Zitat von
Sauerländer
Einmal abgesehen davon, dass hier nicht zwischen dem Imperium und dem Imperialismus zu unterschieden werden scheint:
Das Alexander-Reich erblühte in Frieden? Wann soll das gewesen sein? Solange Alexander, dieser größenwahnsinnige Trunkenbold, noch da war, war Expansion, BLUTIGE Expansion, und in dem Moment, in dem er weg war, gab es kein Alexander-Reich mehr, nur noch die Diadochen, die eine ganze Weile lang wenig anderes zu tun hatten, als Krieg gegeneinander zu führen.
Auch die Karthager oder Gallier dürften äußerst erstaunt gewesen sein, zu erfahren, dass ihnen die Herrschaft Roms nicht zum Nachteil gereichte, wie auch so einige andere Leute offenbar nicht dieser Ansicht waren, man denke nur an die widerspenstigen Juden oder den mithridatischen Aufstand.
Überhaupt stellt sich die Frage, warum, wenn den Imperien so vorteilhaft für die von ihnen unterworfenen Völkerscharen sein sollen, wir prakisch in jedem Imperium der Geschichte zum Teil drastischen Widerstand gegen ebendieses Imperium vorfinden. Sind da Leute unreif? Irrational? Oder schätzen sie möglicherweise einfach ihre Eigenständigkeit zu sehr, um das, was das Imperium ihnen als vorteilhaft verkaufen möchte, anzunehmen?
Ohne Zweifel können Imperien einen Sinn als Stabilitäts- und Friedensgaranten haben, häufig ist das ja auch gerade Teil ihres Selbstverständnisses. Aber letztlich läuft es auf eines hinaus: Das Zentrum verspricht sich einen Gewinn davon, muss auf Dauer ein Interesse daran haben, eine möglichst hohe Friedensdividende einstreichen zu können und deshalb den militärischen Aspekt seiner Herrschaft zugunsten anderer Aspekte zu reduzieren, kann dies jedoch nicht tun (und ist damit der Gefahr des Scheiterns ausgesetzt), wenn die Peripherie sich weigert, dabei mitzuspielen, sich ebenfalls als vom Imperium profitierend zu betrachten und somit dadurch, dass sie das Imperium selber freiwillig mitträgt, die Notwendigkeit UNMITTELBARER Herrschaft zu reduzieren.
Imperien täten deshalb gut daran, vom rein materiellen Aspekt auch einen identitären aufzuweisen. Als die einzelnen Völker übergreifendes Moment bietet sich da üblicherweise die Religion an. Andererseits beschränkt das die Wirkmöglichkeiten des Imperiums ein gutes Stück auf eben den Verbreitungsraum eben dieser jeweiligen Religion.