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Thema: Spiritiualismus der Offenheit.

  1. #1
    GESPERRT
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    Standard Spiritiualismus der Offenheit.

    Sich zur Angst und Unkenntnis zu bekennen ist der Schritt zum wahren Lebensglück. Die Erkenntnis der Unwissenheit gegenüber dem Lauf und Sinnen der Dinge eine mystische Erfahrung. Das Wirkliche zu akzeptieren ein Moment der unmittelbaren Entfaltung. Indessen man mir Gottlosigkeit oder sonstiges unterstellen mag... eben dies ist der Kern dessen, was ich „Spiritualismus der Offenheit“ nenne. Darin findet sich eine ganz und gar künstlerische, eine schöne, eine große Weltbetrachtung - eine offene, eine anarchistische.

    Der Religion abzuschwören heißt nicht der Schönheit abzuschwören, ganz im Gegenteil. Areligiös zu sein, heißt, sich der wirklichen äußerlichen Schönheit zu öffnen, die Augen auf sie zu richten und sich nicht in eine fälschliche, eine ideologische, eine rein irrationale Schönheit zu verlieren. So, wie der Künstler das Sujet, als Vorstellungswelt, aus seiner tradierten Begrenzung herausnimmt und neu entfesselt, entflammt und entsendet, gleichwohl sich auf die Reise neuer Feuer begibt, so ist der Lauf der Dinge ein verschleierter, ein nebeliger, ein Waldgang. Worauf ich hinaus will? Die Absagung von jedweder Ideologie beinhaltet das Bildnis der göttlichen Offenbarungswahrheit, wie es sich in den Religionen selbstzeichnet, etwa so, wie es sich bei Albert Camus ( den ich sehr verehre ) immer wieder höchstgradig formuliert. Der Religion zu entschwören meint nicht, die Spiritualität und Sinnlichkeit des Seins aufzugeben. Nein, es heißt, sich diesen Dingen erst zu öffnen.

    Dazu folgendes:

    Lang ist's her, dass ich seine Schriften intensiv gelesen habe. Ende der 50er Jahre habe ich ihn mir entdeckt und sogleich politisch-moralische Blutsbrüderschaft in gehörigem Abstand verspürt. Sisyphos, Camus' "Versuch über das Absurde", ist seither eine zeitgeronnene Bezugsperson.

    "Der absurde Mensch sagt Ja, und seine Mühsal hat kein Ende mehr", so heißt es im vorletzten Absatz meiner seinerzeitigen, noch druckheiß erstandenen Rowohlt-Ausgabe (Juni 1959) zu Camus' Aufruf, hier, im mühseligen Diesseits Momente des Glücks zu finden. Und sie endet mit den berühmten, fast versgleichen Sätzen:

    "Ich verlasse Sisyphos am Ende des Berges! Seine Last findet man immer wieder. Nur lehrt Sisyphos uns die größere Treue, die die Götter leugnet und die Steine wälzt. Auch er findet, dass alles gut ist. Dieses Universum, das keinen Herrn mehr kennt, kommt ihm weder unfruchtbar, noch wertlos vor. Jedes Grau des Steins, jeder Splitter dieses durchnächtigten Berges bedeutet allein für ihn eine ganze Welt. Der Kampf gegen den Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen."
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    Ich gebe wieder mal zu. Das Topic ist etwas wirr, der Zusammenhang wage, allerdings wäre ich über Kommentare diesbezüglich erfreut. Die Ungenauigkeiten dieses Denkansatzes liegen in der ästhetisierenden, aber unvollkommenen Betrachtungsweise meinerseits begründet. In diesem Zitat wird unter anderem das, wenn auch vielleicht nicht in meiner Sicht, artikuliert, was ich als Bekenntnis zu den Dingen, zum Leben ( auch seiner Grausamkeit und Niedrigkeit ) bezeichne. Innerhalb dieser Aufladung von Wahrhaftigkeit kann sich ein neuer Ansatz finden, um das, was ist, neu zu gestalten. Sich selbst und die Welt. Aber vorallem sich selbst. Das ist mein Appell.
    Geändert von Apotheos (17.03.2010 um 05:15 Uhr)

  2. #2
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    Standard AW: Spiritiualismus der Offenheit.

    Ich glaube Osho und Alan Watts dürften Dir sehr zusagen. Ansonsten sehr schöner Beitrag.

  3. #3
    Autonomer Consul Benutzerbild von Gawen
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    Standard AW: Spiritiualismus der Offenheit.

    Zitat Zitat von Apotheos Beitrag anzeigen
    Das Wirkliche zu akzeptieren ein Moment der unmittelbaren Entfaltung. Indessen man mir Gottlosigkeit oder sonstiges unterstellen mag... eben dies ist der Kern dessen, was ich „Spiritualismus der Offenheit“ nenne. Darin findet sich eine ganz und gar künstlerische, eine schöne, eine große Weltbetrachtung - eine offene, eine anarchistische.

    Der Religion abzuschwören heißt nicht der Schönheit abzuschwören, ganz im Gegenteil.
    Dann solltest Du als erstes mal die alte Marx-Religion ablegen.


    "Was bist du Mensch? Ein Gottgedanke!
    Und hat, der dich hienieden gedacht,
    Wenn dir gefallen der Sterblichkeit Schranke,
    Nicht weiter dich zu denken die Macht?
    "

    (Karl Marx)

  4. #4
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    Standard AW: Spiritiualismus der Offenheit.

    Ich gebe zu, dass ich nicht begriffen habe, worauf du hinaus willst.

  5. #5
    Autonomer Consul Benutzerbild von Gawen
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    Standard AW: Spiritiualismus der Offenheit.

    Zitat Zitat von Apotheos Beitrag anzeigen
    Ich gebe zu, dass ich nicht begriffen habe, worauf du hinaus willst.
    "... eben dies ist der Kern dessen, was ich „Spiritualismus der Offenheit“ nenne. Darin findet sich eine ganz und gar künstlerische, eine schöne, eine große Weltbetrachtung - eine offene, eine anarchistische. Der Religion abzuschwören heißt nicht der Schönheit abzuschwören ..."

    Daß Du zur Selbstreflektion nicht besonders taugst ist mir schon klar. :]

    Schau, die Reise des wahren Mystikers ist ergebnisoffen, wenn er Religion findet, dann ist sie halt da. Deine Scheinoffenheit impliziert aber immer den Ausschluß eines möglichen Teils Deines Seins.

    Und Du merkst nicht einmal wie verstockt Du dabei bist.


    Komm, fang doch mal an einen Weg in Unbekannte zu gehen. Intrepretier uns doch mal dieses Gedicht Deines Messias redlich, ohne ihm die Worte zu verkehren, sei doch mal, wie Marx es sagte, ganz göttlicher Gedanke und daher frei:

    "Was bist du Mensch? Ein Gottgedanke!
    Und hat, der dich hienieden gedacht,
    Wenn dir gefallen der Sterblichkeit Schranke,
    Nicht weiter dich zu denken die Macht?
    "

    (Karl Marx)

    Was sagt Dir dieses Gedicht, Apotheos?

  6. #6
    Katholik Benutzerbild von -25Grad
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    Standard

    Hat das ernsthaft Karl Marx geschrieben?
    ,,Glauben Sie nicht , daß ich in Tröstungen schwimme. O nein : mein Trost hienieden ist, keinen Trost auf Erden zu haben. " - Therese von Lisieux

  7. #7
    Autonomer Consul Benutzerbild von Gawen
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    Standard AW: Spiritiualismus der Offenheit.

    Zitat Zitat von -25Grad Beitrag anzeigen
    Hat das ernsthaft Karl Marx geschrieben?
    Gründe zu zweifeln?

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  8. #8
    GESPERRT
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    Standard AW: Spiritiualismus der Offenheit.

    Ich lehne Religion ab, weil sie ein ideologisches System ist, dass eine religiöse und damit nicht auf empirischer Wahrheit beruhenden Wahrheitsanspruch über die Welt hat. Da diese aber nur auf einer Hülle spekulativer Thesen ohne Beweiskraft verfügt, ist es Unsinn sich in ein relgiöses Schema zu pressen. Ein areligiöser Atheismus-Agnostizismus ist die Antwort. Mystische Überlegungen beanspruchen keine Wahrheit, sondern sind nur Bestandteil einer sinnlichen Überlegung und dadurch Sinnsuche. Bestimmte Dinge auszuschließen, etwa Ideologie, ist kein Widerspruch. Möglichst frei zu denken, heißt nicht Beliebigkeit.

  9. #9
    in memoriam Benutzerbild von Dexter
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    Standard AW: Spiritiualismus der Offenheit.

    Zitat Zitat von Apotheos Beitrag anzeigen
    Ich lehne Religion ab, weil sie ein ideologisches System ist, dass eine religiöse und damit nicht auf empirischer Wahrheit beruhenden Wahrheitsanspruch über die Welt hat. Da diese aber nur auf einer Hülle spekulativer Thesen ohne Beweiskraft verfügt, ist es Unsinn sich in ein relgiöses Schema zu pressen. Ein areligiöser Atheismus-Agnostizismus ist die Antwort. Mystische Überlegungen beanspruchen keine Wahrheit, sondern sind nur Bestandteil einer sinnlichen Überlegung und dadurch Sinnsuche. Bestimmte Dinge auszuschließen, etwa Ideologie, ist kein Widerspruch. Möglichst frei zu denken, heißt nicht Beliebigkeit.
    Jede Form der Geisteswissenschaft, und final haben diese auch diverse Formen und Strömungen des Anarchismus hervorgebracht, wobei diese normalerweise die Papierform nie verlassen, basieren auf Paradigmen, Grundannahmen, die sich ihrer endgültigen Beweis oder ihrer endgültigen Widerlegung entziehen, und damit nicht empirisch ist. Anarchistische Ideologien sind davon genauso überschwemmt wie alle anderen politischen Ideenlehren. Ich habe aber persönlich noch nie eine_n bekennende_n Anarchist_in_en getroffen, die sich wirklich mit Anarchismus auseinander gesetzt hat, außerhalb von den paar Brocken Bakunin, die ich auch gelesen habe.
    Zitat Zitat von Gott
    3.Mose 22,24: "Und dem die Hoden zerquetscht oder zerstoßen oder ausgerissen oder ausgeschnitten sind, dürft ihr dem HERRN nicht darbringen; und in eurem Land sollt ihr so etwas nicht tun. Und aus der Hand eines Ausländers dürft ihr nichts von diesen Tieren kaufen und davon die Speise eures Gottes darbringen;"

  10. #10
    GESPERRT
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    Standard AW: Spiritiualismus der Offenheit.

    Zitat Zitat von Dexter Beitrag anzeigen
    Jede Form der Geisteswissenschaft, und final haben diese auch diverse Formen und Strömungen des Anarchismus hervorgebracht, wobei diese normalerweise die Papierform nie verlassen, basieren auf Paradigmen, Grundannahmen, die sich ihrer endgültigen Beweis oder ihrer endgültigen Widerlegung entziehen, und damit nicht empirisch ist. Anarchistische Ideologien sind davon genauso überschwemmt wie alle anderen politischen Ideenlehren. Ich habe aber persönlich noch nie eine_n bekennende_n Anarchist_in_en getroffen, die sich wirklich mit Anarchismus auseinander gesetzt hat, außerhalb von den paar Brocken Bakunin, die ich auch gelesen habe.
    Es gibt nur eine anarchistische Theorie, keine anarchistische Ideologie. Ein anarchistischer Ideologe ist kein Anarchist mehr. Eine Ideologie ist ein abgeschlossenes Weltbild mit Dogmen, an denen zu rütteln, aus Sicht der Ideologen ein Verbrechen ist. Etwas in Frage zu stellen ist aber immer erlaubt und sogar gefordert. Die Aufgabe des Menschen seine Behauptungen zu beweisen bzw. ihre praktische Tauglichkeit u. Möglichkeit darzulegen. Beim Anarchismus ist dies bereits geschehen. Marx revidierte selbst seine autoritären Ansichten, als die Pariser Kommune entstand. Diese war aber insbesondere anarchistisch motiviert und nicht spezifisch marxistisch, so wie es oft dargestellt wird ( von Marxisten ). Einige Revolutionäre waren 'Proudhonisten'. Ebenso die spanische Republik, die ungarische Machnowtschina-Bewegung u. die Kronstädter Matrosen. Auch ist es, wie du festgestellt hast, ein Unterschied ob man Anarchist ist oder ob man Anarchist ist und den Anarchismus wissenschaftlich studiert. Letzteres mache ich.

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