[Links nur für registrierte Nutzer]Tod von «Kinderbräuten» schreckt die Türkei auf
15.02.2010
In der Türkei haben sich mehrere Mädchen umgebracht, die von ihren Familien vor dem gesetzlich vorgeschriebenen Mindestalter verheiratet wurden. Die Regierung schaut tatenlos zu.
Die Regierung in Ankara müsse umgehend einen Aktionsplan gegen solche Zwangsehen auflegen, forderte die bekannte Frauenrechtlerin Selen Dogan am Montag in der Zeitung «Taraf». Vor wenigen Tagen hatte sich die erst 14-jährige Havva Üzüm aus dem ostanatolischen Erzurum erhängt, nachdem sie mit einem 19-Jährigen verheiratet worden war.
Das gesetzliche Mindestalter für Eheschliessungen liegt in der Türkei bei 17 Jahren; in Ausnahmefällen kann ein Gericht die Genehmigung für die Hochzeit eines 16-jährigen Mädchens oder Jungens erteilen. Besonders in ländlichen Gegenden der Türkei werden aber viele Mädchen als «Kinderbräute» wesentlich früher verheiratet.
Erhängen, Schüsse, Rattengift
Die Eheschliessung erfolgt in einer religiösen Zeremonie, die gesetzlich keinen Bestand hat und zudem eine Straftat darstellt. Experten beklagen, dass die Behörden zu wenig unternehmen, um diese zu ahnden.
Nach einer Studie werden mindestens sieben Prozent der türkischen Mädchen von ihren Eltern vorzeitig aus der Schule genommen, um sie zu verheiraten. Laut «Taraf» sind in den vergangenen Jahren mehrere Selbstmorde von «Kinderbräuten» bekannt geworden. Einige Mädchen erhängten sich, andere nahmen sich mit Schusswaffen das Leben. In einem Fall schluckte ein Mädchen Rattengift.
Man muß die Überschriften und Meldungen einiger Qualitätsmedien nur richtig lesen: nicht "die Türkei" bzw. die türkische Gesellschaft ist aufgeschreckt, sondern nur eine einzelne Frauenrechtlerin. Die Regierung schert sich einen Dreck darum, und die Türken sowieso.