Hartz-IV-Effekt
Die Zahl der Arbeitslosen wird im Januar bis an die Fünf-Millionen-Grenze gehen
Im Januar 2005 waren etwa 540.000 bis 550.000 Arbeitslose mehr registriert, als im Vormonat Dezember mit 4,464 Millionen Arbeitslosen. Das ergab eine Umfrage am Freitag von Reuters unter Volkswirten bei Banken. „Wir werden irgendwo um die Fünf-Millionen-Marke herum sein", sagte der Arbeitsmarktexperte Andreas Rees von der HypoVereinsbank. Hinter dem Anstieg steht aber keine grundlegende Verschlechterung auf dem Arbeitsmarkt im Monatsvergleich, sondern neben Saisonfaktoren, ein statistischer Effekt der Hartz-IV-Arbeitsmarktreform. Sie führt dazu, dass bis zu 300.000 bisherige Bezieher von Sozialhilfe neu in der Statistik auftauchen und damit den für die Jahreszeit üblichen Anstieg nahezu verdoppeln könnten.
Auch die Deutsche Bank rechnet auf Grund des Hartz-Effekts mit einem Überschreiten der Fünf-Millionen-Grenze. Dagegen erwarten die Fachleute der Commerzbank und der DZ-Bank bei Anstiegen zwischen 500.000 bis 525.000 eine Arbeitslosenzahl von 4,96 bis 4,98 Millionen. Es sei nicht auszuschließen, dass die Bundesagentur mit der verstärkten Bereitstellung so genannter Ein-Euro-Jobs versuchen werde, die Januar-Arbeitslosenzahl unter die Fünf-Millionen-Marke zu drücken, mutmaßten mehrere Fachleute.
Die Prognosen seien aber sehr schwierig, da nicht absehbar sei, was im Januar bereits als Gegenmaßnahme, etwa in Form einer Ausweitung der Ein-Euro-Jobs, greife, warnte Arbeitsmarktexpertin Manuela Preuschl von der Deutschen Bank. Hinzu kommt, dass niemand genau weiß, wie viele Sozialhilfeempfänger tatsächlich die Arbeitslosenstatistik belasten. Die Schätzungen der Experten gehen daher weit auseinander.
Die Fachleute warnen vor einer Überbewertung des Rekordanstiegs. Ohne die erstmalige Erfassung der Arbeitslosengeld-II-Empfänger ist die Arbeitslosigkeit im Januar nach Preuschls Berechnung lediglich um rund 260.000 Erwerbslose gestiegen. „Die Januar-Zahlen stellen daher keineswegs eine Verschlechterung auf dem Arbeitsmarkt dar, sondern sind nur ehrlicher“, gab DZ-Bank-Analyst Bernd Weidensteiner zu bedenken. „Schließlich waren die Leute auch vorher schon arbeitslos, auch wenn sie nicht als solche erfasst wurden.“
Trotzdem sei der Anstieg der Arbeitslosenzahl auf knapp fünf Millionen ein negatives Signal für die Konsumfreude privater Haushalte, befürchtet Rees. „Das wird einen dämpfenden Effekt auf das Konsumklima haben“.
Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) hat schon vorgesorgt und für Januar „schreckliche Zahlen“ prognostiziert. Er verweist darauf, dass die Statistik die tatsächliche Arbeitslosigkeit nun wirklichkeitsgetreuer abbilde. Für den Jahresverlauf setzt die Regierung auf einen allmählichen Rückgang der Arbeitslosenzahlen, vor allem durch ein langsames Greifen der Hartz-IV-Reform, die auch eine Ausweitung der gemeinnützigen Ein-Euro-Jobs mit sich bringen soll.
Von der Konjunktur erwarten Experten kaum eine rasche Entlastung des Arbeitsmarkts. „In diesem Jahr wird sich auf dem Arbeitsmarkt fundamental nichts tun“, sagte Rees. Durch mehr Teilzeit- und Mini-Jobs wachse zwar die Zahl der Erwerbstätigen, nicht aber das Arbeitsvolumen, erwartet Preuschl. Damit es mehr voll sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze gebe, müsse das Wirtschaftswachstum stärker in Richtung von 2,0 Prozent gehen. Aber selbst die im Vergleich zu den meisten Wirtschaftsforschern optimistische Bundesregierung rechnet nur mit einem Wachstum von 1,6 Prozent. Auch Rees sieht keine Ausweitung der Vollzeitarbeitsplätze. Maßgeblich sei, dass nicht mit einer Entlastung bei den Lohnnebenkosten zu rechnen sei. „Das ist der Knackpunkt für den Arbeitsmarkt. Da muss sich was tun.“
(Mit dpa und reuters) (zitiert aus Zeit.de)
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Ob sich das Herr Hartz so vorgestellt hat. Ich vermute, er hätte seinen Namen für ein solches Gesetz und den daraus resultierenden Folgen nie hergegeben !