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Vollständige Version anzeigen : Sind die Ost-Subventionen Ursache fuer den wirtschaftlichen Niedergang?



_freeloader
30.08.2005, 14:18
Sind die Ost-Subventionen Ursache fuer den wirtschaftlichen Niedergang?

Halten wir mal die Tatsachen fest.
Mitteldeutschland war durchindustrialisiert.

Es mag marode Infrastruktur gegeben haben, nur hat es mit dieser schliesslich auch gereicht in der Hitliste der Industrielaender weltweit an den vorderen zweistelligen Positionen zu verharren.
Allein der Quelle Katalog war in etlichen Bereichen ein Beleg der Leistungsfaehigkeit der Firmen Mitteldeutschlands.

Ich kann nun von Faellen berichten, bei dem die Subventionen Grund dafuer waren, daß nicht derjenige den Zuschlag fuer die Ubernahme des Betriebes bekam, der das tragfeahigste und beste Konzept offenlegte, sondern konkret jener, der im Umgang mit Subventionsgelder aber besonders mit dem Umgang der "Refinanzierung der dafuer eingesetzten Unparteiigkeit vortaeuschenden Entscheidungstraeger" Profi war.

Mitteldeutschland wurde von korrupten Bediensteten an schmierende Heuschrecken verschachert und der Beschaeftigte der Firma von der untersten bis zur obersten Etage, sah dem Tun ohnmaechtig, weil der Schacherei nicht maechtig zu, wie durch die erfolgreich Subventionsabfassenden "Scheininvestoren" Heuschrecken ist in der Tat der bessere Ausdruck, Firma ueber Firma in betruegerischer Manier die Unproduktivitaet unterstellt bekommt, und die Mitarbeiter haben keine andere Moeglichkeit dies als bare Muenze hinzunehmen, weil irgendwo gabs wohl tatsaechlich mal einen derartigen Fall.

Lothar Spaeth, als Ausnahme mal zitiert, kann attestiert werden, tatsaechlich Helfer der Ueberfuehrung eines Konzerns von der Staats- in die Marktwirtschaft gewesen zu sein.

Aber leider leider weitgehend allein auf weiter Flur!

Fall 1
BetonPlattenwerk Zwickau
die Belegschaft, und diverse ungenannte sog. Investoren, (es gab tatsaechlich welche, div, Kleinbetriebe aus dem Baden Wuerttembergischen seinen hier genannt, die aber auch an dem fachlichem Konzept interessiert und des "rueckverguetenden schmierens" nicht maechtig waren, also nicht nur hier keinen Zuschlag bekamen)
bewarben sich um die Firma
Zuschlag bekam eine Heuschrecke, von der Branche keinen blassen Schimmer, aber im filettieren von Firmen Profi (vgl.: Pretty Woman).
Die Firma wurde an die Wand gefahren.

Fall 2
Containerproduktion Zwickau
Zuschlag an eine Firma aus Regensburg, die Container vermarktet
Produktion also in Zwickau, Vermarktung ab Regensburg
Subventionen werden kassiert.
Intern wird wie folgt abgerechnet:
Container werden zu billig an die alleinvermarktende "Schwester" in Regensburg verkauft.
In den Buechern erscheint alsbald daraus folgende Unproduktivitaet der Zwickauer Niederlasung.
Die Produktion wird in Zwickau ab und in Regensburg wieder aufgebaut.
Die Firma in Zwickau an die Wand, fertig.

Fall 3
Stahlwerk Leipzig
Der "Investor" sucht die Treuhand auf.
Er wuenscht einen Katalog der zu veraeussernden Staatsbetriebe.
Im Gespreach mit dem Mitarbeiter der Treuhand stellt der Investor fest, daß es in dem "normalen" Katalog echte Filetsteucke nicht gibt.
Der Filet-Katalog ist "Bueck-Dich-Ware" kommt erst nach "Bezahlung" (ohne Quittung) auf den Tisch. Eine unbekannte 5stellige Summe wechselt den Besitzer (wie konnte da ein ehrlich Interessierter Mithalten) und der "Investor" nachdem er sich in der Schweiz schnell noch eine Werkstatt kauft, (der Zuschlag sollte Branchenintern erfolgen - die metallverarbeitende Werkstatt war die Voraussetzung), bekommt den Zuschlag.
An einem echten Fortbestand hat er logischerweise nie Interesse gehabt, er wollte schnelles Geld verdienen, nicht investieren, die Firma ging ebenfalls an die Wand und dem Hörensagen nach wurde ein Teil des Grundstuecks sehr gut an eine Bank verkauft, was fuer sich genommen allein schon zum satten Nettogewinn der "Pseudoinvestors" fuehrte.

In Mitteldeutschland haben also in mehreren Faellen Wirtschaftskriminellen die Ressourcen mit augenscheinlich staatlicher Duldung oder gar Unterstuezung ausbeuten duerfen.

(Wie es bei der Leuna Vermarktung zuging, steht ja nun genau nachzulesen auch in Kohls (damaliger Kanzler) Lebenslauf. Da es dort noch Arbeitsplaetze gibt, war das womoegleich sogar eine der besseren Loesungen - ob der Preis jedoch im Gegenwert zum kompletten Minol-Tankstellennetz angemessen war, steht auf einem anderen Blatt!)

Das ist im Osten jedem bekannt, nur wird dort der Fehler gemacht, da dies ja das nachhaltigste Bild der Westuebernahme ist, daß man verallgemeinert. Aus der anfaenglichen Symphatie ist also hochgradige und allzuoft unangemessene Skepsis geworden, wobei man ja sagen muß, daß die Mehrheit der im Westen lebenden keineswegs so ist.
Skepsis von Anfang an sicherte den Firmen, die heute noch existieren letztendlich das Ueberleben.

Im Westen hingegen, ist der Ausverkauf garnicht so, weil von Medien nicht erwaehnt, registriert worden. Die diesbezuegliche Einstellung der Ostdeutschen trifft durch dieses Wissensdefizit auf Unverstaendnis.

Im Westen oftmals nur bekannt, daß auch hier Firmen geschlossen haben, weil sie ehrlich doch eben rigoros durch Subventionen ins "Neufuenfland" angelockt, und nun dort mit zudem niederigeren Lohnkosten und hoeherer Produktivitaet arbeiten.

Kann man damit allen Ernstes erwarten, daß Sympathien entstehen?

Ich denke, ich kann hier ein wenig zu Aufklaerung beitragen.

Was haette womoeglich wirklich passieren muessen, so betrachtet, waere die Staatsbetriebe unter staatlicher Aufsicht bis auf Weiteres weiterlaufen lassen.

Die Abwanderung, die Verödung ganzer Landstriche, die Immobilienblase West und die Immobilenwerteverfall Ost, waeren damit verhindert worden, und das stellt sich aus sozialer und wirtschaftlicher Sicht derzeit als die groesste Herausforderung dar, die Deutschland jemals hatte!

Die Subventionen waren in ihrer Hoehe also alles in allem gar nicht notwendig, und fuehrten auch deshalb dazu, daß die Firman in die falschen Haende kamen.
Darueberhinaus die von Frau Breuel zu verantwortende katastrophale Treuhandtaetigkeit Ursache dessen worueber wir heute reden - und weniger das System, was vorher dort herrschte!

mfg_freelaoder

kipsdorf
01.09.2005, 16:06
Dem kann man nur zustimmen. Die Betriebe wurden plattgemacht um die Konkurrenz auszuschalten. Die CDU unter Kohl trägt dafür die Verantwortung.

Equilibrium
01.09.2005, 17:18
Dem kann man nur zustimmen. Die Betriebe wurden plattgemacht um die Konkurrenz auszuschalten. Die CDU unter Kohl trägt dafür die Verantwortung.

Unsinn.
Die ostdeutschen Betrieben waren in ihrer damaligen Form keineswegs konkurrenzfähig.

gothmania
02.09.2005, 21:33
Immer wieder von neuem wird dieser Unsinn von der "durchindustrialisierten DDR" hochgekocht! Die Mär von der wehr- und hilflosen Ostwirtschaft, die nach der Wiedervereinigung vom bösen Kapitalismus gnadenlos plattgemacht wurde, ist eine der Lieblingslegenden unserer Neufünfländer. Damit hat man einen prima Sündenbock für die derzeitige wirtschaftliche und soziale Misere der neuen Bundesländer. Doch auch durch ständige Wiederholungen wird diese Behauptung nicht wahr!

Wie war es denn nun wirklich?


1989 lag die DDR-Wirtschaft am Boden. Die Betriebe waren völlig veraltet, die Produktivität konnte nur durch einen lächerlich hohen Personaleinsatz halbwegs aufrecht erhalten werden, den Erwerb neuer Technologien konnte die DDR nicht finanzieren, Umweltschutz und Umweltschutzauflagen waren Fremdworte, die wirtschaftliche Infrastruktur war vorsintflutlich, zahlreiche Masachinen stammten noch aus der Weimarer Republik oder sogar aus dem Kaiserreich, und die wenigen DDR-Betriebe, die für den Westen produzierten, konnten dem Konkurrenzdruck aus Fernost kaum noch standhalten und standen Ende der achtiger Jahre bei ihren Westkunden vor der Auslistung - kurz: die internationale Wettbewerbsfähigkeit der DDR-Wirtschaft war nicht gewährleistet!



Innerhalb des Comecon war dieser Nachteil nicht so gravierend, da in den anderen Ostblockstaaten ähnliche Produktionsbedingungen herrschten und es kein Konkurrenzdenken innerhalb dieses abgeschotteten Marktes gab.

Doch dann fiel plötzlich die Mauer, die Wirtschaft im Westen entdeckte den ehemaligen Ostblock als potentiellen Absatzmarkt und die DDR-Wirtschaft kollabierte nahezu vollständig innerhalb weniger Jahre.

Doch wer trägt denn nun die Schuld am Zusammenbruch der DDR-Wirtschaft?

Würde man eine Befragung unter Ossis starten, wäre die Antwort klar: die Westfirmen und der böse Kapitalismus sind schuld. Doch das ist simplifiziert. Fakt ist:

1)der Westen konnte den zusätzlichen Absatzmarkt "DDR" problemlos mit eigenen Kapazitäten mitversorgen.
2)die Ostwirtschaft mit ihrer veralteten Produktionstechnologie war für die Westfirmen weder Konkurrenz noch als neuer Standortfaktor interessant.
3)auch das know-how der Mitarbeiter der Ostbetriebe war für Westfirmen uninteressant, da der Ausbildungsstand der Ostarbeiter nicht annähernd den West-Anforderungen entsprach.
4) der Personalstand ostdeutscher Firmen war schon ins lächerliche überzogen und hat eine vernünftige Sanierung von vornherein verhindert!
5)DDR-Firmen hatten kaum internationale Patente, an denen Westfirmen Interesse gehabt hätten
6)Die DDR war ein rohstoffarmes Land - außer der schwefelhaltigen Braunkohle, die aufgrund von EU-Emmissionsbestimmungen uninteressant war, gab es keine Resourcen.
7)Wirtschaftlich interessante Markennamen,internationale Markenrechte o.ä. hatte die DDR-Wirtschaft nicht vorzuweisen.
Die DDR-Industrie war de fakto für Investoren wertlos - das Massensterben der Ostindustrie daher absehbar. Genau dies hat das Münchner IFO-Institut schon 1990 festgestellt! Zwar gab es einige wenige Ostfirmen, die dennoch übernommen wurden und deren Arbeitsplätze zumindest teilweise erhalten wurden - z.B. in der Autoindustrie, in der Lebensmittelindustrie oder im Schiffbau. Doch diese Übernahmen waren mit exorbitanten Kosten für die Westfirmen verbunden und nur durch enorme Subventionen zu finanzieren. Diese Hilfestellung des Westens, finanziert aus den Steuersäckeln der BRD, wird von den Ossis heute mit keinem Wort des Dankes gewürdigt.




Fazit:
die Industrie aus Westdeutschland hat am Niedergang der Ostwirtschaft kaum Anteil und allenfalls geringe Schuld!

Die Sündenböcke dafür sind eher bei der Politik, der Treuhand und den alten SED-Seilschaften zu suchen - gerade diese roten Socken verfügten Anfang der 90iger Jahre über schier unermeßliche Geldmittel durch Umrubbeln wertloser Alu-Chips in echtes Geld. Doch über diese Tabu-Thema legen sowohl die Ossis als auch die bundesdeutschen Politiker nur allzu gern den Mantel des Schweigens - bezahlt haben das ja die kleinen Leute!


Abschließend gestatten Sie bitte noch eine provokante Frage: haben sich nicht mittlerweile die Vorzeichen umgekehrt und im Westen gehen Arbeitsplätze zugunsten des Ostens verloren? Alle große Industrieinvestitionen der letzten Jahre wurden im Osten getätigt: die gläserne Volkswagenmanufaktur und die Chip-Fabrik in Dresden, die Kvaerner-Werft in Rostock, das BMW-Werk in Leipzig - alles von West-Firmen mit Westsubventionen und vom kleinen Wessi erbrachten Steuergeldern im Osten errichtet. Aber auch im Kleinen ist diese Tendenz zu beobachten: erst kürzlich wurde die Großbäckerei Kamps aus Bad Oldesloe und die Edeka-Fleischwarenfabrik aus Pinneberg nach Meck-Pomm weggekauft. In beiden Fällen sind hunderte West-Arbeitnehmer in die Arbeitslosigkeit entsorgt worden. Der Westen zahlt zwar satt und reichlich für die Ostförderung - aber der Osten benutzt diese Gelder, um Arbeitsplätze aus dem Westen zu kaufen. Wirtschaft pervers!

SAMURAI
02.09.2005, 21:47
Die ganze Eingliederung der DDR war falsch. Kein Wunder dass Südkorea keine Eingliederung von Nordkorea mehr wünscht.

Frank
05.09.2005, 21:38
Lieber Leichtmatrose,

es ist wirklich schade, dass ich auf Deiner Ignorierliste stehe, sonst könntest Du lesesn, dass ich Dir in weiten Teilen Deiner recht einfachen Analyse zustimme.

Endlich hast Du es auch erkannt: Nicht die einzelnen Bürger der Ex-DDR tragen die Schuld an der Misere, sondern eine oftmals verfehlte Politik.

Geschichte wiederholt sich manchmal eben doch.

Jodlerkönig
05.09.2005, 21:49
Immer wieder von neuem wird dieser Unsinn von der "durchindustrialisierten DDR" hochgekocht! Die Mär von der wehr- und hilflosen Ostwirtschaft, die nach der Wiedervereinigung vom bösen Kapitalismus gnadenlos plattgemacht wurde, ist eine der Lieblingslegenden unserer Neufünfländer. Damit hat man einen prima Sündenbock für die derzeitige wirtschaftliche und soziale Misere der neuen Bundesländer. Doch auch durch ständige Wiederholungen wird diese Behauptung nicht wahr!

Wie war es denn nun wirklich?


1989 lag die DDR-Wirtschaft am Boden. Die Betriebe waren völlig veraltet, die Produktivität konnte nur durch einen lächerlich hohen Personaleinsatz halbwegs aufrecht erhalten werden, den Erwerb neuer Technologien konnte die DDR nicht finanzieren, Umweltschutz und Umweltschutzauflagen waren Fremdworte, die wirtschaftliche Infrastruktur war vorsintflutlich, zahlreiche Masachinen stammten noch aus der Weimarer Republik oder sogar aus dem Kaiserreich, und die wenigen DDR-Betriebe, die für den Westen produzierten, konnten dem Konkurrenzdruck aus Fernost kaum noch standhalten und standen Ende der achtiger Jahre bei ihren Westkunden vor der Auslistung - kurz: die internationale Wettbewerbsfähigkeit der DDR-Wirtschaft war nicht gewährleistet!



Innerhalb des Comecon war dieser Nachteil nicht so gravierend, da in den anderen Ostblockstaaten ähnliche Produktionsbedingungen herrschten und es kein Konkurrenzdenken innerhalb dieses abgeschotteten Marktes gab.

Doch dann fiel plötzlich die Mauer, die Wirtschaft im Westen entdeckte den ehemaligen Ostblock als potentiellen Absatzmarkt und die DDR-Wirtschaft kollabierte nahezu vollständig innerhalb weniger Jahre.

Doch wer trägt denn nun die Schuld am Zusammenbruch der DDR-Wirtschaft?

Würde man eine Befragung unter Ossis starten, wäre die Antwort klar: die Westfirmen und der böse Kapitalismus sind schuld. Doch das ist simplifiziert. Fakt ist:

1)der Westen konnte den zusätzlichen Absatzmarkt "DDR" problemlos mit eigenen Kapazitäten mitversorgen.
2)die Ostwirtschaft mit ihrer veralteten Produktionstechnologie war für die Westfirmen weder Konkurrenz noch als neuer Standortfaktor interessant.
3)auch das know-how der Mitarbeiter der Ostbetriebe war für Westfirmen uninteressant, da der Ausbildungsstand der Ostarbeiter nicht annähernd den West-Anforderungen entsprach.
4) der Personalstand ostdeutscher Firmen war schon ins lächerliche überzogen und hat eine vernünftige Sanierung von vornherein verhindert!
5)DDR-Firmen hatten kaum internationale Patente, an denen Westfirmen Interesse gehabt hätten
6)Die DDR war ein rohstoffarmes Land - außer der schwefelhaltigen Braunkohle, die aufgrund von EU-Emmissionsbestimmungen uninteressant war, gab es keine Resourcen.
7)Wirtschaftlich interessante Markennamen,internationale Markenrechte o.ä. hatte die DDR-Wirtschaft nicht vorzuweisen.
Die DDR-Industrie war de fakto für Investoren wertlos - das Massensterben der Ostindustrie daher absehbar. Genau dies hat das Münchner IFO-Institut schon 1990 festgestellt! Zwar gab es einige wenige Ostfirmen, die dennoch übernommen wurden und deren Arbeitsplätze zumindest teilweise erhalten wurden - z.B. in der Autoindustrie, in der Lebensmittelindustrie oder im Schiffbau. Doch diese Übernahmen waren mit exorbitanten Kosten für die Westfirmen verbunden und nur durch enorme Subventionen zu finanzieren. Diese Hilfestellung des Westens, finanziert aus den Steuersäckeln der BRD, wird von den Ossis heute mit keinem Wort des Dankes gewürdigt.




Fazit:
die Industrie aus Westdeutschland hat am Niedergang der Ostwirtschaft kaum Anteil und allenfalls geringe Schuld!

Die Sündenböcke dafür sind eher bei der Politik, der Treuhand und den alten SED-Seilschaften zu suchen - gerade diese roten Socken verfügten Anfang der 90iger Jahre über schier unermeßliche Geldmittel durch Umrubbeln wertloser Alu-Chips in echtes Geld. Doch über diese Tabu-Thema legen sowohl die Ossis als auch die bundesdeutschen Politiker nur allzu gern den Mantel des Schweigens - bezahlt haben das ja die kleinen Leute!


Abschließend gestatten Sie bitte noch eine provokante Frage: haben sich nicht mittlerweile die Vorzeichen umgekehrt und im Westen gehen Arbeitsplätze zugunsten des Ostens verloren? Alle große Industrieinvestitionen der letzten Jahre wurden im Osten getätigt: die gläserne Volkswagenmanufaktur und die Chip-Fabrik in Dresden, die Kvaerner-Werft in Rostock, das BMW-Werk in Leipzig - alles von West-Firmen mit Westsubventionen und vom kleinen Wessi erbrachten Steuergeldern im Osten errichtet. Aber auch im Kleinen ist diese Tendenz zu beobachten: erst kürzlich wurde die Großbäckerei Kamps aus Bad Oldesloe und die Edeka-Fleischwarenfabrik aus Pinneberg nach Meck-Pomm weggekauft. In beiden Fällen sind hunderte West-Arbeitnehmer in die Arbeitslosigkeit entsorgt worden. Der Westen zahlt zwar satt und reichlich für die Ostförderung - aber der Osten benutzt diese Gelder, um Arbeitsplätze aus dem Westen zu kaufen. Wirtschaft pervers!


ABSOLUT RICHTIG !!

malnachdenken
10.09.2005, 18:59
ich bin auch der meinung, dass die wiedervereinigung, so symbolisch sie auch war, nicht optimal gemacht hat.

man hätte ie beiden teile eher wirtschaftlich und gesetzlich noch getrennt halten sollen. berlin hätte man einen sonderstatus geben können, um vielleicht gesamtdeutsche gesetzgebungen/wirtschaft oder anderes zu "testen".

das hätte vielleicht nicht mal 10 jahre gedauert, um den ostteil aus SEINEM umstand heraus das gleiche wirtschaftliche niveau erreichen können. oder der osten hätte sich auf einige zweige spezialisieren können und mit dem westen ergänzt.

Eisbrecher
11.09.2005, 03:05
Die ganze DDR-Wirtschaft war wie ein Vorredner schon feststellte schon vor der Wiedervereinigung absolut pleite. Selbst der DDR-Staat war zum Überleben auf immense Milliardenbeiträge des Westens angewiesen.
Das System ist wirtschaftlich jedenfalls absolut implodiert. Das der Anpassungsprozess nicht von heute auf morgen gescheen konnte war aber ebenso illusorisch. Hier hat die Politik falsche Hoffnungen gesetzt (blühende landschaften), anstatt die bittere Wahrheit auszuschenken.
Was die Subventionen betrifft, so war der Osten hier großteils ein Massengrab für Steuermittel. Die ganze Umverteilung hätte man sich auch sparen können. Das Geld wäre in den Händen der Bürger und Unternehmer letztendlich weitaus sinnvoller und effizienter genützt worden als vom Staat.
Man denke hier auch an Länder wie die Tschechei oder die Slovakei, welche welche nicht diese immensen Finanzmittel zur verfügung hatten, aber trotzdem mit einer wirtschaftsliberalen Politik im Aufschwung sind.

LinkerHund
20.09.2005, 20:19
Die ganze DDR-Wirtschaft war wie ein Vorredner schon feststellte schon vor der Wiedervereinigung absolut pleite. Selbst der DDR-Staat war zum Überleben auf immense Milliardenbeiträge des Westens angewiesen.
Das System ist wirtschaftlich jedenfalls absolut implodiert. Das der Anpassungsprozess nicht von heute auf morgen gescheen konnte war aber ebenso illusorisch. Hier hat die Politik falsche Hoffnungen gesetzt (blühende landschaften), anstatt die bittere Wahrheit auszuschenken.
Was die Subventionen betrifft, so war der Osten hier großteils ein Massengrab für Steuermittel. Die ganze Umverteilung hätte man sich auch sparen können. Das Geld wäre in den Händen der Bürger und Unternehmer letztendlich weitaus sinnvoller und effizienter genützt worden als vom Staat.
Man denke hier auch an Länder wie die Tschechei oder die Slovakei, welche welche nicht diese immensen Finanzmittel zur verfügung hatten, aber trotzdem mit einer wirtschaftsliberalen Politik im Aufschwung sind.


Wohin ist das Geld denn geflossen? Massengrab sagt sich einfach, aber normalerweise verschwindet Geld ja nicht. Wenn der Staat es ausgegeben hat und es die Bewohner der FNL offensichtlich nicht haben, wo ist es denn jetzt gelandet? Könnte es vielleicht sein, dass es der Industrie im Westen eine ganze Weile lang volle Auftragsbücher beschert hat? Das meine ich völlig wertfrei, ohne auf die "pösen" Westfirmen zu schimpfen.
Nur sollten wir dann jetzt nicht über die "pösen" Ossis jammern, die inzwischen für niedrigere Löhne arbeiten und so den Umzug von Firmen von West nach Ost überhaupt erst lukrativ machen.
Außerdem gibt es da nette Tricks, wo sich an staatlichen Subventionen trefflich verdienen lässt, wodurch man obendrein noch echten Neugründern das Wasser abgräbt.

ciasteczko
20.09.2005, 23:06
Dieser Soli zuschlag frisst mit die Haare vom Kopf meine Steuergelder versickern einfach! :(

Kenshin-Himura
13.04.2006, 03:28
Die Abwanderung, die Verödung ganzer Landstriche, die Immobilienblase West und die Immobilenwerteverfall Ost, waeren damit verhindert worden, und das stellt sich aus sozialer und wirtschaftlicher Sicht derzeit als die groesste Herausforderung dar, die Deutschland jemals hatte!

Dieses Problem ist aber bei Weitem nicht nur durch die Subventionen entstanden. Die internationale Finanzpolitik, besonders in den USA, hat sich zunehmend immer mehr von Roosevelts ,,New Deal" entfernt. Es werden immer mehr industrielle Blasen produziert und ist immer mehr kurzfristig aufgebaut und auf Krieg. Irgendwann gibt es dann kein Zurück mehr. Viele industrielle Blasen stehen vor dem Platzen, und der Ölpreis steigt bald vielleicht auf 80 oder sogar 100 $.

Salasa
13.04.2006, 06:32
Sind die Ost-Subventionen Ursache fuer den wirtschaftlichen Niedergang?

Nein, es gibt hier andere Geldprobleme.

Don
13.04.2006, 20:54
Sind die Ost-Subventionen Ursache fuer den wirtschaftlichen Niedergang?

Halten wir mal die Tatsachen fest.
Mitteldeutschland war durchindustrialisiert. Naja......

Es mag marode Infrastruktur gegeben haben, nur hat es mit dieser schliesslich auch gereicht in der Hitliste der Industrielaender weltweit an den vorderen zweistelligen Positionen zu verharren.
Allein der Quelle Katalog war in etlichen Bereichen ein Beleg der Leistungsfaehigkeit der Firmen Mitteldeutschlands.

Ich kann nun von Faellen berichten, bei dem die Subventionen Grund dafuer waren, daß nicht derjenige den Zuschlag fuer die Ubernahme des Betriebes bekam, der das tragfeahigste und beste Konzept offenlegte, sondern konkret jener, der im Umgang mit Subventionsgelder aber besonders mit dem Umgang der "Refinanzierung der dafuer eingesetzten Unparteiigkeit vortaeuschenden Entscheidungstraeger" Profi war.

Mitteldeutschland wurde von korrupten Bediensteten an schmierende Heuschrecken verschachert und der Beschaeftigte der Firma von der untersten bis zur obersten Etage, sah dem Tun ohnmaechtig, weil der Schacherei nicht maechtig zu, wie durch die erfolgreich Subventionsabfassenden "Scheininvestoren" Heuschrecken ist in der Tat der bessere Ausdruck, Firma ueber Firma in betruegerischer Manier die Unproduktivitaet unterstellt bekommt, und die Mitarbeiter haben keine andere Moeglichkeit dies als bare Muenze hinzunehmen, weil irgendwo gabs wohl tatsaechlich mal einen derartigen Fall.

Lothar Spaeth, als Ausnahme mal zitiert, kann attestiert werden, tatsaechlich Helfer der Ueberfuehrung eines Konzerns von der Staats- in die Marktwirtschaft gewesen zu sein.

Aber leider leider weitgehend allein auf weiter Flur!

Fall 1......

Ich stimme Dir im grossen und ganzen zu.

Die Subventionen, die heute fliessen sind natürlich mit ein massgeblicher Grund für unsere desolate Lage und leider zumeist verplempertes Geld.
Nötig wurde ein grosser Teil davon richtigerweise durch die planlose Zerstörung auch durchaus überlebensfähiger Betriebe.
Das Birgit Breuel Syndrom.

Da ich viel in der Lebensmittelbranche tätig bin kam mir mal ein Fall zu Ohren, als kurz nach der Wende ein kompletter Güterzug mit Butter aus einer mecklenburgischen Molkerei verschwand. Ware wurde nie bezahlt und nie wieder aufgefunden.
Funktioniert nur wenn man die richtigen Leute grosszügig bezahlt.

Unternehmern wurde das Leben schwergemacht. Chancen hatten fast nur Betrüger. Ein unfasslicher Skandal, der mit aller Macht von unserer Politkaste unter den Teppich gekehrt wird.

SLOPPY
13.04.2006, 21:58
Der Glaube, dass alles automatisch gut wird, wenn man nur viel Geld in eine Region steckt, wurde durch die Entwicklungshilfe in den Ländern der Dritten Welt gründlich widerlegt. Dennoch verläuft der offizielle Diskurs über die "neuen" Bundesländer genau nach diesem Muster.

Unzufriedenheit und Subventionen stehen in einem engen Zusammenhang. Wer sich einmal ans Handaufhalten gewöhnt hat, wird es nur schwerlich bleiben lassen.

Unübersehbar hat sich vieles verbessert. Luft und Gewässer sind sauber, die Infrastruktur funktioniert, verfallene Altstädte sind auferstanden. Die Läden sind voll, die Strassen befahrbar, die Wohnungen komfortabel.

Keineswegs alle aber zu viele Menschen in Mitteldeutschland haben sich jedoch in einer grummelnden Untertanenmentalität eingerichtet, in der Eigeninitiative und Selbstverantwortung nicht vorkommen. Und fast niemand traut sich, diese Wahrheit auszusprechen.

Haben wir einfach zuviel Geld in die ex "DDR" gepumpt ???

Apollon7
13.04.2006, 22:02
Naja, kurz nach der Wende wurden auch gute Geschäfte gemacht...

Preuße
15.04.2006, 01:19
Nicht die Subventionen sind das Problem, sondern die ganze Finanzierung!! Sie wurde falsch geplant und umgesetzt. Alles hat aber mit der Treuhand angefangen. Im Prinzip war dass ja gut gemeint, aber was die meisten Unternehmer gemacht haben war eine große Schweinerei!! Die meisten ehemaligen DDR-Betriebe wurden nur des Geldes wegen kaputt gewirtschaftet!! Ein anderes Problem liegt schon weit früher: die Russen! Sie haben alles, was an wert war, nach Russland geschafft, obwohl sie das meiste garnicht nutzen konnten. Ein anderes Problem sind die geringen Rohstoffe der neuen Bundesländer!!! Das einzigste was dort in rauhen mengen vorhanden ist, sind Braunkohle und Uran!! Damit kann die BRD heute recht wenig anstellen!

Gruß Preuße

DrBrezner
16.04.2006, 16:34
Jede Subvention ist überflüssig und verursacht höhere Staatsschulden, die der Bürger zu tragen hat.

wizno
16.04.2006, 18:28
"Sind die Ost-Subventionen Ursache fuer den wirtschaftlichen Niedergang?"

Ganz bestimmt nicht.
Für mich scheint es eher so zu sein das der Niedergang des Kapitalismus in sich selbst begründet ist.
Es ist doch so das ein Unternehmen Gewinn machen muß, dazu muß sie effektiv sein. Dies erreicht sie am besten indem sie möglichst wenig Lohnkosten hat. Nun wird entweder auf den Lohn gedrückt oder AN entlassen und eine bessere Technologie benutzt oder am besten beides zugleich.
Ein weiterer Weg ist die Entlastung der Unternehmen und AN von Staatlichen Abgaben. Dies verringert aber den Staatshaushalt, der praktische auch eine Art Kaufkraft darstellt.
In jedem Fall wird die gesamte Kaufkraft geschwächt, womit wiederum druck auf das Unternehmen entsteht effektiver zu werden.
Für mich ist das Kapitalistische System also eine abwärts gerichtete Spirale die irgendwann auf dem Boden aufschälgt.
z.B. gab es in der BRD von 1994- 2001 einen Produktivitätszuwachs von enormen 74,1%. Der sich aber in keiner Weise auf die Binnennachfrage ausgewirkt hat, den die stagniert ja.

Brotzeit
16.04.2006, 18:51
Es sind die vielen faulen Kompromisse, die aufgrund parteiinternen Ideologien diesbezüglich eingegangen worden sind und die sich angesichts der Realitäten als fatal erwiesen haben ............

Kurz : Es ist die Unfähigkeit unserer Politiker Prioritäten entsprechend den essentiellen Bedürfnissen und Interessen der Volkswirtschaft und des Souveräns gleichermaßen zu setzen! Stattdessen haben sie imemr den "Staat" im Auge und ihr Portemonnaie.....

Einer Nachkriegsgeneration von Politikern wäre das nicht passiert........
Sie wussten wie in solchen Zeiten der Not ( Bezweifelt dies jemand angesichts der Lage noch ? ) zu wirtschaften ist !......

cego
16.04.2006, 19:59
Wohin ist das Geld denn geflossen? Massengrab sagt sich einfach, aber normalerweise verschwindet Geld ja nicht. Wenn der Staat es ausgegeben hat und es die Bewohner der FNL offensichtlich nicht haben, wo ist es denn jetzt gelandet? ...
Außerdem gibt es da nette Tricks, wo sich an staatlichen Subventionen trefflich verdienen lässt, wodurch man obendrein noch echten Neugründern das Wasser abgräbt.
Vor einigen Jahren sprach ich in einem Computerkurs mit einem Installateur. Er hatte seinen Job im Westen verloren, weil sein Arbeitgeber (Firma mit 320 Mitarbeitern, Herstellung, Vertrieb und Service von keramischen Erzeugnissen) im Westen seine Firma dichtgemacht hatte, seine Leute entlassen, seine Kundenkartei mitgenommen und in Ostdeutschland neu eröffnet hatte. Weil er ja im Osten Arbeitsplätze geschaffen hatte, bezog er über die Treuhand einen Gründungszuschuß. Nach zwei Jahren machte der Laden dicht und setzte sich zur Ruhe.
Sollte dieses Beispiel kein Einzelfall sein, ist mir relativ klar, was mit dem Geld geschehen ist.

Don
16.04.2006, 20:18
Vor einigen Jahren sprach ich in einem Computerkurs mit einem Installateur. Er hatte seinen Job im Westen verloren, weil sein Arbeitgeber (Firma mit 320 Mitarbeitern, Herstellung, Vertrieb und Service von keramischen Erzeugnissen) im Westen seine Firma dichtgemacht hatte, seine Leute entlassen, seine Kundenkartei mitgenommen und in Ostdeutschland neu eröffnet hatte. Weil er ja im Osten Arbeitsplätze geschaffen hatte, bezog er über die Treuhand einen Gründungszuschuß. Nach zwei Jahren machte der Laden dicht und setzte sich zur Ruhe.
Sollte dieses Beispiel kein Einzelfall sein, ist mir relativ klar, was mit dem Geld geschehen ist.

Geschieht häufig auch noch heute und nicht nur im Osten.
Es gibt Betriebe die siedeln 10 km um weil irgendeine Gemeinde meint Bauplätze verschenken zu müssen um den Nachbarn die Gewerbesteuer abzugraben.

Ich plädiere seit langem für die Aufnahme von zwei nicht mehr manipulierbaren § ins GG.
1. Absolutes und nicht deutbares Verbot für Bund, Länder, Kommunen und damit verbundene Behörden und Instituionen, Kredite jedweder Art aufzunehmen. ( Formulierung derart, daß auch Verkauf und Rückmiete von öffentlichem Eigentum ausgeschlossen ist, wie in letzter Zeit Kläranlagen etc.)

2. Absolutes und nicht deutbares Verbot für Bund, Länder und Kommunen etc. Subventionen jedweder Art zu gewähren.
Dazu ist das Steuerrecht in einfacher Form neu aufzulegen.