Zitat von
marc
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Auch hier wird ja immerzu behauptet, wir müssten unsere christlichen Werte gegen "den Islam" verteidigen und müssten für den Erhalt dieser christlichen Werte die Islamisierung verhindern. Ich glaube, das ist deshalb Unsinn, weil man diese christlichen Werte, wenn überhaupt, erstmal erkämpfen müsste und der Feind in den eigenen Reihen der Gefährlichere wäre und der Größere.
Durch die Realität, das Internet und die Medien habe ich ohnehin den Eindruck gewonnen, dass eine riesige Kluft besteht zwischen wirklich gläubigen Katholiken z.B. und einem Großteil dieser P.I.-Fraktion, die ja auch 99,9% unseres Forums ausmacht, und die permanent von christlichen Werten auf einem christlichen Fundament faselt, aber darunter fast nur Dinge subsumiert, die gläubige Christen (also Christen, die noch nicht den harten Begriff der Religion durch den weichlich-dekorativen Begriff der "Tradition" ersetzt haben) ablehnen.
Es wird sich zwar nicht vermeiden lassen, aber eigentlich will ich keine Diskussion darüber, ob diese Werte jetzt gut oder schlecht wären, sondern viel grundsätzlicher: welche Werte das eigentlich sind.
Jetzt mal eine spontane Auflistung von Praktiken, Tatsachen und Wertbegriffen, die meiner Meinung nach völliger Mainstream sind, i.d.R. auch von der P.I.-Fraktion verteidigt werden, aber eben keine "christlichen Werte" sind:
Sex vor der Ehe.
Ehescheidung.
Verhütungsmittel.
Abtreibung.
Die völlige Gleichberechtigung der Frau.
Mehrheitliche Akzeptanz der Homo-Ehe.
Mehrheitliche Akzeptanz der Euthanasie.
Kein Gottesbezug in der EU-Verfassung.
35% der Bevölkerung konfessionsfrei. Nur 3% Gottesdienstbesucher.
(Von denen sich ein Großteil gegen die meisten zentralen Glaubens- und Werteinhalte ausspricht.)
Mit persönlichem Reichtum hedonistische Interessen befriedigen.
Das Recht, Religionen zu beleidigen und zu verspotten.
Tanga-Ärsche auf hochhausgroßen Plakaten, überall.
Prostitution als Dienstleistung legal und mehrheitlich akzeptiert.
Pornographie.
Usw. usf.
Ich finde es jedenfalls lächerlich, wenn das Christentum immer mißbraucht wird, um unchristliche Werte gegen "den Islam" zu verteidigen, oder wenn es zu einer Floskel verkommt, der die innere Logik fehlt und so ein Entsetzen entsteht, wenn sich der Papst nicht scharf genug gegen "den Islam" ausspricht, damit obige Werte beibehalten werden können, oder ein gläubiger Christ sich "ja fast wie ein Muschel" benehmen würde. Ebenfalls lächerlich finde ich, dass hier ständig über "den Liberalismus" geschimpft wird, obwohl er im Grunde genau das ist, was verteidigt werden soll. (Und was fälschlicherweise als "christlich" bezeichnet wird.)