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Thema: W. Eggert zur Geschichte des 20. Jh

  1. #481
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    Standard AW: W. Eggert zur Geschichte des 20. Jh

    Zitat Zitat von Brutus Beitrag anzeigen
    In einem Interview mit dem Franzosen Bertrand de Jouvenel distanziert sich Hitler ganz unzweideutig von Mein Kampf und sagt, das Buch habe nichts mehr zu sagen, für ihn sprächen die Taten, nicht vor Jahrzehnten geschriebene Sätze. (1)

    Die Angebote, sich aus allen eroberten Gebieten zurückzuziehen, sogar einen eigenen polnischen Staat wieder herzustellen (Reichstagsrede!) stehen völlig quer zu Deinen Quellen. (2)
    (1) Du glaubst dem Jungen auch alles, was? Er wird doch nicht so blöde sein, ein Kriegsprogramm marktschreierisch vor sich herzutragen, auf daß sich der künftige Gegner darauf vorbereiten kann.
    (2) Was Politiker sagen und tun steht auf zwei verschiedenen Blättern. Ich bitte dich deine Kritikfähigkeit gegenüber den Alliierten und heutigen Politikern auch gegenüber Hitler zur Anwendung zu bringen. Der Hintergrund dieser "Rede" kann durchaus in der Zielsetzung begründet liegen, die Kriegserklärungen der Westalliierten wieder rückgängig zu machen.
    Liebe ist die Antwort, aber während man auf sie wartet, stellt Sex ein paar ganz gute Fragen. (Woody Allen)

  2. #482
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    Standard AW: W. Eggert zur Geschichte des 20. Jh

    Die wechselseitigen Versuche Englands und der Sowjetunion, die Weimarer Republik zum Festlandsdegengegen den Osten oder zum Block gegen den Westen aufzubauen, finden sich in Otto-Ernst Schüddekopfs„Nationalbolschewismus in Deutschland 1918-1933“ dokumentiert: Als das Reich beispielsweise 1925 den Locarnovertrag unterschrieb und an der Schwelle zum Völkerbundbeitritt stand (vgl. Seiten 159 bis 185),warnten eine ganze Reihe prominenter deutscher Politiker unverblümt, dieser Ausgleich bediene BritanniensHoffnung, Berlin gegen den Kreml zu stellen. „England will uns in den Völkerbund haben, um eine Koalitiongegen Rußland zustande zu bringen“, war damals das übereinstimmende Statement der Landesväter Hamburgs Karl W. Petersen (Partei- und Reichstagsvorsitzender der liberalen DDP) und Würtembergs,Wilhelm Bazille (DNVP). (S.171) Für eine aktive und aggressive Politik Richtung Moskau aber kamen imzwischen Parteienlager nur militaristische Großraumpolitiker vom Zuschnitt Hitlers in Frage. Otto Strasser,damals Nummer Zwei der NSDAP, war das bewußt. Als (später gerade deshalb kaltgestellter) Linksausleger der Partei, votierte er am lautesten gegen diese Option. Wenige Tage nach der Beendigung der Konferenzvon Locarno erschien sein Leitartikel im „Völkischen Beobachter“ mit den Zwischenüberschriften „Der deutsche Landsknecht als Kanonenfutter gegen Rußland Ein Geheimentwurf Chamberlains. Die traurigeRolle des Generals Hoffmann.“ Strasser sprach in diesem Zusammenhang von den Bemühungen,Deutschland in die antirussische Front einzufügen, um einen militärischen Aufmarsch vorzubereiten. (S.179) Antimilitaristische Positionen dieses Zuschnitts waren damals keine Seltenheit in der NSDAP, denn diePartei hatte sich im Verfolg der Inhaftierung Hitlers 1923 kurzzeitig vom Führerprinzip verabschiedet. Nur so konnten die Nationalsozialistischen Briefe“ schreiben, England suche durch Deutschlands Einbindungfreie Hand in Asien und die Aufmarschbasis in Europa gegen Rußland. „Ein zweites Moskau ist nichtausgeschlossen“, setzte prophetisch ein anonymer Verfasser mit Blick auf Napoleons Katastrophenkrieg fort.Und weiter: „Wir können uns keine Verfeindung mit dem russischen Volk leisten, im Osten liegtDeutschlands Zukunft.“ (S. 180f.) Die im Januar 1926 formulierte außenpolitische Konzeption, „einschroffes Bekenntnis zur Ostpolitik“, wurde nicht nur von einigen unverantwortlichen politischenSchriftstellern vertreten. Dahinter stand praktisch der gesamte nord- und westdeutsche Flügel der NSDAP.Beinahe wäre es Strasser gelungen, die Nationalsozialisten als Waffe für den britischen Machiavellismusunbrauchbar zu machen: Ende desselben Monats startete er von seinen Bastionen eine Offensive, die diePartei auf eine antiimperialistische „Konstitution des kommenden nationalsozialistischen Zukunftststaates“festlegen sollte. Von dem Programm wurde bekannt, daß es bereits die Vereinigten Staaten von Europa miteiner deutlichen Spitze gegen die USA enthielt. Hitler zog damals alle Register, um seine Bewegung auf ihrem proenglischen und antisowjetischen Kurs zu halten. (S. 182f) Es war schicksalhaft für die ZukunftDeutschlands, daß ihm darin Erfolg beschieden war.
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  3. #483
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    Standard AW: W. Eggert zur Geschichte des 20. Jh

    Zitat Zitat von eggert-höchst-selbst Beitrag anzeigen
    (1) Du glaubst dem Jungen auch alles, was? Er wird doch nicht so blöde sein, ein Kriegsprogramm marktschreierisch vor sich herzutragen, auf daß sich der künftige Gegner darauf vorbereiten kann. .
    Es gab ja kein Kriegsprogramm. Bitte hör Dir den Mitschnitt des Gesprächs mit Mannerheim an (Youtube).

    Zitat Zitat von eggert-höchst-selbst Beitrag anzeigen
    (2) Was Politiker sagen und tun steht auf zwei verschiedenen Blättern. Ich bitte dich deine Kritikfähigkeit gegenüber den Alliierten und heutigen Politikern auch gegenüber Hitler zur Anwendung zu bringen.
    Sicher. Aber ich warte auf Beweise, Tatsachen, die Hitlers Kriegsabsichten belegen. Die Nazis hatten beim Polen-Feldzug noch nicht einmal ausreichend Munition. Der Stand der Rüstung des Dritten Reichs ist der beste Beweis, daß von Kriegsabsichten im Jahr 39 nie die Rede gewesen sein konnte.

    Zitat Zitat von eggert-höchst-selbst Beitrag anzeigen
    Der Hintergrund dieser "Rede" kann durchaus in der Zielsetzung begründet liegen, die Kriegserklärungen der Westalliierten wieder rückgängig zu machen.
    Ja sicher. Hitler wollte Frieden, Danzig und den Korridor. Mehr nicht. Das geht auch aus der Hesse-Affäre hervor.

    Hitler hat angeboten, sich aus allen besetzten Gebieten zurückzuziehen, sogar Schadensersatz zu leisten. Willst Du ihm daraus auch noch den Strick eines Eroberungskrieges drehen?

    Wenn ja, bitte ich um eine Antwort, was Hitler hätte tun sollen, um seine Friedensbereitschaft zu dokumentieren?

  4. #484
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    Standard AW: W. Eggert zur Geschichte des 20. Jh

    Im November/Dezember 1931 war der Auslandsexperte der NSDAP Rosenberg (er vertrag seine Partei im Aussenpolitischen Ausschuss des Reichstags) auf englische Einladung in London zu Gast, wo er unter anderem eine Unterredung mit dem konservativen britischen Kriegsminister Lord Hailsham wahrnahm. In der internationalen Presse zirkuliertenhinsichtlich der politischen Gespräche Berichte über deren Inhalt. Nach der „NewYork Times“ hatte Rosenberg ausgesagt, daß Deutschland im Falle einer Machtübernahme der Nationalsozialisten militärisch organisiert werde. Danach könne der Schwerpunkt auf Eroberungen im Hinblick auf eine Kolonisation in Ost- und Mitteleuropa gelegt werden. Der polnische Korridor müsse von der Landkarteverschwinden; das Schicksal der Polen sei es, als zweitrangige Rasse von Deutschlandabhängig zu sein. Die Tschechoslowakei werde ihre von Deutschen besiedeltenGebiete verlieren, und Südrussland werde für deutsche Siedler geöffnet.Das stellte eine recht gute Vorhersage der bevorstehenden Entwicklung dar.

    Die Tatsache aber, daß der außenpolitische Hauptbeauftragte der NSDAP seinen englischen Gastgebernderart martialische Visionen vortrug läßt nur einen - höchst delikaten - Schluß zu.Und zwar den, daß die ausländischen Gesprächspartner genau eine solche Politik von einer Nazi-Regierung erwarteten bzw. erhofften. Noch ein Wort zu Rosenberg. Es steckt historische Logik darin, daß mit dem Balten gerade ein Vertreter der Kremlfeindlichen Ostseeclique “Chefexperte“ der NSDAP für außenpolitische Fragen wurde.

    Und es war sicher nicht auf einen Zufall zurückzuführen, daß ebendieser Rosenberg nur wenige Tage nach seiner Rückkehr von der England-Mission Kontakt zu kriegslüsternen antikommunistischen Exilanten aus Rußland aufnahm. Zur Erinnerung: Anfang Dezember 1931 reiste er im Auftrag Hitlers nach London, um dort mit hochrangigen Bankiers und Politikernzusammenzutreffen. Dem Kriegsminister versprach das NS-Sprachrohr im Falle einer Machtergreifung die Aufnahme eines kriegerischen Ostprogramms. Das war, wie gesagt, in den ersten Dezembertagen.Mitte Dezember schloß dann der gleiche "Außenminister“ der braunen Bewegung zum ersten Mal Bekanntschaft mit PawelSkoropadski.Der war 1918 von den deutschen Invasoren in der Ukraine zum Befehlshaber einer Marionettenregierung eingesetzt worden und nach demKriegsende einem ententistischen Sturz zum Opfer gefallen. Als die bolschewistische „Revolution“ auf die Ukraine übergriff erhielt er politisches Asyl in Deutschland und lebte seitdem am Rande Berlins. Als Skoropadski das Büro Rosenbergs verließ, konnte er praktisch an der Türe einen Mann begrüßen, der es sich wie er selbst zur Lebensaufgabe gemacht hatte, der roten Regierung in Moskau das Leben schwer zu machen. Es handelte sich um General Biskupskij, die Hauptfigur in jenem Flügel der russischen Emigranten, welcher Großherzog Kiril Wladimirowitsch, den Neffen des ermordeten Nikolai II., als Thronanwärter unterstützte. Wegen seiner Ehefrau aus dem Geschlecht der Coburger hatte sich Kiril in Deutschland niedergelassen. Walter Görlitz bezeichnet in seiner Untersuchung „Geldgeber der Macht“ den ehemaligen kommandierenden Generaldes HI. Korps der Weißen Armee in Südrußland und Premierminister“ des Thronanwärters Großfürst Kyrill Wladimirowitsch als mit Ludendorff und Hitler befreundet. Biskupskij, der in der Frühzeit der Nazis zu dem sogenannten Coburger (Partei-)Kreis um den Baltendeutschen Scheubner-Richter zählte, sah natürlich in einer NSDAP, die die Regierung in Berlin stellen würde, einen natürlichen Verbündeten zur Befreiung Rußlands vom Joch des Kommunismus. Dem standen jedoch die Gebietsforderungen der führenden Nazi-Ideologen entgegen. Am 30. Dezember 1931 hielt es Rosenberg für angebracht, dem General reinen Wein einzuschenken. Unter Hinweis auf seinen 1927 erschienen ,Zukunftsweg“ bemerkte Rosenberg wörtlich, daß die russischen Emigration so lange nicht auf Unterstützungvon Seiten der NSDAP hoffen könne, als sie das Recht Deutschlands auf Lebensraumim Osten nicht anerkenne
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  5. #485
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    Standard AW: W. Eggert zur Geschichte des 20. Jh

    Kriegspläne gegen die Sowjetunion gab es gegen Ende der Weimarer Republik bis in konservative Kreise hinein - übrigens exakt jene Kreise, die die Kanzlerschaft Hitlers dann wenig später "absegneten".

    Am 22. 7. 1932 schrieb die russische Emigrantenzeitung 'Wosroschdenije' (“LaRenaissance') Paris, Nr. 2607 unter der Überschrift, „Der Herrenklub gegen das roteMoskau“:„Im Konferenzsaal des Herrenklubs, dem die Regierung von Papen entstammt, fand dieser Tage eine Mitgliederversammlung des Klubs unter dem Vorsitz des Grafenvon Alvensleben (nicht zu verwechseln mit dem ehemaligen Attache bei Skoropadskivon Alvensleben) statt, die sich mit der Frage der Rapallo-Politik Deutschlandsbefaßte.Ein lebhafter Meinungsaustausch zeigte, daß die absolute Mehrheit der Klubmitglieder sieht strikt ablehnend der früheren zehnjährigen engen Freundschaftzwischen Berlin und Moskau gegenüber verhält.V. Alvensleben faßte das Ergebnis der Aussprache zusammen, indem er folgendessagte: 'Es ist außer Zweifel, daß, wenn die Deutschen Staatsmänner beim Abschlußdes Rapallo-Vertrages in der schwierigen Situation der Isolierung Deutschlands indieser Tat den Ausweg gesucht und, ohne seine Folgen zu bedenken, der Sowjetuniondie Freundschaftshand gereicht hatten - so wird jetzt, nach 10 Jahren, da das Bild sichkraß verändert hat, da Deutschland vom Kommunismus und Sozialismus angestecktund von sozialer Zerrüttung bedroht ist - diese Gefahr durch die enge Freundschafterhöht. Wir stehen vor der Aufgabe: entweder den Kommunismus zu vernichten unddas Reich zu retten, oder unter den Trümmern zu sterben, wie Rußland gestorbenist...Wir haben keinen anderen Ausweg, als dem Bolschewismus mit seinen eigenenMethoden zu antworten, - d. h. mit Waffen - und körperlicher Gewalt. Sobald wir aber uns entschlossen haben, diesen Weg zu beschreiten, so sind wir gezwungen, dieOffensive gegen die Moskauer kommunistische Partei zu ergreifen, die ja der Ursprung unserer Zerrüttung und aller in der Welt aufflammenden Revolutionen undAufstände ist.Ob wir wollen oder nicht, ein Zusammenstoß Deutschlands mit der Brutstätte des Kommunismus ist unvermeidlich. Hier entfallen alle diplomatischenKombinationen und Orientierungen nach West oder Ost, alle Sympathien und Antipathien... Unsere Feinde müssen einsehen, daß, wenn Deutschland unter denSchlägen des Klassenkampfes fällt - ganz Europa dem Untergang geweiht ist. Darumwird unsere Regierung in der allernächste Zeit vor die Lösung der Frage der gegenseitigen Beziehungen mit dem roten Moskau gestellt werden. Zweifellos ist Deutschland allein nicht in der Lage, die Moskauer rote Festung zu berennen, dochist Frankreich, England und andere Staaten nicht interessiert an der Liquidierung der roten Pest, bedeuten nicht die Lebensbelange Europas, daß es höchste Zeit ist,diese Nachkriegskrankheit zu erledigen und bei uns den sozialen Frieden wieder herzustellen, der die Grundlage eines nationalen Friedens bildet?“ Deutlicher lassen sich die Kriegsabsichten des Herrenklubs nicht in Worte fassen.

    Ein halbes Jahr später betätigte sich der Herrenklub mit Papen an der Spitze als Königsmacher für einen neuen Reichskanzler, dessen Raison d'etre die Abrechnungmit dem Kreml war: Adolf Hitler. Sein Aufmarsch gegen Rußland fand - wie von Alvensleben (unter Hitler Landrat und "Brigadeführer der SA) vorausgesagt - die Billigung, ja Unterstützung Europas. Während England und Frankreich den Führer durch eine demonstrative „Wegschau-Politik“gewähren ließen, stieg Polen - wie von Papen (unter Hitler Vizekanzler) prophezeit - per Paktschluß mit seinem historischen Widersacher 1934 ganz offiziell ins selbe Boot.
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  6. #486
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    Standard AW: W. Eggert zur Geschichte des 20. Jh

    Zitat Zitat von eggert-höchst-selbst Beitrag anzeigen
    Deutlicher lassen sich die Kriegsabsichten des Herrenklubs nicht in Worte fassen.
    Akzeptiert, es gab Kriegsabsichten, dann aber ausschließlich gegen die UdSSR, aber sicher nicht gegen Polen und den Westen und ganz sicher nicht im Jahr 1939, sondern erst für sehr viel später.

    Die Sache mit der polnischen Sklavenrasse ist, Verzeihung, reiner amerikanischer Propagandamüll (New York Times!). In der Wehrmacht waren hohe Offiziere mit polnischen Wurzeln. Die Behandlung der slawischen Tschechen bestätigt das auch. Denen ging's unter Hitler und Heydrich geradezu blendend, wurden nicht einmal zum Dienst in der Wehrmacht gezwungen - und das, obwohl Krieg war.

    Zitat Zitat von eggert-höchst-selbst Beitrag anzeigen
    Ein halbes Jahr später betätigte sich der Herrenklub mit Papen an der Spitze als Königsmacher für einen neuen Reichskanzler, dessen Raison d'etre die Abrechnungmit dem Kreml war: Adolf Hitler. Sein Aufmarsch gegen Rußland fand - wie von Alvensleben (unter Hitler Landrat und "Brigadeführer der SA) vorausgesagt - die Billigung, ja Unterstützung Europas. Während England und Frankreich den Führer durch eine demonstrative „Wegschau-Politik“gewähren ließen, stieg Polen - wie von Papen (unter Hitler Vizekanzler) prophezeit - per Paktschluß mit seinem historischen Widersacher 1934 ganz offiziell ins selbe Boot.
    Hitlers *Aufmarsch* gegen die UdSSR war die Reaktion auf Stalins vorangegangenen offensiven Aufmarsch (s. Schukow-Plan und Mannerheim-Gespräch).

    Hitler mit Mannerheim, abgehörtes Gespräch:

    Teil 1
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    Teil 2, mit Entsetzen über russ. Rüstung und Aufmarsch:
    [Links nur für registrierte Nutzer]
    Geändert von Brutus (03.04.2011 um 16:20 Uhr)

  7. #487
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    Standard AW: W. Eggert zur Geschichte des 20. Jh

    Zitat Zitat von Brutus Beitrag anzeigen
    Akzeptiert, es gab Kriegsabsichten, dann aber ausschließlich gegen die UdSSR, aber sicher nicht gegen Polen und den Westen und ganz sicher nicht im Jahr 1939, sondern erst für sehr viel später.(1)

    Hitlers *Aufmarsch* gegen die UdSSR war die Reaktion auf Stalins vorangegangenen offensiven Aufmarsch (s. Schukow-Plan und Mannerheim-Gespräch).(2)
    (1)Ja, ausschließlich gegen die UdSSR. Keinesfalls gegen den Westen, ganz sicher nicht 1939. Sicher nicht gegen Polen.Als Hitler zur Macht gelangtwar, fand ein letztes Gespräch mit General Schleicher, dem ehemaligen Kanzler statt.Schleicher, der Hitlers Phobie gegenüber der Sowjetunion kannte, bat seinenNachfolger mit Nachdruck, die Reichspolitik gegenüber Rußland ohne Änderungenzu lassen. Diese Politik beruhte auf der Voraussetzung, daß die beiden Staaten gegenPolen vorgingen. Die Deutschen sollten im Ergebnis dieser Politik an Polen verloreneGebiete zurückerhalten. Hitler, Schleicher und Göring saßen an ein und demselbenTisch. Als Schleicher hinausging, schlug Hitler mit der Faust auf den Tisch underklärte entschlossen, daß er in entgegengesetzter Richtung (d. h. mit Polen gegenRußland,der Verf.)handeln würde.
    (2) Jede dieser beiden Mächte wollte seit langem den Krieg gegen die andere Macht. Hitler weil er den Kommunismus beerdigen und die Ukraine annektieren wollte, Stalin weil er über den Europäischen Krieg zur Weltmacht strebte. Dass die Russen VOR den Deutschen ihre Truppen an der gemeinsamen Grenze massiert hatten lag schlicht daran, daß sie mehr Zeit dafür hatten. Deutschland war ja vorher im Norden (Norwegen), Westen (Frankreich) und Süden (Balkan, Mittelmeer) gebunden gewesen. Ohne Zweifel wars ein Präventivkrieg. Aber umgekehrt genauso. Hitler wäre auch ohne russischen Aufmarsch in die SU marschiert.
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  8. #488
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    Standard AW: W. Eggert zur Geschichte des 20. Jh

    Noch eine Begebenheit, welche die Nazipläne eines deutsch-polnischen Marschs auf Rußland VON ANFANG AN illustriert:
    Der über seine Freundschaft mit Rudolf Heß mit Nazi-Interna wohlvertraute Sohn desprominenten Geopolitikers Karl Haushofer, Abrecht Haushofer, beschreibt den ersten ostpolitischen Schritt des Hitlerschen Koalitionskabinetts nach der Machtübernahme am 22 Februar in einem Brief an seine Mutter wie folgt: “LetzteLeistung von Herrn G....g (Gemeint war Göring):Geht auf eigene Faust zuFrancois-Poncet (Französischer Botschafter in Deutschland,der Verf.),verlangtRückgabe des Korridors; wenn Polen darauf eingehe, wolle man ihm behilflich (eigene Anmerkung von mir: wie freundlich, man hatte natürlich eigene Wünsche in dem Gebiet) sein,die Ukraine zu erobern. F. P. lächelt und läßt sich die Sache schriftlich geben. Und er bekommt sie! Zwei Stunden später zeigt sie ein lächelnder russischer Botschafter dem verzweifelten Herrn von N....th (der deutsche Außenminister von Neurath,der Verf.)...“
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  9. #489
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    Standard AW: W. Eggert zur Geschichte des 20. Jh

    der "verrat" zeigt, daß frankreich damals dem dräuenden großkrieg ablehnend gegenüber stand. diesen zusammenhang gilt es im kopf zu behalten, wenn man sich mit den "röhm-putsch" im folgejahr befasst, bei dem seinerzeit eine verwicklung von paris gemutmasst wurde. wenn dem so war, dann bediente die ermordung des französischen aussenminister barthou unmittelbar darauf die bedrüfnisse der zum krieg treibenden mächte usa, gb, su, dr.
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  10. #490
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    Standard AW: W. Eggert zur Geschichte des 20. Jh

    Zitat Zitat von eggert-höchst-selbst Beitrag anzeigen
    (2) Jede dieser beiden Mächte wollte seit langem den Krieg gegen die andere Macht. Hitler weil er den Kommunismus beerdigen und die Ukraine annektieren wollte, Stalin weil er über den Europäischen Krieg zur Weltmacht strebte.
    Ich weiß nicht, ob es Sinn hat, wenn wir uns in eine Detaildiskussion verbeißen?

    Für die Absicht, die Ukraine zu annektieren - bitte wieder genau lesen - fehlt jeder Beleg. Diese Sache geht auf eine Lüge Churchills zurück, der 1937 die Hetzpropaganda verbreitete, Hitler wolle die Ukraine erobern und alle Ukrainer ausrotten, (Scheil).

    Das ohnehin bzgl. seiner Authentizität in Frage zu stellende Hoßbach-Protokoll, ein Schlüsseldokument des IMT, sagt, Hitler habe mit Anschluß Österreichs und dem Protektorat Böhmen und Mähren den Lebensraum auf Generationen hinaus für ausreichend erachtet. Kein Wort von Eroberung der Ukraine.

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