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Vollständige Version anzeigen : Gedichte



henriof9
12.05.2012, 21:15
Wenn ich dereinst ganz alt und schwach,
und'$ ist mal ein milder Sommertag,
so hink ich wohl au$ dem kleinen Hau$
bi$ unter den Lindenbaum hinau$.
Da setz ich mich denn im Sonnenschein
einsam und still auf die Bank von Stein,
denk an vergangene Zeiten zurücke
und schreibe mit meiner alten Krücke
und mit der alten zitternden Hand
so vor mir in den Sand.




Wilhelm Busch

Verrari
12.05.2012, 21:39
John Maynard!
"Wer ist John Maynard?"
"John Maynard war unser Steuermann,
aus hielt er, bi$ er da$ Ufer gewann,
er hat un$ gerettet, er trägt die Kron',
er starb für un$, unsre Liebe $ein Lohn.
John Maynard."

Die "Schwalbe" fliegt über den Erie-See,
Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee;
von Detroit fliegt sie nach Buffalo -
die Herzen aber sind frei und froh,
und die Passagiere mit Kindern und Fraun
im Dämmerlicht schon da$ Ufer schaun,
und plaudernd an John Maynard heran
tritt alles: "Wie weit noch, Steuermann?"
Der schaut nach vorn und schaut in die Rund:
"Noch dreißig Minuten ... Halbe Stund."

Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei -
da klingt's aus dem Schiffsraum her wie Schrei,
"Feuer!" war e$, wa$ da klang,
ein Qualm aus Kajüt und Luke drang,
ein Qualm, dann Flammen lichterloh,
und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.

Und die Passagiere, bunt gemengt,
am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt,
am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht,
am Steuer aber lagert sich´$ dicht,
und ein Jammern wird laut: "Wo sind wir? wo?"
Und noch fünfzehn Minuten bi$ Buffalo. -

Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht,
der Kapitän nach dem Steuer späht,
er sieht nicht mehr seinen Steuermann,
aber durch$ Sprachrohr fragt er an:
"Noch da, John Maynard?"
"Ja, Herr. Ich bin."
Theodor Fontane









Hoffentlich habe ich jetzt mit dem Schriftsatz alles richtig gemacht ....

bernhard44
14.05.2012, 17:09
Drei Ringe den Elbenkönigen hoch im Licht
Sieben den Zwergenherrschern in ihren Hallen aus Stein
Den Sterblichen ewig dem Tode verfallen neun
Einer dem dunklen Herrn auf dunklem Thron
Im Lande Mordor,wo die Schatten drohn
Ein Ring sie zu knechten, sie allen zu finden
ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden
Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn

(J.R.R. Tolkien)

wa$ daran ist jetzt deutsche$ Schrifttum?

Adunaphel
14.05.2012, 20:07
wa$ daran ist jetzt deutsche$ Schrifttum?


:hide: Hab nur "Gedichte" gelesen....:hide:

Leila
16.05.2012, 13:43
Immer wieder hören$wert: Luú Görner! (http://www.rezitator.de/gdt)

bernhard44
16.05.2012, 13:48
Im Wald da steht ein Ofenrohr,
nu stellt euch diese Hitze vor!


Kurt Schramm
Arbeiterdichter

bernhard44
16.05.2012, 14:06
Härzblatd vun Deitschland, mei Ärzgebirg! (http://www.nanisternchen.de/erzgebirgisch.htm#arzgebirgslied)


0, Ärzgebirgshaamit, wie biste su schieh
När dar, dar hier gruß wird, kaa dich racht verstieh.
Drim kaa in dr Walt, glab’s, nischt schenner fei sei
Als drham bei dr Mutter, su lieb un su trei.
Härzblut vun den helling grußen Vaterland,
Dos für uns net annersch als när Deitschland heßt.
Härzblatd vun Deitschland! Dirsch Härz un de Hand
Dn dir unnre Trei aah; was du, Haamit, weßt.
Was still deine Täler, sei stolz deine Barg.
Wie Basalt un Granit aah die Volk feststieht;
’s is flessig, trei, ehrlich, liebt Gott un sei Wark.
Ze dir, teire Haamit, mich’s immer hiezieht.
Fruhtrauliches Weihnachtsland biste mit Racht;
Wu unner Herrgott drubn su viel Lieb’ verschenkt. –
Wer su Weihnacht feiert, muß trei sei, net schlacht.
Lichterschei, Tanneduft zen helling Christ lenkt.
Wuhl dir, wenn in Harzn de Haamit dich ruft;
Wenn noch su weit draußen, weht doch Haamitluft!!!

Arthur (Kurt) Schramm 1936


Übersetzung

Herzblatt von Deutschland, mein Erzgebirge!


0, Erzgebirgsheimat, wie bist du so schön
Nur der, der hier groß wird, kann dich recht verstehen.
Drum kann in der Welt, glaub’ es, nichts schöner doch (fei=doch? ) sein
Als daheim bei der Mutter, so lieb und so treu.
Herzblut von dem heiligen großen Vaterland,
Das für uns nicht anders als nur Deutschland heißt.
Herzblatt von Deutschland! Dir das Herz und die Hand
Dn (=denn/dann? ) dir unsere Treu auch; was du, Heimat, weißt.
Was still deine Täler, sind stolz deine Berge.
Wie Basalt und Granit auch dein Volk feststeht;
Es ist fleißig, treu, ehrlich, liebt Gott und sein Werk.
Zu dir, teure Heimat, mich es immer hinzieht.
Vertrautes (?Fruhtrauliches? ) Weihnachtsland bist du mit Recht;
Wo unser Herrgott droben so viel Lieb’ verschenkt. –
Wer so Weihnacht feiert, muß treu sein, nicht schlecht.
Lichterschein, Tannenduft zum heiligen Christ lenkt.
Wohl dir, wenn in Herzen die Heimat dich ruft;
Wenn noch so weit draußen, weht doch Heimatluft!!!
Glück auf!

henriof9
16.05.2012, 17:53
/// Nur mal zur Erinnerung; hier im Unterforum " deutsches Schrifttum " sollte in alten, deutschen Schriften geschrieben werden.


/// Nur mal zur Erinnerung; hier im Unterforum " deutsche$ Schrifttum " sollte in alten, deutschen Schriften geschrieben werden.

Leila
17.05.2012, 07:58
Kölner Dombau

Denkt ihr auf Häuser, eh’“' der Gaù noà da?
Die Einheit wohnt in Balken niàt und Steinen,
Sie lebt im Fühlen, da$ dem Herzen nah,
Und wa$ sià liebt, wird sià von selbù vereinen.

Mit eurer Sàriíen hoàhinwehndem Wind
Bewegt die Oberòäàe höàùen$ der Verfasser;
Die Fisàe bleiben lautlo$, wie sie sind,
Und sàwimmen unberührt im tiefen Wasser.

Kehrt, Fürùen, euà an$ Volk niàt bloß mit Wiú,
Gebt ihnen erù, wa$ sie verteid'gen sollen,
Den Namen Deutsàe, maàt ihn zum Besiú,
Dann werden, wa$ sie können, sie auà wollen.

Maàt, daß Verluù de$ Reàt$, euch anvertraut,
Zugleià Verluù sei jede$ einzeln eignen,
Wie ihr'$ am Franken und am Briten sàaut,
Dann wird der deutsàe Sinn sià nie verleugnen.

Sàon einmal, daß sià Einheit niàt verliert,
Erbauten sie den Riesenturm zu Babel;
Doà ward die Spraàe gleià, der Sinn verwirrt,
Und Turm und Widmung kennt nur noà die Fabel.

Franz Grillparzer (1842)
Sämtliàe Werke in 16 Bd., 4 Büchern, Th. Knaur 1909
Bei Zeno.org (http://www.zeno.org/Literatur/M/Grillparzer,+Franz/Gedichte/Gedichte/K%C3%B6lner+Dombau) ùeht eine neuere, inhaltlià andere Version de$ Gediàte$ zu lesen.

Leila
18.05.2012, 10:51
Der Rubel auf Reisen

Der Rubel reiù im deutsàen Land,
Der frommen Leuten frommt,
Und jeder öffnet sànell die Hand,
Sobald der Rubel kommt.

Ihn speiàert selbù der Pietiù,
Und gibt den Armen mehr:
Seit außer Kur$ die Tugend iù,
Kursiert der Rubel sehr.

Der Tugend wird bloß Ruhm zuteil,
E$ iù ein hohler Sàall;
Doà wem die Welt um Rubel feil,
Dem klingt ein rein Metall!

Da wird die Naàt gesàolten Tag,
Der Teufel wird so gut!
Wa$ niàt ein heller Klang vermag,
Wa$ niàt ein Rubel tut!

De$ Norden$ Sternbild wird bekränzt
Vom Sängeràor de$ Teut:
E$ iù der Rubel, der so glänzt,
Der so da$ Aug’ erfreut.

Wohl iù er ein an jedem Strand
Süßangegrinzter Gaù:
Verkaufe nur dein Vaterland,
Wofern du eine$ haù!

Der Rubel klirrt, der Rubel fällt,
Wa$ iù der Mensà? Ein Sàuí!
Und wenn die Welt dir niàt gefällt,
So ùeig in deine Gruí!

Erù gab’s nur einen Koúebu’,
Jeút gibt’$ ein ganze$ Sàock;
Und sàüttelù du da$ Haupt dazu,
So leg e$ auf den Block!

Der Teufel siegt, der Gott verliert,
Der blanke Rubel reiù:
So ward von je die Welt regiert,
Solang die Sonne kreiù.

Auguù von Platen

Leila
18.05.2012, 12:09
[…]Was ist das hier für ein Geck mit dem Grossen "S" ? Ist das jetzt Mode ($)

Klick! (http://www.politikforen.net/announcement.php?f=120)

Leila
19.05.2012, 09:33
Eigentlià hätte ià an dieser Stelle ein Gediàt von Giacomo Leopardi hinseúen wollen, jedoà iù mir niàt eine$ bekannt, da$ in Fraktur geseút worden wäre. Leopardi und Platen –\ diese beiden Diàter leiteten mein Denken und Handeln seit meiner Pubertät, bi$ auf den heutigen Tag. Auf beider Diàter Werke weise ià die Leser dieser Zeilen hin.

Man kann seine Leben$zeit auf gar manàerlei Art und Weise vergeuden \ die Werke dieser beiden Diàter dehnen sie in$ Unendliàe hinau$, aber bi$ zum Überlaufen erfüllend. Beider Diàter Werke sind so gedankenvoll, daß man sie zur Lebzeit kaum fassen kann. Wer sià mit dem Leben und Leiden dieser Sàöpfer eingehender befassen möchte, dem empfehle ià die folgende Lektüre: Gunar Och, Klau$ Kempf (Hrsg.): «Auguù Graf von Platen im Horizont seiner Wirkung$gesàiàte \ Ein deutsà-italiensàe$ Kolloquium.»

Leseprobe (http://books.google.de/books?id=RWslWyYQvBQC&pg=PA41&lpg=PA41&dq=Platen+Leopardi&source=bl&ots=XU4DMYTDjb&sig=Ba34Op5nyFbgCFldP10vlOSPXqk&hl=de&sa=X&ei=WD-0T_jLOuPJ0QWc_OEF&ved=0CEkQ6AEwAA#v=onepage&q&f=true)

Ià bin mir ziemlià siàer, daß mir der Gelehrte für diesen Hinwei$ danken wird.

Staatenloser
19.05.2012, 18:03
Einst schrieb ich alles in Latein;
Nicht jedem konnt’s verständlich sein.
Nun ruf’ ich dich, mein Vaterland,
in deutscher Sprache wohlbekannt.

Laß mich doch nicht alleine sprechen!
Jetzt ist es Zeit, um loszubrechen,
gemeinsam für die Freiheit streben!
Was war das bisher für ein Leben,
kein Mensch durf’t mehr die Wahrheit sagen!

Steh auf, mein Volk! Nicht lange zagen,
Die Lügenherrschaft zu vertreiben!
Nur Wahrheit soll fortan noch bleiben.
Gott schenk’ dem heil, der zu mir steht,
damit sein Eifer nicht vergeht!

Manch Edler – hoff’ ich – hat den Mut,
manch Graf, manch Bauersmann, so gut
manch Bürger, der in seiner Stadt
der Lebenslage übersatt –
auf daß ich nicht alleine streite.

Wohlan, Gott ist auf unsrer Seite!
Kein Deutscher bleibe still daheim!
„Ich hab’s gewagt!“ – das sei sein Reim.

Ulrich von Hutten (1488 – 1523) (http://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_von_Hutten)

Lilly
19.05.2012, 18:09
John Maynard!
"Wer ist John Maynard?"
"John Maynard war unser Steuermann,
aus hielt er, bi$ er da$ Ufer gewann,
er hat un$ gerettet, er trägt die Kron',
er starb für un$, unsre Liebe $ein Lohn.
John Maynard."

Die "Schwalbe" fliegt über den Erie-See,
Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee;
von Detroit fliegt sie nach Buffalo -
die Herzen aber sind frei und froh,
und die Passagiere mit Kindern und Fraun
im Dämmerlicht schon da$ Ufer schaun,
und plaudernd an John Maynard heran
tritt alles: "Wie weit noch, Steuermann?"
Der schaut nach vorn und schaut in die Rund:
"Noch dreißig Minuten ... Halbe Stund."

Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei -
da klingt's aus dem Schiffsraum her wie Schrei,
"Feuer!" war e$, wa$ da klang,
ein Qualm aus Kajüt und Luke drang,
ein Qualm, dann Flammen lichterloh,
und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.

Und die Passagiere, bunt gemengt,
am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt,
am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht,
am Steuer aber lagert sich´$ dicht,
und ein Jammern wird laut: "Wo sind wir? wo?"
Und noch fünfzehn Minuten bi$ Buffalo. -

Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht,
der Kapitän nach dem Steuer späht,
er sieht nicht mehr seinen Steuermann,
aber durch$ Sprachrohr fragt er an:
"Noch da, John Maynard?"
"Ja, Herr. Ich bin."
Theodor Fontane









Hoffentlich habe ich jetzt mit dem Schriftsatz alles richtig gemacht ....


Es fehlen ein paar Teile, sorry:

John Maynard

John Maynard!
"Wer ist John Maynard?"
"John Maynard war unser Steuermann,
aushielt er, bis er das Ufer gewann,
er hat uns gerettet, er trägt die Kron',
er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard."

Die "Schwalbe" fliegt über den Erie-See,
Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee;
von Detroit fliegt sie nach Buffalo -
die Herzen aber sind frei und froh,
und die Passagiere mit Kindern und Fraun
im Dämmerlicht schon das Ufer schaun,
und plaudernd an John Maynard heran
tritt alles: "Wie weit noch, Steuermann?"
Der schaut nach vorn und schaut in die Rund:
"Noch dreißig Minuten ... Halbe Stund."

Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei -
da klingt's aus dem Schiffsraum her wie Schrei,
"Feuer!" war es, was da klang,
ein Qualm aus Kajüt und Luke drang,
ein Qualm, dann Flammen lichterloh,
und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.

Und die Passagiere, bunt gemengt,
am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt,
am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht,
am Steuer aber lagert sich´s dicht,
und ein Jammern wird laut: "Wo sind wir? wo?"
Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo. -

Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht,
der Kapitän nach dem Steuer späht,
er sieht nicht mehr seinen Steuermann,
aber durchs Sprachrohr fragt er an:
"Noch da, John Maynard?"
"Ja,Herr. Ich bin."

"Auf den Strand! In die Brandung!"
"Ich halte drauf hin."
Und das Schiffsvolk jubelt: "Halt aus! Hallo!"
Und noch zehn Minuten bis Buffalo. - -

"Noch da, John Maynard?" Und Antwort schallt's
mit ersterbender Stimme: "Ja, Herr, ich halt's!"
Und in die Brandung, was Klippe, was Stein,
jagt er die "Schwalbe" mitten hinein.
Soll Rettung kommen, so kommt sie nur so.
Rettung: der Strand von Buffalo!

Das Schiff geborsten. Das Feuer verschwelt.
Gerettet alle. Nur einer fehlt!

Alle Glocken gehn; ihre Töne schwell'n
himmelan aus Kirchen und Kapell'n,
ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt,
ein Dienst nur, den sie heute hat:
Zehntausend folgen oder mehr,
und kein Aug' im Zuge, das tränenleer.

Sie lassen den Sarg in Blumen hinab,
mit Blumen schließen sie das Grab,
und mit goldner Schrift in den Marmorstein
schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein:

"Hier ruht John Maynard! In Qualm und Brand
hielt er das Steuer fest in der Hand,
er hat uns gerettet, er trägt die Kron,
er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard."

Zinsendorf
19.05.2012, 18:11
Im Wald da steht ein Ofenrohr,
nu stellt euch diese Hitze vor!


Kurt Schramm
Arbeiterdichter
Aber der Mann hieß doch Arthur Schramm, genannt "s klaane Getu"
http://www.erzgebirgs-treff.de/Dicknischl/Schramm_Artur/schramm_artur.html

Lilly
19.05.2012, 18:24
Die gereifte Eva

Im weiten Gebiet der Liebe
Blüht auch ein Wunderbaum,
Darunter die Eva träumet
Den wonnigsten Lebenstraum.

Dem Gatten, den Kindern ferne,
Nicht jung, doch schöner denn je,
Hat sie einen Knaben gerne,
Entsandt ihr aus Himmelshöh'.

Die köstlichste Unschuldsblüte,
Das süßeste Maienlicht, -
Sie beuget sich zu ihm nieder
Und zieht ihn ans Herz und spricht:

»Was war mir die erste Liebe!
Was war mir der reife Mann!
Was sind mir tausend Männer,
Mit Tigerfellen umtan! -

Dich liebe ich, holde Knospe,
So zitternd und so zart,
Für dich sterb' ich tausend Tode,
Du bist mir die rechte Art.«

Und Eva selig vergessend
Den ersten Sündenfall,
Sie sündigt nach Gottes Ratschluß
Zum zweiten- und schönstenmal.

(Emerenz Meier)

Dr. Strangelove
19.03.2013, 20:20
Der Museldackel:

Dem stolzen Homo-Kiberus,
(ein blau-gekapperlt Lackel),
dem pinkelt warm auf seinen Fuß
ein Musel-Rauhaardackel.

Der Kieberer ist arg verdrossen.
Er hält damit nicht hinter’m Berg.
Am liebsten hätt’ er ihn erschossen,
den Musel-Dackelzwerg.

Doch leider ist der nicht alleine.
Das Vieh hängt hündisch schlau
an kamel-ledriger Leine
einer Kopftuch-Muselfrau.

Die Frau ihm keckest widerspricht,
als er den Ausweis forsch verlangt.
„Nix Deutsch! Ich nix verstehen nicht!“,
ruft sie hysterisch, keift und zankt.

Der Kieberer kennt keine Gnade.
Schreit: „Ab auf’s Kommissariat!“
Da beißt ihm doch glatt in die Wade
der Museldackel rabiat.

In Notwehr zieht er die Kanone
Verzweifelt er scharf um sich schießt.
Doch nicht `ne einzige Patrone
erwischt das Museldackelbiest.

Seitdem hat uns’re Polizei,
vorsorglich bei der Streifenrunde
den deutschen Schäferhund dabei
zur Abwehr gegen Muselhunde.

Dr. Strangelove
23.03.2013, 21:07
Der Kellernazi

Vor einem vollen, grindig Teller
sitzt ein kleiner Mann im Keller,
sinniert halblaut vor sich hin:
„Was bloß ist in dem Teller drin?
Nazi-Suppe kann’s nicht sein,
denn ich bin seriös und fein.

Ein Mann wie ich, so hoch gelehrt,
der die Tradition verehrt
würde niemals davon essen,
die drohende Gefahr vergessen,
welche das Gesetz der Sieger
bescheret hat, mir wack’rem Krieger.

Mit Sieger-Zwangs-Skandalgesetzen,
die das Menschenrecht verletzen,
wird die Wahrheit unterdrückt,
Gräueltaten ausgeschmückt,
die einst gewiss geschehen sind,
wie es gelehrt wird jedem Kind.

Den Kindern wird gelehrt Geschichte,
die Siegerstaaten und Gerichte
uns allen fix verordnet haben,
als offizielle Hausaufgaben.

Ich sag nicht, es ist nichts passiert.
Nicht alles wurde bloß fingiert.
Ich leugne nicht den Holocaust,
weil mir vor diesen Nazis graust.

Mit denen hab ich nichts am Hut,
das schwör‘ ich bei dem deutschen Blut.
Wer so was zu behaupten wagt,
der wird sofort von mir verklagt.

Das was ich sag, ist längst belegt,
auch wenn es manchen hoch erregt.
Mit Opferzahlen darf man wohl
ein wenig rechnen, nicht frivol,

ganz nüchtern und auch seriös.
Und trotzdem werden manche bös‘,
wenn ich von manchem Irrtum schreibe
und selber Forschungen betreibe.

Die Juden können nicht allein
die einzig armen Opfer sein.
Es gab auch and’re Kriegsverbrechen,
die man niemals durfte rächen.

Die ach so guten Am‘rikaner
ermordeten die Indianer.
Die Sowjets schlachteten Millionen.
Doch da gibt’s keine Diskussionen.

Dem deutschen Volke ganz allein
gibt man die Schuld, das kann’s nicht sein!
Als hätten polnische Genossen
damals nicht zuerst geschossen.

Was musste Churchill, der Verbrecher,
Heuchler und selbst ernannter Rächer
damals auch den Krieg erklären?
Ja, dürfen wir uns denn nicht wehren?

Die Verschwörung hat gesiegt.
Die ganze Welt hat uns bekriegt.
Der üble Plan ist aufgegangen,
als „sie“ uns diesen Krieg aufzwangen.

Wer „sie“ sind, das darf ich nicht sagen.
Das darf man heute nicht mehr wagen.
Nur dass „sie“ niemals Ruhe geben,
wie immer alle Macht anstreben.

Mit ihrer Gier und ihrem Geld
Beherrschen sie die ganze Welt.
Der Verlierer hat zu kuschen.
Nur der Sieger darf vertuschen.

Darum sitz‘ ich jetzt hier tief im Keller,
vor diesem dubiosen Teller.
Steck fest in diesem fiesen Netz,
das man nennt „Verbotsgesetz“.

Wenn das doch endlich fallen würde!
Dann fiele auch die größte Hürde.
Dann wär‘ ich wieder Herr im Haus.
Dann könnt‘ ich aus dem Keller raus.

Dann müsst‘ ich nicht mehr kryptisch schreiben.
Könnt‘ offen Aufklärung betreiben
über all die miesen Lügen
mit der „sie“ unser Volk betrügen.

Sagt nicht, ich sei ein Kellernazi,
ein heimlich kleiner, brauner Bazi.
Ich selbst weiß besser, wer ich bin.
Bloß …
… was ist in dem Teller drin?

Dr. Strangelove
05.04.2013, 17:36
Das Effenlied:

Weißt du, was ein Effe ist? Wenn nicht, verrate ich es dir.
Kein Gegenstand, den man vermisst. Es ist kein Ding und auch kein Tier.
Es ist ein wenig kompliziert, das geb’ ich unumwunden zu.
Könnt’st hinterher beleidigt sein. Ja, vielleicht gerade du.
Denn Effen sind nichts was ich schätze, Menschen sind’s, mit Fehlern eben.
Und falls ich dich damit verletze, tut mir sehr Leid, musst damit leben.

Ihr sollt nun hören, wie es war, als in den heil’gen Kärntner Landen,
im Jahr des Jörgl, Sechsundachtzig, die Effen erstmals auferstanden.
Der Jörgl salig selbst bestimmte, dass „FPÖ“ zu fade scheint,
weil es ihn wahrlich arg ergrimmte, dass es auf „SPÖ“ sich reimt.
Das Intellekt der Wähler unser, erkannte Jörgl leicht verdrossen,
wird mit der Zeit immer noch schmäler, Verwechslungen nicht ausgeschlossen.

So also sprach der Fürst: „Es sei! Für Sozis das „PÖ“ soll sein!
Mit „FPÖ“ sei es vorbei! Das „F“ genügt uns ganz allein!“
Die „F“, ist jetzt keine Partei mehr. Das ist nicht cool, ist unmodern.
Darum, und fällt’s auch noch so schwer uns, müss’ ma jetzt a „Bewegung“ werd’n.
Vom Gegner gibt es dafür Häme. Doch auch die Freunde sind entsetzt.
Für FPÖ-ler gibt’s Probleme. „Verflixt, wia nennan ma uns jetzt?“

„F’h-ler“, dös klingt slawisch fast. Beihan’ wiara gehauchter Fehler.“
Mia san Östarreicha, waast! Hearst, damit vertreibst dö rechten Wähler!
„Effler?“, Dös klingt ah so boch’n. Zwar stammt der Mensch vom Affen ab.
Oba, Jörg, dös kaunst net moch’n. Dös gibt Spott, und net zu knopp.
Bitte tu uns net so quälen. Wir stehn doch treu zur FPÖ.
Si-ha, wir werd’n di weiter wählen. Neuer Name, alter Schmäh.

Wie immer wenn nix weitergeht, zündet irgendwo ein Licht.
Wenn rechte Phantasie still steht, denkt sich was aus ein linker Wicht.
Wer den neuen Namen hat geboren, weiß zum Glück kein Burschenschafter.
Sonst würde dem der Kopf geschoren, bekäm das Schwert er in den …
Im Internet, in einem fort, missbraucht von linkestlinken Zecken
liest man seitdem das Kosewort für all die stolzen, blauen Recken.

Hör sie an die Effen, wie sie schimpfen, wie sie kläffen.
Wie hasserfüllt sie keifen, Nachbarn, Mitmenschen verpfeifen.
Mies, infam, ohne Scham, hetzen und verletzen, sich das Maul zerfetzen.
Effenkrone- Effenzone, Effenschaukel –Effengegaukel,
Effengehöhne, Effengedröhne, Heimat, bist du großer Söhne!
Oh, du mein Österreich! Oh, du, mein Heimatland!
’s ist ist eine Effenschand’, was passiert im Land!

Weißt du, wie ein Effe ist? Wenn nicht, verrate ich es dir.
Das Hendl er im Festzelt frisst, bei paschn, schunkeln, Schnaps und Bier.
Dabei wird fest politisiert. Man übt gesundes Volksempfinden.
Dem Hazeh wird laut applaudiert, weil dieses Mannes Worte zünden. .
Bei Abendland in Christenhand reißt es so manche Arme hoch.
Und nimmt der Durst dann überhand, bestellt man rasch drei Biere noch.

Die Moslems liebt der Effe nicht. Er fühlt sich vom Islam bedroht.
Von Hass verengt ist seine Sicht, die Sprache primitiv verroht.
Bedroht wird uns’re deutsche Sprache, verwässert Essgewohnheit und die Kunst.
So redet er, der HC Strache, der Sprache und Kultur verhunzt.
Er wähnt bedroht das Schweinebratl, mit Kümmel und mit Bratkartoffeln
vom Kümmeltürk mit schwarzem Bartel in schweißelnden Kamelpantoffeln.

Hör sie an die Effen, wie sie schimpfen, wie sie kläffen.
Wie hasserfüllt sie keifen, Nachbarn, Mitmenschen verpfeifen.
Mies, infam, ohne Scham, hetzen und verletzen, sich das Maul zerfetzen.
Effenkrone- Effenzone, Effenschaukel –Effengegaukel,
Effengehöhne, Effengedröhne, Heimat, bist du großer Söhne!
Oh, du mein Österreich! Oh, du, mein Heimatland!
’s ist ist eine Effenschand’, was passiert im Land!

Nennt man ihn „Nazi“, gibt’s Geheule. Das mag der Effe niemals nicht.
Er schreit dann plärrend „Nazikeule!“, wenn einer mal die Wahrheit spricht.
„Die Nazis sind längst ausgestorben“, behauptet er dann selbstbewusst.
Und gleichzeitig, braun und verdorben, wird gegen Juden frech gehusst.
Mit damals kann man’s nicht vergleichen. Man spricht es ja nie direkt aus.
Man schimpft ja nur über die Reichen, an der Ostküste, im weißen Haus.

Der Effe ist vom Feind umringt, Grüne, Juden, Kommunisten,
und was ihn stets in Rage bringt, sind linkeslinke Sozialisten.
Unternehmer, Sklaventreiber, Studenten, rote Flintenweiber,
Sozialschmarotzer, Journalisten, Künstler, Lehrer, Feministen,
ORF und Immigranten, ÖGB und Asylanten,
alle haben sich vereint. Alle sind des Effen Feind.

Mir fällt, ja, Leute, ich gestehe, das Essen fast aus dem Gesicht,
wenn ich nur einen Effen sehe, der vom Volksempfinden spricht.
Man sieht in keinen Menschen rein, doch manchmal bricht’s aus ihm heraus.
Und es entpuppt sich oft als Schwein, was wohnt mit dir im selben Haus.
In Geiselhaft ist dieses Land, voll Zorn und Angst und tief entzweit,
Ich rieche schon den nächsten Brand, ganz deutlich. Er ist nicht mehr weit.

Dr. Strangelove
13.04.2013, 09:42
Einem Hering, schlank,
mit geilen Flossen,
vom Erdöl krank,
doch unverdrossen,
verfiel, oh Wunder,
in Romantik,
die alte Flunder
im Atlantik.

Der Hering sprach im Spotte,
was wenig sie entzückte:
„Verzieh dich, aber flotte!
Glotzäugig flach Gedrückte!“

Die Flunder, flach,
mit glotzig Blick,
verdrossen, ach,
vom Ungeschick,
verfiel, oh sei’s geklagt
in Trauer.
Sie wurde ganz verzagt
und sauer.

Die Flunder sprach zum Heringmanne,
unüberlegt voll wilder Wut:
„Sollst landen dereinst in der Pfanne!
Verflucht sei’st du, du Heringsbrut!

Doch des Schicksals
Widrigkeit,
das niemals
Flüche ganz verzeiht,
erfüllt der Flunder
größtes Streben
oh, Wunder,
doch im nächsten Leben.

Gemeinsam erlagen sie der Panne,
die an der Angel sie ereilte,
So schmurgeln sie in selber Pfanne,
in Romantik, Seit an Seite.

Eridani
26.04.2013, 13:09
/// Nur mal zur Erinnerung; hier im Unterforum " deutsches Schrifttum " sollte in alten, deutschen Schriften geschrieben werden.


/// Nur mal zur Erinnerung; hier im Unterforum " deutsche$ Schrifttum " sollte in alten, deutschen Schriften geschrieben werden.

Wenn es solche Schriften hier gibt, warum nicht.....

Leif
22.05.2013, 12:00
Hermann Hesse

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden ...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Leif
24.05.2013, 12:48
Joseph von Eichendorff

Mondnacht

Es war als hätt der Himmel
Die Erde still geküsst,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

Leif
25.05.2013, 11:33
Rainer Maria Rilke

Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachsen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Leif
26.05.2013, 16:15
Theodor Fontane

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbstezeit,
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenns Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: <<Junge, wist 'ne Beer?>>
Und kam ein Mädel, so rief er: <<Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.>>

So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. 's war Herbstezeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit,
Da sagte von Ribbeck: <<Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab.>>
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner, mit Feiergesicht,
Sangen <<Jesus, meine Zuversicht>>,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer.
<<He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?>>

So klagten die Kinder. Das war nicht recht.
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht,
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält PArk und Birnbaum strenge verwahrt,
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birn ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr, aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.

Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbstezeit
Leuchtets wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung übern Kirchhof her,
So flüsterts im Baume: <<Wiste 'ne Beer?>>
Und kommt ein Mädel, so flüsterts: <<Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew di 'ne Birn.>>

So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.

Leif
27.05.2013, 22:37
Stefan George

MAHNUNG

Du folgst der horde die dich tosend lud
Zum thron aus grellem gelbem seidenstoff
Und rohem gold das oft von blute troff
Inmitten trümmersee und flammensud.

Nun weihe jede lust und jeden mord!
Dein wille rasend wie der gischt am fels
Erfreut sich am verheererischen nord
Und spottet klarer luft und klaren quells.

Vor deinen schufen stammelt man den eid·
Entführte weiber weinen ihren gram
Und eine · wirr im schrecken · ohne scham
Zerreisst vor deinem herrenblick ihr kleid.

Wie feile kiese bieten sich dir dar
Koralle perle demant und smaragd ·
Die priesterin in züchtigem talar
Verneigt sich grüssend: siehe deine magd.

Und einsam gibst du dir ein wildes spiel:
Wann sich dein haar in niedrer lache nässt ·
Dein stolz mit wonne in die furchen fiel
Die der gemeinen tiere klaue lässt..

War so denn wirklich dein erstritten land?
O überhöre jenen lockungsschrei
Und sag nicht dass dein leid dein führer sei
Und wechsel nicht ein würdiges gewand.

dimart
27.05.2013, 23:04
Pidder Lüng
"Frii es de Feskfang,
Frii es de Jaght,
Frii es de Strönthgang,
Frii es de Naght,
Frii es de See, de wilde See
En de Hörnemmer Rhee."

Der Amtmann von Tondern, Henning Pogwisch,
Schlägt mit der Faust auf den Eichentisch:
Heut fahr ich selbst hinüber nach Sylt
Und hol mir mit eigner Hand Zins und Gült.
Und kann ich die Abgaben der Fischer nicht fassen,
Sollen sie Nasen und Ohren lassen,
Und ich höhn ihrem Wort:
Lewwer duad üs Slaav.

Im Schiff vorn der Ritter, panzerbewehrt,
Stützt sich finster auf sein langes Schwert.
Hinter ihm, von der hohen Geistlichkeit,
Steht Jürgen, der Priester, beflissen, bereit.
Er reibt sich die Hände, er bückt den Nacken.
Der Obrigkeit helf ich, die Frevler packen;
In den Pfuhl das Wort:
Lewwer duad üs Slaav.

Gen Hörnum hat die Prunkbarke den Schnabel gewetzt,
Ihr folgen die Ewer, kriegsvolkbesetzt.
Und es knirschen die Kiele auf den Sand,
Und der Ritter, der Priester springen ans Land,
Und waffenrasselnd hinter den beiden
Entreißen die Söldner die Klingen den Scheiden.
Nun gilt es, Friesen:
Lewwer duad üs Slaav!

Die Knechte umzingeln das erste Haus,
Pidder Lüng schaut verwundert zum Fenster heraus.
Der Ritter, der Priester treten allein
Über die ärmliche Schwelle hinein.
Des langen Peters starkzählige Sippe
Sitzt grad an der kargen Mittagskrippe.
Jetzt zeige dich, Pidder:
Lewwer duad üs Slaav!

Der Ritter verneigt sich mit hämischem Hohn,
Der Priester will anheben seinen Sermon.
Der Ritter nimmt spöttisch den Helm vom Haupt
Und verbeugt sich noch einmal: Ihr erlaubt,
Dass wir euch stören bei euerm Essen,
Bringt hurtig den Zehnten, den ihr vergessen,
Und euer Spruch ist ein Dreck:
Lewwer duad üs Slaav.

Da reckt sich Pidder, steht wie ein Baum:
Henning Pogwisch, halt deine Reden im Zaum!
Wir waren der Steuern von jeher frei,
Und ob du sie wünschst, ist uns einerlei.
Zieh ab mit deinen Hungergesellen!
Hörst du meine Hunde bellen?
Und das Wort bleibt stehn:
Lewwer duad üs Slaav!

Bettelpack! fährt ihn der Amtmann an,
Und die Stirnader schwillt dem geschienten Mann:
Du frisst deinen Grünkohl nicht eher auf,
Als bis dein Geld hier liegt zu Hauf!
Der Priester zischelt von Trotzkopf und Bücken
Und verkriecht sich hinter des Eisernen Rücken.
O Wort, geh nicht unter:
Lewwer duad üs Slaav!

Pidder Lüng starrt wie wirrsinnig den Amtmann an.
Immer heftiger in Wut gerät der Tyrann,
Und er speit in den dampfenden Kohl hinein:
Nun geh an deinen Trog, du Schwein!
Und er will, um die peinliche Stunde zu enden,
Zu seinen Leuten nach draußen sich wenden.
Dumpf dröhnt's von drinnen:
Lewwer duad üs Slaav!

Einen einzigen Sprung hat Pidder getan,
Er schleppt an den Napf den Amtmann heran
Und taucht ihm den Kopf ein und lässt ihn nicht frei,
Bis der Ritter erstickt ist im glühheißen Brei.
Die Fäuste dann lassend vom furchtbaren Gittern,
Brüllt er, die Türen und Wände zittern,
Das stolzeste Wort:
Lewwer duad üs Slaav!

Der Priester liegt ohnmächtig ihm am Fuß;
Die Häscher stürmen mit höllischem Gruß,
Durchbohren den Fischer und zerren ihn fort,
In den Dünen, im Dorf rasen Messer und Mord.
Pidder Lüng doch, ehe sie ganz ihn verderben,
Ruft noch einmal im Leben, im Sterben
Sein Herrenwort:
Lewwer duad üs Slaav!

Detlev von Liliencron

detti
30.05.2013, 09:39
Min Modersprok, de netts van ahl

Mooß fruh mech van min Heimat trennen,
Mooß loten fruh min Eldernhus,
Eck lierden frömbbe Menschen kennen,
Eck hörde frömdde Sprok on Gruß.
On höbb eck döck dan ock gefonden,
Gut Fröndeswoort in frömdde Taal,
Et klenk - dooch eck tu alle Stonden----
Min Modersprock et netts van ahl

Das ist eine Strophe von einem Gedicht in meinem Heimatdialekt
Leider kenne ich nicht mehr den Verfasser des Gedichtes,
noch kann ich mit Sicherheit sagen ob ich diesen Vers
wortwörtlich aus meinem Gedächnis richtig zitiert habe
(das hatte ich so in der Schule gelernt)

Zinsendorf
05.09.2016, 19:30
Ein Wiederbelebungsversuch für diesen Thread mit dem unvergessenen Anton Günther:



Deitsch on frei wolln mer sei! (1908)


Heil eich, ihr deitschen Brüder!
Grüß Gott viel tausend Mol!
Auf, singt deitsche Lieder,
deß rauscht ve Barg ze Tol.
Denn's gilt ja onnrer Haamit
in alter deitscher Trei;
loßt's weit in Land nei klinge,
deß mer Arzgebirger sei.
Deitsch on frei wolln mer sei,
on do bleibn mer aah derbei,
weil mer Arzgebirger sei!





Mog aah der Stormwind sausen
huch drubn of freier Höh,
liegn Barg on Wälder draußen
versteckt in tiefen Schnee,
in onnre Elternhütten
do wuhnt Gemütlichkeit,
on alte deitsche Sitten
sei derham be onnre Leit.
Deitsch on frei wolln mer sei,
on do bleibn mer aah derbei,
weil mer Arzgebirger sei!

Trebbt aah es Schicksal immer
in fremder Walt ons naus,
vergassen wolln mer'sch nimmer
es liebe Elternhaus.
Wu mir als klaane Gonge
ganz uhne Sorg on Müh
in Wald sei nausgespronge,
dorten zieht's ons wieder hi.
Deitsch on frei wolln mer sei,
on do bleibn mer aah derbei,
weil mer Arzgebirger sei!

Wos sister onnre Alten
bewahrt ons habn mei Tog,
do wolln mer fest drauf halten
of onnrer Mottersproch;
denn's is ja doch es beste,
es allerhöchste Gut,
onnrer alten deitschen Haamit
gilt der letzte Troppen Blut.
Deitsch on frei wolln mer sei,
on do bleibn mer aah derbei,
weil mer Arzgebirger sei!

Zinsendorf
25.09.2016, 22:48
Ein Wiederbelebungsversuch für diesen Thread mit dem unvergessenen Anton Günther:



Deitsch on frei wolln mer sei! (1908)


Heil eich, ihr deitschen Brüder!
Grüß Gott viel tausend Mol!
Auf, singt deitsche Lieder,
deß rauscht ve Barg ze Tol.
Denn's gilt ja onnrer Haamit
in alter deitscher Trei;
loßt's weit in Land nei klinge,
deß mer Arzgebirger sei.
Deitsch on frei wolln mer sei,
on do bleibn mer aah derbei,
weil mer Arzgebirger sei!
usw.



https://www.youtube.com/watch?v=PSGnS0MYssY

Wolff
11.04.2023, 17:14
Paulo Coelho

Ich danke allen

Ich danke allen, die meine Träume belächelt haben;
Sie haben meine Phantasie beflügelt.
Ich danke allen, die mich in ihr Schema pressen wollten;
Sie haben mich den Wert der Freiheit gelehrt.

Ich danke allen, die mich belogen haben;
Sie haben mir die Kraft der Wahrheit gezeigt.
Ich danke allen, die nicht an mich geglaubt haben;
Sie haben mir zugemutet, Berge zu versetzen.
Ich danke allen, die mich abgeschrieben haben;
Sie haben meinen Mut geweckt.

Ich danke allen, die mich verlassen haben;
Sie haben mir Raum gegeben für Neues.
Ich danke allen, die mich verraten und missbraucht haben;
Sie haben mich wachsam werden lassen.
Ich danke allen, die mich verletzt haben;
Sie haben mich gelehrt, im Schmerz zu wachsen.
Ich danke allen, die meinen Frieden gestört haben;
Sie haben mich stark gemacht, dafür einzutreten.

Vor allem aber danke ich all jenen,
die mich lieben, so wie ich bin.

Wolff
26.12.2023, 12:19
Siebenbürgische Elegie

Anders rauschen die Brunnen, anders rinnt hier die Zeit.Früh faßt den staunenden Knaben Schauder der Ewigkeit.Wohlvermauert in Grüften modert der Väter Gebein,Zögernd nur schlagen die Uhren, zögernd bröckelt der Stein.Siehst du das Wappen am Tore? Längst verwelkte die Hand.Völker kamen und gingen, selbst ihr Namen entschwand.Aber der fromme Bauer sät in den Totenschrein,Schneidet aus ihm sein Korn, keltert aus ihm seinen Wein.Anders schmeckt hier der Märzenwind, anders der Duft von Heu,Anders klingt hier das Wort von Liebe und ewiger Treu.Roter Mond, vieler Nächte einzig geliebter Freund,Bleichte die Stirne dem Jüngling, die der Mittag gebräunt,Reifte ihn wie der gewaltige Tod mit betäubendem Ruch,Wie in grünlichem Dämmer Eichbaum mit weisem Spruch.Ehern, wie die Gestirne, zogen die Jahre herauf,Ach, schon ist es September. Langsam neigt sich ihr Lauf.

Adolf Meschendörfer, 1927
Kronstadt, * 8.5.1877, † 4.7.1963