ROMAS
Wir sehen eine alte Frau. Die Füße verkrümmt, der Rücken zu einem Buckel nach vorne geklappt. Was vom Gesicht zu sehen wäre, ist durch einen Hut verdeckt. Die Frau schiebt sich mühevoll übers Kopfsteinpflaster, die Hände sind um einen Becher gekrallt. Ein Gefäß für gute Gaben.
Wir sehen eine jüngere Frau. Keine Fehlstellung der Füße, aufrechter Gang. Der Hut ist in der Tasche, ebenso der Becher fürs Geld. Es sind Requisiten. Jeden Morgen verwandelt sich die jüngere Frau ohne Behinderungen in die alte Frau, auf der das ganze Leid dieser Welt zu lasten scheint. Leid ist gut fürs Geschäft. Für ein Geschäft, das mit viel Leid noch mehr Mitleid schafft. Es scheint gut zu laufen. Deutschland ist spendabel. Doch Deutschland ist zunehmend genervt von den Bettlern.
In Dresden sind vielerlei Behinderungen zu besichtigen. Zitternde Hände, verdrehte Beine, und ohne Stock kommt kaum einer vorwärts. Wenn Feierabend für die Bettler-Banden ist, halten die Rumänen die Krücken lässig in den Händen, bevor sie nach Hause fahren – und am nächsten Morgen wieder humpelnd, fast kriechend und mit heischendem Blick um Euros flehen. Gerne garniert mit Hund und Kind, um den Mitleidsfaktor zu erhöhen. Maria von Welser, Unicef Deutschland, hat einen Tipp: „Man ist gut beraten, kein schlechtes Gewissen zu haben.“
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Spucken und kratzen, wenn der Fahrer nicht zahlt
Die Reporter filmen mit versteckter Kamera in Berlin, wo die Autoputzer an den roten Ampeln längst lästiger sind als die vermeintlichen Fliegenreste an der Windschutzscheibe. Meist sind die Fenster schmutziger als zuvor, was die Bettler nicht abhält, garstig zu werden, wenn ein Kfz-Lenker nicht zahlt. Mancher Rumäne spuckt auf den Fahrer oder zerkratzt dessen Auto. „Aggressiv ist kein Problem für mich“, sagt einer der Wischer. Fast niemand zeigt die Bettelputzer an: „Weil das ja doch nichts bringt.“ Doch genau das wäre richtig, sagt ein Sprecher der Berliner Polizei. Er sagt auch: „Wir tun schon etwas.“ Überzeugend klingt anders.
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die Klauerei wird nicht erwähnt