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Vollständige Version anzeigen : Artikel: Generationenkonflikt: Verzicht oder Krieg



Siran
14.08.2003, 19:32
Verzicht oder Krieg
Hans-Ulrich Jörges

Auch wenn alle über ihn herfallen: Philipp Mißfelder hat Recht. Die Zeit ist reif für die Rebellion der Jungen gegen die schamlose Ausbeutung ihrer Generation

Wer führt hier eigentlich Krieg gegen wen? Die Jungen gegen die Alten? Die Unverschämt-heit dieser Anklage wir nur noch durch ihre Dummheit übertroffen. Schon das herablassende Angebot, einen Ombudsmann für die Jungen einzusetzen, offenbart, wie die Macht in dieser Gesellschaft wirklich verteilt ist. Einen Ombudsmann gönnt die überwältigende Mehrheit einer erbarmungswürdigen Minderheit, deren Interessen von den etablierten Instanzen igno-riert werden, die mithin gnadenlos überrollt zu werden droht.
Nein, Deutschland, die sklerotisch erstarrte Nation mit ihrer Zeitlupenökonomie, ihren Schuldenexzessen und ihrem bis zum Kollaps ausgebeuteten Sozialsystemen, wird nur von einer Gruppe beherrscht: den Alten un ihren von vielfältigen Tabus geschützten Interessen. Mag sein, dass ein Krieg der Generationen daraus erwachsen würde, entschlössen sich die Jungen endlich zur Rebellion. Aber nicht sie trügen dafür die Verantwortung.
Philipp Mißfelder, der den Mut aufgebracht hat, das Schweigegebot zum Schutz der herrsch-süchrigen Alten zu brechen, wird seither das Wörterbuch der Unterwerfung und Verächtlich-machung um den Kopf geschlagen. "Milchbubi" pflegt "Bild" den Vorsitzenden der Jungen Union zu titulieren, "Krücken-Mißfelder" nennen ihn andere Boulevard-Scharfrichter, die Gesichter im Staub vor den rasenden Altern in ihrer Leserschaft. Politisches Berufsverbot auf Lebenszeit ist noch das Harmloseste, was deren Rachefantasien entschlüpft. Wir haben diese Land nach dem Krieg wieder aufgebaut, werfen sie sich in die Brust. Und denken: Also haben wirAnspruch auf die volle Ernte. Aber wer, ihr Hitlerjungen und Russlandfharer, hat es vorher in Schutt und Asche gelegt?
Und die Altersgenossen der konkurrierenden Jugendorganisationen gefallen sich in erbärmlichem Generationenverrat: Ausgerechnet "populistisch" nennt die Grüne Jugend Mißfelders halsbrecherische Provokation; ihm sei wohl die Hitze nicht bekommen, höhnt ein junger Liberaler; von "menschenverachtenden" Umtrieben schwätzen die frühvergreisten Jusos.
Wenn alle so über einen herfallen, kann der nur Recht haben. Und Mißfelder hat Recht, sogar mit seinem anstößigen Satz, er halte nichts davon, "wen 85-Jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen". Wenn den Jungen zugemutet wird, Zahnersatz und Krankengeld selbst zu versichern, warum kann dann besser gestellten Alten nicht abverlangt werden, ebenso private Versicherungen für solch exorbitant teure Operationen abzuschließen? Weil die Atlen zu arm sind? Bullshit.
Erstens trägt der Stat, und das heißt: der junge Stuerzahler, die Hälfte der Krankenversicherungsbeiträge der Rentner. Zweitens ist das mit Hingabe gepflegte Klischee des zahnlos Tütensuppen schlürfenden Kriegerwitwe von der Wirklichkeit widerlegt. Gerade hat eine Umfrage des Düsseldorfer Familienministeriums bei mehr als 5000 Haushalten aufgedeckt: Über 80 Prozent der 55- bis 80-jährigen leben in finanziell guten bis sehr guten Verhältnissen. Sie verfügen im Schnitt über ein Nettoeinkommen von 2550 Euro im Monat, knapp 1500 Eruo haben sie zur freien Verfügung. 87 Prozent der Seniorenhaushalte besitzen zudem Bar-, 62 Prozent Immobilienvermögen. Die über 60-jährigen sitzen auf einem Netto-Vermögen von zwei Billionen Euro.
Den Jungen dagegen sind 1,3 Billionen Euro Staatsschulden, ein marodes Bildungssystem, Lehrstellenmangel, Kinder als größtes Armutsrisiko, steigende Lasten für Rente und Gesundheit und ein Kündigungsschutzrecht aufgebürdet, das sie bei Entlassungeni in der Firma als Erste an die Luft setzt. Die Pflegeversicherung, die sie heute finanzieren, werden sie selbst mit Sicherheit nicht mehr genießen. Verteidigt wird das alles von den größten Nutznießern dieser Zustände: ergrauten Politikern. Wollte ein Junger die Altersversorgung Hans Eichels erreichen, hätte er in der Renaissance beginnen müssen, Beiträge einzuzahlen.
Ein Generationenaufstand dagegen ist so überfällig wie gerecht. Der Anfang wäre gemacht, wenn junge Abgeordnete aller Fraktionen die Traute hätten, neue Staatsschulden, wuchernde Sozzialbeiträge und ad infinitum steigende Renten geschlossen zu blockieren. Betongraue Mehrheiten kämen ins Tanzen. Die Alten haben zu lernen - und zu wählen: Verzicht oder Krieg. Danke, Philipp Meßfelder!

Quelle: Stern Nr.34 14.8.2003 Seite 36

Siran
14.08.2003, 19:33
Was haltet ihr von dieser Sichtweise der ganzen Sache?
Also ich für meinen Fall kann mich damit nicht so richtig anfreunden.

l_osservatore_uno
15.08.2003, 07:43
Original von Siran
Was haltet ihr von dieser Sichtweise der ganzen Sache?
Also ich für meinen Fall kann mich damit nicht so richtig anfreunden.

... Jörges und 's meiste ist gesagt!

Was Herr Jörges aber wohl vergessen hat, ist dies:

Die heutigen Alten und Rentenempfänger zahlten im Durchschnitt sieben Jahre länger in die Sozialsysteme ein, als es die heute maulende Generation tut.

Im übrigen ist das ganze GEGENEINANDER nichts anderes als ein billiges Ablenkungsmanöver - verbockt hat's nämlich die neue feudale Klasse, die Klasse der Politiker!

Jeder Versicherungsmathematiker hätte - und hat vielleicht? - vor zwanzig, dreissig Jahren schon sagen können, dass das bestehende System nicht auf alle ewigen Zeiten funktioniert. Damals wollten's unser Feudalherren aber nicht wissen, sie wollten uns lieber weiter unhaltbare Versprechungen singen.

Am Ende des Liedes im Mißklang angelangt ... wird dann das Volk als 'reformunfähig' diffamiert und die feudale 'Herrschaft' stiehlt sich davon.

Das ist es, finde ich, was wir dem Politgesockse - unter Einsatz aller Mittel - nicht durchgehen lassen sollten.

Enzo

lux
25.08.2003, 22:11
ich finder der autor dieses artikels hat in gewisser weise schon recht. meiner meinung nach gehört das gesundheitssystem, die rente aber nicht in die wiege eines sozialstaates, dh ich bin mit dem deutschenrentensystem in soweit nicht zufrieden, dass ich nicht einsehen will warum ich das leben mir fremder menschen zahlen soll. das problem in der zukunft genug geld in der rentenkasse zu haben wird sich immer weiter steigern, sollange in deutschland noch ein geburtenrückgang stattfindet. Dass nun aber in folge dessen ältere menschen nicht mehr ansprüche auf volle ärztliche behandlung haben finde ich einen fatalen fehlschluss, denn "alle menschen sind gleich", egal ob alt oder jung. wenn man anfängt da zu differenzieren wird auch bald in anderen bereichen, wie zb gefährliche berufe usw, differenziert.
Fakt ist aber nun einmal dass es so mit der aktuellen regelung nicht mehr weiter gehen kann. der anfang zum aufruhr ist gemacht, sicher wird es in zukunft da noch weiteren geben, sei es von extremen parteien eine drohung oder von klugen menschen ein vernünftiger vorschlag.

So long
Lux

Victor
05.09.2003, 09:22
Original von Siran
Was haltet ihr von dieser Sichtweise der ganzen Sache?
Also ich für meinen Fall kann mich damit nicht so richtig anfreunden.

Gar nichts. Das Gerede vom "Generationenkrieg" dient nur dazu zu verschleiern, wo die eigentlichen Konfliktlinien lang laufen, nämlich nach wie vor zwischen oben und unten. Vom schamlosen Programm zur Umverteilung von unten nach oben (Agenda 2010...) muss abgelenkt werden, dazu bietet sich der Quatsch mit dem "Generationenkrieg" an.

kettnhnd
05.09.2003, 12:23
also ich kenne in meinem persönlichen umfeld keinen rentner dem es auch nur annähernd schlecht geht ! das gegenteil ist der fall.
ich muss mir doch nur die immer fetter werdenden wohnmobile der älteren herrschaften auf deutschlands strassen anschauen...

die ältere generation hat es verbockt. die alarmierenden zahlen liegen seit vielen jahren vor. nichts wurde unternommen.
und nun müssen wir jungen das ausbaden ?
nein sag ich !
die alten müssen ordentlich mitgeschröpft werden. alleine schon wegen ihrer unfähigkeit diesen staat und seine bewohner auf die zukunft vorzubereiten !

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Alphadeutscher
11.09.2003, 00:07
Es gibt nur eine Chance unseren Wohlstand auf Dauer zu halten: Wir müssen unsere Probleme auf andere Menschen abwälzen, indem wir neue Kolonien errichten, die wir ausbeuten können!

kettnhnd
11.09.2003, 09:56
...und setzen dazu unsere schlimmste geheimwaffe ein ?
unsere rentner-armee ! die mit dem klappern ihrer hüftgelenke jeden feind in die flucht schlagen ? ;)

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Alphadeutscher
11.09.2003, 13:51
Original von kettnhnd
...und setzen dazu unsere schlimmste geheimwaffe ein ?
unsere rentner-armee ! die mit dem klappern ihrer hüftgelenke jeden feind in die flucht schlagen ? ;)

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Sollen doch mal unsere ausländischen Freunde was für unser Land tun! Warum soll man nicht auch den 3er-BMW-Goldkettchen-Ausländer in den Krieg für Deutschland schicken können? Vielleicht verliert er dadurch ja sogar sein Machogehabe!

kettnhnd
11.09.2003, 14:23
mit diesen flaschen würden wir jeden krieg verlieren...
man könnte sie höchstens als kanonenfutter verbraten und ihnen was von allah's ewigem himmelreich erzählen..... :D

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Alphadeutscher
11.09.2003, 14:29
Original von kettnhnd
mit diesen flaschen würden wir jeden krieg verlieren...
man könnte sie höchstens als kanonenfutter verbraten und ihnen was von allah's ewigem himmelreich erzählen..... :D

--
Naja, die meisten dieser Typen sind doch nichtmal wirklich gläubig!

Wegweiser
12.09.2003, 00:24
Der Generationenkonflikt ist ein kompliziertes Thema. Generell kann man von 5 Positionen sprechen:

a) alt pro alt
b) alt pro jung
c) jung pro alt
d) jung pro jung
e) alles scheiße


Wobei a) und d) die Regel sein dürften. Ich selbst muß mich aber unter c) einordnen, denn aus meiner Sicht, haben die Alten nicht selten Recht.

Wir die Jugen meckern, "die alten Säcke" würden uns "nicht verstehen". Nun, ich würde zuerst die Umkehrfrage stellen: Wollen wir verstanden werden?

Wie ist das heute? Wir sind nicht mehr verabredet, sondern haben "ein date". Schöne Dinge sind nicht länger schön, sondern "cool". Wir verteilen keine Flugblätter, sondern "Flyer". Und Dergleichen mehr. Wenn wir berücksichtigen, daß die wirklich Alten niemals Englisch gelernt haben (jedenfalls nicht in dem Ausmaß, in dem wir es tun). Stellen wir also nochmals die Frage: Wollen wir verstanden werden?

Früher war es so (habe ich mir sagen lassen), daß man im Bus für alte Menschen aufgestanden ist. Gehörte sich einfach so. Zu Zeiten meiner Kindheit konnte man aufstehen. Wer heute aufsteht, wird schon fast ausgelacht.

Wenn ich heute die SPD und die Grünen sehe, die fordern: "Die Rentner müßen auch mit einsparen", platzt mir der Kragen. Es gibt da eine Sache, die nennt sich "Generationenvertrag". Und ein Vertrag ist ein Vertrag. Ist fest. Die heute Alten haben ihr Soll erfüllt. Wir stöhnen heute, weil wir "keinen Bock" haben, unser Soll zu erfüllen. Und weil wir unsere Kinder lieber abtreiben anstatt sie großzuziehen. Und weil wir ja lieber unser kleines Land mit Ausländern füllen, um demographisch status quo zu erhalten - und dabei nicht berücksichtigen, daß Sozialhilfeempfänger Geld kosten anstatt einzuspielen. Und wegen so vielen anderen Dingen.

Auf jeden Fall möchte ich sagen: Die Alten Leute haben ein vom Krieg zerstörtes Land und mit Reparationszahlungen belastetes Land unter schlimmsten Bedingungen wieder hochgebracht. Und dann kommen irgendwelche undankbaren Bastarde, die meinen die Welt gehöre jetzt ihnen und gönnen diesen Menschen nichteinmal ihren wohlverdienten Lebensabend! Nein, statt dessen muß man sie noch beschimpfen und ausquetschen. Es ist richtig: Diese alten Menschen haben die Führung abgegeben. Und sie haben sie vertrauensvoll in unsere Hände gelegt. Und wir spielen damit, als wenn es nur um uns ginge! Macht erfordert Verantwortungsbewusstsein! Eine verantwortungslose Regierung ist Tyrannei. Und wie Tyrannen gegen alt-ehrwürdige Menschen führen wir uns auf! Es beruhigt mich nur, daß es eine Gerechtigkeit gibt. Sollten wir starrsinnig weiterhin nur auf die eigene Spaßgesellschaft bauen, rächt es sich an uns. Denn dann werden wir alt sein. Und wenn unsere jugendliche Kraft längst gewichen, werden uns unsere Enkel ins Gesicht spucken und verhöhnen.


Mit deutschem Gruße,
Weltenbrand