Von der Demokratie schrieb Theodor Herzl, sie sei maßlos in der Anerkennung und in der Verurteilung.
Wie recht er mit dieser Kritik an den demokratischen Verhältnissen hatte, zeigt uns die von überschäumender Wut gekennzeichnete Reaktion der Massenmedien hinsichtlich des mit letzter Tinte entworfenen Grass-Pamphlets. Dabei hat er doch, wenigstens diesmal, in der Sache recht. Nur der unqualifizierte Seitenhieb auf Ahmadinedjad und der Hinweis auf die ewige Schuld der Deutschen waren peinlich.
Ja, auch ich habe Günter Grass kritisiert, und das mit Recht, aber nicht im Kern der Sache und nicht so maßlos und tief unter der Gürtellinie, wie die vereinheitlichte demokratische Presse.
Allen voran die Nürnberger Nachrichten.
Mir persönlich hat Günter Grass nie imponiert. Seine Ablehnung der deutschen Wiedervereinigung fand ich geschmacklos, aber das sind Ansichten die man kritisieren kann, ohne in Hetze zu verfallen.
Theodor Herzl schrieb, jeder solle frei und unbeschränkt in seinem Bekenntnis oder Unglauben sein. Das ist hochherzige Theorie. Die Praxis sieht anders aus.
Günter Grass trifft jetzt die gleiche Art der Angriffe, wie er sie gegenüber dem iranischen Staatsmann Ahmadinedjad abgesondert hat.
Vielleicht ist das die überstaatliche, schicksalhafte, ausgleichende Gerechtigkeit.