PDA

Vollständige Version anzeigen : Demokratischer Sozialismus oder New Labour



Brantinger
19.09.2003, 12:35
Der General-Sekräter der SPD will den politischen Begriff vom demokratischen Sozialismus aus dem Programm der SPD streichen.
Ist die deutsche Sozialsdemokratie nun entgültig auf dem Weg zu New Labour?

pavement
20.09.2003, 00:50
neoliberalismus - wirtschaftspolitisch de fakto überhaupt nicht mehr von cdu/csu zu unterscheiden.

Minian
20.09.2003, 09:54
Original von Brantinger
Der General-Sekräter der SPD will den politischen Begriff vom demokratischen Sozialismus aus dem Programm der SPD streichen.
Ist die deutsche Sozialsdemokratie nun entgültig auf dem Weg zu New Labour?

Ist nur konsequent.

Sozialismus und Demokratie sind diametral entgegengesetzt.

pavement
20.09.2003, 12:51
falsch. demokratie und sozialismus passen ziemlich gut zusammen. sozialismus ist nicht gleich udssr. les mal rosa luxemburg...

Brantinger
20.09.2003, 16:02
Und wie steht es mit den frühen französischen Denkern, die den Sozialismus begründet haben?
Die akzeptierten ganz klar die Prämisse, das Diktatur erforderlich sein würde um die Aufhebung der Eigentumsordnung zu erreichen.
Die sozialistischen Utopien und Ziele sind sicherlich mit denen der Demokratie vereinbar, die Methoden, die den Sozialismus ja eigentlich ausmachen sind allerdings nicht besser als die der Faschisten und Nazis.
Franz Josef Strauß sagte einmal das sich irgendwann jeder demokratische Sozialist einmal entscheiden muss ob er Demokrat oder Sozialist sein will.

pavement
20.09.2003, 17:27
ja franzjosefstrauß sagte viel wenn der tag lang war.

der weg den der kommunismus(den du anscheinend mit sozialismus gleichsetzt) ging, wurde entschieden von der bolschewistischen revolution in russland beeinflusst. und diese sah ja in der der gewalt "die hebamme der revolution"(lenin), unter stalin wurde dann gewalt und terror zum selbstzweck.

die französischen sozialisten(ich nehme mal an, du meinst saint-simon, fourier, etc) vertraten meistens einen utopischen sozialismus, nicht selten christlichen sozialismus. von diktatur gewaltanwendung ist da jedenfalls nicht die rede.

der ausdruck "diktatur des proletariats" wurde von marx/engels geprägt. bei diesen taucht er nach der gescheiterten paríser kommune erstmals auf, früher(etwa im komunistischen manifest) ist er nicht zu finden. und dieser begriff ist bildhaft zu gebrauchen, marx ziel war jedenfalls die totale demokratie und keine diktatur.

versteh ich mich nicht falsch, ich bin kein kommunist, aber den ausdruck sozialimus mit diktatur zu verbinden ist total falsch, da ja gerade die sozialistischen bewegungen in europa einen großen teil dazu beigetragen haben, demokratie zu schaffen und zu bewahren(so auch die sozialistische spd[heidelsberger programm von 1925 war noch streng marxistisch ausgerichtet] in den 1920 jahren der weimarer republik).

Marsu
21.09.2003, 19:41
Guten Tag, Pavement!


marx ziel war jedenfalls die totale demokratie und keine diktatur
Was ist mit dem Begriff totale Demokratie gemeint?

Auf welche Stelle in Marxens Werk beziehen Sie sich, wenn Sie drauf hinweisen, dass Marx eine totale Demokratie errichten wollte?

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit

Marsu

pavement
21.09.2003, 20:15
mit totaler demokratie meinte ich so etwas wie rätedemokratie(wie sie übrigens in der udssr[union sozialistischer sowjetrepubliken russlands] trotz des namens nie verwirklicht war].

auf ne bestimmte stelle in marxens werk kann ich mich jetzt leider nicht beziehen, aber wenn du mal marx liest dann wirst du feststelln, dass sich der begriffe demokratie und menschlichkeit immer wieder in zentralen stellen finden lassen.

dass dann der aus der aufklärung heraus enstandene marxismus von lenin pervertiert wurde & zur rechtfertigung von terror etc. verwendet wurd, das ist wieder eine andere sache.

John Donne
21.09.2003, 22:23
Meiner Meinung nach spielt die Eigentumsfrage im Sozialismus eine große Rolle. Ein Staat ohne Eigentumsgarantie ist für mich kein freiheitlicher, da er seine Bürger massiv behindert, ihre Interessen zu entfalten. Für mich gehören in diesem Staat Demokratie und soziale Marktwirtschaft untrennbar zusammen. Die SPD tat gut daran, sich 1959 offiziell vom Sozialismus loszusagen und nur noch sozial zu sein: In Demokratien gewinnen Volksparteien die Wahlen und eine reine Arbeiterpartei wird Deutschland wohl kaum mehr dieses Status erreichen können. Ich halte Sozialismus und Demokratie für prinzipiell unvereinbar, wobei ich mich auf den Sozialismus maxistisch-leninistischer Ausprägung beziehe, in der der Staat durch die Partei der Arbeiterklasse im Sinne der Arbeiterklasse handelt. Pluralismus, den ich in einer Demokratie für unverzichtbar halte, stelle ich mir anders vor.
Utopien sind "out". Zu recht. Wenn eine Orientierung der SPD, die sozialdemokratisch und nicht sozialistisch ist, an "New Labour" bedeutet, zu lernen sich der Realität anzupassen und zu lernen, daß es besser ist, einen größeren Kuchen zu backen als die Kuchenstücke, die sie nicht erwirtschaftet hat, umzuverteilen, kann ich sie zu dieser Einsicht nur beglückwünschen. Große Teile der SPD wissen das allerdings bereits, insofern wäre das nichts gänzlich Neues.

Grüße
John

pavement
21.09.2003, 23:35
aus der jetzigen sicht in deutschland hast du sicherlich recht. aber es gibt durchaus auch staaten(und zwar die meisten staaten in welt), in der die eigentumsverhältnisse die freie persönliche entwicklung des einzelnen beeinträchtigen bzw. unmöglich machen.

die spd hat sich 1959 in bad godesberg übrigens nicht vom sozialismus, sondern vom marxismus losgesagt.

offiziell ist die spd noch immer eine sozialistische partei und auch in der sozialistischen internationalen vertreten.

John Donne
22.09.2003, 08:43
Ich habs gerade nochmal kurz nachgelesen und sehe, daß Du in der Tat recht hast.
Eine Mitgliedschaft in der sozialistischen Internationalen macht mir die SPD allerdings nicht sympathischer.
Es gibt und gab durchaus Personen in der SPD, die ich wegen ihres menschlichen Formats sehr schätze (Schumacher, Helmut Schmidt, Vogel), ich würde mich allerdings nie als Genosse anreden lassen.
Und in ihrer langen Geschichte hat die SPD einiges an Ballast angehäuft. Letzterer wird meist nebulös von Linken wie Oskar Lafontaine beschworen, ohne das Lösungsansätze für konkrete Probleme erkennbar wären.

Grüße
John

pavement
22.09.2003, 12:48
da stimm ich dir zu. zu den personen die du anführst würde ich noch egon bahr und willy brandt hinzufügen.