Ich lebe auf den Philippinen und beschäftige mich mit Landwirtschaft. Fast täglich hört man hier von ausländischen Firmen, die den Farmern den Anbau von Biosprit-Pflanzen für den Export nahebringen wollen. Stets werde tolle Rechnungen aufgemacht, z.B. diese hier:
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Bei genauerer Betrachtung ist das ein Witz. Um diese Mengen ernten zu können müssen die Bäume erst einmal einige Jahre wachsen und gepflegt werden. Dann die Frage, wer soll bei 1.000 Bäumen pro Hektar jeweils ca. 1.000 Schoten einzeln abpflücken, die Samen auspuhlen, trocknen und zum (noch nicht vorhandenen) Verarbeitungsbetrieb transportieren? Was, wenn der Verarbeitungsbetrieb nicht gebaut wird?
Gemäß gesetzlichen Mindestlohn kommt ein Landarbeiter auf ca. 60.000 Peso = 1.000 EURO pro Jahr. Tatsächlich bezahlt wird zwar nur ca. die Hälfte, aber auch das macht die Produktion viel zu teuer.
Mit anderen hier propagierten Pflanzen wie z.B. Jatropha ist es ähnlich. Die Hektarerträge (Nettoverdienst am Jahresende) liegen weit unter denen von traditionellen Pflanzen wie Reis und Mais. Warum sollte also ein Farmer auf Energiepflanzen umstellen? Selbst bei einem Rohölpreis von 150 $/b wäre das ein glattes Minusgeschäft.
Bei Jatropha kann man im besten Fall 2.500 Liter Diesel-Ersatz pro Hektar und Jahr ernten, das sind abzüglich der Kosten für Verarbeitung und Transport beim derzeitigen Preisniveau ca. 400 EURO im Jahr Bruttoumsatz für den Farmer. Mit Reis kommt er auf ca. 1.200 EURO.
Wie ist Eure Meinung dazu? Wo liegt der versteckte Witz in der Sache?