Fragen zur Vergangenheit hört man in der Linkspartei nicht sehr gerne. Gysi und Lafontaine scheinen oft bemüht, geschichtsträchtige Themen abzuwenden. Nicht ohne Grund betitelt man sich als "jüngste Partei Deutschlands". Doch ausgerechnet im Superwahljahr wird intensiv an die DDR erinnert.
Für Lafontaine, Gysi & Co. ist 2009 ein annus horribilis, ein Jahr des Schreckens. Die Linke fürchtet die vielen Gedenktage, die in den nächsten Monaten an ihre Herkunft aus einer Diktaturpartei von vor zwei Jahrzehnten erinnern. Sich dieser Verantwortung zu stellen, bereitet der „jüngsten Partei Deutschlands“, wie sie sich selbst tituliert, erhebliche Probleme.
Den Ruf „Wir sind das Volk“, mit dem mutige Bürger gegen die politische Bevormundung und Unterdrückung durch das SED-Regime protestierten, hat die Linken mit Absicht zum Titel der Veranstaltung erkoren. Denn sie behauptet inzwischen allen Ernstes, die wahre Hüterin des Erbes der ersten geglückten deutschen Revolution zu sein. So steht es jedenfalls im Konferenzpapier „20 Jahre nach dem Zusammenbruch der DDR – 20 Thesen“
Zumindest Bildungslücken verrät das Thesenpapier an mehreren Stellen. So heißt es, der ökonomische Kollaps des Ostblocks sei von der UdSSR ausgegangen, wobei die DDR wegen enger wirtschaftlicher Verbindungen zur Bundesrepublik „den Erosionsprozess hinauszögern“ konnte. Richtig ist: Bereits 1982 stand die DDR am Rande des Staatsbankrotts. Sieben Jahre später war die Lage schier aussichtslos. Am 30. Oktober 1989 wurde dem SED-Politbüro eine „Geheime Kommandosache“ vorlegt. Darin stand, dass dem Land ohne Absenkung des Lebensstandards der Bevölkerung „um 25-30 Prozent“ die Zahlungsunfähigkeit drohe.
Die bittere Wahrheit verheimlichte die SED damals den Bürgern. Die Linke ignoriert sie ebenso.