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Vollständige Version anzeigen : Ein revolutionäres Wirtschaftssystem, in dem niemand arbeiten muß



Moloch
30.09.2003, 11:47
Es gibt ja bekanntlich immer ein paar Deppen, die mehr haben wollen als andere. Diesen Trieb können wir uns zunutze machen, indem wir ihre Einkommen und Vermögen besteuern und diese Steuereinnahmen an uns ausschütten. Und von diesen Geld leben wir dann, ohne arbeiten zu müssen. 8)

Eigentlich sind wir von diesem Wirtschaftssystem gar nicht so weit entfernt. Einkommen werden ja besteuert. Vermögen leider nicht mehr, dafür Erbschaften. Insgesamt betragen die Einnahmen aller öffentlichen Haushalte etwa 920 Mrd. € im Jahr.

Nur werden diese Steuereinnahmen leider nicht an uns ausgezahlt, sondern für alles mögliche verbraten. Unter anderem zum Lebensunterhalt für Rentner, Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger. Die brauchen schon nicht mehr zu arbeiten, aber wir müssen immer noch. Das ist doch verdammt ungerecht, oder?

Warum zahlen wir nicht jedem Bürger 800 € im Monat zum Lebensunterhalt? Das macht bei 80 Mill. Bürgern x 800 x 12 Monate = 768 Mrd. € im Jahr. Und die Gesamteinnahmen aller öffentlichen Haushalte betragen 920 Mrd. €. Bliebe sogar noch was übrig!

Was haltet Ihr davon?

aphaean
30.09.2003, 17:06
Die ehemalige UdSSR hatte zumindest die sog. "Fünf Jahres Pläne". Der obig vorgestellte bräuchte nur ein Jahr um Deutschland in den Ruin zu treiben. Gratuliere - so schnell hat es nicht einmal Regierung Kohl auf die Reihe gebracht.

Nebenbei bemerkt: ein Gros der Haushaltsausgaben der BRD dienen der Allgemeinheit, zu der Du offensichtlich auch gehörst. Das beginnt mit dem Strassenbau auf kommunaler und Bundesebene und endet mit Finanzierung des Bildungssystemes, und wenn die abgedeckt sind, dann ist auch die Staatsverschuldung zu minimieren.

*kopfschüttel* - wenn man sowas liest, glaubt man nicht, auf was für obskure Gedankengänge manche Menschen kommen.

cheerio mates
anna

Moloch
30.09.2003, 17:29
Was soll mein Vorschlag mit Fünf-Jahres-Plänen zu tun haben? Und was die Staatsaufgaben angeht, für die heute das ganze Geld verbraten wird: Ich bin davon überzeugt, daß fast alles davon besser privatisiert oder durch kostendeckende Gebühren finanziert werden könnte. Für unverzichtbar halte ich lediglich Landesverteidigung, Polizei und Justiz. Und das zusammen kostet gerade mal 50 Mrd. € pro Jahr.

Ich habe mit meinem Vorschlag zum Denken anregen wollen. Das ist mir anscheinend nicht gelungen. Hätte ich mir aber denken können, ich bin hier schliesslich in Deutschland. :angry: :angry2: :anger:

Wie auch immer, mein Vorschlag ist keineswegs neu. Milton Friedman hatte mal eine "negative Einkommensteuer" vorgeschlagen und die käme in etwa auf das Gleiche hinaus. Andere Bezeichnungen sind "großes Bürgergeld", unter dieser Bezeichnung ist es in Teilen der FDP in der Diskussion, oder "staatliches Grundeinkommen", Grüne und PDS.

Siran
30.09.2003, 19:23
Wie willst du denn die Bildung und Forschung finanzieren, die ja neben der sozialen Sicherung am meisten ausmacht?

Moloch
30.09.2003, 19:30
Original von Siran
Wie willst du denn die Bildung und Forschung finanzieren, die ja neben der sozialen Sicherung am meisten ausmacht?

Das Bildungssystem wird komplett privatisiert und durch Schul- bzw. Studiengebühren finanziert.

Grundlagenforschung ist ein Problem, wenn das nicht von den privaten Universitäten und Forschungsstätten der Industrie nebenbei gemacht wird. Da sehe ich keine andere Möglichkeit, als das durch Steuergelder zu finanzieren. Oder kann man vielleicht ganz darauf verzichten?

Hier (http://www.destatis.de/basis/d/biwiku/ausgtab5.htm) steht, daß der Staat und private Institutionen ohne Erwerbszweck im Jahr 2001 7,1 Mrd. € für Forschung und Entwicklung ausgegeben haben. Das ist kein dicker Brocken.

Siran
30.09.2003, 19:38
Original von antif
Das Bildungssystem wird komplett privatisiert und durch Schul- bzw. Studiengebühren finanziert.

Wie soll denn das mit der Schulpflicht zusammenarbeiten? Mal ganz abgesehen von der Chancengleichheit?


Grundlagenforschung ist ein Problem, wenn das nicht von den privaten Universitäten und Forschungsstätten der Industrie nebenbei gemacht wird. Da sehe ich keine andere Möglichkeit, als das durch Steuergelder zu finanzieren. Oder kann man vielleicht ganz darauf verzichten?

Das halte ich, gerade in Anbetracht der Tatsache das Wissen das einzige Gut ist, mit dem Deutschland wirklich handeln kann, für keine gute Idee.


Hier (http://www.destatis.de/basis/d/biwiku/ausgtab5.htm) steht, daß der Staat und private Institutionen ohne Erwerbszweck im Jahr 2001 7,1 Mrd. € für Forschung und Entwicklung ausgegeben haben. Das ist kein dicker Brocken.

Ich sprach ja nicht nur von der Forschung, sondern von Bildungs- und Forschungsausgaben.
Hiernach (http://www.destatis.de/basis/d/fist/fist03_1.htm) waren das im Jahr 2000 90 Mrd. €.

Moloch
30.09.2003, 19:43
Original von Siran

Original von antif
Das Bildungssystem wird komplett privatisiert und durch Schul- bzw. Studiengebühren finanziert.

Wie soll denn das mit der Schulpflicht zusammenarbeiten? Mal ganz abgesehen von der Chancengleichheit?

Inwiefern ist das mit der Chancengleichheit ein Problem? ?( Die Schulgebühren müssen dann halt von den 800 € aufgebracht werden, die die Eltern für jedes ihrer Kinder monatlich kriegen.

Ketzerischer Gedanke: Vielleicht sollte man auch die Schulpflicht abschaffen. Da ja niemand mehr arbeiten muß, muß auch nicht mehr jeder eine Schulbildung erhalten.

Und was Studiengebühren angeht, so ist Deutschland eines der ganz wenigen Länder, die keine erhebt. In anderen Ländern ist es üblich, für das Studium einen Kredit aufzunehmen, den man aus seinem späteren Einkommen zurückzahlt.

Und für die, die kein späteres Einkommen erzielen wollen oder können, lohnt sich ein Studium sowieso nicht.



Hier (http://www.destatis.de/basis/d/biwiku/ausgtab5.htm) steht, daß der Staat und private Institutionen ohne Erwerbszweck im Jahr 2001 7,1 Mrd. € für Forschung und Entwicklung ausgegeben haben. Das ist kein dicker Brocken.

Ich sprach ja nicht nur von der Forschung, sondern von Bildungs- und Forschungsausgaben.
Hiernach (http://www.destatis.de/basis/d/fist/fist03_1.htm) waren das im Jahr 2000 90 Mrd. €.

Ja, nur, daß eben die Bildungsausgaben entfallen, weil Bildung privatisiert wird.

Siran
30.09.2003, 19:52
Original von antif
Inwiefern ist das mit der Chancengleichheit ein Problem? ?( Die Schulgebühren müssen dann halt von den 800 € aufgebracht werden, die die Eltern für jedes ihrer Kinder monatlich kriegen. Und was Studiengebühren angeht, so ist Deutschland eines der ganz wenigen Länder, die keine erhebt. In anderen Ländern ist es üblich, für das Studium einen Kredit aufzunehmen, den man aus seinem späteren Einkommen zurückzahlt.

Jemand, der als Single momentan von unter 1000 € monatlich lebt, lebt deutlich unter der Armutsgrenze. Jemand, der also nur über die 800 € verfügt, hat also schon an allen Ecken zu sparen, um irgendwie zu Rande zu kommen. Dazu kommt, dass du das Schulgeld unterschätzen dürftest. Je nachdem kann das von etwas unter 100 € bis hoch zu 750 € monatlich gehen.
Je ärmer eine Familie ist, desto billiger, und damit auch schlechter, müsste die Schule sein, auf die sie ihr Kind schicken könnten. Damit gibt es keine Chancengleichheit mehr.


Und für die, die kein späteres Einkommen erzielen wollen oder können, lohnt sich ein Studium sowieso nicht.

Und was macht man, wenn man danach keinen Job kriegt? Dann sitzt man mit ein paar Tausend € Schulden auf dem Konto auf der Straße. Ob man das wohl von den 800 € monatlich abstottern kann?


Ja, nur, daß eben die Bildungsausgaben entfallen, weil Bildung privatisiert wird.

Ich wollte nur richtigstellen, dass die Bereiche, die ich genannt habe, wirklich einen großen Brocken ausmachen.

Moloch
30.09.2003, 20:02
Jemand, der als Single momentan von unter 1000 € monatlich lebt, lebt deutlich unter der Armutsgrenze. Jemand, der also nur über die 800 € verfügt, hat also schon an allen Ecken zu sparen, um irgendwie zu Rande zu kommen.

Komisch, ich komme mit 500 € monatlich gut aus. (das schliesst Miete mit ein)


Dazu kommt, dass du das Schulgeld unterschätzen dürftest. Je nachdem kann das von etwas unter 100 € bis hoch zu 750 € monatlich gehen.
Je ärmer eine Familie ist, desto billiger, und damit auch schlechter, müsste die Schule sein, auf die sie ihr Kind schicken könnten. Damit gibt es keine Chancengleichheit mehr.

Einverstanden. Dafür gibt es dann aber erstmals Wettbewerb auf dem Schulmarkt und die Qualität der Schulen dürfte sich damit steigern, was bitter nötig ist, siehe PISA-Studie.


Und was macht man, wenn man danach keinen Job kriegt? Dann sitzt man mit ein paar Tausend € Schulden auf dem Konto auf der Straße. Ob man das wohl von den 800 € monatlich abstottern kann?

Das ist kein Problem: Versicherungskonzerne werden Studienkredite anbieten, deren Raten nach Abschluß des Studiums nur bezahlt werden müssen, wenn ein dafür ausreichendes Einkommen erzielt wird. Das Ausfallrisiko wird auf alle Kreditnehmer gemeinsam umgelegt.

Genauso ist es übrigens in Skandinavien geregelt, nur daß dort der Staat als Kreditgeber auftritt. Hätte ich auch nichts gegen, solange die gesamte Studienfinanzierung kostendeckend ist und keine Zuschüsse aus Steuermitteln beansprucht.

Siran
30.09.2003, 20:03
Du willst mir erklären, dass man in Skandinavien Schulgeld zahlen muss?

Moloch
30.09.2003, 20:05
Original von Siran
Du willst mir erklären, dass man in Skandinavien Schulgeld zahlen muss?

Nein, Studiengebühren.

Siran
30.09.2003, 20:09
Studiengebühren sind ja auch bei uns schon angedacht. Der wesentlich größere Teil der Kosten dürfte sich aber auf das "normale" Schulsystem beziehen.

Siran
30.09.2003, 20:18
Übrigens scheint mir die Anfangsaussage: Ein revolutionäres Wirtschaftssystem, in dem niemand arbieten muss nicht so recht stimmig. Schließlich beruht ein großer Teil der 900 Mrd €, die du so munter verteilst ja direkt auf der Steuer, die Leute für ihr Einkommen bezahlen.

Moloch
30.09.2003, 20:51
@Siran

1.) Schulgeld: Ich habe nach einem Artikel gesucht, der eine ungefähre Vorstellung davon vermittelt, was Privatschulen kosten. Hier (https://www.cato.org/dailys/09-08-03.html) heisst es:


...
The most recent figures available from the U.S. Department of Education show that in 2000 the average tuition for private elementary schools nationwide was $3,267. Government figures also indicate that 41 percent of all private elementary and secondary schools -- more than 27,000 nationwide -- charged less than $2,500 for tuition. Less than 21 percent of all private schools charged more than $5,000 per year in tuition. According to these figures, elite and very expensive private schools tend to be the exception in their communities, not the rule.
...

$3267 pro Jahr wären ungefähr 300 € im Monat. Das wäre von den 800 € im Monat, die die Eltern für jedes Kind bekommen sollen, bezahlbar. Zumal das heutige Kindergeld wesentlich niedriger liegt.

Wie auch immer, ich will eigentlich nur das Grundprinzip des arbeitsfreien Einkommens für alle, bei gleichzeitiger Abschaffung aller Sozialleistungen und Privatisierung von Staatsaufgaben deutlich machen. Man könnte durchaus an der staatlichen Schul- und sogar auch Hochschulfinanzierung festhalten und dafür das Grundeinkommen senken.

2.) Es müssen trotzdem noch Leute arbeiten: Ja, da hast Du natürlich recht. Mir kommt es auf Folgendes an: Das heutige Wirtschaftssystem basiert immer noch auf dem Dogma, daß jeder von eigener Arbeit leben soll. Obwohl wir viele Millionen Rentner, Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger haben, die, ohne arbeiten zu müssen, von staatlichen Transferleistungen leben. Um sicherzustellen, daß ihre Zahl möglichst gering ist, wird eine riesige Sozialbürokratie beschäftigt, die den Empfängern dieser Sozialleistungen das Leben auf Staatskosten möglichst unbequem machen soll und trotzdem nicht in der Lage ist, Mißbrauch auszuschliessen und Armut zu verhindern. (siehe z.B. die vielen Obdachlosen in unseren Städten) Weiterhin hält man viele Leute in sinnloser Beschäftigung, wie z.B. Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.

Dieses Dogma, daß jeder arbeiten und nur die Bedürftigen Geld vom Staat erhalten sollen, ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Wo wir doch ohnehin zuwenig Arbeitsplätze für alle haben. Es besteht gesellschaftlicher Konsens, daß Reichtum von oben nach unten umverteilt werden soll, auch um die Nachfrage zu maximieren. Es werden auch fleissig Steuern erhoben, aber das Geld kommt unten nicht an, jedenfalls nicht bei den ehrlich arbeitenden Leuten. Staatsknete bekommt in diesem Land nur, wer in irgendeiner Form Bedürftigkeit nachweist. Dreistigkeit wird belohnt, Bescheidenheit wird bestraft. Die wirklichen Verlierer unseres Systems sind doch diejenigen, die sich mit irgendwelchen gering bezahlten Jobs über Wasser halten und auf ihren Lohn auch noch Steuern und Sozialabgaben bezahlen müssen.

Außerdem ist Arbeit doch kein Selbstzweck. Wenn wir die zu leistende Arbeit minimieren können, sollten wir das tun. Aber weil wir am Dogma festhalten, daß jeder Arbeitsfähige auch arbeiten müssen soll, wird es sicher bald viele Arbeitsplätze geben (gibt es ja auch heute schon), die eigentlich fast überflüssig sind oder auch von Maschinen erledigt werden können. Zum Beispiel Tüteneinpacker im Supermarkt. Und das nur, um Menschen in Arbeit zu halten. Optimal wäre es doch, wenn uns so viel Arbeit wie möglich von Maschinen abgenommen würde, d.h. unsere Arbeitsplätze so produktiv wie möglich wären. Nur wird halt ein großer Teil der Bevölkerung niemals in der Lage sein, solche Arbeitsplätze zu besetzen, weil sie dazu hoch qualifiziert sein müssen.

Deshalb will ich mit meinem Vorschlag erreichen, daß weitestmöglich nur noch diejenigen arbeiten, die arbeiten wollen, ob nun aus Spaß an der Arbeit an sich oder weil sie mehr haben wollen als andere, und die für die moderne Arbeitswelt gerüstet sind. Tätigkeiten, die keinen Spaß machen, sollten weitestgehend wegrationalisiert werden oder es sollten Möglichkeiten gefunden werden, auf diese Arbeiten verzichten zu können. Menschen, die nicht arbeiten wollen oder nur noch schwer arbeiten können, z.B. weil sie gesundheitliche Probleme haben oder alt sind, sollten sich möglichst ein Leben einrichten können, ohne arbeiten zu müssen, und ohne dafür unbedingt eine Bedürftigkeit nachweisen zu müssen.

Siran
30.09.2003, 20:56
Warum, antif, sollte ich aber als arbeitender Mensch in einem Staat arbeiten, in dem ich alle möglichen Leute mitziehe und wesentlich höhere Lebenshaltungskosten habe? Für einen Arbeiter wäre doch dann entweder ein Umzug in ein "günstigeres" Land viel praktischer. Oder noch einfacher, ich höre einfach auch auf zu arbeiten.

Übrigens kannst du die Zahlen der USA nicht nehmen. Denn auch da gibt es neben den privaten Schulen ja auch noch öffentliche. Übrigens verdienen Lehrer in den USA auch weniger als bei uns.

Moloch
30.09.2003, 21:08
Original von Siran
Warum, antif, sollte ich aber als arbeitender Mensch in einem Staat arbeiten, in dem ich alle möglichen Leute mitziehe und wesentlich höhere Lebenshaltungskosten habe? Für einen Arbeiter wäre doch dann entweder ein Umzug in ein "günstigeres" Land viel praktischer. Oder noch einfacher, ich höre einfach auch auf zu arbeiten.

Genau aus demselben Grund, aus dem Du es heute schon tust, in der BRD. Auch heute werden doch bereits Steuern erhoben und ich habe nicht unbedingt vor, das Steuerniveau anzuheben. Es ist richtig, zu hoch dürfen die Steuern nicht sein, sonst verlieren die Menschen die Lust am arbeiten. Die Steuern sollten genau so hoch sein, daß die Steuereinnahmen maximiert werden.

Ins Ausland kann nicht jeder so einfach abhauen oder tut es zumindest nicht. Warum bist Du nicht im Ausland, warum sind überhaupt noch irgendwelche Unternehmen in Deutschland verblieben? Wer nicht gerade in Grenznähe wohnt, braucht einen Arbeitsplatz in Deutschland. Und die Unternehmen wollen die deutschen Arbeitskräfte beschäftigen, also produzieren sie hier. Die hohen Steuern nehmen sie dabei in Kauf. Viele Arbeitsplätze müssen ja auch in Kundennähe sein. Eine hohe Besteuerung ist, auch langfristig, haltbar - sonst müsste in Deutschland - oder besseres Beispiel: Skandinavien! - alles wirtschaftliche Leben schon zum Erliegen gekommen sein.


Übrigens kannst du die Zahlen der USA nicht nehmen. Denn auch da gibt es neben den privaten Schulen ja auch noch öffentliche. Übrigens verdienen Lehrer in den USA auch weniger als bei uns.

Diesen Einwand verstehe ich nicht. Inwiefern würde die Konkurrenz der öffentlichen Schulen die Preise der Privatschulen (nach unten) beeinflussen? Und was den Verdienst der Lehrer angeht, so hätte ich nichts dagegen, wenn er hierzulande auf amerikanisches Niveau abgesenkt würde.

Siran
30.09.2003, 21:17
Original von antif
Genau aus demselben Grund, aus dem Du es heute schon tust, in der BRD. Auch heute werden doch bereits Steuern erhoben und ich habe nicht unbedingt vor, das Steuerniveau anzuheben. Es ist richtig, zu hoch dürfen die Steuern nicht sein, sonst verlieren die Menschen die Lust am arbeiten. Die Steuern sollten genau so hoch sein, daß die Steuereinnahmen maximiert werden.

Das Problem ist, dass die Lebenshaltungskosten durch deine Idee steigen. Wenn ich z.B. für mein Kind auch noch Bildungskosten zahlen muss, kann sich für mich durchaus ein Umzug ins Ausland lohnen oder, was für den Staat auch nicht besser ist, ich bekomme einfach keine Kinder mehr.

Außerdem wäre die Frage mit den ganzen Leuten, die momentan mehr als 800 € im Monat Unterstützung erhalten, z.B. aufgrund von hohen Einzahlungen in die Rente. Meinst du, die wären einfach bereit, so einfach auf den Rest ihres Geld zu verzichten?

Ein weiteres Problem ist die Rente. Keiner von den Spitzenverdienern wird damit einverstanden sein, nur soviel Geld als Rente zu erhalten wie jemand, der in seinem Leben nie einen Finger krum gemacht hat.


Ins Ausland kann nicht jeder so einfach abhauen oder tut es zumindest nicht. Warum bist Du nicht im Ausland, warum sind überhaupt noch irgendwelche Unternehmen in Deutschland verblieben? Wer nicht gerade in Grenznähe wohnt, braucht einen Arbeitsplatz in Deutschland. Und die Unternehmen wollen die deutschen Arbeitskräfte beschäftigen, also produzieren sie hier. Die hohen Steuern nehmen sie dabei in Kauf. Viele Arbeitsplätze müssen ja auch in Kundennähe sein. Eine hohe Besteuerung ist, auch langfristig, haltbar - sonst müsste in Deutschland - oder besseres Beispiel: Skandinavien! - alles wirtschaftliche Leben schon zum Erliegen gekommen sein.

Jeder sicherlich nicht, aber diejenigen, die Steuern zahlen und vor allem, die hohe Steuern zahlen, sind die flexiblen. Für einen Manager ohne Familie ist ein Umzug nicht so schwierig. Problematisch ist sowas eher für diejenigen, die bereits gebunden sind, durch Familie, etc.

Übrigens, übertreibe die Steuern und du wirst sehen, wie schnell die Firmen verschwinden.


Diesen Einwand verstehe ich nicht. Inwiefern würde die Konkurrenz der öffentlichen Schulen die Preise der Privatschulen (nach unten) beeinflussen? Und was den Verdienst der Lehrer angeht, so hätte ich nichts dagegen, wenn er hierzulande auf amerikanisches Niveau abgesenkt würde.

Jeder ist nur bereit einen bestimmten Betrag an Geld für eine Privatschule zu zahlen, wenn es als Alternative auch eine öffentliche Schule gibt, die mehr oder weniger das Gleiche anbietet.

Wenn du den Verdienst der Lehrer absenkst, was übrigens so einfach gar nicht sein dürfte, stehst du recht schnell ohne Lehrer da. Schon jetzt wird ja mit Händen und Füßen gesucht.

Moloch
30.09.2003, 21:41
Original von Siran
Das Problem ist, dass die Lebenshaltungskosten durch deine Idee steigen. Wenn ich z.B. für mein Kind auch noch Bildungskosten zahlen muss, kann sich für mich durchaus ein Umzug ins Ausland lohnen oder, was für den Staat auch nicht besser ist, ich bekomme einfach keine Kinder mehr.

Moment: (Unter anderem) dafür bekommst Du doch die 800 € pro Monat für jedes Kind und dazu noch mal für Dich selbst! Davon bezahlst Du das Schulgeld und hast den grössten Teil immer noch zum sonstigen Verbrauch übrig.

Wie gesagt, das ist weit mehr als was heute an Kindergeld gezahlt wird! Die Leute werden also eher mehr Kinder bekommen als weniger.


Außerdem wäre die Frage mit den ganzen Leuten, die momentan mehr als 800 € im Monat Unterstützung erhalten, z.B. aufgrund von hohen Einzahlungen in die Rente. Meinst du, die wären einfach bereit, so einfach auf den Rest ihres Geld zu verzichten?

Da unser umlagefinanziertes Rentensystem von vielen heutzutage sowieso als gescheitert angesehen wird, wird von vielen ein Alternativkonzept vertreten: das der steuerfinanzierten Grundrente von 800 € pro Monat. Unter anderem von Prof. Meinhard Miegel. Es kann gut sein, daß das eines Tages verwirklicht werden wird. Nun, und ich will auch 800 € pro Monat, nur eben nicht nur für die Rentner, sondern für alle. Die Rentner wären also, zumindest gegenüber diesem Konzept, nicht schlechter gestellt.


Ein weiteres Problem ist die Rente. Keiner von den Spitzenverdienern wird damit einverstanden sein, nur soviel Geld als Rente zu erhalten wie jemand, der in seinem Leben nie einen Finger krum gemacht hat.

Richtig, aber diese können und werden eine private Rente ansparen.


Jeder sicherlich nicht, aber diejenigen, die Steuern zahlen und vor allem, die hohe Steuern zahlen, sind die flexiblen. Für einen Manager ohne Familie ist ein Umzug nicht so schwierig. Problematisch ist sowas eher für diejenigen, die bereits gebunden sind, durch Familie, etc.

Viele Arbeitsplätze, gerade von den hoch qualifizierten, sind aber standortgebunden. Der Manager muß da sein, wo die Fabriken stehen, die Ingenieure da, wo gebaut wird. Und die Fabriken stehen und gebaut wird da, wo viele Menschen, gering qualifizierte Arbeitskräfte und Verbraucher, wohnen - also in Deutschland.


Übrigens, übertreibe die Steuern und du wirst sehen, wie schnell die Firmen verschwinden.

Nicht alle, aber einige. Das ist mir sehr wohl bewusst! Allerdings das Problem in Deutschland ist nicht so sehr die absolute Höhe der Steuerquote - diese ist im wieder boomenden Skandinavien höher - sondern die Art, wie die Steuern erhoben werden.



Diesen Einwand verstehe ich nicht. Inwiefern würde die Konkurrenz der öffentlichen Schulen die Preise der Privatschulen (nach unten) beeinflussen? Und was den Verdienst der Lehrer angeht, so hätte ich nichts dagegen, wenn er hierzulande auf amerikanisches Niveau abgesenkt würde.

Jeder ist nur bereit einen bestimmten Betrag an Geld für eine Privatschule zu zahlen, wenn es als Alternative auch eine öffentliche Schule gibt, die mehr oder weniger das Gleiche anbietet.

Ich versteh's immer noch nicht. Du argumentierst mit dem Wettbewerbsdruck, den die öffentliche Schule gegenüber der privaten ausübt und sie somit zwingt, die Preise niedrig zu halten - oder versteh ich Dich da falsch? Nun, den Wettbewerbsdruck gäbe es doch ohne öffentliche Schule genauso, und zwar unter den mehreren verschiedenen Privatschulen untereinander.


Wenn du den Verdienst der Lehrer absenkst, was übrigens so einfach gar nicht sein dürfte, stehst du recht schnell ohne Lehrer da. Schon jetzt wird ja mit Händen und Füßen gesucht.

Das kann allerdings passieren. Ich frage mich, warum die Amerikaner genug Lehrer zu haben scheinen und wir nicht. Vielleicht werden aber auch Methoden entwickelt, um Kinder mit weniger Lehrern unterrichten zu können. Not macht erfinderisch. Allerdings nur Unternehmen mit Gewinnabsicht unter Wettbewerbsdruck - nicht Behörden! Deshalb bin ich für Wettbewerb auf dem Schulmarkt.

P.S.: Ich muß für heute Schluß machen. Hat mir sehr großen Spaß gemacht, mit Dir zu diskutieren!

Siran
30.09.2003, 21:51
Original von antif
Moment: (Unter anderem) dafür bekommst Du doch die 800 € pro Monat für jedes Kind und dazu noch mal für Dich selbst! Davon bezahlst Du das Schulgeld und hast den grössten Teil immer noch zum sonstigen Verbrauch übrig.

Es würden ja aber nicht nur diese Kosten steigen. Krankenkassenbeiträge würden steigen, die werden zum Teil auch heute steuerfinanziert, Maut für Straßen wäre an der Tagesordnung, kulturelle Veranstaltungen gäbe es entweder nicht mehr oder nur noch zu einem Heidengeld. Sportliche Freizeitbetätigung wäre teuerer, etc.


Wie gesagt, das ist weit mehr als was heute an Kindergeld gezahlt wird! Die Leute werden also eher mehr Kinder bekommen als weniger.

Du vergisst dabei, dass viele Leute mit weniger Geld dastehen würden, als es heute der Fall ist.


Da unser umlagefinanziertes Rentensystem von vielen heutzutage sowieso als gescheitert angesehen wird, wird von vielen ein Alternativkonzept vertreten: das der steuerfinanzierten Grundrente von 800 € pro Monat. Unter anderem von Prof. Meinhard Miegel. Es kann gut sein, daß das eines Tages verwirklicht werden wird. Nun, und ich will auch 800 € pro Monat, nur eben nicht nur für die Rentner, sondern für alle. Die Rentner wären also, zumindest gegenüber diesem Konzept, nicht schlechter gestellt.

Doch, denn Rentner werden ja momentan nicht pauschal bezahlt, sondern nach "Leistung".


Viele Arbeitsplätze, gerade von den hoch qualifizierten, sind aber standortgebunden. Der Manager muß da sein, wo die Fabriken stehen, die Ingenieure da, wo gebaut wird. Und die Fabriken stehen und gebaut wird da, wo viele Menschen, gering qualifizierte Arbeitskräfte und Verbraucher, wohnen - also in Deutschland.

Da frage ich mich, warum so viele Firmen nach Polen und sonstwohin auslagern.



Ich versteh's immer noch nicht. Du argumentierst mit dem Wettbewerbsdruck, den die öffentliche Schule gegenüber der privaten ausübt und sie somit zwingt, die Preise niedrig zu halten - oder versteh ich Dich da falsch? Nun, den Wettbewerbsdruck gäbe es doch ohne öffentliche Schule genauso, und zwar unter den mehreren verschiedenen Privatschulen untereinander.

Einen gewissen Wettbewerb schon, nur könnte durchaus dazu kommen, dass die Durchschnittspreise steigen würden, vor allem in Gebieten, in denen es eben nicht so viele Schulen zum Wettbewerb gibt. Als Schule auf dem Land ist es keine Problem hohe Preise zu verlagen, schließlich bleibt den Leuten ja gar keine andere Wahl, als die kinder dahin zu schicken.


Das kann allerdings passieren. Ich frage mich, warum die Amerikaner genug Lehrer zu haben scheinen und wir nicht. Vielleicht werden aber auch Methoden entwickelt, um Kinder mit weniger Lehrern unterrichten zu können. Not macht erfinderisch. Allerdings nur Unternehmen mit Gewinnabsicht unter Wettbewerbsdruck - nicht Behörden! Deshalb bin ich für Wettbewerb auf dem Schulmarkt.

Ganz einfach: Lehrer in den USA sind bei weitem nicht so gut ausgebildet wie deutsche Lehrer. Viele davon sind Quereinsteiger aus anderen Gebieten.