Fliegen und Autofahren teurer, Bahnfahren billiger
Die Grünen fordern eine umfassende ökologische Finanzreform, die das Fliegen und Autofahren zum Teil teurer, das Bahnfahren dagegen billiger macht. Umweltschädliche Subventionen müssten abgebaut, steuerliche Anreize für umweltfreundliches Verhalten geschaffen werden, sagte Grünen-Vizefraktionschef Reinhard Loske der "Berliner Zeitung". Eine Erhöhung der Ökosteuer zum jetzigen Zeitpunkt schloss Parteichef Reinhard Bütikofer jedoch aus.
Gleichzeitig stellte sich Bütikofer hinter einen Vorschlag Loskes für eine ökologische Finanzreform. Loske hatte die Einführung einer Kerosinsteuer und der Mehrwertsteuer auf innereuropäische Flüge gefordert, "weil die steuerliche Ungleichbehandlung der verschiedenen Verkehrsträger skandalös ist". Dafür sollte auf Bahntickets nur noch der halbe Mehrwertsteuersatz erhoben werden.
"Die Preise müssen die ökologische Wahrheit ausdrücken", begründete Loske seine Forderung. Die Ökosteuer verteidigte er, räumte allerdings ein, dass bei den hohen Öl- und Benzinpreisen zur Zeit "eine weitere Erhöhung keinen zusätzlichen Lenkungseffekt bringen würde". Die Ökosteuersätze müssten aber jährlich überprüft werden. Außerdem sollten die Ausnahmen von der Ökosteuer abgeschmolzen werden.
"Commson sense"
Bütikofer sagte zum Abschluss der Grünen-Vorstandsklausur in Berlin, dass begonnene Ansätze zur ökologischen Steuerreform konsequent weiterverfolgt werden müssten. Vieles sei nicht abgearbeitet, beispielsweise der Abbau umweltschädlicher Subventionen. Die Vorschläge Loskes seien von daher "common sense".
Die Ökosteuer nannte Bütikofer "ein erfolgreiches Konzept". In einer "Situation, wo der Ölpreis so hoch ist" sei zwischen SPD und Grünen "unstreitig, dass jetzt eine Diskussion über die Erhöhung der Ökosteuer nicht in Frage kommt".
Aus der CSU kam harsche Kritik: So warf der finanz- und haushaltspolitische Sprecher Bartholomäus Kalb den Grünen vor, mit einer ökologischen Finanzreform Zukunftschancen des Landes zu verspielen. Bereits heute sei die Besteuerung von Energie in Deutschland höher als in anderen EU-Staaten und trage zu der schlechten Wirtschaftslage bei.
Grüne Abzocker?
Der Abgeordnete Hans Michelbach nannte Loskes Konzept ein weiteres Belastungsprogramm für Wirtschaft und Verbraucher. Dadurch werde die schwache Binnenkonjunktur weiter entkräftet.
FDP-Partei- und Fraktionsvize Rainer Brüderle warf den Grünen Abzocke vor. Mit einer Kerosinsteuer, einer höheren Mehrwertsteuer und einer Ausweitung der Ökosteuer vernichtete die grüne Ideologie permanent Arbeitsplätze in Deutschland. Ökologisch konsequent sei es dagegen, nicht den Besitz, sondern den Betrieb eines Autos zu besteuern. Deshalb müsse die Kfz-Steuer abgeschafft werden.
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