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Vollständige Version anzeigen : Der Mensch - Sklave seiner Gene



Superbeowulf
27.01.2012, 11:32
Ich habe hier einen weiteren - sehr streitbaren - Artikel der "Natur- und Grenzwissenschaftlichen Forschungsgemeinschaft" (NGFG), den ich euch nicht vorenthalten möchte. Weil ich keinen Link zu einer Extra-Seite für diesen Artikel finden konnte, habe ich ihn gleich komplett hier rüberkopiert. Da die Organisation schon seit vielen Jahren nicht mehr exististiert und der Autor unbekannt ist, dürfte es keine Probleme mit dem Urheberrecht geben. Was haltet ihr davon?



Der Mensch - Sklave seiner GeneDer folgende Artikel untersucht, in welchem Maße wir "Sklaven" unserer genetischen Programme sind und welche Folgen dies für den Menschen und für die Gesellschaft hat.

"Lasst uns verstehen lernen, was unsere eigenen egoistischen Gene vorhaben, denn dann haben wir vielleicht die Chance, ihre Pläne zu durchkreuzen..."
Richard Dawkins, "Das egoistische Gen", Spektrum Verlag 1994
Inhalt
Kapitel 1 - Einfluss der Gene auf unser Verhalten
• 1.1 - Das egoistische Gen und seine Marionette
• 1.2 - Zwillingsforschung
• 1.3 - Fortpflanzung und Evolution
• 1.4 - Ethologie (Verhaltensforschung)
• 1.5 - Freier Wille contra genetische Kontrolle
• 1.6 - Egoismus und Altruismus
Kapitel 2 - Auswirkungen unserer genetischen Lenkung
• 2.1 - Fortpflanzung bis zum bitteren Elend
• 2.2 - Der Mensch - Massenmörder seiner Mitgeschöpfe
• 2.3 - Liebe zur Verwandtschaft
Kapitel 3 - Konsequenzen für eine Gesellschaft der Zukunft
• 3.1 - Konsequenzen für den Einzelnen
• 3.2 - Politische Intentionen
• 3.3 - Philosophische Intentionen

Kapitel 1 - Einfluss der Gene auf unser Verhalten
Immer wieder kam es in der Vergangenheit zu Auseinandersetzungen darüber, in welchem Maße die Gene des Menschen Einfluss auf sein Verhalten haben und in welchem Maße die Umwelt oder gar hypothetische philosophische Axiome wie der "freie Wille" das menschliche Verhalten bestimmen.

Oft ist diese Diskussion leider mehr mit politischen und ideologischen Absichten als auf der Basis wissenschaftlicher Fakten geführt worden. Da gibt es politisch rechtsstehende Vertreter der Gentheorie, die rassistische Ideen (des Typs "Neger sind minderwertig") aus der genetischen Steuerung des Verhaltens von Menschen ableiten. Auf der anderen Seite lehnen humanistische linke Kreise, die viel Wert darauf legen, dass des Menschen Wille frei und damit in höchstem Maße zu akzeptieren sei, die Steuerung des menschlichen Verhaltens durch die Gene pauschal ab. Beide Seiten haben für ihren Standpunkt aber kaum wissenschaftlich haltbare Argumente hervorgebracht - oder sie verfälschen gar Daten, um ihre politische Intention zu rechtfertigen.

Für beide Auffassungen gibt es Argumente, die sich jedoch mehr gegenseitig stützen denn widersprechen: Es gibt eindeutige Hinweise auf nicht genetische Verhaltensdeterminanten wie Erziehung, soziale und politische Umgebung; es gibt aber auch frappierende Hinweise auf die sehr weitreichende Steuerung unseres Verhaltens durch die Gene.

Da wir Westler kulturbedingt eher recht kritiklos dem Humanismus, der "Gleichmacherei" und dem Demokratismus zugeneigt sind und durch unsere Prägung und Erziehung eher dem Glauben an die Omnipotenz und die Freiheit des Menschen anhängen, sollen in diesem Text vor allem die Argumente der Verhaltensgenetiker und Ethologen zum Tragen kommen. Die Argumente der anderen Seite sind hinreichend bekannt und werden uns täglich durch die Propaganda der Medien in einer Form "nahegebracht", dass sie hier wohl keiner Darstellung mehr bedürfen.

Der Einfluss der Gene, das wird sich im folgenden Text zeigen, ist weitaus stärker, als vielfach angenommen, wenn er auch nicht alle Bereiche des Lebens determiniert: Wir alle zeigen in weiten Bereichen das Verhalten von berechenbaren Marionetten, die an den Fäden ihrer genetischen Programme hängen und ihnen weitreichend und kritiklos unterworfen sind. Die Kontrolle durch diese biologischen Informationsträger funktioniert so gut, dass viele von uns gleich einem braven Staatsdiener einer faschistischen Regierung die eigene Unfreiheit vehement leugnen und sich selber vormachen, sie seien "frei". Der unerschütterliche Glaube an die eigene "Freiheit" ist schlimmer als die Unfreiheit an sich, da er das Verhalten unkorrigierbar macht. Aus diesem irrationalen Glauben an die individuelle Freiheit ergeben sich denn auch die gemeinhin erhobenen Forderungen nach Selbstbestimmung und freier Wahl, die dem tatsächlichen Sein eines überwiegend marionettenhaften Wesens sicher nicht angemessen sind.

Nur in dem Maße, in dem wir erkennen, wie weit die Verhaltensregulation durch die Gene bei uns und anderen Menschen reicht, können wir möglicherweise in einzelnen Fällen die "Absicht" der Gene erkennen und uns von ihrer ebenso stillen wie effizienten Diktatur befreien. Diese Intention der Befreiung von genetischen Programmen bei uns und auch bei anderen Mitgliedern der Gesellschaft bekommt eine politische Dimension, wenn wir zu dem Schluss kommen, dass (fast) alle Probleme dieser menschengeschaffenen Welt und der sie beherrschenden genetischen Automaten durch die Steuerung der egoistischen Gene zustande kommen.

Um diese Fragen genauer untersuchen zu können, sollen im Folgenden verschiedene wissenschaftliche Arbeiten untersucht werden, welche den Einfluss der Gene auf unser Verhalten dokumentieren.

1.1 - Das egoistische Gen und seine Marionette
Der englische Biologe Richard Dawkins hat in seinem weithin bekannten Klassiker "Das egoistische Gen" eine sehr griffige Darstellung und Erklärung der nachfolgend aufgeführten experimentellen Ergebnisse gefunden. Er spricht von "egoistischen Genen", welche sich in jedem Lebewesen befinden und massiven Einfluss auf dessen Verhalten nehmen. Die Darstellung von Dawkins zielt darauf ab, dass die Gene immer dort die Kontrolle über das Verhalten einer Lebensform übernehmen, wo das Überleben und die Weitergabe dieses Gens zur Disposition steht.
Dawkins hat im Rahmen seiner bestechend einsichtigen und logisch streng nachvollziehbaren Folgerungskette nur ein (formales) Problem: Es gibt keine anerkannte Definition des Begriffes "Gen". Die Definition Dawkins ist daher auch umstritten, was den qualitativen Wert und auch die Richtigkeit seiner Aussagen jedoch nicht mindert:
"Ein Gen ist ein beliebiges Stück Chromosomenmaterial, welches potentiell so viele Generationen überdauert, dass es als eine Einheit der natürlichen Auslese dienen kann".
Diese Abgrenzung ist nicht eindeutig, da die Gene immer wieder an verschiedenen Stellen des Genoms geteilt und rekombiniert werden und die Fortdauer eines Gens nur mit statistischen Methoden ermittelt werden kann. Je kürzer eine genetische Einheit, desto länger wird sie die ständigen sexuell induzierten Rekombinationen überleben. Primitivere Verhaltensweisen haben daher eine größere Chance als komplexere Verhaltensweisen, sich von Generation zu Generation durchzusetzen. Menschliche Komplexität ist damit vom Prinzip her nach oben hin begrenzt.
Einzelne Verhaltensanweisungen der Gene werden als "Cistrone" bezeichnet und liegen zwischen einer Start- und einer End-Anweisung. Diese Programme werden bei einer Rekombination meist entweder vollständig oder nicht übernommen, selten kommt es dazu, dass ein Cistron zerlegt und mit Bruchstücken anderer Cistrone neu rekombiniert wird.

Bestimmte Programme sind aus oben dargestellten evolutionären Gründen langfristig unausrottbar. Beispiel sind die (sehr starken und sehr rücksichtslosen) Replikationsprogramme des Menschen. Diese folgen - wegen ihrer "Wichtigkeit" für die Gene dem strengen Schema: Suche einen genetisch hochwertigen Partner, mache ihn oder sie sexuell abhängig, baue ein Nest (Haus), werfe Kinder. In unserem Sozialstaat hat dieser primitive Trieb noch andere egoistische Ausdrucksformen genommen, die in der Forderung münden, andere nicht fortpflanzungswillige Bürger mögen die fremden Nachkommen doch gefälligst durch ihre Steuern (Sozialhilfe und Kindergeld) finanzieren.

1.2 Zwillingsforschung
Die sogenannte Zwillingsforschung befasst sich mit der Untersuchung der Ähnlichkeiten zwischen eineiigen Zwillingen, welche direkt nach der Geburt voneinander getrennt wurden und in unterschiedlichen Umgebungen aufgewachsen sind, ohne jedoch dabei Kontakt zueinander gehabt zu haben. Nur durch die exakte Einschränkung auf diese Gruppe der Bevölkerung und deren Vergleich mit der Durchschnittsbevölkerung kann sichergestellt werden, dass nicht Erziehung, soziale Umgebung oder gegenseitige Beeinflussung der Zwillinge zu den untersuchten Ähnlichkeiten führen, sondern die Gene oder andere zu diskutierende genoide Faktoren.

Der Vater der Zwillingsforschung ist der amerikanische Verhaltensgenetiker Thomas J. Bouchard. Bouchard gründete 1980 - ausgelöst durch einen Pressebericht über ein Zwillingspaar (die "Jim-Twins"), die sich nach lebenslanger Trennung trafen und eine Reihe von frappierenden Übereinstimmungen feststellten - das "Center for Twin and Adoption Research" (CTAR). Diese Institution widmete sich nun fortan intensiv der Zwillingsforschung und trug bis zum heutigen Tage Material zusammen, welches erschreckende Ähnlichkeiten vor allem zwischen eineiigen Zwillingen aufzeigt.

Die Beispiele, mit denen CTAR aufwartet, sind beachtlich: Immer wieder werden die Jim-Twins und andere Zwillingspaare beispielhaft und sehr populistisch beschrieben, um das Ausmaß des Zwillingseffektes auch dem wissenschaftlichen Laien vor Augen zu führen. Im Folgenden seien einige dieser Beispiele kurz dargestellt:

"Jim Lewis und Jim Springer sind getrennt aufgewachsene eineiige Zwillinge, die bis in ihr spätes Alter keine Kenntnis voneinander und somit auch keinen Kontakt zueinander hatten. Die Zwillinge sahen nicht nur gleich aus, sie hatten auch beide zweimal geheiratet, und zwar jeweils zuerst eine Linda und dann eine Betty. Auch hatten beide ihren erstgeborenen Sohn James Alan genannt. Beide arbeiteten zur gleichen Zeit vorübergehend als Tankstellenwärter und nun als Polizisten in Teilzeitpositionen. Beide sind passionierte Nagelkauer, Kettenraucher und haben sich im Keller eine Tischlerwerkstatt eingerichtet. Beide haben sich etwa zur selben Zeit um einen Baum mitten im Garten eine große grüne Holzbank getischlert."

"Oskar Stör und Jack Yuffe wurden beide 1933 in Trinidad geboren und sofort voneinander getrennt. Oskar lebte bei seiner Oma in Deutschland und wurde früh ein gehorsamer Hitlerjunge. Jack wurde in Israel erzogen und wurde dort Pionier in einem israelischen Kibbuz. Als sie sich 1979 zum ersten Male trafen, hatten sie dieselben Brillen (verspiegelte Nickelbrille) und Hemden (blaues Sporthemd mit aufgenähten Taschen und Schulterklappen) an. Beide hatten rote Gummibänder um das rechte Handgelenk - ein Tick, den beide unabhängig voneinander entwickelt hatten. Auch hatten beide Spaß daran, große Menschenmengen zwanghaft erschrecken zu wollen - durch lautes Niesen. Diese und viele andere Marotten teilten die Zwillinge."

Viele eineiige Zwillingspaare haben die gleichen ausgefallenen Hobbys, gaben gleiche Hobbys in gleichen Jahren auf oder fanden neue Passionen, trugen gleiche seltene Brillen nach denen sie lange gesucht hatten, haben Spinnenphopien, Angst vor Wasser, hatten die selben Haustiere mit gleichen Namen, benutzten das selbe Parfum und hatten sich gleiche Bärte und Frisuren zugelegt. Namen von Partnern und Kindern und Daten von Hochzeit, (gleichen) Unfällen und andere Ereignisse waren immer wieder auffällig und signifikant synchronisiert gegenüber "normalen" Vergleichspaaren von Brüdern gleichen Alters, Geschlechtes und gleicher Eltern.

Mehr als 80 Zwillingspaare haben sich in der Zwischenzeit im CTAR untersuchen lassen und in allen Fällen konnten Verhaltensähnlichkeiten bis hinein in kleinste Details des Lebens hinein festgestellt werden, die jeden Verdacht auf "Zufall" nahezu vollständig ausschließen. Wertet man die Studie von Bouchard - die wegen des populistischen Vorgehens Bouchards nicht völlig unumstritten ist - in Zusammenhang mit vielen anderen anerkannten Studien der letzten Jahre, muss man zu dem Ergebnis kommen, dass eineiige Zwillinge alleine auf Grund ihrer genetischen Identität in vielen Bereichen nahezu identische Persönlichkeitszüge aufweisen.

Alleine in Deutschland sind 80 wissenschaftlich schwer anfechtbare Zwillingsstudien an Universitäten durchgeführt worden, die alle in der psychologischen Fachdatenbank PSYNDEX verzeichnet sind. Aus Schweden, Finnland und Dänemark sind ebenfalls viele Arbeiten zu verzeichnen; in diesen Ländern wird ein amtliches Zwillingsregister geführt, so dass die Aufklärung hier fast lückenlos ist. Auch aus den USA, England und Australien sind insgesamt einige hundert Arbeiten bekannt. Alle diese wissenschaftlichen Studien weisen in dieselbe Richtung: Je ähnlicher zwei Menschen sich genetisch sind, desto ähnlicher ist auch ihr Verhalten in vielen detaillierten Lebensbereichen.

Anfangs in den 80ger Jahren gingen die Zwillingsforscher noch davon aus, dass die Verhaltensähnlichkeiten nicht zwangsläufig genetisch bedingt sein müssten, sondern mit pränatalen Einflüssen im Mutterleib erklärbar sein könnten, denen beide Zwillinge gleichermaßen ausgesetzt sind. Heute kann man diese Erklärung als widerlegt ansehen, da die vergleichende Untersuchung bei zweieiigen Zwillingen wie auch bei normalen Geschwisterpaaren keine vergleichbaren Ergebnisse erbrachte.

Es stellte sich bei allen Zwillingsstudien, welche unter Einbeziehung von genetisch weniger identischen Vergleichsgruppen durchgeführt wurden, eindeutig heraus, dass der Grad der Verhaltensähnlichkeit streng mit dem Grad der genetischen Identität korreliert ist, womit der Faktor "Gen" als dominierendes kausales Merkmal für diese Verhaltensähnlichkeiten angesehen werden muss. Diese Aussage erfüllt sogar das strenge Signifikanzkriterium nach Rosenthal, womit mehr Versuche mit negativem Effekt notwendig sind, um diese Aussage zu widerlegen, als Versuche notwendig waren, diesen Effekt statistisch abzusichern!

Alternative Erklärungsmodelle wie ASW (Außersinnliche Wahrnehmung), konkret also Gedankenübertragung zwischen den Zwillingspaaren scheiden wegen dieser strengen Korrelation fast sicher aus. Zwar sind diese Phänomene auch unstrittig bewiesen, wozu in Deutschland vor allem die Universität Freiburg unter Bender, Bauer, Lucadou, Timm et. al. beigetragen hat, aber der nachgewiesene Effekt reicht nicht aus, um die hier zu übertragende Menge an shannonscher Information adäquat zu erklären, die zwischen den eineiigen Zwillingen übertragen werden müsste, um die obigen Effekte hervorzurufen. Ein weiteres Argument gegen die Annahme, dass der Zwillingseffekt letztlich ASW sei, liegt vor allem darin, dass es in den ernsthaften literaturbekannten ASW-Studien überhaupt keinen Hinweis darauf gibt, dass sich mit dem Grad der genetischen Ähnlichkeit die Trefferrate bei ASW verbessert: Lucadou und Bauer konnten in Multivariablenexperimenten relativ sicher zeigen, dass der Grad der Verwandtschaft keinen Effekt auf die ASW-Fähigkeit hat, sondern eher die momentane, bewusste affektive Bindung zweier Menschen. Diese kann aber bei den getrennten Zwillingen sicher ausgeschlossen werden, da viele bis kurz vor ihrem Wiedertreffen nichts voneinander wussten.

[Der Begriff Shannon-Information ist ein Begriff aus der Informationstheorie, welcher nur die Anzahl der übertragenen Informationsträger (wie bits und Bytes) misst, ohne deren "Wert" zu berücksichtigen. Auf der Basis physikalischer Überlegungen und aus Experimenten heraus weiß man, dass die Menge an Shannon-Information, die bei ASW übertragen werden kann, stark limitiert ist.]

Weite Bereiche unseres Verhaltens sind also genetisch determiniert, auch wenn es bei jedem von uns Bereiche gibt, die wir bewusst steuern können. Wir sind also - ohne es zu bemerken - in vielen unserer Handlungen die Sklaven unserer Gene. Diese inneren Diktatoren scheinen bis in kleinste Bereiche des Lebens hinein zu regieren und bestimmen wohl zumindest in vielen Fällen unseren Partner, die Namen und die Zahl unserer Kinder und viele der Schicksalsereignisse unseres Lebens. Damit lässt sich schon aus den speziellen Erkenntnissen der Zwillingsforschung ableiten, dass der Mensch statistisch betrachtet in einer Vielzahl seiner Verhaltensweisen unfrei ist.

1.3 Fortpflanzung und Evolution
Nach dem heutigen Stand des Wissens gibt es keine dominante biologische Tatsache oder Verhaltensweise, die im Sinne der darwinistischen Optimierung falsch und überlebenshindernd ist und die sich dennoch über weite Bereiche einer Population verbreitet hat.

Die Steuerung von weiten Bereichen des Verhaltens durch die Gene erfasst jedoch die gesamte tierische und menschliche Population dieses Planeten. Daher muss diese strenge Regulierung des Lebens durch die Gene in irgendeiner Weise einen evolutionären Sinn ergeben, d.h. das Überleben der Art(en) verbessern, sonst hätte sie sich nicht in der natürlichen Umwelt der betreffenden Art(en) durchgesetzt.

Um diese Tatsache besser verstehen zu können, müssen wir uns nur vor Augen führen, dass wir von Lebewesen abstammen, die nicht die geringste "Wahlfreiheit" hatten. Das Leben dieser Arten ist bis heute ein festes Programm, welches selbst dann rücksichtslos abläuft, wenn die Umwelt das nicht rechtfertigt. So muss das Huhn immer picken, auch wenn es sieht, dass seine Mithühner durch das Picken auf vergiftetem Boden soeben verreckt sind. Es kann nicht anders, seine Zwischenhirnprogramme bestimmen es genau so.

Der Mensch und andere Primatenarten vor ihm sind letztlich nur deshalb bei der Verdrängung (und der Vernichtung) anderer Arten so "erfolgreich" gewesen, weil sie durch das Großhirn ein gewisses Maß an Freiheit der Verhaltenssteuerung erhalten hatten. Wie die Zwillingsforschung jedoch zeigt, ist dieses Maß an Freiheit aber nicht annähernd so groß, wie wir glauben. Unsere Freiheit erlaubt uns zwar zu entscheiden, wie wir ein Triebziel erreichen, aber nur sehr selten stellen wir diese Triebziele selbst in Frage. Ein Beispiel, welches dies veranschaulichen mag, sind Sexualität und Familientrieb - fast jeder gemeine Durchschnittsmensch dieser Gesellschaft geht diesen Wünschen auf die eine oder andere Weise nach und es stellen sich starke Missempfindungen ein, wenn diese Bedürfnisse nicht befriedigt werden. Es stellt sich die Frage, warum dies so ist. Die Tatsache, dass sich diese Frage den meisten nicht stellt, deutet schon auf die unbewusste Verhaltenssteuerung durch festgelegte Programme hin.

Würde der einzelne (genetisch egoistische) Mensch nicht auch in aussichtslosen Situationen und in einer hoffnungslos übervölkerten Welt rücksichtslos Fortpflanzung betreiben, würde er sicher keine Nachkommen haben und seine Gene würden aussterben. Der Mitbewohner, der sich rücksichtslos vermehrt, hat durch seine Reproduktion zumindest die Möglichkeit - wie gering sie auch sei - dass ein Teil seiner Nachkommen überlebt und er sich dadurch mit seinen Genen durchsetzt, während der Fortpflanzungsverweigerer sicher keine Nachkommen haben wird. Wer sich nicht fortpflanzt, dessen genetische Linie stirbt mit absoluter Sicherheit aus. Der Trieb zur Fortpflanzung ist daher so stark, dass selbst intelligente Menschen in der heutigen Zeit völlig selbstverständlich und unbewusst irgendwann in Erfüllung ihrer genetischen Pflicht eine Familie gründen.

Das Aussterben von Individuen, die sich nicht fortpflanzen, führt langfristig zu einer Population, die überwiegend aus "rücksichtslosen Fortpflanzern" besteht. Eine Art, deren Gene das Individuum nicht in den meisten Fällen dazu zwingen, sich unreflektiert und stumpfsinnig fortzupflanzen, könnte sich nicht gegenüber anderen Arten durchsetzen. So sterben auf Dauer solche Gene aus, die ihren Träger nicht unbedingt zur Reproduktion zwingen.

Es gibt natürlich auch Arten, die nicht diesem unbedingten genetischen Zwang unterliegen - die sogar eine angeborene hormonelle Geburtenregulation haben, da die freiwillige Beschränkung der Fortpflanzung in der Entwicklungsgeschichte dieser Art dem Individuum langfristig nützlicher war als ungehemmte Fortpflanzung. Unter Primaten gibt es diese Beschränkung jedoch nicht oder sie ist noch nie beobachtet worden.

1.4 Ethologie (Verhaltensforschung)
Es ist eine christliche Tradition, dass der Mensch sich für besser hält als ein Tier und dass er in seiner eigenen Wahrnehmung der Mittelpunkt der Welt ist. Aus dieser Tradition heraus lässt sich auch die Ablehnung verstehen, mit der viele unserer Artgenossen auf die Ethologie und ihre Erkenntnisse reagieren. Tatsächlich hatte die Ethologie - wohl wegen ihrer unbequemen Erkenntnisse - immer schon einen schweren Stand und musste lange darum ringen, eine anerkannte Wissenschaft zu werden. In der Anfangszeit der Ethologie war aus kirchlichen Quellen sogar zu hören (wegen des Vergleiches Mensch - Affe), man möge doch für die Ethologen wieder die Inquisition einführen oder sie wenigstens exkommunizieren.

Es fällt dem egozentrischen Menschen schwer zu akzeptieren, dass die Ethologen so viele grundsätzliche Verhaltensgemeinsamkeiten zwischen Menschen und Tieren gefunden haben. Egal, ob es um Sexualität, Gruppenverhalten oder Aggression geht, immer gibt es Vorbilder in der Natur, denen wir gleichen. Im Folgenden sollen einige Beispiele beschrieben werden.

Hühner bevorzugen den Hahn mit dem größten Kamm. Klebt man einem Hahn versuchsweise einen riesigen roten Knetgummikamm auf, so ist er sofort der Liebling des Hühnerstalls. Der Grund für dieses Verhalten ist die Tatsache, dass ein gesunder Hahn einen großen Kamm hat und die Hühner für ihre Küken einen gesunden und so genetisch möglichst hochwertigen Vater haben wollen.

Ähnlich ist das Verhalten bei Menschen. Frauen - insbesondere jene niederer gesellschaftlicher Schichten - haben eine Präferenz für Muskelmänner. Auch sprechen schnelle Autos mit großen Spoilern unbewusst viele dieser Frauen an. Ein knackiger Hintern, Haare auf der Brust und andere deutliche männliche Merkmale sind ebenfalls der Traum vieler weiblicher Menschen. Sozial höher stehende Frauen bevorzugen soziale Indikatoren der Potenz ihres Mannes: Geld, Macht und teure Autos machen einen Mann vielfach "sexy" und damit für die Reproduktion interessant. Erfolg ist mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ein Indikator für "gute" Gene.
Die Männchen der Gattung Mensch bevorzugen Frauen mit langen Haaren, großen Brüsten und ausgeprägtem Hintern. Ebenso wie bei den Hühnern scheint hier der Versuch wirksam zu sein, einen genetisch hochwertigen Partner zu erlangen und diesen Partner für die Aufzucht der eigenen Jungen zu gebrauchen. Sexuelle Attraktivität eines potentiellen Partners ist also nur mehr ein genetisch definierter Indikator für die statistische Überlebensfähigkeit der Nachkommen.

Wie primitiv diese Programme sind und wie stark sie uns steuern, haben Neurologen schon vor 30 Jahren in einfachen Experimenten gezeigt: Setzt man Hühnern an bestimmten Stellen des Gehirns Sonden ein und reizt bestimmte Gehirnareale elektrisch, dann kann man komplexe Verhaltensweisen wie das "Wiesel-Kampf-Programm" oder die "Flucht vor dem Greifvogel" auslösen. Führt man ähnliche Reizungen in den primitiven Gehirnteilen von Menschen durch, dann kann man komplexe Aggressionsmuster ebenso wie Angst und ausgeprägtes ungerichtetes wie gerichtetes Flirt-Verhalten auslösen.
Interessant ist dabei die Tatsache, dass die Versuchspersonen immer (fälschlich) behaupten, sie hätten dieses Verhalten "selbst bewusst gewollt". Die Versuchspersonen unterliegen somit nicht nur einer unbewussten tierhaften Verhaltenssteuerung, sie leugnen diese Tatsache sogar heftig ab und behaupten, diesem Verhalten liege ein freier Wille zugrunde. Ähnliche Ergebnisse bezüglich des Selbstbetruges des Bewusstseins liefert Libet mit seinen neurologischen Versuchen. Aus diesen Versuchen lässt sich folgern, dass das Gefühl, eine Handlung aus freiem Willen durchzuführen oder zu unterlassen, in sehr vielen Fällen Selbstbetrug ist. Außerdem leitet sich daraus ab, dass die Selbstbeurteilung der eigenen Verhaltensfreiheit keine objektive Grundlage hat.

Aus Beobachtungen an Affenhorden weiß man seit kurzem, dass sie organisierte Kriege um Ressourcen wie Nahrung, Weibchen und Land führen. Ähnliches ist auch von menschlichen Horden ("Staaten") bekannt. Exzesse wie das Töten der Kinder und der Männchen des überfallenen Stammes und das Verschleppen und Vergewaltigen der Weibchen gehören zu diesen Affenkriegen einfach dazu. Lässt man den Blick nach Bosnien/Serbien oder in bestimmte Teile Afrikas schwenken und vergegenwärtigt man sich die Untaten aus vielen menschlichen Kriegen der Vergangenheit, dann muss man zu dem Schluss gelangen, dass die analogen Taten des Menschen nicht aus zufälliger Grausamkeit erfolgen, sondern aus unbewusstem, genetisch gesteuertem Kalkül: Der Kampf um Ressourcen. Von den Affen unterscheiden wir uns nur in der Raffinesse unserer Vernichtungsinstrumente und der Größe und Organisiertheit unserer Horden.

Diese Überlegungen führen ebenso zu dem Schluss, dass wir das Maß unserer Freiheit massiv überschätzen. Wir haben zwar rein statistisch etwas längere Marionettenseile als die anderen Tierarten, aber auch wir haben massiv verhaltensbestimmende Gene.

1.5 Freier Wille contra genetische Kontrolle
Für die Gene und damit für das Überleben einer Art ist es sinnvoll, ein Individuum in bestimmten Verhaltensbereichen zwingend festzulegen und andere Bereiche dem "freien Willen" zu überlassen. Doch wie können die Gene feststellen, ob es sinnvoll ist, dem Menschen vorzuschreiben, er möge Gummibänder um seinen linken Arm legen oder eine runde verspiegelte Brille tragen? Wie geschieht die Auswahl, welches Verhalten festzulegen und welches freizugeben ist? Da die Gene nicht "denken" können, aber dennoch scheinbar gezielt bestimmte Bereiche des Lebens eindeutig festlegen, kann es aus optimierungstheoretischen und evolutionsbiologischen Gründen heraus nur möglich sein, dass die genetisch festzulegenden Verhaltensweisen "zufällig" ausgewählt werden.

Im sogenannten "Schrotschussverfahren" - ein Begriff aus der mathematischen Optimierungstheorie - legen die Gene dann einzelne, zufällig ausgewählte Bereiche des Verhaltens zunächst zwingend fest. Ist diese festgelegte Verhaltensweise nun nicht überlebenshindernd (und kein Sozialstaat greift ein), werden die Träger dieses Gens sich in einer Population erhalten und auch in normalem Umfang fortpflanzen können. Stellt sich dann aber heraus, dass eine dieser zufällig zwingend festgelegten Verhaltensweisen - wie z.B. die Gummibänder am Handgelenk der Zwillinge Oskar und Jack - in einer veränderten Umwelt DER entscheidende Überlebensfaktor ist, dann werden dessen Träger dadurch gegenüber den Trägern anderer Gene einen solchen Vorteil im Überleben erhalten, dass sich das Gen mit dem Code "Erzwinge das Verhalten: Tragen roter Gummibänder am Arm" in der Population gegen andere Gene durchsetzt.

Das Gen, welches das erfolgreiche Verhaltensmerkmal hervorruft, wird auf diese Weise dominant und zwingt alle seine Träger dazu, rote Gummibänder am Handgelenk zu tragen. Diese verstehen ihr Verhalten nicht, führen es aber dennoch aus und erhalten dadurch ebenfalls einen Überlebensvorteil, der es dem beispielhaft gewählten Gummiband-Gen erlaubt, sich weiter fortzupflanzen.

Mit Computersimulationen lässt sich zeigen, dass Lebensformen mit teilweise genetisch festgelegten Verhaltensweisen einen massiven Überlebensvorteil gegenüber völlig freien und auch völlig determinierten Lebensformen haben, da überlebenswichtige Verhaltensformen genetisch erzwungen werden, die ein völlig freier Wille nur "stören" könnte. Es zeigt sich, dass der "richtige Mix" aus kultureller Prägung, genetischer Prädisposition, freier Wahl und pränataler Prägung (d.h. im Mutterleib) zu einer optimalen Überlebenstauglichkeit führt. Was der "richtige Mix" ist, entscheidet der Selektionsdruck der Umwelt, die ja auch aus konkurrierenden Artgenossen besteht.

Faktisch und logisch einfach beweisbar ist zudem die Tatsache, dass ein "freier Wille" in einer Population langfristig immer gegen die Verhaltensdetermination durch die Gene unterliegt, sofern er sich gegen das Diktat des persönlichen genetischen Egoismus richtet. Zur Veranschaulichung sei folgendes Beispiel dargestellt:

Angenommen, es existiert eine stark wachsende Menschenpopulation in einer kargen Umwelt. Einigen dieser Menschen - überzeugten Idealisten (Umweltschützer) - ist klar, dass bei weiterem Wachstum dieser Population eine Hungersnot droht. Diese Weitsichtigen setzen das frei gewählte Ideal einer 1-2 Kind-Familie durch und viele Mitmenschen folgen diesem Ideal, um etwas Gutes für die Gemeinschaft zu tun. Nun gibt es aber auch "Asoziale" in dieser Population, die sich dieser vernünftigen Entscheidung widersetzen: Sie produzieren einfach weiterhin mehr Kinder. Möglicherweise reproduzieren sich die meisten Asozialen wegen ihres "freien Willens" und nicht wegen der Verhaltensregulation durch die Gene. In diesem Falle werden die Kinder dieser Asozialen möglicherweise wieder vernünftig sein und wieder nur 1-2 Kinder produzieren. Doch tritt im Laufe der Zeit auch nur einmal ein Asozialer auf, welcher dieses Verhalten aus Gründen einer genetischen Verhaltensfestlegung zwanghaft durchführt, wird dieser Asoziale sein "Großfamiliengen" auch an viele seiner Kinder weitergeben und diese werden es wiederum an ihre Kinder weitergeben, bis schließlich die Mehrheit der Population aus solchen zwanghaften Großfamilienmachern besteht. Auch wenn durch diese Dummheit dann viele Menschen an Hunger sterben werden und die Umwelt immer mehr zerstört wird, es zu Kriegen um Wasser und Nahrung kommt, werden auch einige durchkommen und die meisten dieser Überlebenden haben das Gen, welches sie zwingt, sich zu vermehren, so gut es eben geht. Diese genetischen Reproduktionsautomaten werden sich immer bis an die Grenze des Möglichen ausdehnen, sobald die Umwelt (oder die Technologie dieser Kultur) es zulassen und mehr Ressourcen zur Verfügung stehen.

Das Beispiel aus dieser Modellwelt ist wie aus dem Leben der heutigen Menschheit gegriffen und zeigt auf drastische Weise, wie Gene es in großen Zeiträumen schaffen können, den "freien Willen" zu verdrängen, wenn dieser dem Ziel der Selbsterhaltung oder Verbreitung dieser Gene widerstrebt. Diese Tatsache ist die Ursache für die rücksichtslose Ausbeutung der Erde durch den Menschen und möglicherweise auch der Grund dafür, dass menschliche Eigenschaften wie "Bewusstheit" oder "Idealismus" eine Seltenheit sind. Bewusstheit führt zwangsläufig zur Erkenntnis des eigenen Egoismus und musste damit von der Evolution durch die genetische Selektion eingedämmt werden, da sie den Zielen der Gene gefährlich werden kann.

An dieser Stelle muss nochmals darauf hingewiesen werden, dass der subjektive Widerstand des einzelnen Individuums gegen die Erkenntnis der eigenen Abhängigkeit und Fremdbestimmtheit gerade ein Beweis dafür ist, dass die Gene uns den Befehl geben, wir sollen uns ihrer Diktatur nicht widersetzen, da diese sonst ineffektiv werden könnte. Es ist wie im politischen Leben: Gerade rücksichtslose Diktaturen schmücken sich gerne mit Worten wie "demokratisch" und "freiheitlich", um ihre wahre Natur zu verbergen und argumentativ nicht angreifbar zu sein. Wir genetische Automaten schmücken uns daher gerne mit Begriffen wie "Freiheit", um so unsere wahre rücksichtslose und egoistische Natur vor uns und den gegnerischen Artgenossen zu verbergen. Die "Freiheit", die wir damit meinen ist in den meisten Fällen die "Freiheit" zu tun, was uns unsere Gene aufzwingen, da es Unlust bereitet, den Genen nicht Folge zu leisten.

Wie weit die Macht der Gene aber tatsächlich und exakt abgegrenzt reicht und wie man den "wirklichen" freien Willen - so es ihn gibt - gegen den Zwang der Gene abgrenzen kann, ist wissenschaftlich bisher kaum erforscht. Einzelbereiche des Verhaltens eines Individuums, die durch Irrationalität auffallen, sind mit Sicherheit genetisch festgelegt.

Aus der obigen Argumentation geht hervor, dass mit Sicherheit alle Bereiche festgelegt sind, die für den Fortbestand der Gene von Bedeutung sind. Dazu gehören: Partnerschaft, Sexualität, Kinder, Egoismus gegenüber Fremden und relative Selbstlosigkeit gegenüber Verwandten.

So lässt sich in Einzelfällen immer wieder beobachten, wie auch sehr intelligente Menschen offensichtlich einer Reihe von primitiven und verwerflichen Verhaltensweisen und rationalisierten Scheinargumentationen unreflektiert frönen, dass sich einem der Vergleich mit Affen aufnötigt. Hier eine genaue Abgrenzung zu ziehen ist sehr schwierig, dennoch aber lohnenswert. Es ist aus ethischen wie auch aus erkenntnistheoretischen Gründen immer sinnvoll und lohnenswert eigenes Verhalten und das Verhalten von Dritten unter diesem Gesichtspunkt zu reflektieren.

1.6 Egoismus und Altruismus
Bei Betrachtung der oben dargestellten Zusammenhänge stellt sich die Frage, warum wir scheinbar Verhaltensweisen zeigen, die altruistisch sind oder zu sein scheinen. Immer wieder scheinen wir Menschen auch Verhaltensweisen zu zeigen, die über rein egoistische Erwägungen hinausgehen. Wie Dawkins eindrucksvoll und mit vielen Literaturverweisen zeigen konnte, sind diese Verhaltensweisen nur scheinbar selbstlos; es zeigt sich bei näherer Betrachtung sogar, dass diese scheinbar so altruistischen Verhaltensweisen nur der Optimierung des persönlichen Egoismus dienen.

Verständlich machen kann man sich die Erkenntnisse, die zu dieser Folgerung führen, insbesondere durch Erkenntnisse der Spieltheorie. Die Spieltheorie zeigt an mathematischen Gedankenexperimenten auf, wie sich Verhaltensweisen von Lebensformen entwickeln, welche sich den gleichen Lebensraum teilen und um Nahrung und andere Ressourcen konkurrieren müssen.

Auf den ersten Blick scheint es so, als könne eine Lebensform dann besonders viel für sich herausholen, wenn sie absolut rücksichtslos egoistisch sei. Schon bei einfacher Betrachtung zeigt sich aber, dass ein absoluter Egoist in einer Welt von absoluten Egoisten keinen Vorteil hat. Wenn jeder nur für seinen eigenen Vorteil kämpft, kann letztendlich keiner dazu kommen, andere effektiv zu übervorteilen. Da in einer solchen Welt der Egoisten die Nachteile gegenüber einer Welt mit begrenzter Zusammenarbeit überwiegen, ist diese Welt evolutionär nicht "stabil". Reine Egoistengruppen werden wegen Ihrer geringeren "Fitness" durch kooperative Gruppen verdrängt.

Das gleiche gilt für eine Welt aus Altruisten: Wenn alle immer nur an den Anderen denken, hat dies zwar zunächst große Vorteile, da die dann auftretende Solidarität und Kooperation zu großen Synergieeffekten führt. Tritt in einer solchen Welt aber nur ein Mutant auf, der rücksichtslos egoistisch ist, nutzt dieser die Altruisten aus und verdrängt sie schließlich. Somit ist auch eine solche Welt evolutionär nicht stabil.

Führt man Computersimulationen durch, in denen Wesen in unterschiedlichem Maße egoistisch oder altruistisch sein können und in der die korrespondierenden Erbanlagen mit hoher Wahrscheinlichkeit an die Nachkommen weitergegeben werden und selten eine Änderung (Mutation) des Grades des Egoismus stattfindet, stellt sich nach einiger Zeit eine stabile Population ein, in der reine Egoisten und reine Altruisten selten sind und Mischformen überwiegen. Eine sehr erfolgreiche Strategie ist beispielsweise eine Verhaltensweise, die beim Zusammentreffen mit Artgenossen zu 2/3 der Fälle kooperiert und zu 1/3 egoistisch handelt. Maynard Smith (DA125) hat für das Verhalten dieser Mischform den Begriff ESS (Evolutionär Stabile Strategie) geprägt.

Aus diesen Überlegungen folgt, dass eine rein egoistische Verhaltensstrategie im Wettbewerb nicht überdauern kann, weil Kooperation in Erwartung einer Gegenleistung insgesamt zu größeren Vorteilen führt. Daher sind altruistische Verhaltensweisen in der Regel verdeckte Egoismen. Das Prinzip des primären Egoismus wird daher nur aufgeweicht, da Kooperation langfristig auch egoistische Vorteile aufweist.

Auf die Beweisführung wird an dieser Stelle aus Platzgründen verzichtet. Es sei in diesem Zusammenhang auf die entsprechende Primärliteratur verwiesen, in der der dargestellte Zusammenhang exakt hergeleitet wird.

Kapitel 2 - Auswirkungen unserer genetischen Lenkung
Wie bereits erwähnt, liegt die besondere Brisanz der genetischen Steuerung unseres Verhaltens gerade in der Tatsache begründet, dass wir glauben, frei zu sein. Der einzige Weg zur Bewusstheit liegt gerade darin, dass wir unsere Unfreiheit anerkennen und uns mit den Folgen und Auswirkungen auseinandersetzen, die diese unsere Unfreiheit bewirkt. Im Folgenden sollen einige Auswirkungen besprochen werden.

2.1 Fortpflanzung bis zum bitteren Elend
In einer Welt mit 6 Milliarden Menschen, in der die natürlichen Ressourcen ausgebeutet und im Minutentakt Arten durch die schiere Masse und Gier der Art Mensch vernichtet werden, wie nie zuvor in der Geschichte, kann es nur ein Ergebnis primitiven Egoismus und nativer Unbewusstheit sein, mit diesem Wissen weiter Kinder in die Welt zu setzen oder dies anderen zuzubilligen.

Die grundlegende Annahme dieses Artikels ist, dass die Überlebensmaschinen "Menschen" von egoistischen Genen gelenkt werden und von diesen kann man ganz gewiss weder erwarten, das sie in die Zukunft blicken, noch, dass ihnen das Wohl ihrer Art am Herzen liegt. Was für durchschnittliche Menschen einzig zählt ist der Erfolg der eigenen Gene und der eigenen Brut.

Auch die Lebensbedingungen der eigenen Brut sind egal - Hauptsache sie überlebt irgendwie die anderen Genträger und setzt so "mein" Gen durch. Während in früheren Zeiten noch das Risiko dagegen stand eine zu große Zahl von Kindern nicht ernähren zu können, gibt es heute den Staat, der dafür sorgt, dass die vermehrungsfreudigen Egoisten sich mittels Kindergeld und Sozialhilfe mit dem geraubten Geld der vernünftigeren Restbevölkerung reproduzieren können.

Gerade Deutschland ist eines der am dichtest besiedelten Länder der Erde. Wir können mit dieser viel zu hohen Bevölkerungsdichte nur dadurch überleben, dass wir die Ressourcen anderer Länder ausbeuten. Wenn fünf Menschen sich stark einschränken, "um die Umwelt zu schützen" - nur ein Kinde macht deren Ersparnis wieder zunichte, da es ja auch irgendwann wohnen, Auto fahren und leben muss und dazu Ressourcen braucht.

Jedes Land schiebt das Problem der überhöhten Bevölkerung auf "die anderen". Auch wir Europäer schielen immer auf die Bevölkerung der "Dritten Welt", die sich kaninchenhaft vermehrt und vergessen dabei, dass zwar die "Dritte Welt" die höchsten Wachstumsraten (Geburtenraten) hat, wir aber die größte Bevölkerungsdichte haben. Wir Europäer haben uns in unserer Vergangenheit wie die Kaninchen vermehrt und suchen nun nach Wegen, unsere extrem hohe Bevölkerungsdichte auf Kosten der Restwelt zu erhalten.

2.2 Der Mensch - Massenmörder seiner Mitgeschöpfe
Wir sind die Sieger im größten Verdrängungswettbewerb der Erdgeschichte. Keine andere Art hat sich so zügellos vermehrt wie der Mensch. Keine Art hat durch ihre schiere Masse so vielen anderen Arten die Lebensgrundlage entzogen und sie in den Massenholocaust geschickt wie der Mensch. Jede Minute rottet der Mensch eine andere Art aus. Der Mensch vernichtet mit Hilfe seiner effektiven Industrie andere Arten und ruiniert die gesamte Ökosphäre unseres Planeten.

Die Industrieproduktion, die in den Augen des naiven Beobachters für die Zerstörung der Umwelt verantwortlich ist, ist notwendig, um die hohe Bevölkerungsdichte in Europa zu ernähren und zu kleiden. Sicher ist der Konsumzwang unserer westlichen Gesellschaft dafür mitverantwortlich. Würde man aber - wie Modellrechnungen zeigen - unseren Konsum einschränken, würde der Rohstoff- und Energieverbrauch um maximal 20% zurückgehen. Diese 20% holt der Bevölkerungswachstum der Welt in wenigen Jahren wieder ein und die Spirale der Zerstörung dreht sich weiter.

2.3 Liebe zur Verwandtschaft
Beziehungen zu Verwandten sind erheblich stabiler als Beziehungen zu genetisch "Fremden". Während die durchschnittliche Dauer der sozialen Verbindung zu Geschwistern durchschnittlich 55 Jahre anhält, ist die Dauer einer konventionellen Freundschaft auf durchschnittlich 8 Jahre begrenzt. Auch lässt sich statistisch zeigen, dass der Grad der Verwandtschaft und damit die genetische Ähnlichkeit streng mit der Dauer der Verbindung korreliert.

Menschliche Stammesrituale und Bräuche messen der Verwandtschaft gewöhnlich großes Gewicht bei. Eltern gehen große Risiken ein und zahlen einen hohen Preis, um für ihre Kinder einzustehen. Großeltern opfern sich häufig geradezu für ihre Enkel auf.

Die Korrelation der Stärke und Stabilität einer Beziehung zum Verwandtschaftsgrad lässt nur die Erklärung zu, dass die Gene die signifikanteste Ursache für diese menschliche Eigenschaft sind.

Auf den ersten Blick mag diese Eigenschaft der Familientreue positiv bewertet werden. Hält man sich allerdings vor Augen, dass es keine echten Gründe für die Bevorzugung von Verwandten gibt und dass Beziehungen zu externen Personen genauso wertvoll sein können, kommen erste Fragen nach der Rechtfertigbarkeit dieses Verhaltens auf. Noch fragwürdiger wird dieses Verhalten, wenn man sich die Verhältnisse in südländischen Regionen ansieht, bei denen es eine ausgeprägte "Vetternwirtschaft" gibt.

Kapitel 3 - Konsequenzen für eine Gesellschaft der Zukunft
Ein Großteil unseres "individuellen" Seins und auch unserer gesellschaftlichen Strukturen unterliegen nicht dem Einfluss dessen, was wir in unserer Philosophie als "freien Willen" bezeichnen.

Nicht "höhere Motivationen" und "logische Überlegungen" veranlassen uns primär zu Handlungen und zur Bildung von sozialen Strukturen, sondern festgelegte biologische Programme. Diese Programme veranlassen uns zur Axiombildung, die sich wiederum in unserem sozialen Handeln und den Staaten, Gesetzen und Systemen niederschlägt, über die sich der Mensch sozial organisiert und über die er seine Existenz oft auch definiert. Wir sind nicht die eigentlichen Herren unserer Handlungen und als solche auch nicht als "frei" zu bezeichnen. Unsere wahren Herren sind unsere Gene und ihr Handlanger ist der Trieb.

Damit verliert der Begriff der Freiheit seinen Reiz und seinen Anspruch, da die von jedem Menschen beanspruchte Freiheit in weiten Teilen nichts anderes ist als der Anspruch, der eigenen genetisch determinierten Gier gerecht zu werden.

3.1 Konsequenzen für den Einzelnen
Bei jeder unserer Handlungen müssen wir damit rechnen, dass sie nicht den Motiven entspringen, die wir gerne darin sehen würden. Statistisch gesehen müssen wir bei den meisten unserer Handlungen und Haltungen eher davon ausgehen, dass hier irgendeine genetisch vorgelegte Verhaltensweise ihren Tribut fordert und ihre menschliche Marionette zu Handlungen und darauf folgenden falschen Rechtfertigungen veranlasst.

Immer müssen wir uns selber hinterfragen, warum wir so handeln, wie wir handeln: Warum will ich Kinder? Warum heirate ich? Warum ergreife/habe ich diesen Beruf? Warum will ich ein Eigentumshaus? Warum mag ich Macht? Warum will ich Selbstbestätigung? Was macht mich zufrieden und warum? Diese Fragen betreffen zentrale Lebensbereiche, da sie alle mit unserer Lebenszufriedenheit und dem "Sinngefühl" zusammenhängen und dadurch unser Leben in massiver Weise gestalten. Gerade aber diese Fragen bestimmen unser Leben und machen unsere Gesellschaft aus, gerade diese Fragen können wir aber nicht selbst beantworten: Sie werden beantwortet - von unserem Tier-Ich und damit durch unsere genetischen Programme.

Jede Liebesbeziehung, die wir haben und in die wir uns in der Regel hormonell so sehr verstricken, dass wir nicht mehr die sind, die wir waren - jeder Streit, in dem wir uns gegen andere Menschen versuchen durchzusetzen - unser unbändiger und oft unvernünftiger Wunsch nach Kind und Familie - all dies wird für uns entschieden und wir führen es wie seelenlose Roboter aus, nur um - wie ein Hund vom Herrchen mit einem Leckerchen geködert wird - von unseren gen-gemachten Programmen mit einem Lust-Kick aus der Hormondrüse belohnt zu werden.

Wenn wir danach fragen, wie wir uns aus dieser Umklammerung der Urzeit lösen können, müssen wir zunächst resigniert erkennen, dass der Mensch, solange er in diesem halbtierischen Körper steckt, ein Gefangener eben dieses Organismus ist. Er ist verfangen in seiner tierhaften Körperlichkeit und kann ihr nicht wirklich entrinnen.

Sicher kann man für kurze Zeit entkommen nur kann man nie sicher sein, ob man auch wirklich entronnen ist oder ob man nicht der perfekten Täuschung eines eigenen genetischen Programmes erliegt und dennoch weitermacht wie bisher. Denn die Manipulation meines Verhaltens durch meine Gene ist umso tückischer und umso effizienter, je mehr ich daran glaube, ihr nicht zu erliegen.

Die größte Sicherheit der Freiheit mag wohl erlangen, wer über Dinge urteilt, die ihn in keiner Weise betreffen, die ihn emotional völlig gleichgültig sein lassen und von denen er weder Vorteile noch Nachteile hat. Jede emotionale Verwicklung in einer Sache oder einer wichtigen Frage bringt uns und damit die Antwort auf diese Frage wieder unter die Kontrolle der Gene, Hormone, Gefühle und Triebe.

Es ist sicher ein sehr verachtenswerter Zug, wenn ein Mensch über diese Dinge weiß und dennoch in seiner Tierhaftigkeit unbeirrt fortfährt. Er hat sich aus der Sicht eines höheren Standpunktes den Zugang auf das verwirkt, was in unserer Gesellschaft leider jedem gewährt wird: Freiheit.

Es wäre jedoch auch ein Fehler zu versuchen, sich der Kontrolle der Gene völlig zu entziehen. Zwar wäre eine solche Askese prinzipiell möglich, doch teilen wir unseren Körper mit dem genetischen Tier, welches darunter stark leiden und sich auf seine Weise zur Wehr setzen würde.

Verdrängt man einen starken inneren Trieb, wird dieser auf oft unerwartete Weise seinen Tribut fordern und in unseren psychologischen Schatten abwandern, von wo er uns subtil weiter beherrscht. Diese Gesetze unseres Bewusstseins sind grundlegend.

Der Psychologe C.G. Jung bezeichnete das, was hier als "tierhaft" und "genetisch festgelegt" bezeichnet wird, als Teil des Unbewussten. Aus seinen Ausführungen über das Unbewusste und den Folgen der Verdrängung von Eigenschaften des Unbewussten kann man konstatieren, dass vor keinem Typ Mensch mehr gewarnt werden sollte als vor dem zwanghaft Perfekten, dem Heiligen, der keine Schwächen hat: Schlimmer noch als der Primitive ist er oft, da er es versteht, seine Abgründe so gut zu verbergen, dass er selber nur schwer sehen kann, wie sie ihn beherrschen.

Sicher gibt es ihn, den perfekten Menschen in diesem Sinne, aber er ist selten und irgendwann erwischt es meist auch ihn. Jung schreibt über diesen eher theoretischen Heroen:

"Je kräftiger und selbstverständlicher das Bewusstsein [dieses Menschen] und damit der bewusste Wille wird, desto mehr wird das Unterbewusstsein in den Hintergrund gedrängt und desto leichter entsteht die Möglichkeit, dass die Bewusstseinsbildung sich vom unbewussten Vorbild emanzipiert, dadurch an Freiheit gewinnt, die Fesseln der bloßen Instinktmäßigkeit sprengt und schließlich in einen Zustand der Instinktlosigkeit oder -widrigkeit gelangt. Dieses entwurzelte Bewusstsein, das sich nirgends mehr auf die Autorität der Urbilder berufen kann, ist zwar von prometheischer Freiheit, aber auch von gottloser Hybris. Es schwebt zwar über den Dingen, sogar über dem Menschen, aber die Gefahr des Umkippens ist da, nicht für jeden individuell, aber doch kollektiv für die Schwächeren einer solchen Sozietät, welche dann, ebenfalls prometheisch, vom Unbewussten an den Kaukasus gefesselt werden."

Aus diesen Worten geht hervor, dass es nur wenigen gelingt, die Kräfte des Unbewussten oder den Einfluss der Gene wirklich zu beherrschen und auch von diesen Wenigen gibt es nur Ausnahmen, die an dieser titanischen Aufgabe nicht zerbrechen, nicht krank oder psychisch gestört werden, da das innere Tier die damit einhergehende Verstümmelung nicht ertragen kann.

Gemeinhin müssen wir uns als Menschen - auch wenn wir noch so edler Gesinnung sind - mit dem Unbewussten und Niederen mehr oder weniger arrangieren. Doch diese Anforderung ist ebenso paradox wie das daraus resultierende Leben: Einerseits wollen wir dem niederen Sein entrinnen, andererseits müssen wir dafür einen Zoll in Form niederer Zugeständnisse zahlen.

INTEGRATION lautet das Zauberwort, mit dem Jung die rechte Vorgehensweise beschreibt: Die niederen Seiten der Person müssen bewusst gemacht werden und bekämpft, zunächst gar völlig zerstückelt werden, um dann wiederbelebt und reintegriert werden. Die völlige Zerlegung, Verstümmelung und Zerstückelung des inneren Tieres und aller seiner Aspekte ist ein notwendiger Schritt, um dem Tier zu zeigen, wer der wahre Herr in der eigenen Person zu sein hat. Verliert man den hierzu notwendigen harten Kampf, verfällt man für alle Zeiten dem Finsteren. Gewinnt man diesen Kampf, beginnt die Aufgabe gerade erst: Man muss wieder heilen und ganz machen, was man vorher um der Bewusstheit willen entzweien musste.

Der erste Schritt bedeutet Läuterung: Erkennen, dass man sich mit niederen Menschen in niederen Handlungen ergeht und Desintegration dieser Seiten: Rauchen, Kneipen, Familientrieb, Sex, Alkohol, Rudelsport und Konzerte - all diese Wünsche und Taten des Niederen und Primitiven in uns müssen Stück um Stück bekämpft und zunächst vielleicht völlig und für einen längeren Zeitraum vernichtet und unterdrückt werden. Dann muss man sie - soweit notwendig und soweit es einem starken inneren Bedürfnis entspricht - vorsichtig wieder hervorholen, um sie in ein gesundes Persönlichkeitsbild einzubinden. Konfuzius hatte für diesen harten Weg einen guten Rat:
"Wenn Du ein Bedürfnis hast, komme ihm nach, aber vermeide es, Dich in Situationen zu begeben, welche neue Bedürfnisse in Dir wecken."

3.2 Politische Intentionen
Politik unter Menschen bedeutet nach dem oben gesagten auch Politik unter Tieren. Egoistische Organismen mit der Fähigkeit zu sprechen und technische Hilfsmittel einzusetzen, kämpfen rücksichtslos um Rohstoffe und Ressourcen und machen sich damit gegenseitig das Leben zur Hölle.

Damit die Auswüchse des darwinistischen Kampfes um Ressourcen nicht dazu führen, dass Synergieeffekte nicht genutzt werden konnten, vereinbarten die Menschen eine Art Waffenruhe und gründeten Staaten und Gesellschaften. Zwar legen diese Systeme dem einzelnen erhebliche Schranken auf, ermöglichen aber dadurch auch eine Kultur und die Entwicklung von Technik, deren Nutzen für den einzelnen genetischen Egoisten den Nachteil der Einschränkung seiner Freiheit weit übertrifft.

Gesellschaften sind Kompromisse zwischen Egoisten: Als solche funktionieren sie natürlich auch alles andere als perfekt. Der Zweck einer Gesellschaft liegt nicht darin, Gerechtigkeit zu üben oder soziale Leistungen zu vollbringen; der Zweck einer Gesellschaft liegt darin, jedem daran beteiligten Menschen ein Maximum an Möglichkeiten zur Auslebung seiner genetischen Programme zu gewähren, ohne dabei die anderen Menschen in ihrer Möglichkeit zur Auslebung ihrer Programme zu behindern. Egoisten vereinbaren insbesondere in demokratischen und sozialistischen Gesellschaften gewisse Regeln und Gesetze, die dieses Gleichgewicht gewährleisten sollen.

Wie aus der Theorie zu erwarten ist, gibt es kein politisches System, welches wirklich Wert auf den Erhalt anderer Arten legt. Umweltschutz wird immer nur betrieben, um natürliche Ressourcen für die Menschen zu schonen und zu erhalten. Immer dann, wenn echter Natur- und Artenschutz zu Lasten von Arbeitsplätzen oder Wohngebieten geht, wird er zurückgestellt.

Die übliche Hetze gegen Andersdenkende (der auch dieser Artikel unterliegen wird) und das Gruppenverhalten, welches dazu führt, Fremde und andere Verhaltensweisen auszugrenzen, sind ebenfalls Bestandteile unseres genetischen Verhaltenspools. Diese Programme stabilisieren die Gruppe, deren Mitglied wir sind und erhöhen damit unsere Macht, weshalb wir alle gerne mit hetzen und uns an unserer Gleichschaltung unbewusst erfreuen.

Viele Beispiele ließen sich nennen, bei denen man auch davon ausgehen kann, dass unsere Verhaltensweisen genetisch bedingt sind, da sie der Macht und dem Überleben der Gruppe und damit dem Einzelnen Genträger zu Gute kommen.

3.3 Philosophische Intentionen
Die obige Darstellung umfasst nicht die ganze Wahrheit des Seins. Es ist davon auszugehen, dass der Mensch aus mehr bestehen kann als aus den Anweisungen seiner Gene. Es sei jedoch darauf verwiesen, dass diese Annahme umstrittener ist als die Annahme der Gensteuerung unseres Verhaltens.

Während es nämlich für die Gensteuerung viele fundierte Beweise gibt, von denen einige oben dargestellt wurden, gibt es für Antriebe des Menschen, die über das rein tierhaft Körperliche (und damit Genetische) hinausgehen, kaum handfeste Beweise.

Möglich ist aber, dass wir neben der Lenkung durch genetische Programme auch nicht materielle Entscheidungsträger - eine "Seele" - haben.

Es gibt auch Hinweise darauf, wie die genetischen Programme mit der Seele (oder anderen "höheren" Entscheidungsträgern) kooperieren. Maslow hat eine umfassende Theorie (Maslow'sche Bedürfnishierarchie) publiziert, in der er zu dem Schluss kommt, dass höhere Antriebe nur dann das Verhalten bestimmen könnten, wenn die niederen Antriebe zu ihrem Recht gekommen sind. Also erst wenn wir satt sind, Besitz haben und Kinder erzeugt haben, können wir uns höheren Dingen widmen.

Diese Betrachtung ist durchaus im Einklang mit evolutionären Überlegungen: Die Gene müssen zuerst sicherstellen, dass die primären Überlebensprogramme ausgeführt werden. Dann können sie zulassen, dass der Träger dieser Gene sich anderen Dingen widmet, welche dann möglicherweise wieder den Genen zu Gute kommen, da er vielleicht eine neue Erfindung ersinnt, die den Menschen neue Ressourcen zur Ausbeutung freigibt.

Natürlich ist diese biologische Zwangsjacke, in die uns die Natur hier gesteckt hat, ethisch sehr negativ zu bewerten: Man findet kaum junge Menschen, die sich mit Dingen befassen, welche über materielle oder soziale Bedürfnisse hinausgehen. Erst viel später, wenn die Kinder groß geworden sind und der Tot schon bald an die Türe klopft, kommt für viele die Stunde sich zu fragen, wofür das Leben eigentlich gut gewesen sei. Sie haben ihre Schuldigkeit gegenüber ihren Genen getan, brav der eigenen Programmierung Folge geleistet und werden nun vom Leben ausgespuckt wie faule Äpfel.

Es stellt sich die Frage, ob wir überhaupt die Macht haben, aus diesem Gen-Gefängnis auszubrechen. Die Wärter dieses Gefängnisses sind in jeder Zelle unseres Körpers und haben kein Interesse daran, dass wir die Fesseln ablegen. Immer wieder wird es Menschen geben, denen dies gelingt; diese zahlen aber den Preis, dass sie ihre Gene nicht weitergeben können. Möglicherweise ist dies aber auch erwünscht, da sie durch ihre Denkfreiheit und die daraus resultierende Innovation Leistungen erbringen, die den triebgeleiteten Artgenossen wieder zu Gute kommen. So kann man sich möglicherweise drehen und wenden wie man will: Man entkommt den Genen nicht so einfach.

Vielleicht gibt es nur den Weg über das "Verlassen unseres Körpers", der uns gefangen hält? Vielleicht müssen wir die wertvollen Teile unseres Bewusstseins auf einen Computer portieren und dort zu neuem Leben erwecken (siehe "Genetische Wachablösung")? Kann man diese Sackgasse der Evolution dadurch verlassen, dass man biologische Funktionen wie den Tod und die Fortpflanzung durch medizinische Methoden überflüssig macht? Hilft es, wenn jeder Mensch nur ein Kind haben darf, dafür aber 500 oder mehr Jahre lebt, so dass sich der relative Stellenwert der Primitivprogramme sich im Leben des Menschen verringert? Vielleicht würde unsere Gier geringer sein, wenn wir nicht so unter Zeitdruck der geringen Lebensspanne leben müssten?

Es wäre sehr wünschenswert, wenn dieser Text zumindest den einen oder anderen Leser aus seiner Genhypnose erwachen lässt und ihn dazu veranlasst, sein Leben nicht im Sinne der Gene zu führen, sondern der Suche nach dem Sinn des Seins oder einer anderen Beschäftigung, die mehr Sinn gibt, als der bloße Erhalt des eigenen Genoms.

Lasst uns einen Befreiungskampf führen von diesem elenden Sein als genetischer Automat!

Klopperhorst
27.01.2012, 11:51
"Lasst uns einen Befreiungskampf führen von diesem elenden Sein als genetischer Automat!"

Das geht in der Welt der Vorstellung nicht, nur in der Welt des Willens.
Denn solange wir im principio individuationis gefangen sind, mit unseren Vorstellungen von Raum, Zeit, Kausalität, können wir auch nur deteministisch handeln.

Jedoch: Nach Abstreifen dieses Prinzips gewinnen wir ursprüngliche Freiheit zurück.
Letztendlich aber nur durch den Tod, der uns ins Quantenreich und somit in absolute Freiheit zurückbefördert.

---

LOL
27.01.2012, 12:32
[...]Beschäftigung, die mehr Sinn gibt, als der bloße Erhalt des eigenen Genoms.
Lasst uns einen Befreiungskampf führen von diesem elenden Sein als genetischer Automat!

Dieser Befreiungsschlag wurde schon vor langer Zeit ausgeführt, durchs Christentum.

Superbeowulf
31.01.2012, 15:34
Hier die Bestätigung, dass die Geschichte der Jim-Twins wahr ist: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14328720.html

-jmw-
31.01.2012, 18:42
Textlänge <-> Leser.

Ingeborg
01.02.2012, 10:55
Man kann die Probleme des heutigen Menschen bis hin zum Burn out nicht besser zusammenfassen als mit den vier genialen Worten, der kausalen Kette:
Stärke - Zucker - Diabetes - Krebs

Jeder Eskimo weiß Bescheid. Übrigens auch jeder Adler, jeder Löwe ...

http://www.strunz.com/news.php?newsid=1711&tag=&ab=0

Ingeborg
03.02.2012, 16:40
Gleicher Job, gleiches Hochzeitslied

„Aber als ich vor zwei Jahren heiratete, begann ich, über Familie und meine Adoption nachzudenken, und als ich meine Mutter danach fragte, erzählte sie mir die Geschichte noch einmal, und ich beschloss, nach Lin zu suchen“, so Emilie gegenüber der Nachrichtenagentur. Zuerst durchsuchte sie ein Netzwerk für indonesische Kinder, die von schwedischen Familien adoptiert worden waren – doch letztendlich fand sie ihre Zwillingsschwester im Januar vergangenen Jahres bei Facebook. „Ich wurde am 18. März 1983 in Semarang geboren, und der Name meiner leiblichen Mutter ist Maryati Rajiman“, schrieb Emilie. Und die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: „Wow, das ist auch der Name meiner Mutter! Und das ist mein Geburtstag!“

Die beiden stellten fest, dass sie auch sonst viele überraschende Gemeinsamkeiten hatten: Zum Beispiel, dass sie nur 40 Kilometer voneinander entfernt in Südschweden lebten, beide als Lehrerinnen arbeiteten, mit einem Jahr Unterschied am gleichen Datum geheiratet und dabei sogar zum selben Hochzeitslied getanzt hatten.

„Wir sind sehr neugierig, ob es sich dabei um DEN Taxifahrer handelt“


http://de.nachrichten.yahoo.com/nach-der-geburt-getrennt--zwillinge-finden-sich-nach-29-jahren-wieder.html

Ingeborg
04.02.2012, 14:44
Wie seltsam manche Berichte doch sind.

Wir sehen Frankfurts wagemutigste und zugleich tapferste Bald-Mami: Osayki P. (27) – hochschwanger sprang sie aus dem Fenster, als ein Kellerbrand schwarzen Rauch in ihre Wohnung trieb!

Gestern besucht BILD die Frau am Krankenbett in Höchst. Auch ihr rechter Arm ist geprellt, mit dieser Seite ist sie am Vorabend auf die tiefgefrorene Erde geknallt, aus 5 Metern Höhe – die Hände schützend um ihren Bauch gelegt.

So rettete sie ihrem ungeborenen Kind (8. Monat) vermutlich das Leben.

Osayki P. hat noch Schmerzen, aber etwas anderes ist ihr viel wichtiger: „Gott sei Dank, mein Kind lebt – ihm geht es gut!“, sagt die junge Frau zu BILD.
Sie erzählt, wie sie in Panik das Fenster öffnete, sich zum Sprung entschloss, obwohl die Feuerwehr noch nicht am Haus angekommen war: „Was sollte ich denn machen? Ich MUSSTE springen!“

(Wirklich? Die anderen Bewohner gingen ganz normal durch die Haustüre raus.)

Grund für den Kellerbrand in der Bechtenwaldstraße: Laut Polizei vermutlich feige Brandstiftung.
Nach dem Feuer ist das Haus erstmal nicht bewohnbar – Schaden: mindestens 100 000 Euro.

http://www.bild.de/regional/frankfurt/brandstiftung/schwangere-springt-aus-fenster-mutter-und-baby-ueberleben-22423758.bild.html

Migrantenkinder zündeln ja oft.

Und gerne wird das dann vertuscht.

Afrikaner haben eine seltsame Neigung leichtfertig aus hohen Fenstern zu springen.

Genetisch nicht als Gefahr verankert?

Ich kannte einen der Springer in FFM.

Seit dem fällt mir das immer wieder auf.

Der Massensprung voriges Jahr:

http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article10492311/Elf-Leute-springen-aus-Teufels-Angst-aus-Fenster.html

und andere Springer:

http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1109080/Mann_springt_aus_Fenster_im_dritten_Stock.html

http://www.tz-online.de/aktuelles/muenchen-zentrum/drogen-razzia-hier-sprang-dealer-raus-1395646.html

http://books.google.de/books?id=b_Id2rqF6S0C&pg=PA100&lpg=PA100&dq=afrikaner+springt+aus+Fenster&source=bl&ots=D0A2IMDXVF&sig=xgfTiDO0mD9bhpDIgbHRzKsX5xs&hl=de&sa=X&ei=ZzQtT6PpBI3Kswbb5enrDA&ved=0CGQQ6AEwCTgK#v=onepage&q=afrikaner%20springt%20aus%20Fenster&f=false

http://spassprofi.de/Witze/auslaenderwitze.htm

dZUG
05.02.2012, 02:14
Richard Dawkins :hihi:
Da ist der kotzfisch Fan von und der Unschlagbare.
Leider treiben die sich meistens im Religionsforum rum und gehen einem dort auf die Nerven :D :D :D

Ich sag nur da will sich ein Atheist da Säckchen auffüllen, soll ja genug Dumme geben. Wenn ich mal Zeit hab schreib ich auch ein voll schwachsinniges Buch und lach mich über die Trottel kapput.
Der meint es aber echt ernst :hihi: