Integration: Erste "besonders schutzbedürftige" Flüchtlinge aus dem Irak im Rhein-Neckar-Kreis eingetroffen
Verhaltene Freude über neue Heimat
Neckargemünd. Ungläubig sehen die sieben Menschen auf den Hof der Walkmühle in Neckargemünd. Erst als ihnen mehrfach bedeutet wird, auszusteigen, klettern sie aus dem Bus: Vater und Mutter mit vier Kindern und deren Tante. Die ersten irakischen Flüchtlinge sind im Rhein-Neckar-Kreis angekommen.
Als der Vater eines der beiden Zimmer sieht, das für ihn, seine Frau und zwei Kinder gedacht ist, verfliegt seine anfängliche Freude. Der Raum ist spartanisch eingerichtet: vier Betten, ein Tisch, Stühle, ein Kleider- und ein Kühlschrank. Der 56-Jährige deutet auf die Treppen ins Erdgeschoss: Zu steil, befürchtet er, sein Nachwuchs könnte hinunterstürzen. Im ersten und zweiten Stock würden noch mehr Kinder leben, antworten Bauers Mitarbeiter, ohne dass bisher etwas passiert sei.
Der Iraker ist aber noch nicht überzeugt: "Das ist ja das Ende der Welt hier." Tatsächlich liegt das Wohnheim ein Stück außerhalb von Neckargemünd, Richtung Bammental. Das Navigationssystem kennt die Adresse nicht, und wer in die Stadt will, muss den Bus nehmen. Doch die Siedlung hat auch einen gewissen Charme: Davor plätschert die Elsenz, ringsherum liegt Wald.
Unten im Hof geht die Diskussion weiter. Mittlerweile ist das Gepäck aus dem Bus-Anhänger geladen: Sieben Koffer und viele Taschen und Tüten stapeln sich vor dem Bus. "So viel Gepäck haben normale Flüchtlinge nicht", sagt Bauers Vertreterin Kerstin Diemer.
Jetzt fragt der Iraker, wer das alles hochtragen soll. "So etwas habe ich noch nicht erlebt", ärgert sich Diemer. Eine Dreiviertelstunde geht es hin und her, bis die Familie dann doch einzieht.