Die negativ Meldungen überschlagen sich ja jeden Tag.
Allerdings beschränkt sich die öffentliche Debatte auf Schlagwörter wie "Die USA haben über ihre Verhältnisse gelebt", "Der Staat hat falsch oder zu wenig reguliert", "Dieviele Mrd darf der Staat in die Wirtschaft pumpen?" etc.
Dass Marx das alles schon vor über 100Jahren prognostizierte interessiert niemanden mehr.

Die Jagd der Kapitalisten nach immer produktiveren Herstellungsmethoden und neuen Automatisierungen ist gleichzeitig ihr Untergang, denn dadurch wird das variable Kapital(Arbeitskraft bzw. Lohnkosten) zunehmend aus dem Produktionsprozess verdrängt und somit sinkt auf Dauer die Profitrate (Verhältnis von Gewinn zu Kapitaleinsatz), da nur die menschliche Arbeitskraft die Eigenschaft hat, mehr Wert zu erschaffen als sie wert ist (Mehrwert).
Das führt zum tendenziellen Fall der Profitrate:


Etwa um 1980 herum begann eine neue Taktik des Kapitals... und zwar die fallende Profitrate durch Erhöhung der Mehrwertrate auszugleichen d.h. durch Lohnsenkung, Verlängerung der Arbeitszeit etc.
Dies kann durchaus den Trend umkehren, aber eben nur zeitweise.

Der Boom der Finanzmärkte ist auch nur durch dieses Gesetz zu erklären.
Durch den immer höheren Kapitalanteil ist auch die Rolle der Kredite auf dem kapitalistischen Markt wichtiger geworden, was wiederum die großen Konzerne begünstigt hat.
Die immer geringeren Möglichkeiten der Kapitalverwertung wurde nun durch den Boom der Finanzmärkte ausgeglichen d.h. genauer: Die Realwirtschaft lebt seit mehr als 20 Jahren von erwarteten Gewinnen in der Zukunft. Diese Zukunft rückt allerdings in immer weitere Ferne und irgendwann platzt auch für den letzten die Illusion, dass diese Erwartungen noch in Erfüllung gehen.
Die "Abkopplung der Finanzwirtschaft" ist also purer Unsinn!
Man könnte es mit einem Hausbau vergleichen, bei dem man anfängt die erste Etage vor dem Fundament zu bauen. Das kann nicht gut gehen auf Dauer.

"Selbst wenn die deutschen Hersteller die Verkäufe ihrer Fahrzeuge konstant halten können, wächst mit jedem neuen Modell der Druck auf die Arbeitsplätze. Die Produktivität beim Wechsel vom Golf V auf den neuen Golf VI sei in Wolfsburg um mehr als zehn Prozent und in Zwickau sogar um mehr als fünfzehn Prozent gestiegen, verriet ein stolzer VW-Chef Winterkorn bei der Präsentation der Neuauflage des wichtigsten Konzernfahrzeugs. Das bedeutet, dass für die Montage der gleichen Zahl von Autos fünfzehn Prozent weniger Leute nötig sind. Wenn also vom Golf VI nicht entsprechend mehr abgesetzt wird, sind Jobs in Gefahr." [Links nur für registrierte Nutzer]

Ein System das auf unendliche Expansion und Wachstum angewiesen ist kann nur scheitern.
Um eine Ahnung von dem Ausmaß zu bekommen was da noch auf uns zu kommt:
"Das Volumen der von europäischen Banken gehaltenen problematischen Wertpapiere beläuft sich einem geheimen EU-Dokument zufolge auf rund 16,3 Billionen britische Pfund (rund 18,2 Billionen Euro). 44 Prozent der Vermögenswerte europäischer Banken seien derzeit "faul"." [Links nur für registrierte Nutzer]

Theoretisch kann man das alles natürlich auf die Staatsschulden übertragen, aber bei diesen Größenordnungen wird selbst das schwierig und auch wenn es gelingen sollte ist das problem der mangelnden Kapitalverwertung nicht gelöst. Es müssten gleichzeitig astronomische Konjunkturprogramme aufgelegt werden. Der einzige Ausweg um diese ganzen Blasen & Schulden wieder loszuwerden den ich derzeit sehe ist eine Hyperinflation mit anschließender Währungsreform. Was das für die Menschen bedeutet kann sich jeder selbst ausmalen.
Robert Kurz hat das recht treffend formuliert: "Simbabwe ist das Land der Zukunft." [Links nur für registrierte Nutzer]
Andererseits sind Krisen (und der Zusammenbruch des Kapitalismus wird eine einzige Reihe von Krisen sein) immer auch Chancen zur Veränderung. Wenn wir auf die letzte Weltwirtschaftskrise zurückblicken, hat das zum Erstarken von KPD & NSDAP geführt, wobei die NSDAP sich letztlich durchgesetzt hat. Es wird die Aufgabe eines jeden Bürgers sein dafür zu sorgen, dass es diesmal anders aussieht.

P.S.: Wenns hier vernünftige Marxisten gibt, die was ergänzen oder berichtigen können, nur zu. Das Kapital-Studium hab ich noch vor mir.

Mehr Infos und Quellen:
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Vortrag als mp3:
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