von vor 2 Jahren stammen konnte, aber auch nicht sehr alt sein konnte.
Es machte einen Eindruck der späten 90er!
Ähnliche Erfahrungen kann jeder an unzähligen Beispielen machen, besonders auch in der Technik, z.B. im Industriedesign (von Automobilen) oder auch beim Erscheinungsbild von Softwareprogramme. Man sehe sich die ersten Browserversionen an und die ersten Websites. Eigentlich ist jeder Bereich des kulturellen Lebens gemeint, von der Architektur bis zur Musik und zur hohen Politik.
Hier wirkt offenbar etwas, was man Strömung nennen kann, was man erst aus der Distanz einiger Jahre im Gegensatz zur Aktualität erkennt.
Als Philosoph frage ich mich jetzt folgende Dinge:
- Wie kommt es zu einer gesell. Strömung?
- Wird sie von Einzelnen inszeniert oder von Gruppen?
- Was ist der ausschlaggebende Aspekt ihres Erfolges? Warum wird z.B. eine bestimmte Mode, ein bestimmtes Design, eine bestimmte Musikrichtung, eine bestimmte politische Meinung favorisiert?
- Gibt es grundsätzliche Muster des Entstehens/Vergehens von gesell. Strömungen?
- Wie lange hält sich eine Strömung?
- Kann man Phasenübergänge von einer Strömung zu einer anderen feststellen?
- Gibt es geheime Verbindungen von Strömungen untereinander, z.B. eine Verbindung von Musik und Politik, was auch als Morphologie bezeichnen könnte?
- Kann man gesell. Strömungen vorhersehen?
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